Wir haben wundervolle 10 Stunden geschlafen und springen förmlich aus dem Bett… nicht 😀 Also wir haben wirklich wundervoll geschlafen und auch über 10 Stunden. Trotzdem könnten wir direkt liegen bleiben und einfach einen faulen Tag einlegen. Im Agriturismo frühstücken, Pasta zu Mittag und Abends nochmal diese wundervolle hausgemachte Pasta genießen. Aber wir wollten ja eigentlich ein bisschen nach Venedig rein und die Kanäle, Gondeln und Brücken bestaunen. Also raffen wir uns auf und machen uns fertig. In den Bewertungen der Unterkunft hatte ich etwas von Buslinie direkt vor dem Haus gelesen. Google Maps bestätigt das und schlägt eine Abfahrt um 9:47 vor. Jetzt müssen wir doch noch ein bisschen Gas geben. Rein in den Bus, 2x die Kreditkarte an den NFC Automaten gehalten und ab geht die Fahrt. Nach 30 Minuten stehend im vollen Bus werden wir auf dem Piazzale Roma ausgespuckt und laufen direkt mal über die erste Brücke in Richtung „Altstadt“. Wir haben exakt Null, Null Plan, also können wir völlig befreit drauf los laufen.
Über Brücken, an Kanälen entlang, durch kleine Gasse, über grössere Strassen finden wir immer wieder Plätze und schauen uns dabei die ganze Zeit neugierig um. In einer kleinen alten Bäckerei gönnen wir uns Tee, Espresso und zwei Brioche (eine mit Mandeln und eine mit Creme). Wir finden immer wieder Motive für unsere Kameras und schauen uns die Auslage der Läden welche links und rechts der Wege sind. Bei einem Buchmacher schlagen wir dann zu. Anja sichert sich ein kleines Andenken an diese Stadt in Form eines neuen Reisetagebuchs. Liebevoll verpackt der Buchmacher es wie ein kleines Geschenk. Die Basilika Santa Maria Gloriosa dei Frari ist leider aktuell aufgrund einer Beerdigung geschlossen. Wir beschließen einen Platz weiter etwas zu essen und so die Zeit verstreichen zu lassen bis wir in die Basilika können. Panini mit Mortadella ist unsere Wahl. Italienisches Essen ist einfach genial! In einem kleinen Supermarkt kaufen wir noch 1,5l Wasser bevor wir dann in die Basilika können. Die 5 EUR Eintritt pro Person kosten wir voll aus und schauen uns jedes auf dem Flyer erwähnte Kunstwerk genau an…also Anja tut das. Ich habe den Flyer nicht gesehen.
Eine Stunde später erkunden wir dann wieder Kanäle und Gassen. Auf ein paar Treppen zum Wasser setzen wir uns und schreiben eine Postkarte welche direkt in den Briefkasten daneben wandert. Mal sehen wie lange sie braucht bis daheim. In einer weiteren alten Pasticceria gönnen wir uns wieder zwei süße Teilchen und einen Cappuccino. Nun überqueren wir den Grande Canal über die Rialto Brücke. Bisher hielten sich die Menschenmassen echt in Grenzen, ich hätte Venedig fast als leer betitelt. Auf der bekanntesten der Brücken ist dann schon ein bisschen mehr los. Aber trotzdem sind wir überrascht wie wenig an einem Samstag bei bestem Wetter los ist. Während wir den Canal überqueren schießen unter uns Polizeiboote vorbei und stoppen in waghalsigen Anlegemanövern direkt nach der Brücke. Was da wohl los ist? Okay, beim verzurren und aussteigen lassen sie sich dann Zeit.
Nun gibt es einen kleinen Canoli Pistachio Mignon – für jeden exakt ein Bissen, dann tauchen wir wieder in die kleinen Gassen ein. Hier gibt es keine Radfahrer, keine E-Roller – einfach alle sind zu Fuss unterwegs. handwerker fahren Ziegelsteine mit Sackkarren zu ihren Baustellen. Die Läden mit Tourischrott werden mehr je näher wir dem Markusplatz kommen. In manchen Strassen sieht man kein grünes Blättchen und dann kommt wieder ein Haus welches über und über voll mit Blumetöpfen ist und eine ganz andere Stimmung in die Gasse zaubert. Immer wieder schauen wir uns Kirchen an, deren Namen wir uns nicht merken können. Am Markusplatz angekommen sind auch die besucher Venedigs definitiv mehr geworden. Kein Wunder bei dem genialen Wetter. Unter strahlend blauem Himmel strawanzen wir über den Platz und denken an das Schwäbische Motto – Nett hier! Das wars aber auch. Venedig ist nett, catcht uns aber nicht so richtig. Wir verlassen die Promenade wieder und landen im Modeviertel. Eine Boutique reiht sich an die andere. Sicherheitspersonal entscheidet wer eingelassen wird und wer nicht. Das ist nicht unsere Welt. Anja stellt fest dass Ihre schwedische Fjällraven Hose auch teuer war 😀
So langsam kriege ich richtig Hunger und 5 Minuten später bestätigt Anja dies. Es ist 15 Uhr uns so richtig was zu Essen hatten wir heute noch nicht. Auf einem kleinen relativ menschenleeren Platz entscheide ich mich spontan für ein kleines Restaurant. Der Kellner zeigt noch kurz auf den inzwischen ziemlich dunklen Himmel und fragt ob wir rein oder raus wollen. Wir entscheiden uns für draußen. Nach der Caprese wechseln wir dann nach innen weil es inzwischen schüttet wie aus Eimern. Kaum sind wir drinnen legt der Wolkenbruch nochmal einen Zahn zu und es blitzt und donnert. Wir teilen uns Lasagne und Ravioli mit Spinat Ricotta Füllung. Die Dolci essen wir dann wieder sortenrein. Ich Tiramisu und Anja eine Crema Catalana welche am Tisch karamellisiert und mit Grand Manier flambiert wird. Unser Timing war perfekt. Wir sind fertig mit Essen und der Regen hört wieder auf.
Ein paar Pfützen sorgen für Spiegelungen der Gebäude auf den Plätzen. Sie trocknen aber auch relativ zügig ab. Nachdem wir noch einen kleinen Kreis durch einige Gassen gelaufen sind beschließen wir wieder in Richtung Busparkplatz zu gehen. In einem Feinkostladen kaufen wir noch Parmesan, Peccorino Pistachio und eine Knoblauchsalami zum vespern auf der Fähre morgen. Von der Spitze der Rialtobrücke genießen wir die Lichtstimmung der untergehenden Sonne, welche einige Häuserspitzen noch golden Leuchten lässt. Ich gönne mir noch ein Stück Pizza an einem Strassenstand, Anja hat keinen Hunger mehr. In einem Coop kaufen wir noch Wasser bevor wir den 19:27 Uhr Bus nehmen und um 20 Uhr wieder am Agriturismo sind. Wir gehen direkt aufs Zimmer, springen noch unter die Dusche und halten dann die Erinnerungen des Tages fest bevor wir erschöpft aber glücklich einschlafen.