Es war sauwarm im Zimmer, trotzdem haben wir gut geschlafen. Nur leider viel zu kurz. Da wir früh noch in die Markthalle wollen klingelt der Wecker um 6 Uhr. Um 7:30 Uhr nach einer Runde Yoga kommen wir dann auch los und laufen nochmal in die Stadt. Die Markthalle ist nicht sonderlich groß, hält aber alles bereit was man so braucht – Fisch, Fleisch, Käse, Feinkost, Obst, Gemüse, Blumen – halt der Bäcker fehlt, den gibt es aber im Umfeld der Markthalle. Wir drehen zwei Runden und kaufen fürs Mittagessen ein. Quiche Lorraine, Soufle Fromage und eine Tarte a Thon.
Zwei Straßen weiter setzen wir uns in ein Cafe und „Frühstücken“ – Cappuccino und Croissant für mich, Tee für Anja. Wir genießen das Gewusel um uns und beobachten Leute. Hier herrscht ein munteres kommen und gehen. Manche Leute legen das Geld auf den Tisch und exen ihren Espresso, andere begrüßen den Wirt per Wangenküsschen und bleiben etwas länger. Nur wenige nehmen etwas zu Essen zu sich. Wenn, dann ein Stück Baguette mit Butter und Marmelade, das wars. Die Stimmung ist gelöst und nicht wie in der Deutschen Morgenrushhour kriegsähnlich. Nach einiger Zeit kaufen wir im Laden nebenan noch Wasser für die Trinkrucksäcke, dann laufen wir zurück zum Hotel. Wir holen noch das Bericht schreiben von gestern nach, dann packen wir und sind pünktlich um 10:30 Uhr aus dem Zimmer. Die Moppeds stehen auch noch an der Straße und das obwohl wir in einer Französischen Stadt sind… man sollte seine Bedenken einfach öfter mal sein lassen.
Jetzt noch unentdeckt aus der Umweltzone kommen dann ist alles gut. Zig Einbahnstrassen und 30 km/h Schilder später rollen wir dann wieder frei dahin und genießen das geile Wetter. Blauer Himmel und Sonnenschein, aber heute nicht mehr ganz so warm. Wir fahren an die Seine und lassen uns von Kurven durch den Park Naturel Regional Boucles de la Seine Normande tragen. An einer Fähre halten wir und machen ein paar Bilder, dann entdeckt Anja einen Wegweiser zu einer Abtei – wir biegen spontan ab und besichtigen diese. Im Laden nebenan gönne ich mir noch eine Pepsi Zero und dann geht es wieder weiter. Überhaupt steht ja in jedem französischen Dörfchen eine Kirche. Keine gleicht der anderen mal ist der Turm oben spitz mal nicht, mal dick, mal zierlich, mal modern, mal klassisch. Nur eines ist definitiv sicher: Keine gibt es zweimal!
Die Seine überqueren wir über die Pont de Brotonne – ein Meisterwerk der Brückenbaukunst, aber kein Vergleich zur Pont de Normandie welche weiter westlich noch die Seine überspannt. Diese passt aber nicht so recht zu unserer Route. In Touques tanken wir die Moppeds und drehen noch eine Runde durch die Altstadt um zu unseren heutigen Tartelettes zu kommen. Wir finden eine Boulangerie / Patisserie und schlagen zu. Tartelette Framboise und noch eins mit Karamel. Ein Traum! Und weil es noch nicht reicht gibt es noch ein Madeleine dazu. Dann geht es mal ans Meer und wieder weg davon. Wir stoppen kurz in Viller sur Mer und bestaunen die Strandpromenade. Am Sandstrand ist eine Gruppe Rollstühle zu sehen. Wir zählen insgesamt 9 Stück und es sind mehr Betreuer als zu Betreuende. Wenn man sich bei uns ganze Wohngruppen anschaut welche mit einem Betreuer auskommen müssen sind das schon perfekte Verhältnisse.
In Hougate schauen wir nach dem Campingplatz und sehen auf dem Weg ein Schild, dass dort keine Zelte erlaubt sind, also drehen wir gleich wieder ab. In Cabourg geht es dann noch schnell in einen Carrefour – Abendessen und Wasser kaufen. Dann noch flott die letzten km bis zum Campingplatz und einchecken. Wir werden hier 2 Nächte bleiben und einen Tag Pause machen. Unsere Popos werden es uns danken und die Köpfe auch. Wir bauen das Zelt auf, stellen die Helinox und den Tisch auf, dann gibt es Baguette, Comte, Brie, Gurke und Paprika zum Abendessen. Schnell noch abspülen und ab ans Meer. Wir sind immer noch auf Höhe vom Ärmelkanal. Irgendwie hatte ich den Atlantik viel früher erwartet. Aber in Erdkunde war ich noch nie gut. Wir spazieren barfuß durch den Sand und genießen es fast alleine hier auf dem Strand zu sein. Nur ganz vereinzelt sind andere Leute unterwegs. Hier liegen Unmengen Muscheln rum, sowas haben wir beide noch nirgends gesehen. Man muss nichts suchen, sondern könnte sie Eimerweise mit der Schaufel einfassen. Ein paar nehmen wir mit als Erinnerung. Zurück auf dem Campingplatz waschen wir noch unsere Füße, dann sitzen wir gemütlich vorm Zelt und lassen uns die letzten Sonnenstrahlen des Tages auf die Haut scheinen und saugen die Wärme auf. Im Mobilehome gegenüber unserer Parzelle sind 4 Personen, davon 1 im Rollstuhl und noch eine weitere Person welche Hilfsbedürftig ist. Wieder ein 1:1 Verhältnis zu den Betreuern. Bisher stellt sich Frankreich als wesentlich inklusiver dar als Deutschland. Mal sehen was wir morgen den ganzen Tag so machen. Wichtig dabei ist auf jeden Fall faul sein!