Pyrenäentour 2017 – Tag 4 – ca. 372 km – Narbonne

Der Ausflug zu den Lavendelfeldern war definitiv genial! Unglaublich wie sich die lilafarbenen bis zu hüfthohen Büsche in sauber gepflegten Reihen bis zum Horizont erstrecken. Das ist definitiv eine Location die jeder Fotografie begeisterte mal aufgesucht haben sollte. Mein Tipp: Paar Tage Zeit nehmen. Unser eigentliches Ziel sind ja die Pyrenäen, daher hatten wir nur den einen Abend / Sonnenuntergang um ein paar Eindrücke festzuhalten. Aber das wichtigste ist nicht nur durch den Sucher zu gucken, sondern auch mal die Szenerie einfach auf sich wirken zu lassen. Tief einzuatmen und den Duft in sich aufzunehmen. Um ca. 23 Uhr waren wir wieder zurück im Hotel und fielen wieder in einen tiefen Schlaf.

Um kurz vor 7 Uhr holte uns der Wecker aus eben diesem. Packen war angesagt. Dann die erste Ladung Zeugs zu den Motorrädern bringen und direkt noch im kleinen Laden Frühstück kaufen. Brie, Hartkäse, Baguette und Croissants. Damit kann der Tag beginnen. Nach dem Frühstück zügig den Rest zusammengepackt und um 9:03 Uhr ging es dann los, erstmal in Richtung Westen weiter durch den Parc naturel régional du Verdon. Diese Naturschutzparks haben es uns sehr angetan. Schöne Landschaft, kurvige Straßen und wenig Verkehr. So kann es weitergehen. Wir können immer noch nicht richtig glauben dass hier Mitte Juni noch Nebensaison ist. Uns glüht es fast durch die Motorradklamotten.

Wir verlassen den Verdon um uns in Richtung Küste zu begeben. Ein Ziel des heutigen Tages ist der Parc naturel régional de Camargue. Hier setzen wir auch mal wieder mit einer Fähre über wobei Anja unfreiwillig das Motorrad gehalten wird. Der Fährmann traut ihr scheinbar nicht zu die V-Strom selbst zu halten. Bei mir sorgt dies für Erheiterung, bei ihr nicht so ganz. Hier gibt es Salzseen und eine Sumpflandschaft. Wie gewohnt von den Parks sind auch hier schöne kleine kurvige Straßen zu finden. Der Fahrbahnbelag ist nicht immer der beste, aber das spielt für uns keine Rolle. Das Klima spielt dafür mehr eine Rolle. Es wird so richtig dämpfig und schwül. Das ist echt unangenehm auf dem Motorrad. Plötzlich erblicke ich eine Kolonie von wilden Flamingos, einer der Gründe warum man hier mal vorbeischauen sollte. Schnell am Fahrbahnrand gestoppt, die Nikon D5500 mit dem Tamron 70-200 verschraubt und ein paar Schüsse gemacht. Sie sind zwar auch mit dieser Kombi noch weit weg, aber wir haben sie gesehen! Been there, done that! Naja vielleicht haben wir ja noch Glück und sehen noch welche die Näher an der Strasse sind. Einen längeren Aufenthalt mit Laufen wollen wir aufgrund des Klimas nicht in Kauf nehmen. Kurz vor dem verlassen der Carmargue sehen wir auch noch ein paar Wildpferde die interessiert näher kommen als wir anhalten.

Hab ich schon erwähnt dass mir das Klima heuer  bisher mindestens so auf den Zeiger geht wie Anja letztes Jahr in Norwegen? Wir waren ja schon einige male im Balkan unterwegs. Juli in Kroatien ist uns auf dem Motorrad auch nicht unbekannt. Aber hier ist es ganz anders! Die Hitze ermüdet deutlich mehr. Die Sonne brennt unerbittlich. Und im ganzen Körper macht sich einfach nur Erschöpfung breit. Nachdem wir die Carmargue verlassen haben heisst es an der Küste entlang einfach nur gen Süden. Den Einstieg in die Ost – West Route wollen wir in Argeles Sur Mer nehmen. Auf Höhe von Narbonne finden wir einen Campingplatz welcher für heute unser Tagesziel sein soll. Zum ersten Mal in unserer Reisehistorie nächtigen wir auf einem 4-Sterne Platz auf dem jede Parzelle ein eigenes Sanitärhäuschen hat. Dekadenz ist heute angesagt. Den Pool des Platzes nutzen wir um unsere Körper etwas runterzukühlen und die verspannten Muskeln zu lockern. Um ca. 21 Uhr liegen wir erschöpft und auf der Flucht vor kleinen Stechmücken im unangenehm warmen Zelt und schließen die Augen.

Wir sind gespannt wie morgen der Einstieg in die Pyrenäen werden wird und was die Küste vorher noch zu bieten hat. Der Teil Küste den wir heute gesehen haben hat uns nicht begeistern können. Endlose Parkplatz Reihen vor einem windigen Sandstrand wechseln sich ab mit Vergnügungsparks welche aktuell noch leer sind da hier noch keine Saison ist.

Pyrenäentour 2017 – Tag 2 + Tag3 – 431km Saint Martin de Bromes + Pausentag

Planen kann man viel… sich etwas nur grob vorzunehmen reicht in der Regel auch schon aus, damit es nicht klappt. Nunja, dazu aber später mehr. Der Wecker holte uns um 7:30 aus dem erholsamen Schlaf. Die Temperatur draußen war auf dem Col de la Faucille äußerst angenehm und ließ noch nicht erahnen was uns heute noch blühen sollte. Wir gingen gemütlich zum Frühstück, welches um 8 Uhr beginnen sollte und mussten feststellen dass ein Bus voller Senioren wie ein Heuschreckenschwarm über das Buffet hergefallen war. Semmeln? Fehlanzeige! Für uns wurde dann extra Baguette aufgebacken. Das sollte aber bei 11 Eur pro Person fürs Frühstück auch selbstverständlich sein. Der Bus fuhr jedenfalls um 8:15 ab und wir konnten in aller Seelenruhe die Reste vom Buffet genießen. Um 9:30 saßen wir dann gut gestärkt und voller Tatendrang auf den Motorrädern und starteten die Motoren.

Wo man hochfährt muss man auch wieder runter. Die letzten km gestern waren schön, und die ersten heute wurden es auch. Lediglich die Kurven gingen noch nicht ganz so flüssig am frühen Morgen. Aber das wurde mit jeder besser. Nach ca. 50 km verlassen wir bei Bellegarde sur Valserine den Parc naturel régional du Haut-Jura und folgen der Rhone. Ein Fluss bedeutet automatisch immer Kurven. So auch hier. Der Verkehr fließt in angenehmer Geschwindigkeit und die Temperaturen steigen so langsam aber sicher an. Immer wieder bildet die Rhone natürliche Seen aus oder wird durch die Energiegewinnung zu künstlichen Seen gestaut. An einem dieser natürlichen Seen erblicken wir eine Kolonie von Schwänen. Man kann das wirklich nicht anders sagen. Es waren geschätzt so um die 70 Tiere die hier im seichten Wasser nach Nahrung tauchten. Man sah Schwanenhinterteil neben Hinterteil in die Höhe gereckt. Nur zum Luftholen kamen die Köpfe kurz nach oben. Ein Schauspiel dass wir so noch nie gesehen hatten.

Nachdem wir die Rhone verlassen hatten ging es direkt in Richtung Parc naturel régional du Vercors. Kurz vor dem Erreichen desselbigen säumten den Fahrbahnrand unendliche Reihen von Bäumen in gepflegten Plantagen. Während ich mich noch fragte was hier angebaut wird hatte Anja die Antwort schon parat: Walnüsse. Sauber gepflegt in Reih und Glied stehen sie hier in schier unendlicher Anzahl und spenden riesigen Arealen Schatten. Wie gerne hätten wir uns für ein Stündchen ins Gras gelegt und ein kleines Schläfchen gehalten. Aber wir haben heute noch etwas vor und wir kommen deutlich langsamer voran als gedacht. Die schönen kurvigen Straßen fordern ihren Tribut und das sollte nicht besser werden… wobei doch eigentlich wurde es besser. Nur nicht für unsere Zeitplanung.

Direkt nach dem Erreichen des Parc naturel régional du Vercors wurden die Straßen noch kleiner und führten uns wieder in die Höhe. Höhe bedeutet angenehmere Temperaturen und das begrüßen wir sehr. Wir kommen nach vielen kleinen Kurven plötzlich an einem Wasserfall an. Der schreit danach das Stativ rauszuholen und Anja ihre ND Filter ausprobieren zu lassen. Leider schleicht sich ein Franzose ins Bild und Anjas Laune sinkt. Außerdem steigen die Temperaturen auch hier stetig an und so fahren wir nach ein paar wenigen Fotos wieder weiter. Ein kritischer Blick auf die Uhr ermunterte uns zusätzlich. Immerhin ist die Unterkunft für die nächsten beiden Tage bereits gebucht und wir wollen heute Abend und Nacht noch die Lavendelfelder und eventuell die Milchtstrasse in Valensole ablichten. Soviel zum Plan…

Der Parc naturel régional du Vercors wäre aufjedenfall mal ein paar Tage mehr Wert. Eine wunderschöne Gegend um Motorrad zu fahren oder zu wandern. Unser heutiges Tagesziel ist aber der Parc naturel régional du Verdon. Und bis wir diesen erreichen vergeht noch viel Zeit. Als wir den Parc naturel régional du Vercors verlassen ist es bereits 17 Uhr. Wir brauchen dringend eine Tankstelle und etwas zum Abendessen wollten wir auch noch einkaufen. Als wir dann einen Intermarche gefunden haben meint Anja noch, dass wir einkaufen lieber später erledigen damit wir das Zeug nicht so lange in der Sonne rumfahren… Das klingt nach einem Plan. Allerdings kommen wir nur sehr langsam voran und so halten wir um kurz nach 19:30 wieder an einem Intermarche nur um festzustellen dass dieser bereits um 19:30 geschlossen hat. Der nächste Stop ergab das gleiche Problem. Um 19:55 stoppten wir dann an einem Contact Markt nur um festzustellen, dass dieser 10 Minuten vor Ladenschluss bereits die Türen verschlossen hatte. Zum Ausgang ließ man uns nicht mehr rein und um 19:58 wurde auch dieser verschlossen. Soviel zum Plan… naja wir haben ja genug haltbare Sachen dabei, dann gibt es halt nix Frisches.

Um 20 Uhr ging es dann endlich in den Parc naturel régional du Verdon und die ersten Lavendelfelder kamen in unser Blickfeld. Allerdings hatte uns auch eine unwahrscheinliche Erschöpfung gepackt. Es hatte immer noch um die 35 Grad, wir schwammen in unseren Klamotten und wollten erstmal nur Duschen und etwas Essen. Um 20:30 Uhr erreichten wir endlich das Hotel La Fontaine in Sant Martin de Bromes. Der Check In erfolgte mit Händen und Füßen da hier niemand Englisch spricht. Das 2 Sterne Hotel ist sehr einfach und man darf sich mit den anderen Gästen eine Toilette auf der Etage teilen. Trotzdem ist das Haus in der Altstadtlage ein echtes Kleinod und wir fühlten uns hier direkt wohl. Nachdem wir unser Gepäck einmal ums Haus und dann noch 2 Stockwerke in die Höhe getragen hatten tropfte uns der Schweiß aus allen Poren. Schnell unter die Dusche und etwas gegessen. Der Plan um 0 Uhr zu den Lavendelfeldern zu fahren wurde einstimmig verworfen da wir stehend KO waren. Unsere Priorität in diesem Urlaub liegt auf dem Motorradfahren. Fotgrafieren läuft nebenher. Wir fielen sofort in einen totengleichen Schlaf der 11 Stunden andauerte.

1080 km in 2 Tagen und das bei Temperaturen nahe der 40 Grad fordern einfach Ihren Tribut. Das war letztes Jahr in Norwegen einfacher. Aber immerhin friert es Anja diesmal nicht. Und wehe sie meckert weil es zu warm ist!!! Direkt neben dem Hotel ist ein kleiner Tante Emma Laden in welchem ich Baguette, Croissants und eine Guadeloupe Melone holte, was unser Frühstück darstellte. Wir ließen es extrem langsam angehen. Erstmal die Funktionswäsche rauswaschen. Der Geruch war selbst mir zuviel. Dann gammelten wir noch ein bisschen im Zimmer rum bis die größte Mittagshitze vorbei war. Nachmittags unternahmen wir einen kleinen Spaziergang mit den Kameras durch den Ort. Hier ist man nicht dem Massentourismus erlegen. Der historische Kern der Ortschaft Sant Martin de Bromes ist extrem ruhig und das Zentrum stellt der Platz vor unserer Unterkunft dar. Hier genießen wir dann auch noch einen Smoothie und einen Frappe bevor um 16:30 der kleine Laden wieder öffnet in welchem wir uns mit Käse und Baguette eindecken um ein frühes Abendbrot zu uns zu nehmen. Zum Sonnenuntergang soll es heute nämlich wirklich zu den Lavendelfeldern um Valensole gehen. Bevor wir uns hierfür wieder in die Moppedklamotten werfen entstehen aber noch diese Zeilen.

Morgen soll es wieder weitergehen in Richtung Mittelmeerküste. Wir hoffen dort in der Carmargue wilde Flamingos zu sehen und vielleicht auch das ein oder andere Foto zu schießen, bevor es dann in die Berge geht.