Rumänientour 2019 – Tag 10 – Sinaia – 324 km

Der Tag heute startete wieder mit dem Wecker, so wie jeder Tag. Ich wache nie von selbst auf weil ich einfach zu erschöpft bin. Gefühlt ist dies ist kein Erholungsurlaub, sondern eine anstrengende Reise, bei der einen auch die ganzen Eindrücke welche man den Tag über sammelt immer bis spät abends beschäftigen. Gestern haben wir noch die Stadt angeschaut daher wurde es noch später als sonst bis wir ins Bett kamen.

Frühstück haben wir heute ausfallen lassen. Um kurz nach 8 Uhr starteten wir in den Tag und verließen den Hof der Unterkunft. Wir fuhren allerdings nicht sonderlich weit, da ein paar Kilometer weiter bereits unser erster POI lag. In Prejmer gibt es eine Kirchenburg. Wir gönnten uns den Eintritt und besichtigten über eine Stunde lang die Burg und die Kirche im Inneren. Man kann hier fast völlig frei herumlaufen. Wir umkreisten die Anlage auf dem Wehrgang und besichtigten die in den Verteidigungsbau eingelassenen Kammern. Nachdem wir die Burg verlassen hatten fanden wir direkt daneben einen Stand der Kürtőskalács und Lángos anbot. Damit war unser Frühstück gesichert. Es gab einen riesengroßen Kürtőskalács mit Zimt.

Um kurz nach 10 Uhr starteten wir dann zum letzten Mal in Richtung Osten. Wir sollten heute den Wendepunkt unserer Reise (Bouzov) erreichen, der nahe bei den Schlammvulkanen von Berca liegt, welche wir am Nachmittag besichtigen wollten. Durch bewaldete Täler, über kurvige Straßen und viele Ortschaften schlichen wir hinter einem gemütlich fahrenden Rumänen her, was Anja etwas in Erregung versetzte. Ihr war der Blümchenpflückermodus einfach zu langsam. Mir aber war dieser Modus heute nur recht, da mein Hirn irgendwie etwas träge unterwegs war und wenn man langsamer fährt dann kommen die Kurven nicht ganz so überraschend 😉

Die Fahrt zu den Schlammvulkanen war langwierig, immer wieder bremsten uns lange Dörfer. Zwar waren die Straßen kurvig, aber nichts, es gab nichts Besonderes zu sehen. Eigentlich veränderte sich die Landschaft erst kurz vor den Schlammvulkanen. Sie wurde wieder deutlich hügeliger und verschieden farbige grün und braun Töne erzeugten interessante Muster. Die Schlammvulkane versetzen einen kurz nach Island, nur dass es hier nicht so nach Schwefel stinkt. In mehreren Kratern blubbert es und einer der Krater spuckt von Zeit zu Zeit einen Batzen Schlamm aus. Anja hatte kurz nicht aufgepasst und schon war sie voll Schlamm 😀 Eine Band war gerade dabei Ihre Instrumente und Equipment für einen Videodreh im Vordergund der Vulkane aufzubauen.

Hätten wir gewusst wie der weitere geplante Weg aussah, wir wären ihn nicht gefahren. Utz langweilig! Öde! Das interessanteste an der Strecke war die Rückwand des russischen LKW vor mir… Man war das übel. 150km gefühlt gerade aus in stehender warmer Luft die von Abgasen und Russ geprägt war. Dass die Strecke über Ploiești keine kurvenreiche Strecke war hatten wir bereits in Basecamp gesehen, dass sie aber so öder sein würde dass hätten wir nicht gedacht.

Irgendwann halten wir an einer Tankstelle und essen den letzten Strudel welchen wir eigentlich zum Frühstück gekauft hatten und die zwei Birnen. Dann sind es nur noch 30 km bis nach Sinaia wo wir für heute ein Hotel ins Auge gefasst hatten. Die letzten 20 km davon ist die Strecke dann auch wieder sehenswert, es geht so langsam am Bucegi Gebirge entlang welches wir morgen noch ein bisschen erkunden wollen. Und wo Gebirge ist, da sind zum einen Steigungen und zum anderen Kurven. In Sinaia parken wir frech einfach direkt vor der Hoteltreppe. Das Haus ist ein riesen Bunker und es kommt auch sofort ein Security Mitarbeiter. Dieser will allerdings nur wissen ob wir Hotelgäste sind.

Nach dem Checkin waschen wir uns erstmal den Dreck der Straße vom Körper. Man sah heute deutlich wo kein Helm war im Gesicht. Dann noch schnell eine Unterkunft in Sibiu für morgen rausgesucht und die Route geplant und aufs Navi kopiert, bevor wir ins Restaurant zum Essen gehen. Wir haben einen Gutschein für eine Flasche Rotwein bekommen den wir einlösen können wenn wir im Hotel eigenen Restaurant essen. Da wir dies sowieso ins Auge gefasst hatten kommt uns das entgegen. Eine Flasche Wein und unser Essen später sind wir bester Laune und begeben uns zur Ruhe. Die Liveband im Speisesaal hatte auch angenehm gedudelt, obwohl wir schon schlimmes befürchtet hatten.

Lifegoals:
Wenn man beim Fotografieren aufgrund des Alters so tatterig ist, dass man wackelt und die Kamera nicht mehr ruhig halten könnte, dann eine Partnerin zu haben die einen stützt. Wir haben heute in der Kirchenburg ein älteres Pärchen gesehen. Er fotografierte mit einer Spiegelreflexkamera und schwankte ohne seinen Stock bedenklich. Das Bild wäre wahrscheinlich nie etwas geworden, aber sie steht neben ihm, hält ihm den Stock während er fotografiert und legt ganz beruhigt, unauffällig und wie selbstverständlich die Hand auf seine Schulter und hält ihn damit fest und stabilisiert ihn. Nur so lange bis er das Bild fertig gemacht hat. Dieser Moment war für mich einfach schön zu sehen, wie ein Paar nach langen Jahren so selbstverständlich als Einheit fungiert und sich gegenseitig stützt. Diesen Zustand zu erreichen, das ist ein Lebensziel!