Rumänientour 2019 – Tag 14 – Albac – 297 km

Kurven satt zum Frühstück…halt vorher gab es ja noch einen Sonnenaufgang vom Berg aus und etwas zu essen. Trotzdem sind wir in meiner Erinnerung irgendwie als erstes ewig viele Kurven gefahren. Aber dazu erst nach dem Aufstehen. Noch vom Bett aus sehen wir dass der Sonnenaufgang heute episch wird. Also aufstehen, was warmes anziehen und mit dem Foto raus auf den Balkon. Um 8 Uhr saßen wir dann beim Frühstück. Ein Buffet was nichts vermissen ließ. Baba Ganoush und panierter Blumenkohl waren die Highlights. Dann noch schnell zusammengepackt und los. Und dann kamen sie… die Kurven.

Die Strecke von der Unterkunft weg war mal geil. Und wieder ne hintere Bremse zu haben war auch eine interessante Erfahrung…vor allem wenn man es gewohnt war sie voll durchzulatschen und quasi nix damit zu bewirken. Jetzt ist es wieder wie Anker werfen wenn ich reinlatsch. Die ersten 25 km des Tages waren nur Kurven. Es gab quasi kein gerades Stück Straße. Und das allerbeste, wir trafen exakt niemanden! Die Kurven gehörten uns ganz allein!

Danach kamen ca. 75 km größere Straße, diese war zwar auch nicht hässlich zu fahren, aber die Kurvenhatz vorher hatte schon etwas für sich. Nach knapp 100 km wollten wir heute den nagelneuen Transluncani Pass angucken. Allerdings lief es mal wieder anders als geplant. Laut unseren Infos sollte ein Stück der Anfahrt auf Schotter sein. Als wir dann auf der Anfahrt waren kamen erstmal wieder Baustellen und Asphaltierungsarbeiten, dann kam eine Baufirma oder ein Steinbruch mit Hunden – die ersten Hunde die aggressiv auf uns reagierten – und dann kam die Schotterpiste. Wir stoppten kurz sahen uns beide lustlos an und fuhren erstmal noch einen km weiter. Dann nochmal stopp kurzer Blick zum anderen und umdrehen. Schön wenn man sich so versteht. Wir waren beide total müde und unsere Bäuche sagten das gleiche: 23% Steigung und einspuriger Pass kann garnet so doll sein dass wir etz 15 km Schotterpiste mit Spitzkehren fahren müssen. Wir drehten also rum und folgten einer spontan vom Garmin vorgeschlagenen Route.

Viel mehr gibt es zum heutigen Tag fast nicht zu sagen… die Ausweichroute war unspektakulär schön. Von schlechtem Asphalt über Baustellen bis hin zu nagelneuem Asphalt war alles dabei, es ließ sich super fahren und wir kamen auch zeitlich gut voran. Irgendwann nachmittags sagte Anja sie hätte Lust auf Kuchen, also suchte ich in der nächsten Stadt eine Patisserie und wir aßen Kuchen. Der war echt gut! Dann noch an die Tankstelle und die Moppeds aufgefüllt bevor es die letzten 100 km des Tages wieder durch Wälder und Täler und über kleinere Hügel ging. Unsere heutige Unterkunft die Pensiunea Daiana liegt in Albac am Rande des Apuseni Gebirges. Die 20 bis 25-jährige Enkelin begrüsst uns in perfektem Englisch, wir klären schnell das Abendessen und die Bezahlung, dann schminkt sie sich und macht sich schick um auf die Fizz zu gehen, es ist schließlich Samstag Abend. Wir sind nun mit der Oma und dem Hund alleine, andere Gäste kommen auch nicht mehr.

Wir setzen uns in die Sonne und lassen es uns gut gehen, trinken noch Visinata (Alkohol…) und lassen uns vom Hund ärgern, dann ist auch schon 19 Uhr und es gibt Abendessen. Die Oma hat gekocht… aber wie! Vorneweg gibt es eine Hühnerbrühe mit Gmeüse und Grießklöschen – es sind gekochte Chickenwings darin. Dann gibt es geräucherte und gebratene Würste mit Sauerkraut und Brot. Als Nachtisch kommen noch Pfannkuchen mit eine Holundermarmelade. Wir sind dann mal im Fresskoma anzufinden! Der Tag ist damit gelaufen und wir begeben uns ins Bett. Noapte buna! (Gute Nacht!)

Rumänientour 2019 – Tag 13 – Gărâna – 299 km

Unser Frühstück heute war übersichtlich, aber es gab alles was wir benötigten. Wurst, Käse, Tomaten, Brot, diesen leckeren Paprika-Auberginen-aufstrich (Zacuscă), den es hier immer zum Frühstück gibt, Tee und Kaffee. Die Sitzbänke der Motorräder waren heute morgen gefroren. Ich habe direkt mal einen kleinen Schriftzug in den Sitz von Ari geritzt. Unsere Motivation loszufahren war aufgrund der Kälte sehr gering, aber wir haben uns für heute noch mal ein ganz schönes Stück vorgenommen. Daher saßen wir doch um 9:15 Uhr im Sattel und fuhren vom Hof der Unterkunft.

Das erste Straßenstück war vergleichbar mit einer deutschen Staatsstraße sowohl von der Qualität des Asphalts als auch vom Kurvenreichtum. Der Verkehr hielt sich in Grenzen und wir kamen sehr gut voran. Lediglich das Garmin machte mir wieder mal ein bisschen Ärger. Wir haben das Garmin Zumo 590 LM nun seit 2014 und ich habe mir seitdem schon viel Wissen zu den Eigenheiten des Gerätes und der Software Basecamp angeeignet. Sogar zwei Bücher zur Software gelesen! Aber immer wieder entdecke ich doch etwas neues an dem Gerät. Seit heute zeigt es keine erlaubte Höchstgeschwindigkeit, keine Hinweise auf de nächste Abzweigung und keinen Fahrspurassistenten mehr an, genau wie in Schottland auch schon. Nachdem ich ja Zeit hatte darüber nachzudenken fiel mir auch der einzige Unterschied zu gestern auf. Ich hatte die Rumänien OpenStreetMaps Karten auf die Speicherkarte kopiert. Also kurz rechts ran gefahren, in die Einstellungen des Navis gewechselt, die OpenStreetMaps Karten deaktiviert und schon zeigt es mir die Hinweise wieder an. Dies war dann wohl auch das Problem in Schottland und nicht wie vermutet dass das Garmin nicht mit dem Linksverkehr zurecht kam. Die Garmin Karten waren zwar auch aktiviert, aber wenn mehrere Karten aktiv sind hat das Teil scheinbar ein Problem. Wieder was gelernt.
Nach nur einer Stunde Fahrt erreichten wir bereits die Donau. Wir kamen viel besser voran als die Planung eigentlich vorgesehen hatte.

Nun ging es an der Donau entlang in Richtung des Eisernen Tores. Dort waren wir letztes Jahr schon, allerdings auf der serbischen Seite. Die Donau ist absolut faszinierend. Es ist schon absolut gigantisch diese Wassermassen, welche sich über Jahrmillionen ihren Weg gegraben haben, zu beobachten und an ihnen entlang zu fahren. Dieses Mal auf der rumänischen Seite finde ich es noch viel faszinierender, da wir als erstes an der Donau auf ein Kraftwerk treffen und eine Staumauer. Wie wurde diese eigentlich erbaut? Sie ist ja nicht einfach vom Himmel gefallen. Der Wahnsinn was der Mensch hier geleistet hat, sowohl an Ingenieurskunst, als dann auch der einfache Bauarbeiter welcher dieses Ding in die Donau gestellt hat.

Erster Stopp ist in Orșova. Dieser Ort ist quasi eine kleine Hafenstadt. Hier sind Anleger für Frachtschiffe und entsprechende Kräne um Schüttgut zu be- bzw. entladen. Sie sehen allerdings nicht mehr so gut in Schuss aus.

Zweiter Stopp ist am Ebenbild des Dakerkönigs Decebalus, der höchsten Felsskulptur in Europa. Anhalten, Bild machen, weiterfahren…

Dritter Stopp ist dann mit gutem Blick aufs Eiserne Tor, der Durchbruch der Donau, hier wenden wir dann auch und fahren wieder zurück.

Zurück in Orșova biegen wir nach links (in Richtung Norden ab) und streben auf einer gut ausgebauten aber kurvigen Straße unserem heutigen Hauptziel entgegen, dem Nationalpark Semenic-Cheile Carașului. Auf Höhe von Plugova geht es dann in Richtung Westen weiter. Wir wollten hier eine kleine Abkürzung nehmen welche auf der Karte als befestigte Straße ausgewiesen war. Heute haben wir umgedreht. Ich merke seit Tagen dass die Bremsleistung meiner hinteren Bremse nachlässt, was ich den ziemlich abgenutzten Bremsbelägen zugeschrieben habe. Heute allerdings hatte ich quasi keine Bremswirkung mehr und das obwohl noch Belag da ist. Ich werde heute Abend wohl nicht um ein Entlüften der Bremse herumkommen, scheinbar befindet sich irgendwo ein Bläschen im System. Ohne funktionierende hintere Bremse dann unbefestigte äußerst grobe Wege zu fahren… das musste ich etz net wirklich haben, also ging es zurück auf die Große Straße und einfach 5 km weiter.

Nachdem wir auf die DN57B abgebogen waren erfreute uns die Landschaft mit einem abwechslungsreichen Ausblick. Was mir hier besonders auffiel war der Mais. Die Bauern schneiden den Mais mit der Sichel einzeln ab und bilden dann Pakete welche zum trocknen auf dem Feld stehen bleiben. Getrocknet lässt sich der Mais dann gut lagern. In Bozovici legen wir einen Stopp am Supermarkt ein und füllen die Trinkrucksäcke nach. „Unglücklicher Weise“ liegt direkt neben dem Supermarkt eine Bäckerei. Für mich gab es Käse-Burek und für Anja zwei Süße Strudel (Apfel und Nuss). Vier Hunde waren der Meinung dass wir etwas abgeben und setzten sich still zu uns. Viele Leute die aus den beiden Läden kamen warfen ihnen etwas zu. Wir waren egoistisch, die vier sahen gut genährt und gepflegt aus und wir hatten Hunger! Also gab es nichts für sie.

Im weiteren Verlauf des Tages bleibt nur eines zu sagen: KURVEN SATT!!! Allerdings auch immer wieder Autofahrer und einmal ein LKW die dahin krabbelten. Insgesamt war wenig los auf den Straßen, aber wenn man mal hinter so einem Langsamfahrer fest hing, dann für viele Kilometer weil sich einfach keine Überholmöglichkeit ergab. Jetzt hätte ich fast die Cave of love vergessen… Die Liebeshöhle. Im Nationalpark gibt es einen Wasserfall an welchem wir natürlich einen Stopp einlegten um zu fotografieren. Wenn man dem Lauf des Flusses ein Stück folgt kommt man zu einer Höhle welche auf dem Wegweiser als „Cave of love“ ausgezeichnet war. Wir haben uns den Weg gespart da hier ziemlich viele Menschen auf der Suche nach Liebe waren.

In Reșița- knapp 15 km vor unserem Tagesziel – kam dann endlich eine Tankstelle welche allerdings nur Bargeld nahm. Heute morgen hatte ich noch Bedenken geäußert dass wir die verbliebenen Lei nicht mehr loskriegen. Schon waren 180 davon weg. An der Unterkunft wurde dann nur Rumänisch gesprochen und alles deuten aufs Visa Symbol neben der Rezeption führte nur zu einem Kopfschütteln und auch hier musste ich cash bezahlen – wieder 214 Lei weg. Rest im Geldbeutel 30 Lei. Die Unterkunft heute war der Hammer. Nagelneues Haus mit genialen Zimmern und einem Balkon mit Megaausblick! Das Abendessen im Restaurant würden wir uns aber mit den 30 Lei nicht leisten können und die Ältere Dame hatte echte Verständigungsprobleme. Also machte ich mich erstmal über das entlüften der hinteren Bremse. Danach war dann auch wieder Bremsdruck da. Während ich zu Gange war kam dann auch die Köchin der Unterkunft welche uns nochmal ziemlich direkt deutlich machte dass nur cash und nur Lei akzeptiert werden. Der nächste ATM wäre 15 km kurvigste Bergstrecke entfernt. Die ältere Dame welche uns eingecheckt hatte verstand nun das Problem und erklärte der anderen dass sie für uns EUR in Lei wechseln würde. Das Abendessen war gerettet.

Noch kurz unter die Dusche, dann gab es eine Suppe mit Fleischklösschen, Hähnchen mit Sesam paniert dazu Butterkartoffeln für Anja und Mici mit Polenta für mich. Umgerechnet für 12 EUR. Wenn das mal nicht super ist. Die Klimaanlage hatte das Zimmer zwischenzeitlich auch auf 30 Grad hochgeheizt so dass wir beim raussuchen der morgigen Route und Unterkunftsauswahl schon ein wenig schläfrig wurden. Aber die Gedanken des Tages mussten ja irgendwie noch in Buchstaben gefasst werden…