Rumänientour 2019 – Tag 15 – Timișoara – 339 km

Schei** ist das kalt… das war heute mein erster Gedanke beim Blick aus dem Fenster. Die Moppeds waren komplett gefroren. Im Zimmer lief keine Heizung, somit war es hier auch ziemlich frisch. Um 8 Uhr gab es Frühstück, welches uns der Hausherr Dorin selbst servierte. Er enteiste auch unsere Sitzbänke während wir bei Hähnchen, Baba Ganoush, Eiern, Marmelade, Brot und einigem mehr saßen. Warum macht man daheim eigentlich nie frischen Pfefferminztee? Wir nehmen immer nur die fertigen Teebeutel. Der Tee hier ist um längen besser weil er mit frischer Pfefferminze aufgegossen wird. Nach dem Frühstück schiebe ich Ari noch für Anja in die Sonne – damit der Sitz auch noch ein bisschen warm wird. Dann machen wir uns gemütlich fertig. Wir wollen nicht zu bald los, haben wir doch bedenken dass die Waldstücke auch ein wenig frostig sein könnten – also die Straße in den Waldstücken…

Um kurz vor 10 Uhr müssen wir dann aber doch endlich los, wir haben immerhin auch ein paar km zu schaffen bis Timișoara. Dort werden wir dann einen Pausentag einlegen bevor es endgültig in Richtung Heimat geht. Heute aber geht es erstmal am Apuseni Gebirge entlang auf einen ersten Pass hinauf. Der Vartoppass windet sich ziemlich zügig bis auf fast 1200 Höhenmeter hinauf. Bester nagelneuer Asphalt verwöhnt uns, in den Kehren trauen wir uns aber trotzdem nicht ans Limit, es ist einfach noch zu kalt und schattig. Auf dem Weg zum Pass haben wir in einer Ortschaft einen Sonntagsmarkt gesehen. Alle haben sich herausgeputzt und aus allen Ecken des Dorfes kommen die Leute in bester Sonntagskleidung gelaufen um auf den Markt zu gehen.

Da fällt mir noch etwas ein. In unsere Unterkunft kamen heute morgen plötzlich 5 Männer und nahmen alle Tische und Stühle die verfügbar waren mit. Später sahen wir noch mehr Tische auf der Strasse umher wandern. Es ist schön zu sehen wie hier alle noch zusammen helfen. Scheinbar ist bei einem ein Fest und es werden Tische und Stühle benötigt, also werden diese aus dem ganzen Dorf zusammengesammelt. So etwas wäre bei uns inzwischen undenkbar, da schaut jeder nur noch auf sich selbst.

Zurück auf den Pass. Wenn man von oben auf die Landschaft blickt sieht man inzwischen deutlich dass der Herbst kommt. Die Bäume färben sich bunt und wenn man dann so die Straße entlangfährt weht es das welke Laube auf und der hinterherfahrende hat ein wundervoll idyllisches Bild vor sich. Nachdem wir den Pass wieder hinabgefahren sind biegen wir rechts ab und begeben uns auf eine geplante Sackgasse. Wir wollen noch ein Stück ins Apuseni Gebirge hineinfahren, dort auch noch einen Pass mitnehmen. Als wir diesen mit knapp 1200 Höhenmetern erreicht haben legen wir eine kleine Pause ein und schießen ein paar Fotos. Ich sitze auch noch in einem Kettenfahrzeug Probe bevor wir wenden und wieder zurück fahren.

Wir folgen nun der DN76 welche uns nochmal mit Kurven und sehr wechselhaftem Fahrbahnbelage überrascht. Wir hätten mit einer deutlich langweiligeren Strecke gerechnet. Die DN79 und im Verlauf dann die DJ792C sind dann als eher schlechte Straßen einzusortieren und wir holpern uns bis Arad. Inzwischen sind die Temperaturen auch deutlich höher und die meisten Zwiebelschichten an Bekleidung sind wieder in die Koffer gewandert. Anja taugt der schlechte Straßenzustand und sie freut sich wie ein kleines Kind. Ich find es heute einfach nur anstregend und freu mich aufs Hotel in Timișoara und auf den Tag Pause.

Auf dem Weg durch Arad bin ich überrascht über die Gebäude welche wir im vorbeifahren sehen können. Riesige alte verzierte Bauwerke und wir haben keine Ahnung was das so alles ist.
Von Arad nach Timișoara wurde die Straße gerade erst erneuert. Frischer Fahrbahnbelage auf 50 km mit einer Geschwindigkeitsbeschränkung auf 40 km/h … aber wen interessierts? Keinen! Durschnittstempo ist 110 km/h. Und das sogar an einer Polizeikontrolle vorbei. Nichtmal die interessiert es dass hier nahezu alle mit knapp 60-70 km/h mehr als erlaubt unterwegs sind. In Timișoara ist relativ viel Verkehr und wir brauchen nochmal ein wenig bis wir zu unserem Hotel vorgedrungen sind.

Erster Eindruck: Das war mal ein Griff ins Klo! Zweiter Eindruck … es wird besser. Ich frage mich dennoch warum ich gleich beim Einchecken nach Abendessen gefragt habe. Um 19 Uhr sitzen wir dann im quasi ungenutzten Speisesaal und bekommen Hühnerbrühe mit Gemüseeinlage, Hähnchenschnitzel mit Kartoffelbrei, Gurken/Tomatensalat und als Nachspeise Papanasi. Dritter Eindruck: Gar nicht soooo schlecht hier.

Nach ein bisschen Aufenthalt im Hotel sind wir versöhnt und fragen uns warum wir eigentlich so einen schlechten Eindruck hatten. Dem Haus fehlt es völlig an Gemütlichkeit. Es ist ein ganz klares Transithotel. Sauber, einfache Zimmer ohne Balkon, Fenster oder Ausblick. Es ist charakterlos. Und in unserem Bad riecht es streng nach chlorhaltigem Desinfektionsmittel. Wir hatten auch schönere Unterkünfte auf dem Schirm, waren aber der Meinung dass wir uns die Kohle sparen können und haben dieses hier gebucht. Inzwischen sind wir versöhnt mit unserer Entscheidung.

Bald geht es heute ins Bett und morgen wird kein Wecker klingeln. Wir haben hier kein Frühstück und können daher entspannt ausschlafen.

Rumänientour 2019 – Tag 14 – Albac – 297 km

Kurven satt zum Frühstück…halt vorher gab es ja noch einen Sonnenaufgang vom Berg aus und etwas zu essen. Trotzdem sind wir in meiner Erinnerung irgendwie als erstes ewig viele Kurven gefahren. Aber dazu erst nach dem Aufstehen. Noch vom Bett aus sehen wir dass der Sonnenaufgang heute episch wird. Also aufstehen, was warmes anziehen und mit dem Foto raus auf den Balkon. Um 8 Uhr saßen wir dann beim Frühstück. Ein Buffet was nichts vermissen ließ. Baba Ganoush und panierter Blumenkohl waren die Highlights. Dann noch schnell zusammengepackt und los. Und dann kamen sie… die Kurven.

Die Strecke von der Unterkunft weg war mal geil. Und wieder ne hintere Bremse zu haben war auch eine interessante Erfahrung…vor allem wenn man es gewohnt war sie voll durchzulatschen und quasi nix damit zu bewirken. Jetzt ist es wieder wie Anker werfen wenn ich reinlatsch. Die ersten 25 km des Tages waren nur Kurven. Es gab quasi kein gerades Stück Straße. Und das allerbeste, wir trafen exakt niemanden! Die Kurven gehörten uns ganz allein!

Danach kamen ca. 75 km größere Straße, diese war zwar auch nicht hässlich zu fahren, aber die Kurvenhatz vorher hatte schon etwas für sich. Nach knapp 100 km wollten wir heute den nagelneuen Transluncani Pass angucken. Allerdings lief es mal wieder anders als geplant. Laut unseren Infos sollte ein Stück der Anfahrt auf Schotter sein. Als wir dann auf der Anfahrt waren kamen erstmal wieder Baustellen und Asphaltierungsarbeiten, dann kam eine Baufirma oder ein Steinbruch mit Hunden – die ersten Hunde die aggressiv auf uns reagierten – und dann kam die Schotterpiste. Wir stoppten kurz sahen uns beide lustlos an und fuhren erstmal noch einen km weiter. Dann nochmal stopp kurzer Blick zum anderen und umdrehen. Schön wenn man sich so versteht. Wir waren beide total müde und unsere Bäuche sagten das gleiche: 23% Steigung und einspuriger Pass kann garnet so doll sein dass wir etz 15 km Schotterpiste mit Spitzkehren fahren müssen. Wir drehten also rum und folgten einer spontan vom Garmin vorgeschlagenen Route.

Viel mehr gibt es zum heutigen Tag fast nicht zu sagen… die Ausweichroute war unspektakulär schön. Von schlechtem Asphalt über Baustellen bis hin zu nagelneuem Asphalt war alles dabei, es ließ sich super fahren und wir kamen auch zeitlich gut voran. Irgendwann nachmittags sagte Anja sie hätte Lust auf Kuchen, also suchte ich in der nächsten Stadt eine Patisserie und wir aßen Kuchen. Der war echt gut! Dann noch an die Tankstelle und die Moppeds aufgefüllt bevor es die letzten 100 km des Tages wieder durch Wälder und Täler und über kleinere Hügel ging. Unsere heutige Unterkunft die Pensiunea Daiana liegt in Albac am Rande des Apuseni Gebirges. Die 20 bis 25-jährige Enkelin begrüsst uns in perfektem Englisch, wir klären schnell das Abendessen und die Bezahlung, dann schminkt sie sich und macht sich schick um auf die Fizz zu gehen, es ist schließlich Samstag Abend. Wir sind nun mit der Oma und dem Hund alleine, andere Gäste kommen auch nicht mehr.

Wir setzen uns in die Sonne und lassen es uns gut gehen, trinken noch Visinata (Alkohol…) und lassen uns vom Hund ärgern, dann ist auch schon 19 Uhr und es gibt Abendessen. Die Oma hat gekocht… aber wie! Vorneweg gibt es eine Hühnerbrühe mit Gmeüse und Grießklöschen – es sind gekochte Chickenwings darin. Dann gibt es geräucherte und gebratene Würste mit Sauerkraut und Brot. Als Nachtisch kommen noch Pfannkuchen mit eine Holundermarmelade. Wir sind dann mal im Fresskoma anzufinden! Der Tag ist damit gelaufen und wir begeben uns ins Bett. Noapte buna! (Gute Nacht!)