Griechenland 2024 – Tag16 – 256 km – Zrnovsko

Heute startet der Tag mal ungewöhnlich. Wir frühstücken im Hotel. Unmengen verschiedenes Blätterteiggebäck und Kuchen gibt es am Buffet. Und griechischen Joghurt mit Honig – ich liebe dieses Zeug! Danach ist packen angesagt und die Moppeds vom Parkplatz hinter dem Hotel holen. Um 9:30 Uhr kommen wir los. Die ersten ca. 30 km sind unspektakulär auf einer Art Bundesstrasse. Um ca. 10 Uhr biegen wir dann ab nach Meteora. Wir wollen heute ein klein wenig Zeit in die Klöster investieren. Anja hat so ca. 3 Stunden geschätzt.

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Zu den Klöstern geht es erstmal den Berg hoch und das ist kurvig. Wir sind früh dran und noch sind keine Busse im Weg. Nach zwei Fotostopps mit Ausblick auf die Klöster halten wir vor dem Agios Stefanou – einem Nonnenkloster. Dieses ist am einfachsten zu erreichen, da man direkt davor parken kann. Die Schlange an Autos und Bussen ist schon ziemlich lange. Wir bekommen glücklicherweise einen Parkplatz direkt vor dem Kloster. 3 EUR Eintritt pro Person und Anja muss sich einen Wickelrock rumbinden, da Frauen im Kloster zwingend einen Rock tragen müssen. Die Damen mit zu tiefem Ausschnitt oder freien Schultern bekommen ein Papierhemdchen zum überziehen. Wir drehen eine Runde durchs Kloster und finden es äußerst gepflegt und relativ Neuwertig. Wenn man sich den heutigen Nebensaison Ansturm anguckt dann kann man sich ansatzweise denken wieviel hier im Sommer los ist. Die Besucher bringen Geld und das wieder rum kann dann in den Erhalt investiert werden.

Nachdem wir das Kloster besichtigt hatten fahren wir noch zu einer weiteren Aussichtsplattform und zum größten der sechs noch genutzten Klöster. Dieses schauen wir allerdings nur von außen an. Hier ist die Hölle los! Autos und Busse ohne Ende. Es ist absolut imposant wie diese Kloster gebaut sind. Und wenn man sich mal vor Augen führt was für ein menschlicher Kraftakt nötig war um alleine das Baumaterial auf diese Felsen zu schaffen, geschweige denn vom eigentlichen Bau – der Wahnsinn. Nach 2 Stunden und 45 Minuten sind wir soweit mit Eindrücken gesättigt dass wir weiter wollen. Wir fahren wieder nach Meteora und biegen dort auf die E06 ab.

Der Verkehr ist quasi wieder nicht vorhanden und wir können fliegen lassen. Die Landschaft um uns hat sich mal wieder verändert. Sie ist weitläufig, aber am Horizont sieht man immer mehr Hügel / Berge. Es geht sanft auf und ab und links und rechts. Irgendwie unspekatkulär, flowig und schön. Es fühlt sich gut an. Wir legen noch ein paar Fotostopps ein und irgendwo im Nirgendwo essen wir ein paar Kekse. Anja erinnert mich dass ich mich beim Frühstück völlig überfressen habe… und 10 MInuten später erzählt sie mir dass das Frühstück immerhin etz auch schon 4,5 Stunden her ist. Was jetzt? Darf ich Hunger haben oder muss ich noch überfressen sein?

Am Kastoria See halten wir nochmal an einem „Imbiss“ und gönnen uns die letzten Pita Gyro in Griechenland. Dazu gibt es Cola und Sprite. Dann suchen wir die Reisepässe und Grünen Versicherungskarten raus. Ein Blick auf die Route und wir entscheiden uns für eine Unterkunft welche wir über booking.com reservieren. Dann wird das Datenroaming deaktiviert und wir packen die Smartphones weg. Als wir Kastoria verlassen sehen wir die ersten Wegweiser mit dem Schriftzug „Albanien“.

Wir überqueren nochmal einen Berg und fahren in einem Tal bis an die Grenze. Auf der Griechischen Seite müssen wir zweimal unseren Reisepass vorzeigen, wobei die erste Dame nur fragt woher wir kommen und uns auf die Antwort Deutschland direkt weiter winkt. An der Albanischen Grenze werden die Pässe und die Grünen Versicherungskarten genau inspiziert und dann dürfen wir rein. Im ersten Ort nach der Grenze tanken wir die Moppeds voll und können mit Visa zahlen. Dann suchen wir uns einen Geldautomaten und heben 12500 Albanische LEK ab. (Kurs ca. 1 EUR : 97 LEK) Es ist echt eine Seltenheit geworden dass man eine Fremdwährung benötigt.

Kurz nach der Ortschaft sehen wir Obstbaumplantagen. Vorrangig Äpfel und Birnen. An einer „Händlermeile“ aus alten Omas stoppen wir und wollen 4 Äpfel kaufen. Die Oma kann den 500LEK Schein nicht wechseln und so geben wir ihr 2 EUR. Sie gibt uns daraufhin nochmal 2 Äpfel. Als wir diese in den Koffer packen kommt ein jüngerer Herr und drückt uns eine Tüte mit 8 Birnen in die Hand. „For your Roadtrip through Albania!“ Wir sind baff. Kaum in Albanien angekommen erfahren wir zwischen Mercedes, Porsche und Eselskarren schon wieder soviel Gastfreundschaft! Wir mögen dieses Land! An der Grenze schon haben wir lauter Daumen hoch aus den albanischen Autos um uns bekommen.

Überhaupt passiert es mir auch in Deutschland immer wieder dass Albaner auf meine Moppedkoffer reagieren und mir mit ihren beiden Händen voller Stolz den Doppeladler zeigen, das Wappen Albaniens. Ich habe einen dicken Albanienaufkleber vom Red Bricks Hotel aus Skodra auf dem Koffer und dieser triggert immer wieder den Nationalstolz wenn Albaner mein Mopped sehen. Überhaupt sind die Albaner ein sehr stolzes Volk. An allen Ecken wehen Albanische Flaggen im Wind.

Wir fahren heute noch bis zum Prespasee. Dazu müssen wir nochmal über eine Gebirgskette. Das Licht färbt sich golden und lässt die bewaldeten Hänge in herbstlichen Farben strahlen. Auf den letzten Metern zur Unterkunft müssen wir dann noch bei einem Esel und einem Babyesel stoppen. Anja ist schockverliebt und kann sich fast nicht mehr losreißen. In der Unterkunft spricht man kein Wort Englisch. Aber die Begriffe Booking und Tobias Seidel führen dazu dass wir in ein Zimmer gebracht werden. Die Internetverbindung des Hotels ist aktuell gestört und so wird es erstmal nichts mit Smartphone Unterstützung bei der Verständigung. Ich war aber schlau und habe zumindest das albanische Sprachpaket für Google Translate schon vorab heruntergeladen, Anja fühlt sich unvorbereitet 😀

Wir gehen noch eine kleine Runde spazieren, dann setzen wir uns ins Restaurant des Hotels. Wir sind die einzigen Gäste, sowohl zum Übernachten als auch zum Essen. Wir bestellen Karpfen aus dem Prespasee in einer weißen Loorbeersoße, dazu Brot und Pommes. Ich hab heute Lust auf ein Bier und Anja bleibt beim Wasser. Das Essen ist ein Traum! Allerdings ist der Karpfen für uns Franken komisch geschnitten. Wir sind ja eher die halbierten Karpfen gewohnt und wissen dann auch wo wir Gräten finden. Hier ist der Karpfen in Scheiben geschnitten was dazu führt dass wir keine Ahnung haben wo Gräten sind. Wir essen gefühlt ewig, dafür aber brutal entschleunigt. Und Internet geht ja auch net also bleibt auch das Smartphone unbeachtet.

Nach dem Essen machen wir noch ein bisschen offline Routenplanung in Basecamp. Dann melden sich plötzlich die Handys – sie haben Internet. Scheinbar geht der Router des Hotels wieder. Wir buchen für morgen noch ein Zimmer im Red Bricks in Shkodra, dann wird es schon anstrengend diese Zeilen zu verfassen und in wenigen Minuten werde ich tief und fest schlafen. Ein Gedanke noch zum heutigen Tag: Es ist komisch wenn die aktuelle Zeit auf dem Navi später ist als die Ankunftszeit am Ziel und das obwohl man noch 45 Minuten Fahrt hat. So sieht es aus wenn man eine Zeitzone überfährt!

Unterkunft: Hotel Restaurant Alexander Korçë

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Über Tobias Seidel

Tobias Seidel wurde 1981 geboren und hat sein Hobby IT zum Beruf gemacht. In seiner Freizeit beschäftigt er sich viel mit den Themen Reisen, Triathlon, Motorräder, Fotografie und Tanzen (Standard).

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