Schottland 2019 – Tag 13 – Grantown on Spey – 237 km

Das Aufstehen fiel uns beiden heute morgen schwer. Das Bett ist so bequem und draußen regnet es und ist es kalt. Aber das Frühstück gibt es hier pünktlich um 8:30 Uhr und das wollen wir nicht verpassen. Wir genießen nochmal selbst gemachten Joghurt und die leckeren Marmeladen, dann werden die Moppeds aufgepackt und pünktlich um 10:15 Uhr (egal was wir früh machen, das ist einfach unsere Zeit) geht es los. An der örtlichen Esso noch schnell die Moppeds mit Lebenselixier versorgt und noch ein kurzer Stop am Urquhart Castle. Ein Haufen alte Steine, da muss man nicht durchlaufen 😉

Die Strecke führt uns heute wieder durch sanftere hügeligere Landschaften. Man merkt dass man den Norden verlassen hat. Viele Wälder begleiten uns und wir haben nicht viele Gelegenheiten zum anhalten. Das Glen Affric schneiden wir noch an. Ein wildromantisches Tal welches für uns eine Stichstraße bedeutet da es einfach nicht auf der Route liegt. Wir beschließen allerdings spontan nicht ganz so weit hinein zu fahren wie ursprünglich angedacht da sich vor uns eine tiefschwarze Regenfront aufbaut. Die Entscheidung war goldrichtig. Immer wieder sind wir im weiteren Verlauf genau am Rand des Regengebietes und bekommen nur ein paar wenige Tropfen ab.

Unser Hauptziel heute ist der Cairngorms Nationalpark. Ein ausgedehntes waldreiches Gebiet. Was uns hier besonders auffällt sind die Freizeitparks (Klettergarten, Quadfahren, Mountainbiken, usw…). Hier ist scheinbar ein Ausflugsgebiet welches viel von Locals besucht wird. In Carrbridge schauen wir uns die älteste Steinbrücke Schottlands an – ne Brücke halt.

Was uns nicht nur heute sondern schon auf der gesamten Tour aufgefallen ist sind die vielen Rodungen. Allerdings wird hier nicht etwa ein Wald ausgedünnt, nein wenn dann wird er gleich vollständig entfernt. Kahlschlag mit dem Harvester. Es gibt zwar auch Aufforstungen, aber leider deutlich weniger als Rodungen. Durch die wenigen Stopps und dank der etwas größeren Straßen heute sind wir zügig vorangekommen und fahren bereits um kurz nach 15 Uhr auf den Campingplatz in Grantown on Spey. Wir hätten durchaus noch ein bisschen weiterfahren können, haben aber beide keine wirkliche Lust mehr.

Wir bauen zügig das Zelt auf und laufen in den Ort um für den ersten Hunger Fish and Chips zu essen und danach fürs Abendessen einzukaufen. Hätten wir den Snack vor dem shoppen nicht gehabt wären wir wahrscheinlich mit unserem inneren Hungerbiest über den ganzen Laden hergefallen. Heute Abend gibt es Reis mit Quinoa, Paprika, Tomaten, Mais, Bohnen und Avocado und so leckeren Chai Vanille Tee von Pukka. Wir müssen unbedingt gucken ob wir den in Deutschland auch bekommen. Auf dem Campingplatz steht neben uns noch ein deutsches Paar welches mit zwei BMW F800 GS Gespannen unterwegs ist. Detlef hat gerade ein Radlager gewechselt. So ein bisschen Schrauben muss unterwegs doch immer sein. An Anjas V-Strom macht die Kette auch immer lautere Geräusche. Sie ist definitiv am Ende ihrer Lebenszeit angekommen. Aber die ca. 1300 km bis daheim muss sie noch durchhalten. Der neue Kettensatz liegt schon bereit.
Der Campingplatz heute lässt mal wieder keine Wünsche offen. Free Wifi bis in die letzte Ecke, neue und saubere Sanitäreinrichtungen und der Platz ist fast leer. Die Zeltwiese belegen nur wir und die Gespannfahrer. Das wird eine ruhige Nacht.

Schottland 2019 – Tag 11 & 12 – Pause in Drumnadrochit (Loch Ness) – 234km

Ich wache um kurz nach 6 Uhr auf und mein erster Blick geht an die Zeltplane – trocken – wir sollten abbauen für heute ist Regen vorhergesagt. Das nächste mal denke ich darüber nach als ich den Wecker um kurz nach 7 Uhr zum zweiten mal ausmache. Es ist immer noch trocken, während ich mit Anja beratschlage was wir machen – frühstücken oder abbauen – fängt es an zu regnen. Damit ist die Entscheidung gefallen. Wir frühstücken heute drinnen und lassen uns Zeit. Anja geht erstmal duschen und ich mach ein wenig Platz im Zelt. Es hört währenddessen wieder auf zu regnen, scheint auch heute „very cheangeable“ zu sein das Wetter. Bis Anja wiederkommt habe ich Tee gekocht und die Rühreier fast fertig. Das Zelt trocknet tatsächlich fast ab bis wir gegessen haben und das andere Zeug verpackt ist. Die Strecke heute dürfte relativ unspektakulär werden laut den Infos von Peter und Simone.

Wir starten erstmal noch zum Leuchtturm und laufen dort eine kleine Runde. Wenn man schonmal am nördlichsten Ende vom schottischen „Mainland“ ist. Wie ist das eigentlich mit dem Begriff Festland? Ab wann ist eine Insel Festland? Und ist nicht alles Festland eigentlich auch eine Insel? Das wechselhafte Wetter beendet unsere Gedankengänge am Leuchtturm. Wir setzen den Helm als Regenschutz auf und fahren los. Die Route führt uns heute auf etwas größeren Straßen an der Küste entlang in Richtung Süden. Die Küstenlinie ist grün und relativ flach. Ab und an gibt es ein paar felsige Abschnitte. Wir kommen an mehreren Schlössern vorbei, halten für Fotostopps, aber können uns nicht durchringen auch in eines hineinzugehen und es anzusehen. Sind wir oberflächliche Besucher des Landes? Eine Frage die mich heute längere Zeit beschäftigt. Keine Führung in einer Brennerei, kein Schloss besichtigt, nicht mit dem Boot auf die Orkneys gefahren, am Glenfinnan Viadukt einfach vorbeigezogen. Unsere Motorradreisen haben den Fokus auf dem „erfahren“ des Landes. Wir haben auch beschlossen in Edinburgh keinen Pausentag einzulegen um die Stadt anzusehen. Wir wollen lieber mal einen 3-4 Tages Städtetrip nach Edinburgh machen um mehr Zeit zu haben und nicht die Motorräder dabei zu haben. So schön dieses Fortbewegungsmittel ist, manchmal ist es auch störend. Man kann das Gepäck nicht immer sinnvoll sichern und man hat Moppedklamotten an und die sind nicht unbedingt der Hit zum wandern. Man sollte Länder auf verschiedene Arten bereisen um sie auch von verschiedenen Seiten kennenzulernen.

Oberflächlich sind wir nicht habe ich für mich beschlossen. Und genau deshalb gönnen wir uns auch was in einem lokalen Cafe. Heiße Schokolade, Cappuccino und dazu Cheese Cone, Schokoladenkuchen und hausgemachte Pralinen. Alles ein Gedicht, aber dann fast ein wenig zu viel Süßes. Wir sitzen hier über eine Stunde und lassen es uns gut gehen. Im weiteren Verlauf der heutigen Route stoppen wir noch kurz am Dunrobin Castle und an der Glenmorangie Destillerie. Hier kaufe ich dann noch eine kleine (10cl) Flasche Whiskey weil wir den ja doch mal probieren sollten wenn wir hier schon im Land des Whiskeys sind.

Die Straßen um Inverness sind groß und gut befahren. In Inverness selbst biege ich einmal falsch ab und wir brauchen ein wenig um den richtigen Weg raus wieder zu finden. Am Loch Ness gibt es noch einen kurzen Fotostopp bevor wir im Coop in Drumnadrochit fürs Abendessen einkaufen. Wir haben uns für die nächsten zwei Nächte im Kilmichael Bed and Breakfast ein Zimmer gesichert. Morgen legen wir einen Tag gammeln ein. Mir tun die Arme weh, der Bluterguss am Knie ist auch deutlich spür- und sichtbar und wir sind ja schließlich auch im Urlaub. Die Dame des Hauses macht klare Ansagen. Frühstück gibt es nicht VON / BIS, sondern UM 8:30 Uhr. Das Zimmer ist geräumig und die Motorräder parken hinterm Haus auf dem großzügigen Grundstück. Abends vespern wir noch ein bisschen Käse und Brot bevor wir erschöpft im weichen warmen Bett einschlafen.

Unseren Pausentag beginnen wir mit einem „kontinentalen Frühstück“. So ein echtes englisches Frühstück fehlt uns immer noch. Es gibt hier aber selbstgemachte Marmelade und selbstgemachten Joghurt und beides ist megalecker. Wir freuen uns schon aufs zweite mal Frühstücken hier. Den Tag verbringen wir weitestgehend im Bett. Die Motorräder bekommen noch ein wenig Liebe. Elli kriegt den Blinker wieder mit Gaffa tape angeklebt und an beiden Maschinen muss die Kette justiert werden. Das Wifi nutze ich um die ersten Teilebestellungen für kommende Wartung und Reparaturen zu tätigen. So werden uns zuhause schon einige Päckchen erwarten. Für 18 Uhr haben wir uns einen Tisch im Fiddler’s Highland Restaurant reserviert. Mal sehen was wir heute typisches auf der Karte finden.

Soderla, zurück vom Essen sind wir nur begrenzt überzeugt von der Location. Das zweierlei vom Lamm welches ich hatte war lecker, Anjas Hühnchenfilet auf Haggis mit Kartoffelbrei war angebrannt und hat relativ fad geschmeckt. Der Lemon/Ginger Cheescake war dafür sehr lecker. Den angekündigten Naturalrabatt in Form zweier freier Getränke für „early bird reservations“ haben wir nicht erhalten. Wenn wir nochmal in Drumnadrochit wären würden wir das Fiddler’s Restaurant nicht noch einmal aufsuchen, das Fiddler’s Cafe nebenan wo es Fish and Chips gibt würden wir vorziehen. Mehr Auswahl hat man hier fussläufig nicht zur Verfügung. Anja liegt jetzt noch in der heißen Badewanne und ich überlege ob ich das auch noch mache. Die Entspannung tut den Muskeln sicherlich gut. Morgen soll es dann bis in den Cairngorms National Park gehen.