Spanien Herbst 2021 – Tag 14 – 325km – Saint Vite

Theoretisch hätten wir ja früh schlafen können – Anja hat das auch getan – ich mal wieder nicht. Also schlafe ich heute früh bis um 8 Uhr. Frühstück haben wir für 9 Uhr ausgemacht und da sitzen wir dann auch alleine zu zweit im Essensbereich der Unterkunft. Es gibt ganz viele hausgemachte Sachen: Marmeladen, Muffins, Kekse, Apfelsaft dazu bekommen wir getoastetes Brot, eine Platte mit Jamon, Queso und zweierlei Wurst, pürierte Tomate, Kaffee und Tee. Wir könnten auch noch Rühreier haben, wir glauben aber das andere Zeugs reicht uns. Die Entscheidung war absolut richtig, wir sind pappsatt nachdem alles vernichtet ist und würden uns am liebsten wieder hinlegen. Beim Aufpacken der Moppeds widmet Anja mehr Zeit dem Esel der im Nachbarsgarten steht als dem Packen. Der schaut dann ganz unglaublich doof als sie aufhört ihn zu kraulen und einfach davonfährt.

Nach ein paar Kilometern tanken wir noch bevor wir nach Frankreich zurück fahren. Der Sprit war dort ca. 20cent pro Liter teurer. Das Tanken an der Repsol ist allerdings äußerst gewöhnungsbedürftig… der Tankwart fordert uns auf von den Moppeds abzusteigen und wir dürfen die Tanks nicht selbst befüllen. Bei mir passiert das noch mit Respekt – bei Anja arrogant von oben herab und bevormundend. Sowas geht garnet. Als wir weiterfahren regnet es Blätter vom Himmel. Wie ganz dicke Schneeflocken die langsam zur Erde schweben. Total fancy der Anblick während man durch die Blätter fährt. Jetzt kommt der schöne Teil des heutigen Tages, der Col de Ispeguy. Auf der spanischen Seite geht es relativ schnell mit engen Kehren in die Höhe – wobei Höhe, was bedeutet eigentlich Höhe? Der Col de Ispeguy hat „nur“ 672 Höhenmeter. Man fühlt sich aber irgendwie wie auf 1600 Höhenmeter. Die französische Nordrampe geht dann in flüssig zu fahrenden Kurven über einige Kilometer im Tal hinab. Viel schöner als diese Spitzkehren hatz.

Das Wetter heute ist der Hammer. Blauer Himmel, Sonne und warme Temperaturen. In Frankreich wird es dann noch deutlich spürbar wärmer. Die Ausläufer der Pyrenees Atlantiques sind einfach genial zum fahren. Wir fliegen förmlich durch die Kurven – im Rückspiegel immer die schattierten Bergketten. Ein Traum der nie enden sollte. Wir beginnen die Augen nach einer Fromagerie aufzuhalten da wir uns noch mit Käse für heute Abend eindecken wollen. In Zyrax finden wir dann nicht nur einen Laden, sondern wirklich direkt eine Käserei (Fromagerie Lauburu). Sie sieht ziemlich geschlossen aus, da ich aber unbedingt Zwiebelschichten loswerden muss (Isolationsjacke) stehen wir ein wenig im Hof rum und es kommt doch jemand und sperrt den Laden auf. Mit Händen und Füssen kommunizieren wir,  probieren Käse und kaufen zwei Brocken. Einen Brebis und einen Vache nature.

Ein paar Kreisverkehre weiter halten wir an einer Boulangerie, Patisserie & Tarterie an um eine kurze Pause zu machen und Baguette für heute Abend zu kaufen. Wir verdrücken zwei Tartlettes und zwei Croissants. Es ist so warm dass ich den Platz im Schatten vorziehe. Anja steht in der Sonne und saugt die wärme der Sonnenstrahlen förmlich auf. Nun beginnt der üble Teil des Tages. Das Navi sagt 48km bis zum nächsten Kreisverkehr voraus… dass bis dahin nur eine leichte Kurve mit ca. 3° Grad Winkel kommt hatte ich gestern bei der Planung schon geahnt. Drei Planunsgtools haben als kurvenreichste Strecke in der Gegend einfach eine Schnurgerade Linie gemalt. Tja, das war es dann mit Fahrspass. Es gibt wahrlich schlimmeres und so überstehen wir auch das. 150km mit ca. 10 Kreisverkehren und ungefähr 5 Kurven später fällt mir beim anfahren auf dass Elli komische Geräusche macht. Dazu ruckeln beim konstanten dahingleiten. Wir müssen eh tanken, von dem her nutzen wir das gleich mal um die Ketten an beiden Moppeds zu spannen. Sie hatten es definitiv nötig. Bei Elli is etz wieder alles ruhig und sie schnurrt wieder wie eine junge.

An einem Intermarche decken wir uns dann noch mit Wasser und Oliven ein bevor die letzten 20 km wieder kurvig und schön werden. Im goldenen Licht des schwindenden Tages geht es an einem Fluss entlang in dem sich die Ufer spiegeln. Die heutige Unterkunft, das Caday Rouge, wird von Trevor und Patsy geführt, zwei Briten die hier auch BMW Motorräder verleihen und geführte Touren unter dem Namen Caday Rouge Motorcycle Tours anbieten. Das hatten wir beim Buchen nicht gewusst. Trevor würde morgen gerne mit uns eine Tagestour fahren, ich muss allerdings mit britischer politeness (I’m afraid to tell you…) ablehnen da wir weiter in Richtung Heimat müssen. Die Unterkunft ist warm und total kuschelig. Um 19 Uhr geht die Sonne unter und wir sitzen im Zimmer und vespern unseren Käse, das Baguette und die Oliven. Life is good! Morgen gibt es dann wieder mehr Kurven und ein wiedersehen mit einer tollen Unterkunft.

Unterkunft: Caday Rouge

Spanien Herbst 2021 – Tag01 – 511km – Baume-les-Dames

2021 war irgendwie noch verhexter als 2020. Letztes Jahr hatte uns „nur“ Corona ausgebremst, dieses Jahr auch noch Anjas Schlittenunfall im Februar. Die Folge: statt 3 Wochen Portugal mit den Motorrädern im Juni gab es eine Woche Nordsee mit dem Auto. Wenigstens der Aufenthalt in Kroatien für 2 Wochen im September hat geklappt, dieser war verschoben von 2020. Die zwei Wochen rumliegen, nix tun und regelmäßig schlemmen haben sau gut getan. Eines fehlt uns aber… neue Sinneseindrücke. Der letzte Trip welcher dieses Bedürfniss fütterte war unsere Route des Grand Alpes Tour Mitte 2020. Der Slowenien Trip war schon wieder zu bekanntes Terrain. An verfügbaren Urlaubstagen mangelte es nicht, so haben wir uns die letzten zwei Oktoberwochen freigeschaufelt und einfach mal nix geplant. Kurzfristig dann die zwei Wochen noch um zwei weitere Tage nach vorne verlängert, den Donnerstag genutzt um die neuen Reifen zu montieren und die Moppeds nochmal komplett durchzuchecken. Schnell noch ne Schraube rund zu drehen und rauszubohren (Kupplungsflüssigkeitsdeckel). Damit sollten dann die Missgeschicke für den Trip auch schon erledigt sein… hoffentlich.

Am Freitag 15.10. solls dann früh losgehen. Wir kommen nicht so recht in die Gänge und merken erst kurz vor Abfahrt dass Anjas SW Motech Quick Lock Evo Tankrucksack nicht mehr auf dem Ring einrastet. Egal wir haben noch einen dritten Tankrucksack – ich schraub nur schnell die Halter um -> dreh ne Schraube ab und muss sie rausbohren… und täglich grüsst das Murmeltier. Dann sind wir um 10:45 Uhr endlich soweit und düsen los. Wohin eigentlich? Achja wir haben Donnerstag um 21 Uhr beschlossen in Richtung Spanien aufzubrechen. Der Plan für heute – Strecke machen. In Deutschland öde Autobahn bis Mulhouse und dann noch ca. 130km französische Bundesstrassen. In Summe 500km. 50% des diesjährigen Moppedpensums mal eben an einem Tag drauflegen 🙂 so gefällt uns das. Rein wettermäßig war die Entscheidung Freitag zu starten absolut richtig. Donnerstag den ganzen Tag Nieselregen, heute blauer Himmel und Sonne. Die Zeit auf der Bahn vergeht relativ Flux. Einen Tankstopp mit Bockwurst gibt es, dann sind wir schon an der Französischen Grenze. Die geplante Brücke über den Rhein ist gesperrt, also nehmen wir die nächste und verwirren das Navi ein bisschen. Hab ich schonmal erwähnt dass ich zum Garmin Zumo 590LM eine intensive Hassliebe habe? Diesen Winter gibt’s das Zumo XT! Ich schwör!!! Und dann wird alles besser… Nachdem das Navi nicht so will wie ich will beschließe ich kurz zu halten um nicht während der Fahrt dran rumzudrücken. Wir fahren also rechts ran, ich klicker auf dem Navi rum und Anja meint ganz lässig: „Tobi du hast nen Platten!“ Wie Plattfuss? Das sind nagelneue Reifen! Ich steig ab und guck meinen Hinterreifen an und es ist wie es immer ist mit den Ehefrauen… sie haben Recht! Anja hat haarscharf analysiert was ich jetzt auch erkennen muss. Die Luft ist raus.

Die kleine Lücke zum Anhalten hatte überraschenderweise einen großen Metallspan für mein Hinterrad übrig. Also Mopped abgeladen, Hinterrad aufgebockt und das Flickset rausgesucht. Seit Jahren fahren wir es mit uns rum und haben es noch nie gebraucht. Jetzt schlägt die große Stunde. Metallspan raus, Reibahle rein, Loch sauber bohren, ekliges Klebezeugs reinstopfen, 15min warten und dann den kleinen Kompressor ran. 10 Minuten später hat der dann 3,2 Bar in den Reifen gequält und sie bleiben auch drin. Es kann weitergehen. Jetzt kommen französische Bundestrassen und das Fahren macht endlich Laune. Das Navi konnte ich in den 15 Minuten warten bis der Kleber trocken ist auch dazu überreden das zu tun was ich will und so geht es zielstrebig in Richtung Baume-les-Dames. Die Sonne sinkt immer mehr gen Horizont und wir befürchten schon im Dunklen anzukommen. Wir haben bewusst aufs Zelt verzichtet weil die Tage eh schon so kurz sind und wir das Tageslicht zum Fahren ausnutzen wollen, nicht mit auf und abbauen.

An einer Fromagerie kaufen wir einen großen Brocken Comtè und einen kleinen Chevre. Die nächste Boulangerie überfallen wir und decken uns mit Baguette und Wasser ein. Das Abendessen ist damit gesichert. Wir lieben es Käse direkt beim Erzeuger in Frankreich zu kaufen. Zum Abschluss des Tages geht es noch durch ein Flusstal, Wir überqueren den Le Doubs und halten für ein paar wenige Fotos an. Das Abendlicht wirkt total beruhigend, das Wasser bildet einen perfekten Spiegel und wir kommen trotz des anstregenden Tages zur Ruhe. Eine innere Ausgeglichenheit stellt sich ein. Die letzten Meter bis zur Unterkunft verfliegen und mit dem Einbruch der Dunkelheit checken wir um 19 Uhr ein. Wir vespern und planen noch den morgigen Tag, dann werden noch die Helme geputzt… das hatte ich daheim irgendwie vergessen… damit wir morgen auch was sehen von Frankreich. Mit vollem Magen und müden Augen entsteht noch dieser Text und dann geht es ins Bett.

Unterkunft: La Colline auc Yeux Doubs

Route des Grandes Alpes – Tag 10 – 193km – Le Sappey en Chartreuse

Heute haben wir Zeit. Die geplante Strecke ist kurz, der Campingplatz ist klein und deshalb haben wir angerufen und reserviert und wir rechnen damit zügig voran zu kommen. Trotzdem sind wir erholt und ausgeschlafen. Vor dem Frühstück packen wir noch ein wenig zusammen. Dann gibt es exakt dasselbe wie gestern und wir sind eigentlich viel zu früh startklar. Um 10 Uhr rollen wir aus dem Hof der Unterkunft.

Zuerst geht es zurück durch die Gorges de la Méouge. Heute am Dienstag sind fast keine parkenden Autos zu sehen und der Fluss ist auch sich selbst überlassen. Wir machen ein paar Fotostopps und freuen uns an der Natur. Dann kommt aber ein Parkplatz an dem doch ein paar Autos mehr stehen. Wir halten und ich wandere mit dem Foto hinab an den Fluss. Hier ist ein kleiner Wasserfall welcher ein etwas tieferes Becken ausgespült hat, so dass das Wasser ca. 1,75m tief ist. Ich mache ein paar Fotos dann wandere ich wieder hoch zu Anja und wir fahren weiter.

Auf dem Weg zurück zur Route Napoleon fahren wir wieder durch Obstplantagen welche von einem gigantischen Kanal durchzogen sind welcher das Wasser für die Plantagen führt. Nutzschifffahrt findet hier nicht statt, dafür sind die Brücken zu niedrig die über den Kanal führen. Im Hintergrund sehen wir wieder Berge und freuen uns schon darauf dass es endlich wieder etwas kühler wird.

Ein Stück weiter stoppen wir an einem abgeernteten Getreidefeld. Die großen Strohrundballen liegen noch hier und im Hintergrund sieht man Schneebedeckte Gipfel. Ein gegensätzlicher Anblick der mich fasziniert. Wir haben über den Col Bayard (1246 Hm) die Provence verlassen und die Hitze lässt nach. Die Landschaft wandelt sich direkt nach dem Pass total. Es ist wieder viel grüner und die Wälder sehen deutlich saftiger aus. Wir atmen durch und genießen die heutige Streckenführung. Endlich geht es wieder durch Berge, auf und ab und immer sieht man irgendwo eine weiße Spitze. In Saint Bonnet en Champsaur entdecke ich die La Fromagerie du Champsaur. Ich werfe den Anker und entscheide spontan dass es heute Abend und morgen früh wieder Käse gibt. Wir decken uns direkt beim Erzeuger mit drei Sorten Käse und einer groben Schweinswurst welche mit einem Likör veredelt wurde ein bevor es weitergeht.

Während wir den Park National des Ecrins streifen sehen wir ein paar Stauseen (z.B. Lac du Sautet) und folgen dann dem Fluss Le Drac. Der Weg entlang des Le Drac ist zwar nicht direkt die Route Napoleon, aber diese ist uns zu gut ausgebaut, deshalb machen wir Abstecher davon und fahren parallel zu ihr.

In Champ sur Drac suchen wir nach einer Boulangerie (Bäckerei) und werden nicht fündig. Eigentlich wollten wir noch eine Pause mit Tartellets machen und noch ein bisschen Zeit vertrödeln da der Campingplatz erst um 16 Uhr öffnet. Nachdem wir leider nicht fündig werden fahren wir auf der Schnellstrasse weiter nach Grenoble wo doch sicher ein Bäcker für uns zu finden ist. Pustekuchen!!! Heute ist Dienstag und wir haben inzwischen die Vermutung dass die französsische Boulangerieinnung den Dienstag zum Ruhetag ausgerufen hat. Keine Ahnung warum, aber jeder Bäcker an dem wir vorbeikommen hat geschlossen. Grenoble könnte sich mal ein Beispiel an den Schwaben nehmen. Da hat es Bäcker ohne Ende und die hatten auch offen als wir kamen 😉

In Grenoble zeigt es auf einer Reklametafel auch die aktuelle Temperatur an. Hier in der Stadt hat es 40° Grad Celsius und wir kochen in unseren Klamotten! Wir erwischen keine einzige Ampel bei Grün. Das ist keine gefühlte Übertreibung! Nein, ALLE Ampeln an denen wir vorbeifahren sind rot und wir müssen stoppen. Wir wollen einfach nur noch raus. Auf dem Weg aus der Stadt werde ich langsam nervös, es sind nur noch wenige km bis zum Campingplatz und wir waren noch nicht einkaufen. Baguette, Wasser, Obst und Gemüse fehlen noch völlig. Es ist ja nicht so dass wir verhungern müssten. Aber ich hab auch nicht wirklich Lust zum Käse Couscous mit Thunfisch zu essen…

In Grenoble endet die Route Napoleon. Sie ist bei weitem nicht so imposant wie die Route des Grands Alpes. Es sind weniger Pässe und diese sind bei weitem nicht so hoch. Dafür lässt sie sich viel flüssiger fahren und man kommt flotter voran. Die richtige Entspannung nach der Kurvenhatz auf der RdGA. Ich habe so eine Vorahnung dass wir gerade an der letzten Einkaufsmöglichkeit für Baguette vorbeigefahren sind und Anja und ich diskutieren dass über die Senas. Da es aber nur noch 8km bis zum Campingplatz sind besteht Anja darauf dass es dort bestimmt auch noch eine Boulangerie gibt. Also gut dann essen wir halt Käse mit Couscous… Wir machen nochmals ein paar Höhenmeter und kommen am heutigen Tagesziel in Le Sappey en Chartreuse an. Siegessicher verweist Anja auf die Marktstände welche aber nur Obst und Gemüse anzubieten haben. Na gut, dann gibts eben Käse mit Gurke und Tomate. Neben dem Marktplatz ist eine Brasserie in der wir uns zwei Stücke Tarte, eine Cola und eine Limonade für lässige 18,50 EUR gönnen… spinnen die Franzosen??? Die wissen schon warum sie keine Preise dazu schreiben. Wir haben immer noch kein Baguette.

Um kurz nach 16 Uhr beziehen wir dann unseren reservierten Platz und bauen das Zelt auf. Danach drehen wir nochmal eine Runde durch den Ort und finden eine kleine Epicerie – vielleicht gibt es doch noch Baguette 🙂 aber wir werden enttäuscht – ich hab es gewusst – es gibt natürlich kein Baguette mehr. Wir jagen aber die letzte Packung „Plain“ (16 Scheiben Toast für 3,50 Eur). Anja hängt noch ein wenig in der Hängematte ab während ich mal den Hauptscheinwerfer von Elli anschaue und feststelle dass ein Stecker zur rechten H4 Birne total verschmort ist. Das muss wohl die Ursache für die ständig fliegende Sicherung sein. Das gute an den V-Stroms ist dass sie zwei Scheinwerfer haben. Somit lasse ich einfach den Rechten abgesteckt und es sollte für den Rest der Reise alles ok sein. (Nachtrag: der Stecker war es nicht, und auch nicht der vergammelte hinter der rechten Verkleidung, und auch nicht der gelbe aus dem „Zappenduster“ Thread im V-Stromforum – Nein, es war eine Scheuerstelle im Kabelbaum und es hat mich insgesamt 17 Sicherungen gekostet bis ich sie gefunden hatte.)

Wir essen noch die Hälfte des Käses und der Wurst mit unserem exquisiten Toast (statt dem Baguette was wir 8 km vor dem Campingplatz noch hätten kaufen können wenn wir angehalten hätten) und ein paar Tomaten. Danach heisst es ab in den Helinox / die Hängematte und den Tag in Textform Revue passieren lassen. Sobald die Sonne weg ist sinkt die Temperatur in einen äußerst angenehmen Bereich. Ich bin gespannt wie kühl es heute Nacht wird.

Route des Grandes Alpes – Tag 04 – 232km – Lanslebourg Mont Cenis

Die Nacht im Zelt war perfekt. Acht Stunden am Stück durch geschlafen und dann ein wundervoller Sonnenaufgang in den Bergen. Was will man mehr? Zum Frühstück gab es den restlichen Käse und Gurke. Heute Abend soll es immerhin schon wieder eine neue Käseregion und damit frischen Käse geben. Die Routine beim Packen wird auch so langsam. Um kurz nach 10 Uhr sind wir startklar. Heute geht es nun in die Vollen auf der Route des Grandes Alpes. Col an Col reihen sich auf der Route aneinander.

Der Start ist die Hölle, Stau stehen und wundern was hier so viele Menschen tun… Nachdem wir wieder auf der Route sind reihen wir uns in die Blechlawine ein, welche erstaunlich flüssig vorankommt. Über den Col du Châtillon (742 Hm) geht es nochmal durch Ortschaften in Richtung Col de la Colombière (1613 Hm). Wir halten Ausschau nach einer Tankstelle und werden auch fündig. Das Display der Zapfsäule zeigt an dass keine Karten aktzeptiert werden – ich versuche es trotzdem und werde zurückgewiesen. Also wollen wir weiterfahren. Beim Verlassen der Tankstelle muss man eine Schranke passieren und da sitzt eine Dame in einem Häuschen und kassiert… achja, da war was… die Erinnerung kommt zu spät wieder. Tagsüber tankt man einfach und bezahlt – Nachts sind die Automaten am Zug. Wir werden einfach die nächste Tankstelle nehmen.

Es folgt der Col de Saint Jean de Sixt (956 Hm). Der Verkehr ist immer noch dicht aber flüssig. Die Landschaft zieht uns in ihren Bann und die Kurven bekommen fast zuwenig Aufmerksamkeit. Heute läuft es. Der Himmel ist blau, keine Wolke zu sehen, die Temperaturen steigen nach der kühlen Nacht langsam an und unser Grinsen nimmt kein Ende.

Auf einen Col folgt was? Richtig, der nächste…Col des Aravis (1487 Hm) Genauso wie die Höhe der Pässe steigt auch die Temperatur an. Längst sind die Lüftungen meiner Moppedkombi offen und ich genieße den Fahrtwind der durch Hose und Jacke bläst. Anja ist da anderer Meinung… laut ihr könnte es durchaus noch etwas wärmer sein.

Als wir den Col des Saisies (1650 Hm) hinabfahren steigt meine Vorfreude auf den kommenden Käsekauf in Beaufort. Leider finden wir auf Anhieb weder auf dem verbliebenen Weg dorthin noch direkt in Beaufort eine Fromagerie. Dafür haben wir aber eine Boulangerie/Patisserie gefunden an der wir eine Pause einlegen. Cappuccino, Tee, zwei verschiedene Käsekuchen, eine Tartellete Chocolate und eine Quiche Beaufort später spannt uns der Ranzen und wir sind Müde. Es war vielleicht ein bisschen viel, aber wir hätten hier noch viel viel mehr essen können. Die Auswahl war riesig und es sah alles superlecker aus.

Auch auf dem Weg auf den Col du Méraillet (1605 Hm) finden wir keine Fromagerie. Auch den Cormet de Roselend (1968 Hm) überqueren wir ohne Käse. Oben auf der Passhöhe steht zwar ein Verkaufswagen aber der spricht uns nicht an. Hier treffen wir zwei ältere Schweizer mit alten Moppeds wieder die uns bereits seit einiger Zeit „begleiten“. Sie haben ein Motorrad zerlegt und sind am schrauben. Ich frage kurz nach ob sie Hilfe in Form von Werkzeug oder Teilen brauchen, sie bedanken sich und verneinen. In Bourg Saint Maurice finden wir endlich eine Fromagerie. Zwei Sorten Beaufort (Beaufort Ete col du la und Beaufort Ete Vallee des) und einen Crottins de chevre gönnen wir uns bevor es weiter geht nach Val-d’Isère. Dieser Ort ist mir noch gut aus meiner Kindheit von den Ski Weltcups im Gedächtnis die mein Vater immer im TV geguckt hat. In Val-d’Isère kaufen wir Wasser, zwei Sorten Baguette und wieder eine Gurke. Nun folgt der König des Tages. Der Col de l’Iseran mit 2770 Höhenmetern.

Eine absolut beeindruckende Landschaft begeistert mich total. Anja sucht erstmal eine Toilette auf und ärgert sich über den Zustand eben dieser. Die Radfahrer welche oben am Passschild ankommen klatschen ab und feiern das bezwingen des Berges. Einer kommt im Eiltempo angefahren und man meint er stirbt als er am Passschild ankommt. Aber er ist auch nur äußerst ergriffen und schnappt nach Luft. Wir machen dann ebenfalls noch ein Selfie vor dem Schild und schwingen uns wieder auf die Maschinen. Es ist schon spät und wir wollten eigentlich nicht den ersten sondern erst den vierten Campingplatz nach dem Pass nehmen. Es sind noch gute 30km und wir haben wie immer nichts reserviert.

Pässe wie den Iseran lieben wir. Das Stilfser Joch hat exakt einmal einen Reiz für uns gehabt. Den Reiz einmal oben zu stehen. Aber das enge Kehren hochhetzen – Gas weg, Gas ran, Gas weg, Gas ran ist einfach nicht unser Ding. Die Pässe in den Pyrenäen hatten da schon einen ganz anderen Reiz und auch der Iseran ist so gebaut. Kilometerlang geht es hinauf bzw. auch wieder hinab. In schön flüssig zu fahrenden Kurven. Freilich sind auch einige Spitzkehren dabei, aber eben nicht nur. Den ersten Campingplatz schauen wir nicht einmal an – Eine Wiese mit einer Toilette. Ein bisschen mehr Komfort wollen wir heute schon. Die folgenden zwei reizen uns auch nicht. So wird es es dann tatsächlich kurz vor 19 Uhr der vierte in der Reihe und wir haben doch noch den Col de la Madeleine (1746 Hm) überfahren. Der Municipal Les Balmasses in Lanslebourg Mont Cenis ist ziemlich voll, aber wir bekommen noch einen Platz oben auf der „zweiten Etage“. Die kleinere obere Wiese liegt wie ein Balkon etwas über Lanslebourg und der Ausblick ist wunderschön. Auch kriegt man hier oben noch etwas länger Sonne ab als auf der unteren Ebene.

Schnell bauen wir das Zelt auf und packen den Käse aus. Trotz des Kuchens am Nachmittag haben wir mächtig Hunger und müssen uns zusammereissen nur die Hälfte zu essen, es soll ja auch noch fürs Frühstück reichen. Danach noch schnell unter die Dusche und dann noch Bilder sichten und ein bisschen schreiben. Unsere Zeltnachbarn (Fahrradfahrer) interessieren sich für unser Vaude (Chapel L3P) und ich beantworte noch Ihre Fragen. Dann geht es in die Koje, morgen sind wieder einige Pässe angesagt.

Route des Grandes Alpes – Tag 03 – 274km – Samoens

Oh wie schön doch so ein trockenes Hotelzimmer ist. Und so kuschelig warm. Und das Sena Headset hat die Nacht auch kuschelig verbracht, in einer Tüte mit Couscous. Das hat die Feuchtigkeit rausgezogen und es erkennt die SD Karte wieder. (Nachtrag: Das Headset hat den Rest der Tour tadellos funktioniert) Wir haben das Zimmer ohne Frühstück gebucht da wir uns ja bereits mit Essen eingedeckt hatten. Ich schüre den Kocher an und fackle beim vorheizen fast den ganzen Tisch ab. Ich bin ein wenig aus der Übung. Und der Kocher zickt auch mal wieder. Also Düse und Spindel rausgebaut und gereinigt und ein neuer Versuch. Er brennt wenn auch net ideal. Da muss ich nochmal in Ruhe ran. Wir kommen natürlich nicht so früh los wie gedacht…es wird 10:30 Uhr bis wir auf den Moppeds sitzen. Das macht aber nichts. Das Regenradar sagt dass es zwischen 13 und 14 aufhören dürfte. Also ist später starten besser für uns.

Nachdem wir den Speckgürtel von Bern verlassen haben geht es auf wunderbar kleinen Straßen durch saftig grüne Landschaften… von denen wir relativ wenig sehen. Sobald wir ein paar Höhenmeter machen sind wir in vor Nässe triefenden Wolken. Wenn wir unter den Wolken fahren regnet es. Aber heute haben wir die Aussicht auf einen schönen Nachmittag bei blauem Himmel. Den Nässe Höhepunkt haben wir auf dem Col des Mosses mit 1445 Höhenmeter, hier hat es ca. 5 Grad und die nassen Füsse werden empfindlich kalt. Es zieht sich aber ganz schön bis es soweit ist.

Erst kurz vor dem Genfer See als wir das letzte Tal verlassen reisst langsam der Himmel auf und erste Blaue Fetzen zeigen sich. Als wir dann endlich am See ankommen sind die Klamotten schon fast trocken geblasen. Nur in meinen Stiefeln hält sich hartnäckig ein feuchtes Klima. Die werden nächsten Winter dringend mal zu Daytona zwecks Überholung geschickt. Der Genfer See liegt schön ruhig unter dem blauen Himmel und man merkt deutlich dass man in einer Touri Region angekommen ist. Der Verkehr und die Menschen werden mehr. Als dann die Strandpromenanden beginnen halten wir Ausschau nach einem Cafè. Die Französische Seite des Sees scheint nicht ganz so dicht bebaut zu sein wie die Schweizer Seite. Und so fahren wir tatsächlich einige Kilometer bis wir eine ansprechende Patisserie gefunden haben.

Hier decken wir uns mit mehreren Tartelettes, Tee und Kaffee ein, ziehen die mittlere Klamottenschicht aus und setzen uns in die Sonne. Jetzt sind wir angekommen auf dieser Reise. Das Wetter ist gut, es riecht angenehm, wir verstehen die Sprache nicht mehr. Alles ist gut! Wir nehmen noch einen überdimensionalen Cookie mit fürs Abendessen, dann starten wir auf die Route des Grandes Alpes.

Sagenhafte Kurven gleich zu Beginn! Der Verkehr ist dicht, das ermöglicht es uns mitzuschwimmen und uns an die Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h zu gewöhnen. Bis wir den ersten Pass der RDGA (Route des Grandes Alpes) erreichen sind wir voll im Kurvenflow angekommen. Kurz vor dem Col des Gets (1172 m) stoppen wir an einer Fromagerie/Boulangerie und kaufen Reblochon und noch einen Käse aus dem Nachbartal dessen Namen ich wieder vergessen habe. Auch eine luftgetrocknete Salami wandert mit in die Einkaufstüte. Nachdem wir den Pass dann überquert haben geht Anja noch in einem Sherpa Supermarche einkaufen und holt frisches Baguette, eine Gurke und Wasser. Nachdem wir den Pass hinter uns gelassen haben biegen wir nach links ab in ein Tal welches für uns eine Sackgasse darstellt. Wir wollen noch zur Cascade du Rouget, einem imposanten Wasserfall. Aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit beschließen wir zuerst zum Campingplatz am Ende des Talkessels zu fahren und den Wasserfall morgen früh anzuschauen. Dieser Plan geht leider nicht auf.

We are fully booked ist die Aussage die wir auf dem idyllisch gelegenen Platz nicht hören wollten. Also heisst es für uns wieder zurückfahren. Da es keinen Sinn macht morgen nochmals in die Sackgasse zu fahren beschließen wir gleich noch bei der Cascade vorbeizuschauen. Hier ist die Hölle los. Man kann direkt bis an den Wasserfall heranfahren, was sehr viele Besucher auch tun, wir eingeschlossen. Schnell ein paar Bilder gemacht. Für Stativ und ND-Filter ist die Gischt viel zu stark. So schnell kann man garnicht wischen. Also muss es der Stabi vom Objektiv richten.

Wir fahren den Weg zurück welchen wir gekommen sind und halten die Augen offen nach dem nächsten Campingplatz. In der Hoffnung noch ein freies Plätzchen zu bekommen steuern wir den Platz Camping Caravaneige Le Giffre in Samoens an. Wir haben Glück und es gibt hier sogar free Wifi. Gemütlich bauen wir das Zelt auf und richten unser Essen an. Käse schmeckt immer dort am Besten wo er auch produziert wird. Reblochon kommt aus Hochsavoyen und so genießen wir eben diesen hier. Der zweite Käse – Abondance (ich hatte ein Bild vom Schild gemacht) schmeckt auch hervorragend und die La Tournee des Alpes genannte Wurst ergänzt die Geschmacksexplosion perfekt. So kann es weitergehen! Morgen wollen wir dann einen Beaufort testen.
Heute ist es spät geworden. Um 23 Uhr sitzen wir immer noch wach im Zelt und sind über Routenplanung und Niederschrift der Erinnerungen. Draußen ist es kalt geworden und so freuen wir uns über die kuscheligen Temperaturen im Zelt.