Spanien Herbst 2021 – Tag 14 – 325km – Saint Vite

Theoretisch hätten wir ja früh schlafen können – Anja hat das auch getan – ich mal wieder nicht. Also schlafe ich heute früh bis um 8 Uhr. Frühstück haben wir für 9 Uhr ausgemacht und da sitzen wir dann auch alleine zu zweit im Essensbereich der Unterkunft. Es gibt ganz viele hausgemachte Sachen: Marmeladen, Muffins, Kekse, Apfelsaft dazu bekommen wir getoastetes Brot, eine Platte mit Jamon, Queso und zweierlei Wurst, pürierte Tomate, Kaffee und Tee. Wir könnten auch noch Rühreier haben, wir glauben aber das andere Zeugs reicht uns. Die Entscheidung war absolut richtig, wir sind pappsatt nachdem alles vernichtet ist und würden uns am liebsten wieder hinlegen. Beim Aufpacken der Moppeds widmet Anja mehr Zeit dem Esel der im Nachbarsgarten steht als dem Packen. Der schaut dann ganz unglaublich doof als sie aufhört ihn zu kraulen und einfach davonfährt.

Nach ein paar Kilometern tanken wir noch bevor wir nach Frankreich zurück fahren. Der Sprit war dort ca. 20cent pro Liter teurer. Das Tanken an der Repsol ist allerdings äußerst gewöhnungsbedürftig… der Tankwart fordert uns auf von den Moppeds abzusteigen und wir dürfen die Tanks nicht selbst befüllen. Bei mir passiert das noch mit Respekt – bei Anja arrogant von oben herab und bevormundend. Sowas geht garnet. Als wir weiterfahren regnet es Blätter vom Himmel. Wie ganz dicke Schneeflocken die langsam zur Erde schweben. Total fancy der Anblick während man durch die Blätter fährt. Jetzt kommt der schöne Teil des heutigen Tages, der Col de Ispeguy. Auf der spanischen Seite geht es relativ schnell mit engen Kehren in die Höhe – wobei Höhe, was bedeutet eigentlich Höhe? Der Col de Ispeguy hat „nur“ 672 Höhenmeter. Man fühlt sich aber irgendwie wie auf 1600 Höhenmeter. Die französische Nordrampe geht dann in flüssig zu fahrenden Kurven über einige Kilometer im Tal hinab. Viel schöner als diese Spitzkehren hatz.

Das Wetter heute ist der Hammer. Blauer Himmel, Sonne und warme Temperaturen. In Frankreich wird es dann noch deutlich spürbar wärmer. Die Ausläufer der Pyrenees Atlantiques sind einfach genial zum fahren. Wir fliegen förmlich durch die Kurven – im Rückspiegel immer die schattierten Bergketten. Ein Traum der nie enden sollte. Wir beginnen die Augen nach einer Fromagerie aufzuhalten da wir uns noch mit Käse für heute Abend eindecken wollen. In Zyrax finden wir dann nicht nur einen Laden, sondern wirklich direkt eine Käserei (Fromagerie Lauburu). Sie sieht ziemlich geschlossen aus, da ich aber unbedingt Zwiebelschichten loswerden muss (Isolationsjacke) stehen wir ein wenig im Hof rum und es kommt doch jemand und sperrt den Laden auf. Mit Händen und Füssen kommunizieren wir,  probieren Käse und kaufen zwei Brocken. Einen Brebis und einen Vache nature.

Ein paar Kreisverkehre weiter halten wir an einer Boulangerie, Patisserie & Tarterie an um eine kurze Pause zu machen und Baguette für heute Abend zu kaufen. Wir verdrücken zwei Tartlettes und zwei Croissants. Es ist so warm dass ich den Platz im Schatten vorziehe. Anja steht in der Sonne und saugt die wärme der Sonnenstrahlen förmlich auf. Nun beginnt der üble Teil des Tages. Das Navi sagt 48km bis zum nächsten Kreisverkehr voraus… dass bis dahin nur eine leichte Kurve mit ca. 3° Grad Winkel kommt hatte ich gestern bei der Planung schon geahnt. Drei Planunsgtools haben als kurvenreichste Strecke in der Gegend einfach eine Schnurgerade Linie gemalt. Tja, das war es dann mit Fahrspass. Es gibt wahrlich schlimmeres und so überstehen wir auch das. 150km mit ca. 10 Kreisverkehren und ungefähr 5 Kurven später fällt mir beim anfahren auf dass Elli komische Geräusche macht. Dazu ruckeln beim konstanten dahingleiten. Wir müssen eh tanken, von dem her nutzen wir das gleich mal um die Ketten an beiden Moppeds zu spannen. Sie hatten es definitiv nötig. Bei Elli is etz wieder alles ruhig und sie schnurrt wieder wie eine junge.

An einem Intermarche decken wir uns dann noch mit Wasser und Oliven ein bevor die letzten 20 km wieder kurvig und schön werden. Im goldenen Licht des schwindenden Tages geht es an einem Fluss entlang in dem sich die Ufer spiegeln. Die heutige Unterkunft, das Caday Rouge, wird von Trevor und Patsy geführt, zwei Briten die hier auch BMW Motorräder verleihen und geführte Touren unter dem Namen Caday Rouge Motorcycle Tours anbieten. Das hatten wir beim Buchen nicht gewusst. Trevor würde morgen gerne mit uns eine Tagestour fahren, ich muss allerdings mit britischer politeness (I’m afraid to tell you…) ablehnen da wir weiter in Richtung Heimat müssen. Die Unterkunft ist warm und total kuschelig. Um 19 Uhr geht die Sonne unter und wir sitzen im Zimmer und vespern unseren Käse, das Baguette und die Oliven. Life is good! Morgen gibt es dann wieder mehr Kurven und ein wiedersehen mit einer tollen Unterkunft.

Unterkunft: Caday Rouge