Island Tag 5 – 520 km – Raufarhöfn

Um 6:30 klingelt der Wecker… ist das Urlaub? Ja ist es, wir wollen schließlich was sehen. Im Herbst gibt es noch einen Urlaub zum Faulenzen, da wird länger geschlafen. Es war echt angenehm das ganze Gästehaus für uns alleine zu haben. So schön ruhig. Das Gemeinschaftsbad gehört einem auch alleine und in der Küche gibt es auch kein Gedrängel. Ich möchte echt nicht in der Hauptsaison hier unterwegs sein.

In Island wird wahnsinnig viel mit Geothermie gemacht. Naja, die wären ja auch doof, wenn sie die heißen Quellen und die Erdwärme nicht nutzen würden. Man hat hier aber an manchen Orten beim Duschen das Gefühl man sitzt in einem Haufen faulige Eier. Der Schwefelgehalt des heißen Wassers ist ziemlich hoch und es riecht für uns einfach extrem gewöhnungsbedürftig. Im Gästehaus Olga in Egilsstaðir war das extrem. Ich habe einfach wesentlich kälter geduscht als normalerweise um dieses Geruchsproblem zu lösen.

Nach dem Frühstück fahren wir los in Richtung Gufufoss. Um diesen zu erreichen müssen wir wieder einige Höhenmeter überwinden, wobei immer mehr Nebel aufkommt je höher wir fahren. Die Sichtweite beschränkt sich auf ca. 25 Meter und wir befürchten, dass wir die angepeilten Wasserfälle gar nicht zu Gesicht bekommen. Der Gufufoss liegt dann allerdings exakt an der Nebelgrenze. Hier im Osten der Insel haben wir die meisten Locations um diese Jahreszeit für uns alleine. Wenn dann noch so ein Wetter dazukommt sowieso.

Nach einer kurzen Fotopause fahren wir zurück zum Fardagafoss an welchem wir uns aber entscheiden die Wanderung von ca. 1 Stunde nicht auf uns zu nehmen, da dieser höher und somit im Nebel liegt. Wieder zurück in Egilsstaðir fuhren wir diesmal in Richtung Litlanes- und Hengifoss. Vom Parkplatz (mit beheizter Toilette) bis zu den Wasserfällen ist es eine stattliche Wanderung die steil Bergauf geht. Insgesamt 1 Stunde und 45 Minuten waren wir unterwegs bis wir zurück am Parkplatz waren. Die beiden Fälle sind absolut beeindruckend und jeden Höhenmeter wert! Der Litlanesfoss ist von senkrecht stehenden Basaltsäulen umgeben welche ihn regelrecht einrahmen.

Nun ging es wieder zurück nach Egilsstaðir, welches wir nun aber endgültig hinter uns lassen wollen. Noch schnell einen kurzen Stopp im Bonus Supermarkt und ein bisschen Lebensmittel gekauft, dann geht es weiter. Den Rjúkandi Wasserfall können wir leider beim besten Willen nicht erkennen da es so neblig ist dass wir maximal 20 Meter Sichtweite haben. Das macht auch das Fahren sehr anstrengend. Wir befinden uns inzwischen auch einige Meter höher, was man sehr gut daran erkennen kann dass um uns herum noch alles voller Schnee ist. Über eine Stunde fahren wir quasi im Blindflug im dichten Nebel dahin bevor es endlich aufreißt.

Noch sind wir auf der auch als Ringstraße betitelten 1 unterwegs. Wir wollen aber bald nach rechts abbiegen auf eine Schotterpiste um zum Detti- und Selfoss zu kommen. Leider müssen wir feststellen, dass die 284 gesperrt ist. Das hatte ich auf road.is schlichtweg übersehen bei der Planung. Wir nehmen also auf der anderen Flussseite die 282, welche leider aber auch ab dem Dettifoss gesperrt ist. Das bedeutet für uns einen Umweg von zusätzlichen 150 km um zum Arctic Henge zu kommen. Dort haben wir heute Nacht ein Zimmer in einem Gästehaus gebucht. Das würfelt unsere Zeitplanung ganz schön durcheinander. Ich schreibe der Hausdame schnell noch eine SMS, dass wir etwas später kommen als geplant und dann stapfen wir los zu den Wasserfällen.
Eine mühselige Angelegenheit durch den tiefen schmelzenden Schnee zu laufen. Immer wieder sacken wir unverhofft ein oder stehen knöcheltief in Wasserlachen. Aber die beiden Naturschauspiele sind es wert! Der Dettifoss, an welchem wir zuerst Halt machen stürzt mit einer Gewalt in die Tiefe, dass einem ganz Angst werden kann. Die Gischt des Wasserfalles macht es uns unmöglich die ND Filter zum Einsatz zu bringen. Zu diesem Wasserfall passt es aber auch nicht ihn „weich zu malen“. Auf dem Programm steht also Foto – Objektiv abwischen – Foto – Objektiv abwischen – Foto – abwischen…

Nach einem weiteren Fussmarsch stehen wir noch ziemlich weit vom Selfoss entfernt und müssen feststellen dass wir nicht näher ran dürfen, da der Weg auf den lockeren Eisplatten zu gefährlich wäre. Gut, dann packen wir eben das Tele aus. Hier haben wir wenigstens keine Probleme mit der Gischt. Der Weg zum Auto zurück raubt unseren Füssen dann die letzten Kräfte für den Tag. Das Laufen in dem sulzigen Schnee ist echt anstrengend. Nun beginnt der langweiligste Teil des Tages. Aufgrund meiner Unachtsamkeit bei der Planung stehen uns noch 240 km bis zur Unterkunft bevor. Einen Großteil dieses Weges werden wir morgen wieder zurück fahren, um zum Myvatn zu gelangen an welchem wir heute einfach vorbeidüsen.

Das Wetter hält sich lange Zeit trocken und mit guter Sichtweite. Einen Tankstop legen wir noch ein um unsere Restreichweite nicht unter 200km fallen zu lassen. Auf den letzten 40km zieht der Himmel dann wieder zu und es gibt interessante Lichtstimmungen. Vergleichbar mit dem Weißabgleich der Kamera ergibt sich alle paar km ein völlig neuer Anblick. Von warmweiß (welches ins Orange geht) bis hin zu kaltweiß (welches eher bläulich wirkt).

Um kurz nach 19 Uhr kommen wir nach 520 gefahrenen Kilometern am Gästehaus Solsetur in Raufarhöfn an. Die Hausherrin zieht kurz und schmerzlos den Checkin mit uns durch und teilt uns mit, dass wir das ganze Haus für uns alleine haben. YES!!! Noch schnell was zu Essen gekocht, den Plan für den Rückweg zum Myvatn nochmal durchgegangen (das wird deutlich entspannter) und schon liegen wir völlig erschlagen im Bett. Diesen Bericht schreibe ich erst am Folgetag da ich einfach zu platt war.

Hier noch der GPX Track des Tages:

Island Tag 4 – 315 km – Egilsstaðir

Irgendwie wollte ich heute morgen nicht aufwachen. Nachdem Anja mich dann genötigt hatte wach zu werden, trabten wir erstmal in die Frühstückshalle des Hotels. Und das war endlich mal wieder ein Frühstücksbuffet, das es wert war BUFFET genannt zu werden. Teller voll – Teller leer gemacht – Magen voll gemacht – wieder müde…

Naja hilft ja alles nix, wir wollen ja auch was sehen, wenn wir schon in Island sind. Für unseren ersten Fotostopp des heutigen Tages hielten wir spontan an einer Bucht, in welcher sich wunderbar die umliegenden Bergketten spiegelten. Ein bisschen rumschlendern und knipsen. Die Zeit vergeht schnell. Weiter geht es zum ersten geplanten Stop, dem Vestrahorn. Nachdem wir 1600 ISK (ca. 13 EUR) für den „Naturschutz“ bezahlt haben, dürfen wir direkt bis zum perfekten Fotopunkt durchfahren. Was an dieser Gebühr Naturschutz ist, weiß ich zwar net, den unternehmerischen Profit Gedanken dahinter kann ich dafür umso mehr nachvollziehen. Wir parken und wandern durch die schwarzen Dünen an den Strand. Stative raus, Filter auf die Linse und los geht es. Verschiedene Standorte ausprobiert und dann ist es auch schon passiert… Der Schuh ist voll Wasser, weil man nach dem fünften Bild eben nicht mehr an die Wellen denkt, welche heranrollen. Aber egal, das trocknet wieder.

Wir trödeln rum und die Zeit vergeht wie im Flug. Noch ein paar Bilder mit den Dünen im Vordergrund und dann noch auf die andere Seite der Landzunge, mal gucken ob es außer Möwen noch andere Vögel gibt. Mit Robben rechnen wir nicht. Schnell mal das große Tele (150-600) an die Kamera geschraubt und kurz die Felsen abgesucht. Ein Schuss – nur Möwen, alles klar lass uns gehen… Abends am Computer hab ich dann FÜNF ja, ganze FÜNF Robben auf dem schnellen Testschuss entdeckt. Betriebsblind wie ich war hab ich die natürlich vor Ort nicht mal ansatzweise wahrgenommen.

Unser nächster geplanter Halt kam bereits nach 16 km. Der Skutafoss hat es uns auch sehr angetan. Wieder vertrödelten wir über eine Stunde beim Fotografieren von insgesamt 3 Wasserfallstufen. Als wir endlich wieder vorwärts kamen, war es bereits 14 Uhr. Ganze 72 km der geplanten 370 hatten wir bisher geschafft. So wird das heute nix. Die nächsten zwei angedachten Spots ließen wir mangels Inspiration ausfallen und so kamen wir endlich etwas voran

Heute war auch mal ein Tankstop fällig. Automatentankstelle, sogar mit deutscher Sprache. Easy! Ein anderer Kunde kam damit allerdings garnicht klar. Ich verstehe nicht was so schwer daran ist – Karte rein, Pin eingeben, Volltanken auswählen, Nummer der Zapfsäule drücken und das war es.

Nun kam lange Zeit nichts. Wobei, nichts ist die falsche Aussage. Absolut beeindruckende Natur konnten wir bestaunen. Alle 500 Meter hätten wir anhalten können, aber dann kämen wir in einem Jahr nicht um die Insel rum. Also ab zum nächsten Wasserfall. Der Sveinsstekksfoss ist super mit dem Auto zu erreichen. 2 Minuten zu Fuss vom Parkplatz bis zum Aussichtspunkt. Hier arbeiteten wir ausnahmsweise mal hochkonzentriert und effektiv. Nur 10 Minuten, dann waren die Bilder im Kasten…und es begann mal wieder zu Regnen. Vielleicht waren wir auch deshalb so zügig.

Die restlichen 140 km bis zur heutigen Unterkunft im Gästehaus Olga in Egilsstaðir vergingen dann wie im Fluge. Einen Halt legten wir noch ein als Anja eine Robbe in einem Fjord entdeckte.

Wir erreichten noch ungeahnte Höhen und fuhren von Schneebedeckten Gipfeln umgeben über einen Pass (keine Ahnung wie der hieß). Das Gästehaus haben wir vollkommen für uns allein, einer der Vorteile wenn man abseits der Saison unterwegs ist. Für morgen haben wir wieder ein paar km mehr geplant da wir eine nette Unterkunft am Arctic Henge gefunden haben. Mal sehen wie wir das mit dem Zeitmanagement hinkriegen.

Hier noch der GPX Track des Tages: