Roma – die ewige Stadt

Der Urlaub ist nun schon eine ganze Zeit her, jedoch scheint Tobi nicht so recht die richtigen Worte zu finden… Deshalb versuche ich heute mal mein Glück und hoffe das Erlebte irgendwie in Worte fassen zu können.

Tobi ist ja schon ein erfahrener Rom-Urlauber und machte mir diese Stadt schon lange schmackhaft. Da im November 2014 noch Urlaub zur freien Verfügung stand, wollten wir diesen Städtetrip in Angriff nehmen. Das Wetter ist im November eigentlich ideal um Rom zu besuchen, es ist nicht mehr heiß, aber immer noch warm genug, um im T-Shirt mit einem Eis in der Hand die Sonne genießen zu können.

Viele Eindrücke aus Erzählungen geisterten durch meinen Kopf und ließen mich anfangs mit gemischten Gefühlen in die Planung mit einsteigen… Anfahrt mit dem Bus, Taschendiebe an jeder Ecke, mächtige Bauwerke und entsprechend viele Touris, keine öffentlichen Toiletten, und unglaublich viel zu laufen…

Eines stand für mich fest: ich würde mich keine 15 Stunden in einen Reisebus setzen!
Damit war das Flugzeug unsere erste Wahl. Wir buchten über Lufthansa mit Abflug und Ankunft in Nürnberg. Da keine Direktflüge möglich sind, starteten wir unsere 7-tägige Reise am Samstagmorgen um 06:50 Uhr mit dem Flug nach Düsseldorf bei aufgehender Sonne, stiegen in Düsseldorf um, überquerten bei strahlendblauem Himmel die Alpen und landeten planmäßig um 13:25 Uhr in Rom.

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Vorher haben wir uns – soweit möglich – mit den vorhandenen öffentlichen Verkehrsmittel und den passenden Tarifen für uns vertraut gemacht. Wir kauften Tickets für den Leonardo Express, der uns innerhalb einer halben Stunde, ohne Stopps vom Flughafen zum zentral gelegenen Bahnhof Termini brachte. Mein erster Eindruck, der sich während der Zugfahrt entwickelte, bestätigte sich, als sich die Türen des Zugs öffneten und uns eine Wolke nicht sehr angenehmer Gerüche umfing. Großstadt gepaart mit südlichen, schwülen Temperaturen…

Unsere Unterkunft für diese Woche – das Hotel Milton Roma liegt nur ca. 10 Gehminuten vom Bahnhof entfernt. Nachdem kein Plan zu finden war, der uns einen annähernd guten Überblick über die Haltestellen der Öffentlichen Verkehrsmittel gibt, beschlossen wir das Hotel zu Fuß zu suchen.

Also Koffer gepackt und raus aus der Bahnhofshalle… 1. Lektion: Bloß nicht stehen bleiben! Vor dem Bahnhof lungern viele Taschendiebe, man wird von oben bis unten gemustert und wenn sich was leicht Abzugreifendes findet angesprochen, abgelenkt und … bestohlen. Aber! Wir waren vorbereitet, kein schickes Handtäschchen, Karten und Geld in speziellen Beuteln IN der Hose und gut erzogen: „Kind, red mit keinem Fremden!“
Je weiter wir uns vom Bahnhof entfernten, desto weniger Leute lungerten auf den Straßen herum. Wir erreichten unser Hotel und checkten erst mal ein. Das Hotel liegt super an einer U-Bahn-Station, einer Tram und Bushaltestelle.

Nachdem es schon auf Abend zuging, wollten wir uns nur noch ein bisschen die Füße vertreten und was zum Abendessen suchen.
Die erste – von unzähligen – Kirchen, die wir uns ansahen war San Giovanni in Laterano. Auf dem Rückweg stoppten wir bei einem kleinen Imbiss und holten uns ein paar Stücke Pizza. Eingedeckt mit Wasser und Keksen verschwanden wir aufs Zimmer und planten den nächsten Tag.

 

Im Vorfeld hatten wir schon geklärt, dass uns der Romapass (Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel und Ermäßigung bei verschiedenen Eintritten) nicht zusagt. Das Ticket hat nur 3 Tage Gültigkeit und wir bräuchten damit 4 Stück. Das macht einen Betrag von 144 EUR. Dem entgegen steht das CIS Ticket: 6 Tage gültig, alle Verkehrsmittel inbegriffen und kostet nur 24 EUR pro Person.

 

Also stiegen wir am nächsten Tag nach einem ausgiebigen Frühstück erst mal in die Metro. Wir starteten im Norden mit der Grünanlage Villa Borghese, schlenderten einmal quer durch den Park und verließen ihn über die Piazza Flaminio. Weiter ging es über die Piazza del Popolo in kleine Gassen voller Künstler. Und dann fanden wir sie: die Piazza di Spagna.. und damit die Touristen. Wir ließen uns auf der Spanischen Treppe nieder und  machten erst mal ein Päuschen.

Die ständigen Angebote doch einen „Selfie-Stick“, Rosen oder Knetgummifiguren zu kaufen, scheuchten uns wieder auf und wir machten uns, vorbei an der Fontana del Tritone, auf den Weg Richtung Fontana di Trevi.
Der Trevibrunnen wurde mir als ein Highlight immer wieder nahegelegt, den müsse man mal gesehen haben und dann das: Kein Wasser, von unten bis oben eingerüstet und von Touris umringt, so dass es schwer war, auf das bisschen Unverhüllte einen Blick werfen zu können.
Ein wenig enttäuscht ließen wir uns durch die Gassen treiben, wir überquerten die Piazza Colonna und Piazza di Montecitorio und standen vor dem Pantheon.
Die Atmosphäre im Pantheon hat nicht viel mit einer Kirche gemein. Immer wieder müssen die Leute in den verschiedensten Sprachen daran erinnert werden, dass sie eigentlich in einer Kirche stehen und sich auch entsprechend verhalten sollen.

Von da aus strebten wir auf die Piazza Navona zu. Hier angekommen, ließen wir uns erst mal nieder und genossen die Eindrücke… Straßenkünstler, geschäftiges Treiben, Leute aus aller Welt.

Die Mittagszeit war schon lange um und so langsam meldete sich der Hunger.
Der Campo de Fiori war schnell erreicht und nach einem Gang durch die Marktstände entschieden wir uns, in der Hosteria Romanesca etwas zu essen.

Ein sympathisches kleines Restaurant, nicht aufdringliches, nettes Personal und absolut leckere Nudeln!

Für den ersten Tag war unser Bedarf an Sehenswürdigkeiten eigentlich gedeckt… Der Rückweg zum Hotel dauerte aber länger als gedacht. Nachdem es unmöglich ist, einen Busplan und noch dazu Abfahrtszeiten zu finden, stiegen wir einfach mal ein und landeten am Piazza Vittorio. Nach einem Fotostopp bei dem wir die golden schimmernden Bauten bei untergehender Sonne einfingen, landeten wir mit Bus und U-Bahn am Colosseum. Und, welch „dummer Zufall“, genau zur blauen Stunde. Die Chance musste ergriffen werden.

 

Der nächste Tag stand ganz im Zeichen des Vatikans. Tobis Erfahrung ließ uns bei Zeiten loskommen. Das Ziel: spätestens um 10 Uhr am Petersplatz zu sein.
Von allen Seiten strömten die Menschen auf den Platz. Um nicht so viel Zeit zu verlieren, stellten wir uns gleich mit in die Schlange, welche schon drei Viertel des Petersplatzes umfasste.
Es ging schneller als gedacht und nach einer guten halben Stunde standen wir auch schon an, um auf die Kuppel zu gelangen. Der Aufstieg ist nichts für Klaustrophobiker. Enge, schräge!! Gänge schlängeln sich an der Kuppelinnenseite nach oben. Aber der Ausblick entschädigt.

Wieder unten angekommen, standen wir im Petersdom und obwohl gerade ein Teil auf Grund eines Gottesdienstes nicht zugänglich war,  ist dieses Gebäude riesig.

Zum Petersdom gehört auch die Engelsburg, hier wollten wir den Nachmittag verbringen…. Und standen vor verschlossenen Türen. Die Engelsburg kann an Montagen nicht besichtigt werden.

Etwas planlos wandern wir am Tiber entlang und überlegen, was wir mit den restlichen Stunden anfangen. Der Marco Polo Reiseführer schlug einen Stadtspaziergang über den Gianicolo bis Trastevere vor. Gesagt – Getan – also eigentlich: Gelesen – Gelaufen! Das Wetter war herrlich und wir ließen uns Zeit. Der Gianicolo ist üppig grün, was eine schöne Abwechslung zur sonst so zugebauten Stadt darstellt. Unten angekommen finden wir uns in Trastevere wieder.

So stellt man sich Rom vor. Kleinste Gassen, Blumentöpfe und Ranken an jedem Balkon, Restauranttische vor den Häusern, Wäscheleinen dazwischen und Rollerfahrer, die einem die Füße platt fahren…. Herrlich!
Die Zeit verging wie im Flug und schon waren wir wieder auf dem Weg zum Hotel.

 

Tag 4 war definitiv der dreckigste Tag! Wir begannen am Colosseum und gingen danach direkt ins Forum Romanum und auf den Palatin. Steine über Steine und es ist kaum vorstellbar, was zu damaliger Zeit bautechnisch schon möglich gemacht wurde.

Die Füße taten langsam weh, und der ständige Wind wirbelte Unmengen Dreck auf.
Als wir abends den Palatin verließen, waren wir von oben bis unten mit einer rötlichen Staubschicht bedeckt.
Aber das war uns egal, als wir noch einen kleinen Abstecher zur Kirche Santa Maria Maggiore machten. Die Größte der 80 Marienkirchen in Rom.

Auf dem Rückweg zum Hotel holten wir uns noch ein Eis, und damit meine ich ein richtiges Eis… Keine Kugeln, sondern Eis mit Pfannenwendern auf eine Waffel drapiert und  einen Löffel dazu, weil es anders nicht essbar wäre.

 

Tobi erzählte mir oft, dass er mit seinen Eltern Rom eigentlich immer zu Fuß erkundet hat… Fand ich die bisherigen Tage schon echt anstrengend, wo wir doch jede Möglichkeit nutzten, in ein öffentliches Verkehrsmittel zu steigen, um die Strecken zu überbrücken. Aber an die Via Appia Antica seien sie damals mit dem Bus gefahren. Das war auch unser Ziel am 5. Tag.

Auf dem Weg gen Süden nahmen wir noch die Caracalla-Therme mit. Einmal umrundet fanden wir auch den Eingang. Die Freizeitbäder, wie wir sie kennen, erscheinen niedlich gegen diese Anlage.

Von da aus stiegen wir in den Bus 118, der zur und dann auf der Via Appia Antica entlang fuhr.
Was soll ich sagen, ein bisschen gestört muss man da als Busfahrer schon sein… Wir rauschten in einem Affenzahn über die alte Kopfsteinpflaster-Straße… Schlaglöcher sind dazu da, mitgenommen zu werden.
So durchgeschüttelt stiegen wir an den Katakomben von San Sebastiano aus und konnten dort 15 Minuten später eine deutsche Führung mitmachen.

Diese Katakomben sind kilometerweit unter Rom verzweigt und wir bekamen in einen kleinen Teil davon Einblick.

Danach setzten wir uns zu Fuß in Bewegung. Der Eintritt in die Caracalla-Therme inkludierte den Eintritt in die Grabstätte Tomba di Cecilia Metella. Naja, muss man nicht gesehen haben, etwas Besonderes haben wir hier nicht gefunden.

Mit dem nächsten Bus fuhren wir wieder Richtung Zentrum und stiegen am Circo Massimo aus.  Wir eilten auf den Aventin um noch bei Tageslicht einen Blick durch das berühmte Schlüsselloch werfen zu können. Der Ausblick vom Orangenhain auf dem Aventin weckte bei Tobi den Wunsch, nochmal mit Stativ zur blauen Stunde hierher zu kommen.
Aber jetzt stand erst mal Abendessen auf dem Plan. Wir aßen Pizza bei Magnifico Eat: anders, aber nicht schlecht.

 

So voller Eindrücke ließen wir den vorletzten Tag ruhig angehen. Wettermäßig hatte es ziemlich abgekühlt und regnete immer wieder. In Regenjacken eingepackt fuhren wir mit der Tram und Bus zur Tiberinsel. Nebenher noch einen Earthcache mitgenommen und dann etwas lustlos wieder von der Tiberinsel runter, denn so viel zu sehen gibt es hier nicht.

Danach schlenderten wir durch das Jüdische Viertel, wo wir immer wieder an Häusern vor dem Platzregen Schutz suchten.
Die zahlreichen Brunnen in Rom sind Überbleibsel der damaligen Wasserversorgung und haben Trinkwasserqualität.

Nach einem kurzen Besuch auf dem Kapitol entschieden wir uns, den restlichen Tag im Hotel zu verbringen und einfach mal nichts zu tun.
Um was Leckeres zum Abendessen zu finden, gingen wir heute mal die Straße vom Hotel aus in die andere Richtung entlang. Deshalb entdeckten wir das Bistro AL 133 erst am 6. Tag. Die Küche ist absolut empfehlenswert und in dem kleinen Familienbetrieb fühlt man sich sofort wohl.

 

An unserem letzten Tag wollten wir noch in die Engelsburg. Wir fuhren also mit der U-Bahn so nah wie möglich ran und ließen uns bei der Besichtigung viel Zeit.
Mit der Engelsburg hatten wir dann eigentlich alles gesehen, was uns interessierte und so trödelten wir einfach noch ein bisschen durch die Stadt, saßen auf verschiedenen Plätzen und ließen es uns gutgehen.

Der Marco Polo Tipp, doch ein Eis in der ältesten Gelateria Roms – Gelateria Giolitti – zu essen wurde auch noch umgesetzt, fiel jedoch etwas enttäuschend aus.
Anscheinend steht dieser „Tipp“ in jedem Reiseführer.
Unmengen Leute drängten in die Eisdiele, das etwas wirre System muss man dann erst mal verstehen: Wenn ich schon durch die halbe Eisdiele durch bin, muss ich mich in Richtung Ausgang an der Kasse anstellen und wählen wie viele Kugeln Eis ich will. Diese muss ich gleich zahlen und bekomme einen Bon. Mit diesem wiederum stelle ich mich an der Eistheke an, um von den Angestellten etwas missmutig angebrummt zu werden. Die Möglichkeit mir mal einen Überblick über das Sortiment verschaffen zu können, bekam ich nicht und die Kugeln vielen hier fast schon typisch deutsch aus: Klein und entsprechend teuer. Das Eis am 4. Tag war definitiv authentischer.

Nachdem wir noch ein bisschen durch die Stadt gelaufen waren, stellten wir mit Erschrecken fest, dass die Blaue Stunde in ca. 20 Minuten beginnen sollte. Dazu wollten wir eigentlich mit Stativ auf dem Aventin stehen. Zügig bewegten wir uns zur nächsten Bushaltestelle, um vom Fuße des Aventin im Stechschritt hinauf und in den Orangenhain zu rennen. Oben angekommen packte Tobi die Fotoausrüstung aus und während ich einfach ein bisschen unnütz rumstand, sorgte Tobi für die letzten Bilder die wir aus Rom mit heimbringen würden.

Danach ließen wir uns nochmal Nudeln im Bistro AL 133 schmecken und so den letzten Abend ausklingen.

 

Der letzte Tag war gekommen. Wir frühstückten noch ganz gemütlich, packten die Koffer, fuhren mit der U-Bahn zum Bahnhof und verzweifelten fast. Es war in absehbarer Zeit keine Auskunft irgendwo zu bekommen, welches Ticket nun das richtige für den Leonardo Express ist. Wir kauften dann einfach welche, bei denen der Betrag passte und hofften, dass es die Richtigen sind.
Am Flughafen angekommen, hatten wir noch genug Zeit uns in den Wartebereich zu setzen und hier schon das Erlebte ein wenig sacken zu lassen.

Wieder zurück im kalten Deutschland war ich zuerst eigentlich der Meinung, Rom jetzt mal gesehen zu haben und das nicht nochmal zu müssen. Es sind wahnsinnig viele Eindrücke und nach einer Woche reicht es dann auch und man will sich nicht noch mehr ansehen. Die Horrorszenarien trafen zum Glück größtenteils nicht zu (außer die fehlenden Toiletten), was das Ganze sehr viel entspannter machte.
Jetzt, mit einigem Abstand, muss ich ehrlich gestehen, in ein paar Jahren gerne wieder in diese Stadt zu kommen…

Wir haben aus Rom nicht nur Erinnerungsbilder mitgebracht, sondern auch ein kleines Video…