Rumänientour 2019 – Tag 07 & Tag 08 – Sighișoara – 171 km & 0 km

Unsere Nacht war ruhig, aber nicht ganz so entspannt wie sie hätte sein sollen. In irgendeinem Zimmer fühlt man sich immer mal nicht ganz so wohl wie in den anderen. Dies war hier der Fall. Wir können nichtmal sagen warum, aber es war halt so. Das Frühstück entschädigte aber völlig dafür! Super hausgemachte Wurst und Käse, frische Milch, frischer Pfefferminztee und Omelett. Dazu noch Marmelade und Honig. Wir schlugen uns so richtig den Ranzen voll und dann ging es auf die Moppeds. Wir waren heute viel später dran als sonst da das Frühstück erst für 9 Uhr angesetzt war. Aber wir hatten heute auch nur ca. 170 km geplant.

Unser erster Poi heute war die Bicaz Klamm. Echt sehenswert führte uns eine kurvige Straße durch die enge Klamm, aber nicht nur uns, unglaublich viele Ramschbuden und andere Touris waren hier direkt neben der Straße. In jeder noch so kleinen Lücke parkte ein Auto. Es war Samstag, auch die Rumänen waren heute auf Ausflugstour. Nach einem kurzen Stopp am Ende der Klamm und ein paar Fotos ging es weiter zum Lacul Roşu – dem roten See. Dieser soll sich durch eine rötliche Färbung des Wassers nach Regenfällen auszeichnen. Da es lange nicht geregnet hat rechnen wir nicht damit die Färbung zu sehen. Außerdem stehen auf der Fläche des Sees lauter Baumspitzen aus dem Wasser. Der See ist durch einen Erdrutsch entstanden und die Bäume welche hier standen stehen halt jetzt im See. Hier ist allerdings völliger Wahnsinn angesagt! Autos und Menschen ohne Ende. Wir schauen uns kurz an und wollen direkt weiter, aber auch das geht nicht. Hier ist alles dicht. Erst als ein Polizist kommt und die Autofahrer welche aus den Fenstern fotografieren oder auf einen Parkplatz warten wollen weiterschickt geht wieder etwas vorwärts.

Die Strecke im weiteren Verlauf ist angenehm kurvig und führt uns durch Wälder. Hinter uns hängt eine Triumph Tiger mit zwei Personen drauf. Ein paar Ortschaften später sehen wir einen Stand der Kürtőskalács verkauft. Wir lieben diese Dinger, also halte ich sofort an. Später sagt Anja mir dass sie gehupt hatte um mir zu signalisieren dass ich halten soll…. hab ich nicht gehört aber trotzdem genau richtig gehandelt. Die Franzosen auf der Triumph halten auch an. Wir kaufen Kürtőskalács und die Franzosen kaufen Bananen. Wir wollen nicht von den Bananen probieren, aber wir lassen die Franzosen von unserem gigantisch großen Baumstriezel testen. Sie sind begeistert und wir kommen ein wenig ins Gespräch. Sie sind bereits seit März in ganz Europa unterwegs und haben noch vor bis Ende November weiter zu machen. Ab Januar muss er dann wieder arbeiten. Wir hätten auch gerne mal 9 Monate Zeit um zu reisen… und was hindert uns? Eigentlich stehen wir uns nur selbst im Weg. Während wir unseren Snack fertig essen kommt ein Romamädchen zu uns und fängt an penetrant nach Lei zu fragen. Das ist auch das einzige Wort was wir verstehen. Zum einen mag ich es nicht einfach Geld zu geben und zum anderen ist der kleinste Schein den wir haben ein Fünziger. Also satteln wir auf und fahren weiter. Kurze Zeit später überholt uns noch die Triumph da wir innerorts meist mit angepasster Geschwindigkeit unterwegs sind, was allen außer uns zu langsam ist. Aber wir wollen uns ja auch ein bisschen umgucken.

Die Strecke bleibt erstmal kurvig und schön zu fahren. Außerorts schließen wir dann auch irgendwann wieder auf die Franzosen auf und folgen Ihnen noch ein wenig. Als eine Tankstelle in Sicht kommt beschließen wir nochmal eine kleine Pause einzulegen. Ich checke mal den Luftdruck und schau die Moppeds ein bischen durch, Anja beobachtet eine Biene die auf meiner Schulter mitgefahren ist und verwirrt auf meiner Jacke im Kreis läuft. Wir haben heute keine Eile.
Die Strecke wird nun eintöniger. Es geht mehr geradeaus, die Straße ist gut ausgebaut. Es kommen immer wieder Dörfer und wir sehen relativ viele Romafrauen. Die Straßenstände vor den Häusern werden zahlreicher. Es werden Zwiebel, Knoblauch und Tomaten angeboten. In einem Dorf hängen Banner und ich interpretiere sie so dass hier eine Art Erntedankfest stattfindet. Uns kommt auch noch ein Pferdekarren mit lauter Leuten in Tracht entgegen welche freudig winken, noch ein Zeichen für ein Fest. Je näher wir Sighișoara kommen desto dichter wird der Verkehr und desto mehr große Autos überholen uns mit irrer Geschwindigkeit. Haben die keine Angst vor Schlaglöchern? An der Tankstelle vorhin stand ein Skoda neben uns der eine verdellte Felge und deshalb einen Plattfuss hatte. Der Fahrer löste es pragmatisch – Kofferraum auf, Hammer und Meisel raus, ca. zehn Schläge auf die Stahlfelge um sie wieder in Form zu bringen, wieder Luft rein und weiter. In Deutschland hätte man wohl den ADAC gerufen und der hätte das Auto abgeschleppt. Ich möchte Wetten die Felge wird nicht nochmal angfasst wenn sie dicht bleibt.

In Sighișoara stoppen wir am Doubletree by Hilton und dürfen die Moppeds in der Tiefgarage abstellen. Wir werden hier zwei Nächte bleiben um mal ein bisschen auszuspannen. Nach dem auspacken haben wir noch die Ketten gespannt und Wäsche gewaschen bevor wir uns zum Essen in die Stadt aufgemacht haben. Im Gasthaus Alte Post finden wir sofort einen freien Tisch auf der Terasse und bestellen uns einen Gemüseaufstrich als Vorspeise. Dann gibt es für mich einen Sonntagsbraten mit Kartoffeln und für Anja einen Hähncheneintopf mit Gnocchi. Wir runden das ganze mit einer Nachspeise (Papanasi) ab welche uns quasi ins Fresskoma gleiten lässt. Als unsere Nachspeise kam betraten auch noch zwei andere Deutsche das Gasthaus welche wir an einer Holzkirche bereits getroffen hatten. Sie setzten sich zu uns und schon war der Abend gelaufen… im positiven Sinne. Eigentlich hatten wir noch ein bisschen Routenplanung machen wollen, nun verratschten wir die Zeit. Aber morgen war ja auch noch ein Tag. Um 23 Uhr fielen wir dann müde ins Bett und zappten noch kurz durchs TV Programm. Alle Filme auf Englisch mit Rumänischen Untertiteln. Eigentlich das gleiche Prinzip wie in Norwegen… theoretisch müssten die Leute hier doch alle ein bisschen Englisch sprechen…also zumindest wenn sie TV gucken.

Tag 08:
Der Wecker klingelte heute erst um 8 Uhr. Erstmal duschen und uns selbst auf Vordermann bringen, dann ab zum Frühstücksbuffet. Viele Menschen… das mögen wir ja total beim Frühstück. Nicht! Und dann die Tische wenn die anderen sie verlassen… Warum nimmt man sich drei gekochte Eier wenn man diese nicht isst? Oder zehn Scheiben Brot nur um acht davon liegen zu lassen? Wenn einem mal was nicht schmeckt ist das ja okay, aber dann nehm ich mir halt erstmal ein kleines bisschen und probiere. Unglaublich was hier abging.

Nach dem Frühstück packten wir die Kameras und liefen los. Hinter dem Hotel war ein Markt für Imker. Allerhand Zubehör welches man bei der Honiggewinnung so brauchen kann. Dann ging es weiter zum offiziellen Marktbereich von Sighișoara. Hier war nichtmal die Hälfte der Fläche belegt und es gab nur Gemüsestände. Nach fünf Minuten stiegen wir dann die ersten Treppen hinauf in Richtung Altstadt. Eine Kirchenbesichtigung und einen Friedhof später schlenderten wir dann entspannt durch die Gassen und setzten uns immer mal wieder irgendwo hin. Irgendwann landeten wir in einem Hinterhof und bestellten hausgemachte Limonade. Als diese ausgetrunken war besichtigten wir noch die Wehranlagen der Altstadt und suchten uns das nächste Cafe. Hier gab es dann zur Abwechslung hausgemachte Limonade und Kuchen (Käsekuchen mit Pflaumen und Kirschkuchen mit Baiser). Gut dass wir was süßes hatten, die Limonade war nämlich zuckerfrei und sorgte für einen lustigen Gesichtsaudruck beim trinken 🙂

Wir schlenderten nochmal ein wenig durch die Gassen ehe wir wieder den Berg hinabstiegen und uns noch einen Supermarkt suchten. Wasser, Wurst und Käse ergänzten das Brot welches wir noch hatten dann zu einem vollen Abendessen auf dem Hotelzimmer. Im Hotel steppte der Bär, im großen Saal fand eine Hochzeitsfeier statt und bereits am frühen Abend tanzten ALLE Gäste ausgelassen. Der DJ fuhr die Anlage an Ihre technischen Grenzen und eine Unterhaltung war schon im Foyer des Hotels fast nicht mehr möglich. Unser Zimmer liegt aber am Ende des anderen Flügels und im dritten Stock. Hier hört man nichts mehr von der Feier. Nach dem Abendessen machten wir uns dann mal an eine grobe Routenplanung für den Rest des Trips. Irgendwann müssen wir dann ja auch mal wieder drandenken in Richtung Heimat zu fahren. Erstmal geht es aber noch weiter in Richtung Südosten! Morgen wollen wir Brasov einen kurzen Besuch abstatten.