Frankreich 2023 – Tag11 – 243km – Plougcastel

Sleepscore 99 zeigt Garmin Connect an und genauso fühl ich mich auch. Super geschlafen – genial ausgeruht! Neben uns hat eine vierer Gruppe Radfahrer genächtigt. Diese illustre Truppe macht sowas zum erstmal, einer ist mit Anhänger unterwegs und hat viel zu viel Zeugs dabei. Und sie sind neidisch auf unser Essen weil es so gut gerochen hat gestern Abend. Sie erkundigen sich wo wir heute Abend kochen werden, dann kommen sie dazu. Ich bezweifle ja stark dass sie 240km schaffen. Unsere Frühstückroutine mit Croissant, Pain au Chocolat und Melone halten wir auch heute ein. Das Zelt muss noch feucht in den Packsack, aber hilft alles nix. Um ca. 10:30 rollen wir vom Platz und tauchen heute so richtig in die Bretagne ein.

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Diese empfängt uns mit tollen Straßen, welche sich schön flüssig fahren lassen. Hügel auf und ab, rechts rum, links rum, dann mal ein Dörfchen. Einfach so wie Moppedstrecken sein sollten. Alles blüht, vor allem die Hortensien Büsche sind ein wahres Farbenmeer. An einem Strand halten wir an, setzen uns auf ein Mäuerchen und gucken ein bisschen doof in die Gegend. Das Wasser hat sich gerade mal wieder zurückgezogen und die Strandfläche ist daher riesig. Um nach Morlaix reinzufahren verlassen wir die Küste nur um festzustellen dass Morlaix einen Hafen hat, welchem es allerdings gerade ein bisschen an Wasser mangelt. Es ist schon irre was die Natur mit ihren Gezeiten zu bieten hat. Flussmündungen sacken bis weit ins Landesinnere massiv im Wasserpegel ab. In Morlaix überspannt ein Eisenbahnviadukt ein Tal. Unter diesem parken wir und suchen uns eine Creperie um den knurrenden Magen aufzufüllen.

Zwei Gallette (Ziegenkäse, Paprika, Chorizo, Ei und Kartoffeln / Reblochon, luftgetrockneter Schinken, Zwiebel Chutney, Senfsoße) und zwei Salate später sind wir satt. Das Wetter ist heute absolut perfekt, ein paar Wolken und Temperaturen um die 25 Grad sind einfach angenehm. Das Bluesky Navi (Danke Max fürs ausleihen ;-)) funktioniert auch, in unserem Rücken sehen wir Regenwolken. Die Bretagne ist wie das Nürnberger Knoblauchsland – überall Ackerbau, was besonders heraussticht sind die Artischockenpflanzen welche gerade Erntezeit haben. Wir entschleunigen heute maximal – ich baue nochmal einen Stopp am Meer ein weil ich einen Leuchtturm gesehen habe. Aus diesem Halt werden dann zwei, weil ich den Leuchtturm nicht auf Anhieb wiederfinde. Wir beobachten zwei Taucher mit Harpunen als sie ihre Ausrüstung fertig machen, dann fahren wir zum zweiten Stopp diesmal tatsächlich mit Blick auf den Leuchtturm. Wir befinden uns im Department Finisterra – mal wieder am Ende der Welt. Das hatten wir ja eigentlich in Spanien 2021 bereits gefunden. Die Franzosen haben aber ihr eigenes Ende der Welt. Den westlichsten Festlandteil Frankreichs.

So langsam wird es Zeit ein bisschen voran zu kommen, wir hatten der Unterkunft angekündigt dass wir zwischen 17 und 18 Uhr ankommen. Aber erstmal müssen noch Tartelettes her. Ein Tag ohne diese kleinen süßen Dinger in Frankreich ist ein verlorener Tag! Wir finden eine unscheinbare Bäckerei und gönnen uns eines mit Karamell und etwas dass uns als lokale Spezialität verkauft wird. Kouign-Amann – ein runder dicker Fladen aus einer Art grobem Blätterteig, der aus Schichten von Brioche-Teig, gesalzener Butter und Zucker besteht. Und weil wir uns mal wieder nicht beherrschen können holen wir uns noch ein drittes mit Aprikosen und Tonkabohnencreme. Einfach lecker das Zeugs!

Was in Frankreich immer wieder auffällt, ist wie rücksichtsvoll Autofahrer Motorradfahrern gegenüber sind. Immer wieder werden wir bewusst vorbei gelassen. In Staus und an Ampeln ist das Vorfahren offiziell erlaubt. Jetzt kommen wir endlich an den westlichsten Punkt sozusagen ans Kap. Am Faro die Kermorvan lassen wir uns nochmal so richtig Zeit. Über eine Stunde verbringen wir hier. Erst laufe ich zum Leuchtturm, dann Anja. Anja hat noch ein besonderes Erlebnis – sie kann einen Schwarm wilde freilebende Delphine beobachten. Ein beeindruckendes Schauspiel, sie ist ganz begeistert als sie zurückkommt. Und sie hat zwei Bikepacker im Gepäck – einer der beiden kommt aus Neuendettelsau (14 km von unserem zuhause weg). Wir tauschen uns noch ein bisschen über unsere Reisen aus, dann geht es weiter. Ich hab derweil auch mal der Unterkunft Bescheid gesagt dass wir eher so gegen 20 Uhr ankommen werden.

Kurz vor der Unterkunft halten wir noch an einem Supermarkt und decken uns mit Futter für heute Abend ein. Zwei Filets vom Merlan, Zucchini, Fenchel, Kartoffeln, Marmelade, eine Flasche Rosè und Wasser füllen die verbleibenden Lücken im Gepäck. Auf den letzten Metern zur Unterkunft fängt es dann an zu Regnen, so dass wir den Check-in relativ kommunikationsarm durchführen und direkt unser Tiny House in einem alten Zirkuswagen beziehen. Schnell das Gepäck reingeräumt und einmal in dem Miniraum explodiert. Wir sind jetzt hier! Vor lauter Gepäck können wir gar nicht kochen, also müssen wir uns doch erst noch ein bisschen organisieren bevor es losgeht. Um 21:20 sitzen wir dann endlich beim Essen und genießen dazu unseren Rosè. Leicht angeschickert machen wir noch den Abwasch und fallen dann erschöpft aber glücklich ins Bett.

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Über Tobias Seidel

Tobias Seidel wurde 1981 geboren und hat sein Hobby IT zum Beruf gemacht. In seiner Freizeit beschäftigt er sich viel mit den Themen Reisen, Triathlon, Motorräder, Fotografie und Tanzen (Standard).

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