Über Anja Seidel

Anja ist die Ehefrau von Tobias und gemeinsam teilen sie alle Erlebnisse und Erinnerungen auf Ihren Reisen. Sie fährt die Suzuki DL 650 (Ari) und genießt die Zeit auf Reisen während Tobias mit den technischen Spielereien beschäftigt ist. Ins Bloggen steigt sie erst so langsam ein.

Hunsrück und Eifel – Die Corona Alternative

Tag 1 – Anfahrt

Eigentlich sollten/wollten wir gerade 3,5 Wochen in Portugal sein… Aber man muss das Beste aus der Situation machen. Wir haben den Urlaub auf 2 Wochen verkürzt und wollten in der 2. Woche mit den Motorrädern ins Erzgebirge. Als ich an meinem ersten Urlaubstag gefragt werde, warum wir noch daheim sind, stelle ich mir diese Frage auch. Warum sind wir eigentlich noch da? Warum nicht einfach irgendwo hinfahren, Hauptsache weg.

Innerhalb kürzester Zeit war die Entscheidung fest, wir fahren für ein paar Tage ins Hotel Tannenheim im Hunsrück. Da waren wir auf unserer MSD Westtour 2015 schon mal eine Nacht. Das Hotel hat uns damals überzeugt und mit dem Hunsrück und der Eifel vor der Tür, sollten wir mit den Motorrädern viel Spaß haben.

Wir starten entspannt in den Tag, fahren Richtung Rothenburg und durch das Taubertal. Hier leuchtet an der Straße entlang der rote Klatschmohn, die Sonne scheint und es läuft einfach. Wir kommen gut voran und schon sind wir im Odenwald. In den Wäldern ist es kühl und ich bin den halben Tag mit den Lüftungsreißverschlüssen meiner neuen Klim Artemis Kombi beschäftigt.

Da schwingt man sich gerade noch durch die Kurven und hat saftige Hügel um sich und dann kommt da Darmstadt… das ist irgendwie immer im Weg, wenn man in die Richtung will; man kann nun mitten durch oder irgendwie durchs Randgebiet… Heute fahren wir mal durchs Randgebiet und es wird öde, alles flach, Acker an Acker, die Straßen kerzengerade dazwischen durch. Mein Lichtblick: hier werden neben Spargel auch Erdbeeren angebaut und gleich verkauft. Wir holen uns eine Schachtel Erdbeeren und verschlingen sie regelrecht an Ort und Stelle.

Über den Rhein setzen wir mit der Fähre nach Nierstein über. Als wir bei Bingen endlich wieder auf den Rhein treffen, finden wir auch wieder Kurven und bewegen uns viel durch Ortschaften, aber diese sind schön anzuschauen. Die Gegend des Oberen Mittelrheintals ist nicht umsonst als Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen worden. Den Rhein zu unserer Rechten, die schroffen Felsen links und rechts am Ufer, teilweise voller Bäume oder Wein, an noch so kleinen Stellen klammert sich ein Weinstock an den Fels, um uns pittoreske Städtchen mit Fachwerkhäusern, Türmen und darüber thronen Burgen – alles ist mit Schiefer gedeckt und aus grauen Steinen gebaut. Darüber leuchtet ein blauer Himmel mit fluffigen Wolken, was will man mehr?

Von Corona und Beschränkungen merkt man hier nicht viel, die Campingplätze am Rhein entlang sind fast bis auf den letzten Platz voll. Wir gehen in Boppard noch einkaufen und rollen um 18:30 Uhr auf den Hof des Hotels Tannenheim. Die Garage für die Motorräder steht schon offen, wir sind die ersten „Corona-Gäste“ und werden herzlich empfangen.

Um halb 8 lassen wir uns zwei Medium-Rare Rindersteaks im Restaurant des Hotels schmecken. Das Wetter passt und so können wir im Garten sitzen. Das Gefühl endlich wieder unterwegs und mit dem Hier und Jetzt zufrieden zu sein, stellt sich ein.

 

Tag 2 Eifeltour

Es erwartet uns am nächsten Tag ein ausgiebiges Frühstück mit frischen Semmeln und Croissant vom Bäcker, Metzgerswurst, Eier werden auf die gewünschte Art zubereitet, Joghurt, Früchte und hausgemachte Marmelade runden das Ganze ab. Danach ist man eigentlich wieder reif für eine Runde hinlegen und Bauchstreicheln. Wir starten unsere Tour durch die Eifel.

Unseren ersten Stopp legen wir zeitig an der Stiftskirche St. Martin und St. Severus in Münstermaifeld ein. Die riesige Kirche fällt von weitem auf; weil Feiertag ist, wird gerade ein Gottesdienst abgehalten und wir können Sie nur von außen ansehen.

Unser nächster – ungeplanter Halt – soll Burg Eltz werden. Nachdem schon am Parkplatz ein Kassenhäuschen steht und wir eigentlich nur einen kurzen Blick auf die Burg werfen wollen, drehen wir einfach wieder um und machen erst mal gut Kilometer. Je weiter wir uns von der Rheingegend entfernen umso weniger Burgen, Stadtmauern und Türme sind zu sehen. Auch die Häuser sind nur noch selten aus Fachwerk und dem grauen Stein gebaut oder mit Schiefer gedeckt.

Wir sind in der Rureifel und dem Nationalpark Eifel unterwegs… Die Idee hatten wir wohl nicht allein… Es ist die Hölle los, Motorradfahrer, Rennrad- und sonstige Fahrradfahrer und Autos mit ordentlich Leistung, die wohl dem Nürburgring einen Besuch abstatten. Manche von den kleinen Straßen durch die Wälder werden da schon fast zu klein.

Um die Mittagszeit finden wir eine Bank, setzen uns in die Sonne, schauen den wiegenden Gräsern im Wind zu und genießen den Tag. Allzu lang können wir hier aber nicht verweilen, wir haben uns ein Tagesziel von 350 km gesteckt. Nachmittags wird der Verkehr deutlich weniger, wir fahren durch die Vulkaneifel und an der Mosel entlang zurück in unser Hotel.

Mopedfahren in Deutschland ist irgendwie unkompliziert. Es kommt vor jeder Kurve und jedem Hindernis ein Schild – in der Eifel ist man ja sowieso umringt von 70 km/h-Schildern – es kommt nach einer Kurve kein WOW, es ist nichts so neu, dass man es noch nie gesehen hat, der Asphalt hört auch nicht einfach auf, sondern die ausgeschilderten Straßenschäden ruckeln halt ein bisschen, aber man fährt einfach weiter. Mir fehlt irgendwie die Herausforderung, nicht nur an das Können des Motorradfahrens sondern auch für alle Sinne. Für uns ist es ungewohnt geworden, abends in dieselbe Unterkunft zurückzukehren. Mir fehlt ein bisschen das Neue, das Unbekannte – zumal wir in dieser Unterkunft ja schon mal waren.

Ich bin ja nun nicht so der Weinkenner, trink aber einfach gerne ein Gläschen und wenn man sich schon mitten im Weinanbaugebiet befindet, wird da auch mal durchprobiert. Das Essen insgesamt war wieder ein Traum und da kann ich mich auch mal mit einem deutschen Weißwein anfreunden.

 

Tag 3 Hunsrück-Tour

Nach dem ausgiebigen Frühstück und nochmal einer Runde im Bett liegen, geht es um 10 Uhr los. Es ist leicht bewölkt, aber mild – perfektes Wetter um Motorrad zu fahren. Die Straßen sind kurvig und in gutem Zustand, außerdem ist wenig auf den Straßen los. Wir fliegen geradezu an Äckern vorbei, auf denen sich das Getreide wie Wellen im Wind bewegt, an Blumenwiesen und durch saftige Wälder. Mein Visier ist nie zu – die Gerüche die man so auffängt wecken Erinnerungen und mit einem Lächeln im Gesicht denke ich mir, das ist ein super Tag und ich könnte ewig so weiterfahren.

Ich unterhalte mich noch über unsere neuen Sena Headsets mit Tobi und habe in einem kurzen Anflug von Trägheit ausgesprochen, dass es schon auch schön war, hinten drauf mitzufahren… Hätte ich das mal für mich behalten… Fast augenblicklich fängt die orange Kontrollleuchte in meinem Cockpit wild zu leuchten an und ist mir mehr als suspekt. Als wir Anhalten und in einen Feldweg einbiegen, quält sich auch das Blinkerbirnchen und flackert nur noch. Moped aus, und sie gibt keinen Mucks mehr von sich.

Das Problem ist schnell erkannt: die Batterie ist leer.

Wir bauen die Batterie der Großen ein und schon springt sie wieder an. Wir versuchen die Dicke anzuschieben, geben aber nach dem 3. Mal auf und rufen einfach den ADAC zum überbrücken.

So war das nicht geplant. Wir müssen unsere schöne Tour abbrechen und fahren auf direktem Weg zurück zum Hotel. Während wir auf den ADAC gewartet haben, haben wir so den ein oder anderen Plan aufgestellt. Motorrad in der Unterkunft stehen lassen, zusammen Heim fahren und mit dem Hänger das Moped abholen, klang noch am besten. Nachdem wir alle Sicherungen, die nicht unbedingt notwendig waren gezogen hatten, war der Batteriestand am Hotel eigentlich noch ganz ok. Der Gedanke mein Schätzelein irgendwo zurück zu lassen gefällt mir nicht und wir haben uns dann doch entschieden sie morgen heimzufahren. Mal sehen wie weit wir kommen.

An dem gewonnenen Nachmittag laufen wir nach Buchholz, unterstützen die lokale Bäckerei und lassen uns Kaffee und Kuchen schmecken.

Die Zeit bis zum Abendessen verblödeln wir am Zimmer und nach einem Blick auf die Wettermeldungen entscheiden wir uns, morgen über die Autobahn heimzufahren. Vorher schlagen wir aber beim Abendessen nochmal richtig zu. Die Frische und Qualität, aber auch die Präsentation des Essens zeigt, dass hier gerne und mit Leidenschaft gekocht wird. Sowohl das Hotel, als auch das dazugehörige Restaurant kann man wärmstens empfehlen. Wenn wir wieder mal in dieser Richtung unterwegs sind, wissen wir schon, wo wir uns einquartieren können.

 

Tag 4 Heimfahrt

Als wir aufstehen regnet es, während wir frühstücken regnet es, nach ein bisschen Trödeln und Sachen packen, haben wir ein „Regenloch“ gefunden und fahren los.

So eine Heimfahrt über Autobahn ist immer langweilig und eine reine Pflichterfüllung. Nach 50 km fängt es an zu regnen und wir werden bis daheim auch nicht mehr trocken. Wir testen die Sena´s ausgiebig auf unserer öden Fahrt und spielen Stadt-Land-Fluss, damit ich mir Tobis Genörgel nicht anhören muss, weil ich mich nicht in einen Burger King setzen wollte um das nächste Regenloch abzuwarten… Nass waren wir sowieso schon und auch die neue Kombi wollte mal im Regen getestet werden.

Zumindest hat es Ari mit abgesteckten Scheinwerfern und ich mit kalten Händen, da ich die Griffheizung nicht benutzen wollte, bis daheim geschafft.

Beim Durchschauen daheim haben wir auch die Vermutung bestätigen können: der Stator meiner Lichtmaschine ist hinüber – Masseschluss. Damit ist auch unsere Tour durch das Erzgebirge erst mal erledigt. Wir reparieren jetzt und hoffen auf mehr Glück bei der nächsten Reise im August… wo auch immer diese uns hinführt…

 

Anbei noch die gefahrenen Strecken zum Download als GPX-File:

Anfahrt:

 

Ausfahrt durch die Eifel:

 

Abgebrochene Ausfahrt:

 

Rückweg über die Autobahn:

Israel – Jerusalem – Tag 10 & 11

Und wieder ist Shabbat. An unserem letzten Tag wollten wir die noch “weißen Flecken” auf unserer Karte ausmerzen bzw. Dinge ansehen, die lt. Reiseführer sehenswert aber nicht die erste Wahl sind.

Wir begannen mit dem Armenischen Mosaik nahe des Damaskustors. Wir haben es nicht gefunden, dafür aber einen frisch gepressten Orangensaft. Damit war ich soweit zufrieden und trottete hinter Tobi Richtung Gartengrab. Der Garten wird von Briten verwaltet und gepflegt. Die mit britischer “politeness” aufgestellte Behauptung, welche das Gartengrab als wahrscheinlichere Grabesstätte Jesu bezeichnete, nahmen wir zur Kenntnis und machten uns wieder auf den Weg in die Altstadt.

Wir liefen durch ein paar Gassen, durch die für gewöhnlich keine Reisegruppen geführt werden, sondern in welchen einfach das normal Leben stattfindet. Mit zwei Hackfleisch-Hefefladen in der Hand ging es stetig weiter. Treppen runter, Berge wieder hoch und irgendwie landeten wir immer wieder auf der Via Dolorosa.

Im Österreichischen Hospiz gönnte ich mir eine Sachertorte während Tobi ein Schwätzchen mit Schwester Bernadette Schwarz der Leiterin des Betriebes hielt.

Der Tag heute war sehr entspannt, zum einen war unser Kopf schon voll mit Eindrücken und zum anderen hatte ich eine Sonnenallergie und tat gut daran die Sonne ein bisschen zu meiden.

Zwei Stunden später machten wir uns wieder auf den Weg. Wir wollten am Shabbat auch einen kurzen Blick auf die Klagemauer werfen. Fotografieren ist am Shabbat nicht erlaubt und es ist auch Personal vor Ort, welches akribisch auf die Einhaltung dieser Regel achtet. Beim Hinausgehen warfen wir am Einlass nochmal einen Kontrollblick auf die Aufgangszeiten für den Tempelberg, bevor wir die Altstadt durch das Misttor verließen.

Linker Hand ging es an der Stadtmauer entlang auf den Arabischen Friedhof, der vor dem zugemauerten Goldenen Tor angelegt wurde.

Der Friedhof scheint seit Jahren nicht mehr gepflegt zu werden, überall wuchert Unkraut und Klatschmohn.

Die Sonne brannte und wir waren erschöpft, aber noch nicht bereit einfach ins Hotel zu gehen. Wir liefen an der Stadtmauer entlang zurück und auf den Berg Zion. Auch hier hatte der Reiseführer wieder mal unrecht. Die Kirchen waren alle offen und konnten besichtigt werden.

Der Rückweg zum Hotel fühlte sich an wie an einem Sonntag Nachmittag durch die Stadt zu schlendern. Die Leute waren rausgeputzt und machten einen Spaziergang, man flanierte auf den Tramgleisen, da weder Bus noch Bahn fuhr. Das einzige was fehlte waren offene Cafes oder Eisdielen. Alles war verschlossen, nirgends war etwas zu kriegen.

Auch im Hotel hatte sich den ganzen Tag über niemand sehen lassen, weder Rezeption, noch Zimmerservice.

Über Tripadvisor machte ich mich auf die Suche nach Abendessen und fand das Jahnun – jemenitisches Essen. Zum einen hatten die am Shabbat offen und zum anderen klang das interessant. Tobi war auch schnell überzeugt und so zogen wir nochmals los.

Hier kriegt man Wrap-ähnliche Teile, sieht aus wie ein Pfannkuchen, der aber in der Pfanne aufgeht wie Blätterteig. Wir bestellten mit allem und bekamen Hummus, viele Gewürze, frittierte Zwiebeln und Blumenkohl, Tomaten, Ei und ich weiß nicht was in diesen Fladen gewickelt. Wie geil war das denn?!

Schade dass das unser letzter Abend war, sonst wären wir sicher nochmal gekommen.

 

Der Wecker klingelte am Sonntag um 05:30 Uhr, die Koffer waren schon gepackt und wir sprinteten nur mit den Kameras Richtung Altstadt los. Wir eilten durch die stillen und dunklen Gassen, ganz selten war um halb 7 schon einer der Läden offen. An der Klagemauer war dafür schon ganz schön was los. Viele Kinder waren da, aber auch Erwachsene beteten vor der Arbeit und die Stimmung war eine ganz andere als während des Tages, wo es von Touris nur so wimmelte.
Wir wollten wieder nicht stören und machten nur wenig Fotos, obwohl wir von jemandem angesprochen wurden, dass es kein Problem sei und wir uns frei bewegen könnten.

Mehr als eine halbe Stunde zu früh standen wir in der Schlange um auf den Tempelberg zu gelangen. Die Sicherheitskontrollen fanden zeitig statt und so waren wir ziemlich die Ersten auf dem vorerst noch menschenleeren Tempelberg.
Wir rannten fast wie von der Tarantel gestochen zum Felsendom, um möglichst viele Fotos machen zu können, ohne die hereinströmenden Reisegruppen vor unserem Motiv zu haben.
Nach einer guten Stunde war der Spuk vorbei, die Ruhe des Morgens verflogen. Immer mehr Menschen kamen auf das Areal und wir entschieden, dass wir genug gesehen hatten.

Mit einem frischen Orangensaft und noch genügend Zeit für den Rückweg liefen wir durch die Gassen in denen die Geschäfte langsam öffneten und die Marktstände befüllt wurden.

In der Nähe des Damaskustors durfte ich mir noch für die restlichen Schekel Baklava einpacken.

Wir checkten in Ruhe aus und machten uns mit der Tram auf den Weg zum Bahnhof.
Die ersten Sicherheitskontrollen an diesem Tag und es erwischte uns prompt.
Unser kleines Opinel Taschenmesser liegt meist im Koffer und wir haben auch nicht mehr daran gedacht, als der Koffer bei der Durchleuchtung hängen bleibt und wir gefragt werden, ob wir Waffen oder Messer dabei hätten. Voller Überzeugung verneinten wir… einmal, zweimal, dreimal… Als ich dann einlenkte war es schon zu spät. Koffer öffnen, Reisepässe zeigen, Fragen beantworten bevor wir weiter zum Zug durften.

Am Flughafen waren wir noch zu früh, wir konnten noch nicht mal das Gepäck aufgeben.
Wir vertrödelten noch 1,5 Stunden bevor 2 Stunden anstehen mit mehreren Kontrollen und Einsortieren erfolgte. So kann man die Zeit bis zum Boarding auch verbringen.

Im Flieger begann ich schon die vergangenen Tage Revue passieren zu lassen. Die Reise hat sich unheimlich lange angefühlt, wir haben entsprechend viel gesehen und erlebt. Das Militär und die Polizei sind allgegenwärtig und doch hatten wir in der ganzen Zeit nie das Gefühl Angst um uns oder unsere Sachen haben zu müssen. Die Menschen waren allesamt freundlich, offen, interessiert und unvoreingenommen. Ich war wehmütig jetzt schon gehen zu müssen, wo doch dieses interessante und abwechslungsreiche Land noch so viel zu bieten hat.

Aber so bleiben noch viele Gründe wieder zu kommen.

Israel – Jerusalem – Tag 8 & 9

Es ging zeitig los, damit wir um 07:15 am Busbahnhof bei einem ziemlich mürrisch dreinschauenden Schalterangestellten Tickets für die Busfahrt nach En Bokek erwerben konnten und als eine der ersten am Gate für unseren Bus anstanden. Kaum ging das grüne Licht an, drängelten und schubsten alle, aber wir waren erfolgreich und saßen in der ersten Reihe hinter dem Busfahrer.
Der Verkehr in der Stadt war die Hölle, unser Busfahrer hatte einfach immer recht, es wurde gehupt, gedrängelt und der Kleinere gibt nach.
Wir verließen das Stadtgebiet und man sah, dass Jerusalem auf bzw. zwischen lauter Hügeln liegt. Hier draußen wurde es immer karger, die letzten Bäume verschwanden und zurück blieben runde Hügel, braun und steinig, auf denen nichts mehr wächst.

Es geht von 800 m über dem Meeresspiegel auf 400 m darunter ans Tote Meer. Wir passierten mehrere Kontrollpunkte bis wir das Westjordanland wieder verließen.

Das Panorama war der Wahnsinn. Wir fuhren durch eine Ebene, umgeben von schroffen unbewachsenen Bergen voller Geröll und das blaue Wasser glitzerte in der Sonne. Auch wenn weder in dem Wasser noch auf der kargen Erde etwas leben konnte war es wunderschön anzuschauen.

In der Oase Ein Gedi konnte man früher auch mal im Toten Meer baden. Durch den immer weiter sinkenden Wasserspiegel ist es zum einen mittlerweile ein ziemlicher Fußmarsch bis zum Meer und zum anderen nicht ganz ungefährlich, da sich überall Sinklöcher auftun. Es rutschen Palmen, Häuser und ganze Straßenabschnitte in diese Löcher. Die Oase selbst leuchtet in der Wüste. Es wachsen allerlei Pflanzen und überall blüht es bunt.

So gerne hätte ich mein Motorrad dabei gehabt, hätte den heißen Wind im Gesicht gespürt, die Hitze, das Meer, die Blumen gerochen und hätte einfach stehen bleiben können um die Eindrücke aufzunehmen. Wir saßen aber im Bus und der Blick aus dem Fenster war irgendwie wie Fernsehschauen… Aber hey! Im Bus gab es freies WLAN! Und man glaubt es kaum, aber auch am Strand in En Bokek gab es stabiles, freies und vor allem schnelles WLAN. WLAN überall, solange man nicht in Deutschland ist…

Wir gönnten uns zwei Liegen für je 15 NIS und legten uns in den Schatten. Der Strand ist hier mit Sand aufgeschüttet und En Bokek besteht eigentlich nur aus Hotelbunkern und Einkaufsmöglichkeiten.

Nichtsdestotrotz wollten wir uns die Gelegenheit nicht entgehen lassen, uns mal ins Tote Meer zu legen. Das Wasser ist sehr flach und der Auftrieb extrem. Offene Stellen brennen wie Harry und ne Rasur kurz vorher sollte man sich gut überlegen.
Das Wasser ist sehr ölig und wenn man wieder draußen ist fühlt es sich an wie eine Mischung aus Olivenöl und Zucker auf der Haut. Es lässt sich aber gut mit Wasser abwaschen, öffentliche Duschen stehen an dem Strand zur Verfügung.

Wir ließen die Schlammpackung aus und packten Nachmittags wieder zusammen. Nach einem Rundgang durch die Dead Sea Mall erwischten wir genau einen Bus für die Rückfahrt. Mit jedem Höhenmeter den wir machten, wurde der Blick auf die Berge Jordaniens, die sich im Toten Meer spiegelten besser. Und wieder konnten wir nicht einfach anhalten und aussteigen.

Der Bus war bis zum letzten Stehplatz voll und wir ließen auch einfach Leute mitten im Nirgendwo stehen. Die Fahrt zurück dauerte statt 2 Stunden 3 Stunden. Als wir aus dem Bus ausgestiegen waren, dämmerte es bereits und es war ziemlich frisch, hatten wir doch den ganzen Tag um die 30 Grad.

Abendessen hatten wir in einem kleinen Laden dessen Namen wir nicht lesen konnten, aber es waren die besten Falafel die wir in der ganzen Zeit gegessen hatten. Dazu Hummus mit Kichererbsen und Champignon.

So ein gechillter Tag dazwischen war nötig, die Füße waren wieder erholt und auch unser Kopf war bereit für neue Eindrücke in der Stadt. Bei der Planung für die nächsten Tage traf mich dann die Erkenntnis: Ich habs verbockt!!!
Vor lauter wann ist Shabbat und wann hat wer auf hab ich völlig vergessen, wann eigentlich der Tempelberg zugänglich ist. Wir wollten da am nächsten Tag, also Freitag hoch… Da dürfen allerdings nur Muslime zum Beten hoch.

 

Noch immer sauer auf mich selbst machten wir uns am Freitag zeitig auf und starteten unseren Tag im Christlichen Viertel und der Grabeskirche.

Die Kirche ist verschachtelt und alt, das sieht man ihr auch an. Es herrscht das blanke Menschenchaos, sind doch 6 Religionen mit 30 Kapellen in der Kirche vertreten. Entsprechend bunt fällt auch das Publikum aus. Gleich am Eingang fällt man regelrecht über das Grab Jesu oder über die Unmengen an Menschen, die sich entweder selbst auf die Steinplatte werfen oder den halben Hausstand neben Kreuzen, Kerzen, Handy-Selfie-Sticks und Wasser auf der Platte verteilen, sowie Tücher um das “heilige” Wasser wieder aufzuwischen.
Draußen kann man Unmengen Souvenirs kaufen, unter anderem Bündel dünner Kerzen, die alle in der Kirche angezündet und gleich wieder ausgemacht werden. Dass sich die Leute in ihrer Hektik nicht selbst in Brand setzen ist schon verwunderlich.

Die Kirche ist erfüllt vom lauten Geschnatter der verschiedenen Menschen, dem Gemurmel Betender, dem Geruch von Weihrauch und Kerzen – was völlig fehlt ist Ruhe.
Hier drin war es für mich leicht, jegliche Hemmung abzulegen und zu fotografieren was die Kamera hergab.

In dieser Kirche könnte man Stunden zubringen, ohne dass es langweilig wird. Wir verließen die Grabeskirche nach guten 2 Stunden und fanden uns nach ein paar Schritten in der evangelisch-lutherischen Kirche daneben wieder. Es war niemand außer uns in der deutschsprachigen Kirche, die Stille legte sich um uns und war so erholsam, wie man es von Kirchen kennt.

Wir zogen weiter ins arabische Viertel und liefen die Via Dolorosa durch enge Gassen entlang, schauten in die unzähligen Geschäfte und Läden.
Mit dem Wechsel in das arabische Viertel veränderten sich die Leute, die Beschilderungen, das Angebot der Waren. Der Muezzin schrie zum Freitagsgebet, die Läden wurden größtenteils geschlossen und die Menschen setzten sich mit Kind an der Hand und Gebetsteppich auf der Schulter in Richtung Tempelberg in Bewegung.

Am Österreichischen Hospiz angekommen verschafften wir uns von der begehbaren Dachterasse einen Überblick. Wir waren dem Felsendom so nah und doch war er unerreichbar für uns. Wir ließen den Blick über die Dächer der Altstadt schweifen und sahen dem bunten Treiben unter uns zu.

Nach dem Freitagsgebet strömten Menschenmassen vom Tempelberg zurück in die Stadt. Man kann sich nur eine Ecke suchen und warten oder mit dem Strom mitfließen. Wir wollten die Freitagsprozession um 15 Uhr sehen, hatten aber noch Zeit. Wir schlenderten bis zum Löwentor und fanden direkt daneben einen kleinen arabischen Markt. Nach einem Stück Grieskuchen, der bestimmt wie Baklava auch mit massenhaft Zuckerwasser übergossen war, wurde unser weiteres Schlendern jäh unterbrochen.

Ohne richtig aufzupassen wo wir hinliefen fanden wir uns direkt an einem der Aufgänge zum Tempelberg wieder. Der freundliche Polizist erklärte uns, dass heute und morgen nur Muslimen der Zutritt gewährt wird und wir am Sonntag ab 07:30 Uhr wieder hoch könnten. Hatte ich da richtig gehört?!? Unser Reiseführer hatte – wie bei so vielem – nicht die richtigen Informationen. Ich hatte wieder Hoffnung doch noch zum Felsendom hinauf zu können, es würde ein bisschen stressig werden, aber wir könnten es vor unserem Abflug am Sonntag schaffen.

Mit dieser Aussicht und der Griesschnitte im Bauch war ich beschwingt unterwegs und stellte mich voller Tatendrang am Hospiz mit meiner Kamera auf um die Prozession um 15 Uhr zu fotografieren.
Aber was soll man dazu sagen… das hätten wir uns sparen können. Zwei schmale zusammengenagelte Latten die von einer fröhlichen Reisegruppe durch die Stadt getragen wird und ein Priester. Das sollte die Prozession sein…

Es war kurz nach 15 Uhr und wir machten uns an den Aufstieg auf den Ölberg, durch das Löwentor hinaus und hinunter zum Garten Gethsemane. Auch dazu fällt mir nicht so viel ein. Die Olivenbäume sollen mehrere Tausend Jahre alt sein… Wir haben die Olivastri Millenari auf Sardinien gesehen…da kann man so einen Gethsemane Baum zweimal dahinter verstecken… aber was weiß ich schon, ist bestimmt ne andere Sorte… 🙂

Gleich daneben steht die Kirche der Nationen – 12 Nationen – 12 Kuppeln. Und damit die einzige Kirche, die wir hier besichtigen konnten. Die schöne Maria-Magdalena-Kirche mit den goldenen Zwiebeltürmen hat nur Dienstag und Donnerstag offen, wieder einmal standen wir vor einem verschlossenen Gotteshaus. Und dann flog mir eine Sicherung: Schimpfend und zeternd stampfte ich Gimli-ähnlich in der gleißenden Sonne den Weg am Jüdischen Friedhof entlang hoch.

Bis wir oben waren, war meine Wut verraucht und wir genossen den Ausblick auf die Stadtmauer, den Felsendom und die Altstadt, die im Licht der untergehenden Sonne leuchtete.

Unverhofft kommt oft. Wir durften bei einer Art Vorzeremonie einer muslimischen Hochzeit teilhaben. Auf dem Ölberg fanden sich eine Menge Leute ein und die Feier begann. Verstanden haben wir kein Wort, aber es war klar, dass es sich bei der Frau im bestickten Gewand, dem Strauß in der Hand und dem Blumenkranz auf dem Kopf um eine Braut handeln musste. Wir durften nicht nur zuschauen, wir wurden auch voll mit verköstigt, das Essen und die Getränken wurden völlig selbstverständlich mit den wildfremden Zuschauern geteilt und wir waren überwältigt von so viel Gastfreundschaft.

Die Sonne verschwand hinter den Dächern Jerusalems, die Leute wurden weniger und als die Dämmerung hereinbrach hörten wir noch die Muezzins aus den verschiedenen Richtungen zum Abendgebet rufen.

Was für ein eindrucksvoller Tag.

Israel – Jerusalem – Tag 6 & 7

Unser Start in den ersten Tag in Jerusalem wurde noch besser, als wir bei Sam´s Bagels waren. Läuft ab wie bei uns Subways nur mit Bagels und Hammer-Auswahl.
Wir betraten die Altstadt durch das Jaffa-Tor und Tobis Vorstellung war dahin. Keine Menschen in Sandalen und langen Gewändern, kein Dreck und Staub, keine Eselskarren… Tja wir sind halt nicht mehr im 1. Jh.

Gleich rechts befindet sich die Davidszitadelle, man kann durch die Ruine streifen, die Museumsräume begutachten und auf den Aussichtsturm hinauf. Wir nutzten diese Gelegenheit um uns einen Überblick über die Altstadt von Jerusalem zu verschaffen.

Danach schlenderten wir durch das Armenische Viertel, hier ist es relativ ruhig. In die St. James Cathedral kann man leider nur mit Führung rein und so standen wir unverhofft schnell schon am Zionstor. Als wir noch am Beraten waren, ob wir gleich den Berg Zion noch mitnehmen wollen oder wieder in die Stadt gehen, quatschte uns einer dieser nervigen Taxifahrer an. Zuerst auf hebräisch, weil er Tobi für einen Landsmann hielt und dann auf Englisch und wild irgendwelche Ziele vorschlagend, wo er uns hinfahren könnte. Es dauerte ein wenig, bis wir ihm begreiflich machen konnten, dass wir genau da sind, wo wir hin wollten und gerade weder auf den Ölberg, noch nach Bethlehem gefahren werden wollten.

Mir taten die Füße weh, ich wollte mich setzen und ich wollte Baklava. Beides fanden wir in einer Art Selbstbedienungsbäckerei… Böser Fehler, mich mit einer Gebäckzange und einer Schüssel da allein rein zu lassen. Nachdem ich eskaliert bin und Unmengen Gebäck, Kekse und Baklava in mich gestopft hatte, hatte ich extrem gute Laune und es konnte weitergehen.

Wir waren mitten im Jüdischen Viertel und standen direkt am Eingang der Sefardischen Synagogen. Schon hatte Tobi ne Leihkippa am Kopf und es ging los. Die vier Synagogen sind miteinander verbunden, ursprünglich war es eine, wurde aber auf Grund der wachsenden Gemeinde immer wieder erweitert. So Synagogen sind eigentlich recht angenehm, sie vermitteln nicht so das Gefühl Flüstern zu müssen und andächtig das Haupt zu neigen, vielmehr fühlt man sich wie in einem Wohnzimmer. In die Ramban und Hurva Synagoge warfen wir nur einen kurzen Blick, wir wollten die Anwesenden nicht stören.

Dann waren wir am/auf/ im Cardo und dem umliegenden Basar. Die Nord-Süd-Verbindungsstraße aus dem römischen Jerusalem wurde freigelegt und restauriert. Wir irrten fast planlos durch die Stände, beim ersten Mal durchlaufen verliert man leicht die Orientierung, wo man sich eigentlich gerade befindet. Aus jedem noch so kleinen Raum wird irgendetwas verkauft, Ramsch für die Touris, Herrenanzüge, Farben/Lacke, Drogerieartikel, Unterwäsche, Gewürze, Fleisch, Süßes.

Ausversehen standen wir schon an den Sicherheitskontrollen zur Klagemauer und waren auch schnell durch. Wir trennten uns, Tobi mit Leihkippa auf die Männerseite, ich auf die Frauenseite. Das Bedürfnis mich selbst an diese Wand zu stellen, oder wie viele andere einen Zettel in die Steinritzen zu stecken und dabei ein Selfie zu machen kam bei mir nicht auf. Das ist weder mein Glaube, noch möchte ich jemanden stören, der sich hier zum Beten einfindet. Tobi kam mit ähnlichen Erfahrungen von der Männerseite. Wir schauten uns das ganze Treiben aus einiger Entfernung noch ein bisschen an, bevor wir quer durch die Altstadt zum Neuen Tor schlenderten. An Essenslokalitäten in der Nähe unseres Hotels mangelte es nicht und nachdem ich es nachmittags mit dem Baklava so übertrieben hatte, gönnten wir uns bei Mr. Green Salate zum Abendessen.

Der Mittwoch startete auf dem Machane Yehuda Bazar. Hier findet das normale Leben statt, die Leute erledigen hier ihre täglichen Einkäufe – Brot, Gemüse, Fisch, Nüsse, Obst.
Wir sammelten uns beim Durchschlendern unser Frühstück zusammen. 2 Pitas hier, Labaneh und irgendwelchen anderen Käse da, ein paar Falafel und einen frisch gepressten Orangensaft.

Danach wollten wir ins Stadtviertel Mea Shearim in dem die ultraorthodoxen Juden wohnen. Hier geht es definitiv anders zu, Fremde sieht man gar nicht, eigentlich alle sind mit Samthut, Bart, Schläfenlocken und schwarzem Mantel bekleidet, Frauen alle mit Rock und hochgeschlossen, die Kinder wie Orgelpfeifen aufgereiht im Schlepptau. Es ist relativ dreckig auf den Straßen und obwohl uns niemand angesprochen hat, lässt uns das Gefühl hier nur geduldet zu sein, auch schnell wieder weiterziehen.

Mit der Tram fahren wir zum Mount Herzl. Was in den Bussen funktioniert – nämlich die RavKav Card einfach zweimal zum Abbuchen des Fahrtpreises an den Kartenleser zu halten, funktioniert leider nicht in der Tram, jede Person braucht so eine RavKav oder aber man löst vorneweg an der Haltestelle ein Papierticket.

Unser Ziel am Mount Herzl: Yad Vashem – nationale israelische Gedenkstätte.

Der Eintritt ist frei, Spenden werden angenommen. Der Aufstieg der Nationalsozialisten, Verfolgung und Ermordung der Juden, bis hin zu Berichten von Überlebenden ist dokumentiert mit unzähligen Bildern, Briefen, Videos, Plakaten, Zeitungen, Kleidung, persönlichen Gegenständen. Die Ausstellung ist riesig. Nach drei Stunden waren wir wieder draußen und hatten bei weitem nicht alles angeschaut. Mein Kopf fühlte sich an wie ein Ballon kurz vor dem Platzen und ich wünschte, niemand würde mich mehr fragen wo ich herkomme. Unsere Generation kann nichts mehr dafür, was damals geschah, trotzdem fühlte ich mich elend und erschlagen.

Umso mehr war ich erstaunt und auch dankbar, dass sich jeder mit dem wir uns unterhalten hatten, gefreut hat, dass wir dieses Land besuchen, sich für uns interessiert hat und wir nie verurteilt wurden, weil wir aus Deutschland waren.

Wir beendeten diesen Tag früh und lagen nach Falafel und Schawarma vom Imbiss um 21 Uhr im Bett. Die Rucksäcke waren für den nächsten Tag schon gepackt und der Wecker auf 6 Uhr gestellt.

Israel – Tel Aviv – Tag 3 – 5

Am nächsten Tag war Shabbat, wir blieben lang im Bett und haben uns, um von A nach B zu kommen, mit den Leihstationen für Fahrräder auseinandergesetzt, es fahren nämlich keine Busse.. Gleich bei uns um die Ecke war so eine Verleihstation von Tel-O-Fun. Registrierung und Bezahlung läuft über Kreditkarte, man zahlt einen Tagespass, die erste halbe Stunde ist frei, dann wird halbstündig abgerechnet, bis man das Rad wieder in einer solcher Station abgibt.
Wir radelten die ersten 5 km am Strand entlang, hochmotiviert mit dem Blick auf unser verspätetes Frühstück im Benedicts, welches 24/7 offen hat.

Die Idee dort zu Essen hatten wir nicht allein. Wir warteten fast eine Stunde mit ca 20 anderen Leuten vor dem Laden auf einen Tisch. Drinnen geht es hektisch zu, aber das Frühstück entschädigt. Wir orderten Israeli-Breakfast, mit Eiern, Labaneh, Avocado, Thunfisch, Käse und Salat. Danach konnten wir es nicht sein lassen und bestellten Blaubeer-Pancakes…. Wahnsinns-Teile… was ich beim Bestellen und Essen noch nicht bedacht hatte: ich musste dann wieder auf ein Fahrrad aufsteigen… Wir nahmen uns erneut Fahrräder und radelten zum alten Hafen von Tel Aviv welcher jetzt neu mit Cafes, Bars und Kinderbespaßung angelegt wurde.

Am Fluss Yarkon angekommen zogen wir uns an diesem entlang in den Yarkon Park. Ganz Tel Aviv schien draußen, zu sein, beim Radfahren, Grillen, Slaklinen, Tretboot fahren, Geburtstag feiern, mit den Kindern in der Wiese liegen. Gefühlt war ganz Tel Aviv entweder am Strand oder in diesem Park.
Nach ich weiß nicht wie vielen Kilometern in diesem Park radelten wir den Rothschild-Boulevard wieder runter Richtung Jaffa. Am Strand hörten wir noch eine Weile ein paar Straßenmusikern zu, bevor wir uns bald in unser Apartment zurückzogen.

 

 

Eigentlich ist Sonntag… hier ist das aber schon wieder wie bei uns Montag. Die Geschäfte haben wieder offen, es geht wild zu auf den Straßen und wir waren entsprechend früh unterwegs.
Am Strand entlang ging es heute ins Old Yafo. Der kleine alte Stadtkern klebt am Hang und es geht Treppen rauf und runter, an vielen Galerien vorbei, bis wir an der ersten Kirche ankamen. Die St. Petrus Kirche ist relativ schmucklos und wir hielten uns nicht lange auf. Direkt gegenüber ist eine Freilichtbühne mit Blick auf das Meer und die Skyline von Tel Aviv.

Auf der anderen Seite des Hügels runter fanden wir unser Frühstück/Mittagessen im Fairouz Cafe: arabischer Kaffee mit Kardamom, frisch gepresster Orangensaft, Shakshuka, Labaneh und Hummus, dazu Salat, Pita und Oliven.
Nach diesem ausgiebigen Essen gaben wir irgendwann auch unseren Platz im Schatten auf und machten uns auf den Weg zum HaTachana – dem historischen Bahnhof von Tel Aviv. Die Gebäude sind renoviert und es finden sich Boutiquen und Cafes.

Um die typische Touri-Gegend auch mal zu verlassen haben wir uns in den Bus gesetzt und sind ins Viertel Neve Shaanan gefahren. Der zentrale Busbahnhof ist einfach hässlich, ein riesiger Betonbau, rot verklinkert, aber alles rußig, schwarz, dreckig. Als wir durch die Straßen liefen wurde uns bewusst, dass sich hier nicht allzu häufig Touristen herverlaufen, das Viertel ist größtenteils von Afrikanern bewohnt und entsprechend bunt ist auch das Bild, Obstläden, Friseure, Straßenküchen. Im Levinsky Park befindet sich eine Open Air Bibliothek, Kinder sitzen zum Basteln und Spielen zwischen den Büchern.
Die Sonnenuntergänge waren meist nicht sehenswert, da die Sonne im Dunst verschwand bevor sie auf dem Meer aufkam, aber die goldene und blaue Stunde hatte es in sich. Nachdem wir von unserem allzu üppigen Frühstück/Mittagessen noch zehren konnten,gab es zum Abendessen nur Hummus mit Ei, Kichererbsen und gebratenen Pilzen.

Bevor wir uns am Montag auf den Weg nach Jerusalem machten, schlenderten wir noch über den Flohmarkt, der sich direkt vor unserer Haustür befand. Teppiche, Batterien, Kettchen, Jeans, alte Telefone, Schuhe, Spachtel, Kronleuchter, Besteck und Geschirr bis hin zu XXX-DVDs – Zustand neu bis Müll – alles ist zu haben. Dazwischen sitzen ein paar ältere Herren und spielen Backgammon.

Um ca. 12 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Bus, mit dem Bus zur HaHagana Railway Station, mit der Bahn über den Flughafen mit Umsteigen nach Jerusalem und dann mit dem Bus zum Hotel. Den restlichen Weg irrten wir mehr oder weniger umher bis wir unser Hotel gefunden hatten. Unsere erste Runde war ein grobes Orientieren in der näheren Umgebung. Die Fußgängerzone sieht aus wie in jeder anderen Stadt auch, Essensläden, Imbisse, Schuh- und Klamottenläden, Souvenir-Shops und der Kippa-Man.

Israel – Tel Aviv – Tag 1 & 2

Unser diesjähriger Frühjahrstrip führte uns nach Israel. Jedem, dem wir von unserer Idee erzählten schaute uns ein bisschen fassungslos an “Da wollt ihr hin?” “Bei der aktuell unsicheren Lage?” “Muss das denn sein?” und ja, es musste sein! Ein paar Leute die bereits dort waren bestärkten uns, dass es dieses Land in sich hat und man auf der Stelle wieder hinwollen würde – sie sollten recht behalten.

Nachdem die Direktflüge ab Nürnberg über Germania nicht mehr möglich waren, starteten wir mit Swiss in Nürnberg über Zürich Richtung Israel. Unser erster Kontakt fand bereits am Gate in Zürich statt. Eine Gruppe von vielleicht 15 jüdischen Männern mit Gebetsteppich um die Schultern, Tefillin und Tora in der Hand beteten und wiegten sich in ihrem Singsang. Ein für uns fremdes Bild, aber mit der Aussicht, die nächsten Tage noch mehr von dieser Kultur und dem Leben dieser Religion zu sehen, musste ich hier schon immer wieder neugierig hinlinsen.

So eine Boing 777 hat schon was… Mit Filmen, Kissen und Decke und einem gar nicht mal knauserigen Personal hätte ich es da drin auch länger als 4 Stunden ausgehalten 🙂

In Israel am Flughafen steht man dann erst mal an der Passkontrolle… und da steht man lange… man kriegt nicht nur einfach seinen Stempel, nachdem der Pass gescannt wurde. Das Fragespiel welches uns aus Serbien schon ein bisschen bekannt ist folgte: Wer sind wir, wo wollen wir hin, warum sind wir in Israel, wie lange bleiben wir… Einen richtigen Stempel erhält man auch gar nicht mehr, da die Einreise in andere Länder wiederum problematisch werden kann, wenn im Pass israelische Stempel drin sind. Man bekommt einen Ausdruck, wann man eingereist ist und dieses Zettelchen muss man mit dem Pass bei sich lassen.

Als wir endlich unseren Koffer hatten und “drin” waren, machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof. Wir hatten geplant ohne Mietwagen durchzukommen und uns auf die Öffentlichen Verkehrsmittel zu verlassen. Ein Ticket bekamen wir nach Bezahlung mit Visa am Automaten und mit dem Ticket kommt man auch durch die Drehkreuze in den Bahnhof. Die Anzeigetafeln springen von hebräischer Schrift auf die von uns lesbaren lateinischen Buchstaben und es ist ein Klacks den richtigen Zug zu finden.
Nach guten 10 Minuten Fahrt waren wir in Tel Aviv am HaHagana Bahnhof, beflügelt von dieser unkomplizierten Zugfahrt stürmten wir auf die Straße und wollten zum Bus, dabei landeten wir auf dem Boden der Tatsachen. Die Zahlen sind im hebräischen genauso wie bei uns, alles andere jedoch ist hebräisch und bleibt es auch… wir haben also einen Abfahrtspunkt für unsere Busnummer gefunden, jedoch wussten wir nicht in welche Richtung der Bus fahren würde oder wann. Die Busfahrpläne waren für uns unmöglich zu verstehen.
Nachdem man im Bahnhof, am Gleis und im Zug überall freies WLAN hat, wurde Google Maps unser Freund und Helfer. Wir suchten uns eine Busnummer und stellten uns auf die richtige Straßenseite. Mit Google Maps konnten wir uns auch soweit orientieren, dass wir den Bus rechtzeitig wieder verließen, um ungefähr in der Nähe unserer Unterkunft zu landen. Wichtig für diese Vorgehensweise: Das Kartenmaterial muss offline zur Verfügung stehen, da sonst ein Internetzugang notwendig ist.

Die Bezahlung einer Busfahrt läuft eigentlich Bargeldlos. Der Busfahrer erklärte uns, dass wir eine sogenannte RavKav Card brauchen und diese mit Geld aufgeladen sein muss, wenn wir mit dem Bus fahren wollen. Wir können jedoch eine für uns beide benutzen und schon hatten wir so ein Ding, keine Ahnung wie viel wir jetzt dafür bezahlt hatten und ob noch Geld auf der Karte drauf war.

Wir bezogen unser Apartment im Zentrum von Tel Aviv – Jaffa und schnauften erst mal durch. Wir waren seit Verlassen des Flugzeuges knappe 4 Stunden unterwegs. Den Abend ließen wir mit einem kleinen Spaziergang zum Meer und Schawarma sowie Falafel ausklingen. Wir waren da und fühlten uns prompt wohl.

Der Freitag startete mit einer Busfahrt Richtung Carmelmarkt. Unsere RavKav haben wir mit 50 Schekel aufladen lassen, das geht in allen möglichen Kiosks oder manchen Drogeriemärkten. Wir stürzten uns direkt ins Getümmel. Auf dem Markt findet sich alles. Neben Obst und Gemüse, bekommt man Bettwäsche, Gewürze, Tee,Touri-Ramsch, Tücher, Unterwäsche, Fische, Fleisch, Brot, Töpfe, frisches Essen, Baklava und Halva, Nüsse, Blumen und viel frisch gepressten Saft. Ohne Sortierung reiht sich Verkäufer an Verkäufer, manch einer preist lautstark seine Ware an, aufdringlich wurde aber niemand.
Der Markt ist für alle Sinne eine Herausforderung, nach jedem zurückgelegten Meter sieht man wieder etwas neues, die Obst und Gemüsestände leuchten farbenfroh, die aufgetürmten Gewürze kitzeln in der Nase, der frisch gepresste Orangensaft will probiert werden, es riecht nach aufgeschnittenen Melonen und Falafel die im Fett backen. Mit einer ordentlichen Portion Baklava waren wir fast für den ganzen Tag satt und Tobi hatte Angst sein Magen würde dem Haufen Nüsse und Zucker niemals Herr werden.

Fast nahtlos schlenderten wir noch über eine Art Künstler-Markt, Getöpfertes, Fotografien, Schmuck, bemalte Holzbretter… Danach ging es in Richtung Rothschild-Boulevard: Schicke Hochhäuser aus Glas, zwischen den Fahrbahnen ein breit angelegter Fußgänger und Fahrradweg, dem man kilometerlang folgen kann.

Wir liefen und schauten Leuten beim Yoga auf dem bisschen Gras zu und liefen und sahen eine kleine Gruppe Artisten und liefen und sahen Kinderspielplätze und liefen und sahen Boule-Felder. Wir liefen viel und sahen noch viel mehr. Die Tel Aviver sind unglaublich aktiv. Das gleiche Bild bot sich uns, als wir uns wieder Richtung Strand zogen. Zum Baden sind im April die wenigsten im Wasser, die Liegestühle sind noch sauber gestapelt, aber überall sind Jogger, Fahrradfahrer, Beachvolleyballspieler oder Leute die sich einfach zum Chillen am Strand treffen, dazwischen Straßenmusiker aller Art.
Wir sahen dem bunten Treiben lang zu, bevor wir uns am Strand entlang auf den Rückweg machten.

Am Freitagabend hat hier jeder Strandabschnitt sein ganz eigenes Klientel, zuerst noch die Aktiven, dann ein Abschnitt wo sich allerlei Leute mit Trommeln zum gemeinsamen musizieren treffen, dann die muslimischen Familien beim BBQ mit Blick aufs Meer.

Abendessen fanden wir heute im Puaa. Als Vorspeise ließen wir uns leckeren Labaneh schmecken, danach ein Mousaka und Hackfleisch mit Minze auf Reis mit Nüssen und Joghurt… Sehr genial und wärmstens weiterzuempfehlen.

Wenn bei uns die Akkus leerer werden und wir uns nach unserem Apartment sehnen, geht es in dieser Stadt erst richtig los. Mit der Dämmerung stürmen die Leute regelrecht auf die Straßen und man ist von verschiedenen Düften umgeben, die frischgebackenen Falafel und Fleisch welches sich am Spieß dreht, Tabakrauch aus den Shisha-Bars und dazwischen immer ein bisschen Meeresbrise.

Plitvicer Seen und Zagreb im Advent 2018 (Teil II)

Nach dem Frühstück räumten wir unsere Blockhütte und machten uns auf den Weg nach Zagreb. Wir sind schon so oft durch Kroatien gefahren, ob mit Motorrad oder Auto, aber noch nie wurden wir bei einer Polizeikontrolle aufgehalten… Und dann auch noch 2 mal kurz hintereinander, aber es gab nichts zu beanstanden, weswegen wir unseren Weg fortsetzen konnten.
In Zagreb geht es wild zu, unsere Unterkunft – das Bed And Breakfast Kaptolski Dvori – lag in der Nähe des Doms, sehr zentral und umgeben von Einbahnstraßen. Endlich die richtige Einfahrt gefunden durften wir unser Auto schon mal abstellen, zum Einchecken waren wir aber noch zu früh dran.
Wir drehten mit leichtem Gepäck eine erste kleine Runde und begannen mit der Besichtigung des Doms. Danach ging es gegenüber Richtung Dolac, der zentrale Markt in der Stadt – ausführlich wollten wir uns diesen aber erst am nächsten Tag ansehen. Über die Skalinska gelangten wir auf die Tkalčićeva- eine Fußgänger-Zone mit vielen Cafes und Restaurants die wir entlangschlendern konnten und uns am Ende Fritule schmecken ließen. (erinnern ein bisschen an unsere Feuerspatzen, Hefeteig der schwimmend im Fett gebacken wird).

Über Treppenstufen gelangten wir in die Radićeva und weiter zum Steintor – in dem schummrigen, nur von Kerzen erleuchteten Durchgang stehen Bänke und ein Altar an dem die Menschen beten, um sie herum das Gewusel und der Lärm der Menschen die einfach nur hindurchlaufen wollten oder den Erklärung ihres Guides folgten.

Über den Jesuiten- und Katarinenplatz geht es auf unsere ersten Weihnachtsmärkte mit Blick auf den Dom und das unter uns liegende Zagreb. Hier ließen wir uns die erste Wurst schmecken, die Auswahl bietet für jeden Geschmack etwas, dass sich die Leute hier in der Weihnachtszeit anscheinend von nichts anderem ernähren wussten wir da noch nicht. Man findet diese Würste in jeder 2. Bude… fast schon wie Nürnberger Bratwürste auf dem Christkindl-Markt in Nürnberg… Der Glühwein allerdings hat nichts mit der fertig zusammengerührten Brühe zu tun, die man bei uns überall bekommt. Jeder Glühwein den ich probiert habe hat anders geschmeckt. Die “Kuhano Vino” riechen sehr stark nach Gewürzen, sind aber eher herb im Geschmack… sehr lecker.

Das Wetter war herrlich, wir schlenderten durch die Buden an der Stroßmeyer-Promenade und setzen unseren Weg zur Markuskirche fort.
Eines der Wahrzeichen Zagrebs mit dem bunt gedecktem Dach, auf dem die Flaggen der Stadt und Kroatiens zu sehen sind. Das Innere der Kirche allerdings ist relativ schlicht und ruhig, einzig die goldene Decke leuchtet förmlich. Der Markusplatz – Zentrum der Oberstadt – ist umringt von Regierungsgebäuden; mit einem kurzen Rundumblick verabschiedeten wir uns auch schon wieder von diesem Teil der Stadt.

Auf dem Rückweg zum Dom streiften wir nochmals kurz den Dolac auf dem gerade die Aufräumarbeiten liefen und die Vorfreude stieg bei dem Gedanken, uns morgen hier ins Getümmel werfen zu können.
Jetzt war es Zeit für eine Pause mit Kaffee und Kuchen.
Gleich unterhalb des Doms befindet sich das Amèlie mit wahnsinnig süßen aber leckeren Torten. Das Cafe selbst ist relativ klein, aber wir fanden draußen auf der überdachten und beheizten Terrasse Platz.

Mit der Dämmerung kam auch die Lust auf den großen Weihnachtsmarkt auf dem Ban zu gehen und so ließen wir uns treiben. Genossen Schinken und Wurst,  knabberten an Käse und Oliven, naschten von Schokolade und Gebäck.

Die Stadt ist mit Tausenden von Lichtern und Ketten geschmückt und funkelt in jeder Ecke. Wer aber besinnliches und ruhiges Dahinplätschern sucht ist hier falsch. Auf jedem Markt befindet sich eine Bühne und wenn sie noch so klein ist, ist das dargebotene Programm bunt durchgemischt, mal legt ein DJ auf, dann singt der Kinderchor, eine Rockband, eine Sängerin im Pelzmantel, der Auftritt einer Trachtengruppe,…
Die Buden nahmen gar kein Ende, ich kann nicht genau sagen, wo ein Weihnachtsmarkt anfing und der andere aufhörte, oder ob es einfach ein großer war. Wir ließen uns treiben, fanden keine Straße die nicht geschmückt war und im Lichterglanz erstrahlte.

Am nächsten Tag wachten wir bei strömenden Regen auf, es sollte auf die Nachmittagszeit zu besser werden, aber alles Trödeln half nichts. Als wir uns auf den Weg zum Dolac machten regnete es noch immer, weswegen wir uns zuerst in die Fischhalle flüchteten. Hier schlägt das Herz für jeden Fischliebhaber höher… Was es hier nicht alles gibt… herrlich!

Draußen waren die roten Sonnenschirme gegen den Regen aufgespannt, es waren nicht so viele Verkäufer da wie bei schönem Wetter, aber die Auswahl ließ trotzdem keine Wünsche offen. Die Stände leuchteten bunt, von Granatäpfeln, Kartoffeln, Nüsse, Paprika, Grünkohl über Salat und Zitronen konnte man hier alles haben. Alles was man im täglichen Leben braucht findet man hier – im Bauch von Zagreb. Es war gut was los und das faszinierendste: Trotz des Regens ist hier niemand genervt und drängelt, sondern macht einem gerne Platz, man tritt einen Schritt zurück und man erhält überall ein lächelndes “hvala”.

Unterhalb des Platzes befinden sich ein paar Blumenstände und hier fanden wir auch den Eingang in die große Markthalle, die Marktstände draußen stehen sozusagen auf dem Dach der Halle.
Wahnsinn wie viele Metzger es hier drin gibt, es hängen halbe Schweine rum und es gibt von Schweinefüßen über geräucherte Wurst bis zu halben Hähnchen alles. In einer kleinen Nebenhalle fanden wir die Käseabteilung. Nach so vielen Eindrücken für unseren Farb- und Geruchssinn wollten wir uns ein bisschen an der frischen Luft bewegen.

Das Grüne Hufeisen sind aneinandergereihte Parkanlagen. Auf der Westachse ist nicht wirklich was spannendes zu sehen, mit einem kurzen Fotostop am Staatsarchiv wollten wir auch abdrehen auf die Ostachse… Vorher machte ich aber noch ein Foto, schaute auf mein Display, welches nochmal kurz lila aufleuchtete und sich dann verabschiedete… Das war wohl zu viel Regen für meine Kamera…
Auch wenn ich grundsätzlich ein Vertreter der Auffassung bin, dass sie ja zum benutzen da ist, war ich trotzdem stinksauer. Glücklicherweise sind wir ja jetzt immer mit zwei Kameras unterwegs, weswegen wir zumindest nicht gänzlich auf Erinnerungsfotos verzichten mussten.

Auf der Ostseite des Hufeisens befindet sich auf dem Tomislavo Trg eine riesige Eisbahn mit ein paar Buden drumrum. Hier fanden wir auch das erste antialkoholische Warmgetränk: Vruca jabuka – warmer Apfelsaft. Gibt´s optional auch immer mit einem guten Schuss Rum. Es geht weiter – nächster Platz, nächster Markt. Hier konnte man kulinarisch Schlemmen, eine Art Streetfood-Markt, mit allerlei Kreationen die man auf die Hand nehmen kann.
Auf dem Trg Nikole Zrinskog sehen alle Buden gleich aus, weiß und lieblich. Hier konnte ich auch nicht mehr widerstehen, ich musste so einen Germknödel haben. Zum Glück musste ich ihn nicht allein essen… Ich liebe Süßes, aber das Ding war schon eine kleine Herausforderung.

Ehe wir uns versahen waren wir wieder in der Altstadt, hier liegt alles so nah beisammen, dass es gut zu Fuß erreichbar ist.
Auch für unser heutiges Abendessen machten wir uns nach einer Pause zu Fuß vom Hotel auf. Wir besuchten den Stari Fijaker – Alten Fiaker. Ich denke man kann ihn am ehesten mit dem Hofbräuhaus in München vergleichen – eine typische Touri-Empfehlung aber mit gutem Preis-Leistungsverhältnis.
So verbrachten wir unseren letzten Abend in Zagreb: mit einem vollen Bauch auf dem Rückweg zum Hotel, genossen noch einmal das Funkeln der Stadt, die stets freundlichen Menschen auf den quirligen Weihnachtsmärkten und natürliche noch eine Fahrt mit der Drahtseilbahn – wobei man die paar Höhenmeter in die Oberstadt auch hätte laufen können.

Für unseren Abreisetag hatten wir uns noch eine Stunde auf dem Mirogoj eingeschoben. Nachdem meine Kamera über Nacht wieder getrocknet war und soweit funktionierte, konnte es noch einmal losgehen.
Es gibt in Zagreb nur noch diesen einen Friedhof und hier wird jeder beerdigt, unabhängig welchem Glauben er angehört, es gibt auch keine Grenzen oder Gebiete, wo wer beigesetzt wird. Hier sind Gräber von Muslimen neben den Gräbern von Christen. Warum funktioniert das überall besser als bei uns?
Eine Stunde ist in dieser großen und schönen Park-Friedhofsanlage einfach zu schnell verflogen, man könnte hier Stunden zubringen, ohne einen Weg zweimal zu laufen.

Wieder am Auto angekommen machten wir uns auf den Heimweg. Die Köpfe waren voll mit Eindrücken, Gerüchen, Geschmäckern, abgebauten Vorurteilen und neuen Erinnerungen an ein wunderbares verlängertes Wochenende  – Hvala!

Plitvicer Seen und Zagreb im Advent 2018 (Teil I)

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, dieses Jahr war es soweit, dass wir der Hauptstadt Kroatiens einen Besuch abstatten wollten. Und wenn wir schon mal da sind, nehmen wir die Plitvicer Seen auch gleich nochmal mit. Am Mittwoch vor dem 2. Advent ging es mit einem voll gepackten Auto los. Deutschland ließen wir schnell hinter uns, Österreich zog sich ewig, aus Slowenien ist man kaum drin auch schon wieder draußen und schon waren wir wieder in Kroatien- zum dritten Mal dieses Jahr :).

Nachdem wir die Autobahn verlassen hatten zog sich die restliche Anfahrt über Land nochmal 2 Stunden. Wir bezogen unsere Blockhütte in Smoljanac und richteten uns ein. Die Hausherrin brachte uns gebratene Wurst zum Abendessen. Eine Art Bratwurst, die kurz geräuchert wird und dann in der Pfanne gebraten. Im Zuge der Völkerverständigung teilten wir gern die fürs Vesper eingepackten geräucherten fränkischen Bratwürste welche wir dabei hatten.

Den Donnerstag verbrachten wir an den Plitvicer Seen. Obwohl das Wetter noch gut war, waren die oberen Seen gesperrt. Wir starteten mit Blick auf den großen Wasserfall. Unsere Hoffnung, hier das türkisblaue Wasser zwischen Schnee und Eis zu sehen wurde leider nicht erfüllt, trotzdem sind die Seen auch im Winter einen Besuch wert.
Wir hatten den ganzen Tag Zeit, es war so gut wie nichts los und wir konnten die Stative für Langzeitbelichtungen sogar auf den über das Wasser führenden Stegen aufbauen. Ab und zu überholte uns eine Horde Asiaten, mehr Gesellschaft hatten wir nicht.

Bevor wir über den großen See fuhren machten wir noch einen kurzen Kaffeestop. Jetzt hatte uns auch das schlechte Wetter eingeholt und es fing an zu Regnen. Einen Großteil des Weges zu unserem Auto fuhren wir mit den Unimogs die hier im Kreis fahren. Das letzte Stück legten wir im Regen zurück, was dem Ausblick aber keinen Abbruch tat.

Mit dem Auto ging es nach Rastoke in Slunj. Das Dorf steht mehr oder weniger im Fluss und fast jedes Haus nutzt bzw. nutze die Strömung für eine Mühle; bevor der Fluss in mehreren Kaskaden und Wasserfällen 10-20 Meter in die Tiefe stürzt.
Das ständige Wasserrauschen in den Ohren drehten wir eine Runde durch das Dorf bevor wir uns zum Abendessen begaben. Einen kleinen Nachteil hat es, wenn man hier außerhalb der Saison kommt, man muss nach offenen Restaurants schon fast suchen.

In der Nähe unserer Unterkunft in Smoljanac wurden wir fündig. Das Degenija verwöhnte uns mit leckerer kroatischen Küche. Die gemischte Vorspeisenplatte machte Appetit auf mehr, das Mehr kam auch.. in Form einer Fleischplatte für 2 Personen.. das hätte locker auch für 3-4 Personen gereicht. Viel zu voll für Nachtisch bekamen wir noch 2 Stücke Kremsnite für später mit.
Die grobe Planung für Zagreb stand und so konnten wir den Abend bei ein paar Runden Rommé ausklingen lassen.

 

Lissabon – die Schöne am Tejo – Tag 4 – 6

Am nächsten Tag war unser erstes Ziel die Markthalle – Mercado da Ribeira. Die restaurierte Halle steht nur noch zum Teil als traditioneller Markt, auf dem man Fisch, Fleisch, Käse, Gemüse, Obst, Blumen und Bacalhau erwerben kann, zur Verfügung.

Der andere Teil ist dem Timeout Market gewichen, hier finden sich Restaurants, die alles frisch zubereiten und qualitativ hochwertiges Essen für erschwingliche Preise bieten. Die Bandbreite geht von typisch portugiesisch, über asiatisch, bis hin zu Sushi und Schokotorte.

Das Prinzip ist einfach, Restaurant auswählen, Essen am Tresen bestellen, bezahlen, Piepser mitnehmen und sich einen Platz suchen. Wenn der Piepser loslegt, ist das Essen fertig und kann abgeholt werden.

Wir waren uns sicher, hier unbedingt mal zum Essen her zu müssen, vorher wollten wir uns aber noch einen großen Teil Lissabons, der noch fehlte ansehen: die Alfama und Mouraria – das alte Lissabon.

Die älteste Kirche Lissabons, die Kathedrale Sé machte den Anfang. Von hier aus folgten wir den Schienen, auf denen immer wieder die kleinen Eléctricos vorbeirumpeln, den Berg hinauf.

Das Burgareal an sich hatte ich schon auf dem Schirm, aber irgendwie nicht heute… Ich habe – zum Glück – Tobis Drängen nachgegeben, die Burg gleich heute und jetzt anzusehen… Es gibt nämlich nur einen Eingang, und auf den sind wir geradewegs zugelaufen.

Obwohl es nicht viel zum Ansehen gibt, haben wir doch viel Zeit im Castelo de Sao Jorge verbracht. Nicht zuletzt um einen dieser besch….. Pfaue zu erwischen, wie er gerade ein Rad schlägt. Aber es war uns nicht vergönnt, sogar meine Versuche, einen der Vögel zu bedrohen und als Verteidigungshaltung des Pfaus ein Rad zu bekommen, sind gescheitert.

Danach waren wir mittendrin: die schöne Alfama mit ihrem Gassengewirr und Treppen, Wäsche die aus den Fenstern hängt, Blumentöpfen auf jedem noch so kleinen Plätzchen, der Geruch von südländischem Essen liegt in der Luft und bunte Girlanden, die noch vom letzten Fest im Wind flattern schmücken die Straßen und Plätze. Am Fuß des Hügels angelangt, ging es vorbei am Casa dos Bicos – dem Haus der Spitzen und wir gelangten wieder auf den Handelsplatz. Nach erneutem Fotos schießen – inclusive störendem Pikachu im Bild – trieb uns der Hunger zum Timeout-Market in die Markthalle. Gut gestärkt spazierten wir am Pier entlang, bevor wir uns auf den Rückweg zum Hotel machten.

Und schon ist unser letzter Tag in Lissabon angebrochen. Ein absolutes Muss fehlte uns noch: eine Fahrt mit der Electrico 28. Die Linie rattert an allen Sehenswürdigkeiten Lissabons vorbei und startet auch noch direkt vor unserem Hotel.

Die Erfahrung hat uns früh aus dem Bett geholt, damit wir um kurz nach 8 in eine vollkommen leere Electrico steigen konnten. Ab halb 10 sind diese bis zum Bersten gefüllt und an jeder Haltestelle wollen noch mehr rein.

Wir konnten mit ein paar Lissabonnern eine ganz entspannte Fahrt mit Sitzplatz von unserem Hotel aus, durch die Mouraria, die Alfama, durch das Stadtzentrum, bis hinaus zum großen Friedhof – Cemiterio dos Prazeres genießen. Die kleinen Wagons rumpeln Hügel hinauf und hinunter, Zentimeter nur an Autos und Hauswänden vorbei, in Deutschland undenkbar.

In dem Friedhofsgelände liefen wir kreuz und quer, vorbei an prächtigen Mausoleen und bescheidenen Grabstellen.

Tobi hielt noch einen kurzen Plausch mit einem Studenten, dem der Friedhof sehr am Herzen liegt und der auch immer wieder Führungen anbietet. Es wird sehr viel Zeit und Geld in die Erhaltung und Restauration investiert, damit man gerne herkommt und Zeit für einen Spaziergang mitbringt.

Drei Stationen mit der Linie 28 zurück steht man direkt vor der Basilica da Estrela – die weiße Kuppel mit den beiden Türmen daneben prägt das Stadtbild Lissabons. Für 4 EUR kann man auf das Dach der Basilika und einen Rundgang durch das Innere der Kuppel mit Blick in die Kirche machen.

Von hier aus nahmen wir die Electrico auf demselben Weg zurück in die Alfama, wie wir gekommen sind, mit dem Unterschied, dass die kleine Bahn bis zum Bersten voll mit Leuten war.

In der Nähe der Igreja e Mosteiro de Sao Vicente de Fora stiegen wir aus, und liefen den restlichen Weg bis zur Kirche durch die pittoresken Gassen nach oben.

Unser letzter Halt in der Altstadt  war die Igreja  de Santa Engracia – Portugals National-Pantheon. Auch wieder eine weiße Kirche, deren Kuppel weithin sichtbar ist. Das Innere der Kirche ist harmonisch in Braun- und Cremetönen gehalten. Über ein sehr gut begehbares Treppenhaus kann man bis auf das Flachdach der Kirche steigen. 25 Grad, Sonnenschein, den Blick auf den Tejo und die schmerzenden Füße wollten entlastet werden, da liegt es doch nahe, einfach die Schuhe auszuziehen, und sich auf dem Kirchendach in die Sonne zu legen…. Traumhaft… Wir haben fast vergessen, dass wir hier auf einer Kirche liegen und diesen tollen Platz auch irgendwann wieder aufgeben müssen.

Unser letzter Halt sollte das Areal des Expo-Geländes werden. Für die Weltausstellung wurde 1998 extra die U-Bahnstation Oriente entworfen und gebaut. Die Überdachung erinnert an einen Palmenhain aus Stahl.

Wir verließen die riesige Station, die auch als Knotenpunkt für nationale und internationale Züge fungiert. Am Fluss angekommen hielten wir uns rechts, vorbei am Oceanário, bis zur Seilbahn, die ihre Passagiere am Fluss entlang bis zum Torre Vasco da Gama – Lissabons höchstem Gebäude – bringt. Auf dem Rückweg schlenderten wir noch durch das Einkaufszentrum Centro Comercial Vasco da Gama und verbrachten die Blaue Stunde inmitten der Gebäude, die im Zuge der Expo alle einen Bezug zum Meer und der Seefahrt  bekamen.

Der Abreisetag begrüßte uns bewölkt, was es uns trotzdem nicht leichter machte, diese Stadt wieder zu verlassen. Es ist sauber und gibt viel zu erkunden, auch kulinarisch hat Portugal einiges zu bieten, die Menschen sind freundlich, jederzeit hilfsbereit ohne aufdringlich zu sein und unterstützen die eigenen Leuten genauso, wie die Fremden. Wir können jedem nur empfehlen, sich diese wunderschöne Stadt selbst anzusehen und hoffen ihr irgendwann nochmal einen Besuch abstatten zu können.

Übrigens: Wir waren das erste Mal mit zwei Kameras unterwegs und haben die Eindrücke mit unterschiedlichen Perspektiven festgehalten. Viel Spaß beim Rätseln, wer wohl welches Bild gemacht hat.

Lissabon – die Schöne am Tejo – Tag 1 – 3

Endlich mal wieder fliegen! Tobi lässt es über sich ergehen, ich wiederum finde es aufregend, hier einzusteigen und 3 Stunden später an einem völlig anderen Ort wieder auszusteigen. Tobis Abneigung kann aber auch daher rühren, dass zuerst er und dann sein Koffer einer vollständigen Visitation unterzogen wurden… Ich denke immer noch, dass es an dem Vollbart liegt…

Nach einem geschmeidigen Flug von Nürnberg über München nach Lissabon fanden wir uns  bei strahlendem Sonnenschein und 20 Grad in Portugals Hauptstadt wieder.

Wir benutzten die Metro um in den Stadtkern und damit zu unserem Hotel zu gelangen.

In Lissabon erhält man 24-Stunden-Karten für 6,15 EUR pro Erwachsenem und kann damit alle Metro-, Bus-, Tramlinien und die Elevadores benutzen. Das Ticket läuft los, ab dem ersten Mal „stempeln“, die Karten sind mehrfach verwendbar und können immer wieder aufgeladen werden.

Nach ein bisschen am Hotelzimmer rumtrödeln wollten wir die letzten Stunden des Tages auf eine Art und Weise nutzen, die uns sonst gar nicht ähnlich sieht: Planlos und ohne Gepäck! Nur mit der Kamera und dem Objektiv was dran war bewaffnet, setzten wir uns aufs Geradewohl in Bewegung. Wir liefen um den Klinikkomplex – in der Hoffnung, diesen nie von Innen sehen zu müssen- und zogen uns durch kleine Gassen den gerade erklommenen Hügel wieder nach unten.

Plötzlich fanden wir uns mitten im Getümmel wieder, wir waren auf dem Rossio. Das Pflaster bildet ein kunstvolles Wellenmosaik, Menschen verschiedenster Abstammung gehen hier Ihren Tätigkeiten nach oder warten einfach darauf, dass die Zeit vergeht. Etwas nach hinten versetzt findet sich die Igreja Sao Domingos, wo einst die Inquisition ihre Urteile verlas. Eine Kirche die uns wirklich begeistert hat. Man sieht  ihr den nagenden Zahn der Zeit an, die Kirche ist nicht restauriert, sondern bröselt vor sich hin, trotzdem ein stolzes Gebäude.

Von da aus ging es weiter in Richtung Fluss, wir machten noch einen Abstecher zu unserem ersten Elevador. Der Elevador de Santa Justa ist ein richtiger Aufzug, der in einem verspielten gusseisernen Turm hochgezogen wird. Die Aufzugfahrt ist im Tagesticket für die öffentlichen Verkehrsmittel inbegriffen. Die Aussichtsplattform oben betreten zu dürfen schlägt mit 1,50 EUR pro Person zu buche. Oben angekommen genossen wir unseren ersten Ausblick auf Lissabon, den Tejo, das Treiben unter uns und die Burg, die im warmen Licht der untergehenden Sonne leuchtete.

Danach zogen wir uns durch die Fußgängerzone über die Rua Augusta bis zum Tejo. Wir erlebten einen rot leuchtenden Sonnenuntergang und ärgerten uns ein bisschen, kein Stativ dabei zu haben.

Unser erster voller Tag in Lissabon begann auf dem Praca dos Restauradores. Hier befindet sich die Talstation des Elevador da Gloria, einer Standseilbahn, die die Unterstadt mit der Oberstadt verbindet. Man fährt vorbei an der Straßenkunstgalerie, wo sich die Graffiti-Künstler der Stadt austoben dürfen, bis zum Miradouro Sao Pedro de Alcantara, ein wunderbarer Aussichtspunkt für einen Blick auf das alte Lissabon mit seinen Kirchtürmen und Kuppeln, sowie der Burg.

Linker Hand steht das gleichnamige Kloster mit einer kleinen Kapelle. Hier ist die Kirche in den für Lissabon so typischen Kacheln verziert, was der Kirche ein ganz eigenes Aussehen gibt. Wir bummelten danach durch die Straße bis zum Park Principe Real. Unterwegs fanden wir eine kleine Bäckerei in der wir uns Pasteis de nata (Kleine Blätterteigtörtchen gefüllt mit Sahnepudding) und Pasteis de Bacalhau mitnahmen. Diese süßen Kleinigkeiten sind unverschämt lecker und ich nehme schon mal vorneweg: wir haben jeden Tag welche gegessen.

Danach bogen wir in die Rua do Seculo, eine ruhige aber relativ steile Straße, um die Oberstadt langsam wieder zu verlassen und legten am Miradouro de Santa Catarina – einem frisch restaurierten Platz – eine kleine Pause ein. Mit Blick auf den Tejo mit der Ponte 25 de Abril (San Francisco Brücke) und der Christo-Rei-Statue ließen wir uns unsere Pasteis schmecken.

Vorbei am kleinsten Elevador der Stadt – Elevador da Bica – über den Largo de Camoes ging es in die belebte Rua Garett. Hier befindet sich Europas älteste Buchhandlung Livraria Bertrand. Ein bisschen versteckt  geht es links die Straße hoch zum Largo do Carmo und damit zur Klosterruine Igreja do Carmo. Der gotische Konvent aus dem 14. Jh. wurde beim Erdbeben 1755 fast vollständig zerstört, stehen geblieben sind nur die eleganten Pfeiler und Bögen.

Zur blauen Stunde befanden wir uns auf dem Praca do Comercio – dem Handelsplatz, an drei Seiten umgeben von gelben Gebäuden mit Arkadengängen.

Typisch portugiesisch war unser Abendessen: wir aßen Bacalhau im Bread4you; ein ganz kleines Bistro, super Essen, freundlicher und bemühter Service und kuschelige Atmosphäre.

Tag 3 verbrachten wir im Stadtteil Belem. Die Tram brachte uns bis vor die Haustüre des Mosteiro dos Jeronimos – das Hieronymuskloster.

Das imposante Gebäude sollte das erste sein, was vom Schiff aus bei der Ankunft in Lissabon zu sehen war. Der Baustil und die üppigen Verzierungen sind eine Mischung aus Gotik, Renaissance und Orientalischen Einflüssen. Farbe braucht es nicht, die feinen und kunstvollen Verzierungen sprechen für sich. Die Kirche ist ohne Eintritt zu besichtigen, für den doppelstöckigen Kreuzgang muss man Eintritt zahlen.

Ich bin auf beiden Ebenen des Kreuzganges mindesten 4 Runden gelaufen und habe trotzdem nicht alles gesehen. Es gleicht keine Säule der anderen, jedes gemeißelte Gesicht trägt einen anderen Ausdruck und die spitzen Türmchen vermitteln den Eindruck irgendwo im Orient unterwegs zu sein.

Der Fußmarsch bis zum Torre de Belem zieht sich etwas, aber wir haben im Kloster ein Kombi-Ticket für 12 EUR erworben, und wollten uns den Turm nicht entgehen lassen.

Auch dieser ist im manuelinischen Stil gehalten und für einen Wehrturm reich verziert; gedacht war er eigentlich auch eher zum Empfang der Schiffe, als zur Verteidigung. Um auf die Terrasse zu gelangen muss man sich nochmals anstellen. Es befindet sich nur eine Treppe in dem Turm, weswegen eine Blockabfertigung stattfindet, 120 Personen dürfen rauf und werden gesammelt wieder nach unten geschickt, bevor die nächsten 120 hoch dürfen.

Unser nächster Stopp war der Padrao dos Desobrimentos – das weiße, 50 m hohe Denkmal schiebt sich wie der Bug einer Karavelle in den Tejo. An der Spitze befindet sich Prinz Heinrich der Seefahrer, dahinter reihen sich wichtige Persönlichkeiten jener Zeit ein. Für 3 EUR darf man mit dem Aufzug nach oben, auf die Aussichtsterrasse fahren. Während wir noch den Ausblick genossen, überlegten wir, was wir mit dem Rest des Tages anfangen wollten.

Ein bisschen auswärts gelegen ist das Aqueduto das Aguas Livres – das Aquädukt der freien Wasser. Ein imposantes Bauwerk aus dem 18. Jahrhundert, mit dem Wasser 18,5 km unter- und oberirdisch bis in ein Reservoir geführt wurde. Der eindrucksvollste Teil über das Alcantara-Tal besteht aus 35 Bögen, der Größte ist 65m hoch und 29m breit. Der Fußweg über das Aquädukt ist heute gegen Eintritt begehbar, allerdings waren wir zu spät dran und haben uns das Bauwerk nur von unten angesehen.

Teil zwei des Berichtes folgt in einigen Tagen.