Nach dem Ende des gestrigen Tages kann man sich ausrechnen wie mein Zustand heute früh ist… nicht erholt. Aber ich fühle mich fit genug um zu fahren. Allerdings sage ich gleich dazu, dass es durchaus sein kann dass wir nach 50km wieder ne Unterkunft suchen. Aber ich habe das Gefühl ich muss aus diesem Brutzimmer raus und ich brauche einen Tapetenwechsel. Anja packt zusammen und verdonnert mich den Tag ruhig angehen zu lassen. Sie trägt alles alleine runter und packt die Motorräder auf. Übernimmt den Check-out und dann starten wir um kurz nach 9 Uhr die heutige Fahrt. Beim Bäcker schauen wir nicht mehr rein, die Schlange aus gut 25 Leuten ist uns einfach zu lang. Am Intermarche kaufen wir gleich noch Wasser – heute ist Sonntag da sollte man ein bisschen Vorratshaltung betreiben.
On the fly passe ich die Route ein bisschen an und nehme für die ersten 50km eine Schnellstraße statt nochmal durch den Naturpark zu gurken. Erstmal ein Gefühl bekommen, wie der Körper so tickt und gleichzeitig ein paar Kilometer machen. Und das stupide geradeaus bollern braucht net so viel Aufmerksamkeit. Das Gefühl ist überraschend gut. Wir kommen wieder auf die Route und umfahren großzügig Nantes auf einer nun etwas kleineren Straße. Auch das läuft gut und ratz fatz haben wir 100km geschafft. Wir machen heute großzügige Pausen. Eine bei einem Bäcker – 2x Pain au Chocolat, 1x Croissant, 1x Pain au Rosins. Als wir dann endlich an der Loire ankommen stellen wir fest dass heute „Fete de Velo“ ist. Gefühlt ist in Frankreich jeden Tag eine andere Fete. Für uns hat es den Nachteil dass die Wege direkt an der Loire den Fahrrädern vorbehalten sind. Wir machen erstmal wieder ne Pause und sitzen ein wenig im Schatten und gucken doof.
Naja, dann geht es eben ein bisschen weiter vom Wasser weg an der Loire entlang. Auch das lässt sich flüssig fahren und wir kommen flott voran. Überraschend schnell sind wir in Angers. Hier sind die letzten beiden rausgesuchten Campingplätze und das Ende der geplanten Route für heute. Wir finden einen Bäcker mit Sitzplätzen im Schatten und gönnen uns… na was wohl? Richtig – Zwei Tartelettes und zwei Coke Zero weil es keine mit Zucker gab. Aber das Koffein tut gut. So langsam sind die geringen Energiereserven aufgebraucht, man darf trotzdem nicht vergessen wie bescheiden wir die letzten Nächte geschlafen haben und mein Körper kämpft immer noch, auch wenn es signifikant besser ist. Ich bin vor allem gespannt was heute Abend passiert. Während wir beim Bäcker sitzen entscheiden wir uns auf den Campingplatz zu gehen und nicht in ein Hotel. Wir müssen dringend waschen und wir hatten das Zelt noch feucht eingepackt. Außerdem will ich an der frischen Luft schlafen und nicht wieder in einem stickigen Zimmer. Um kurz nach 14 Uhr kommen wir am Platz an und checken ein.
Ganz gemütlich bauen wir das Zelt im Schatten auf. Der Platz ist durchsetzt mit Bäumen und total grün. Nachdem das Zelt steht kommt sofort die Wäsche in die Maschine und wir bauen unser Leinenkonstrukt aus Spanngurten auf. Als wir die Wäsche aus der Maschine holen kaufen wir uns noch ein Bioeis am Imbiss des Freibades – 3,50 € für gefühlte drei Löffel Eis… das muss gut sein! Dann gammeln wir ein bisschen in den Helinoxen, die Bäume stehen zu weit auseinander bzw. sind die Stämme zu dick für die Hängematte 🙁 Um kurz vor 17 Uhr fallen wir übers Knäckebrot her, weil wir energetisch leerlaufen. Wir sind beide völlig erschlagen. Die Hitze und die letzten Nächte zeigen Wirkung. Kurz nach 17 Uhr gehen wir dann ins Campingplatz Restaurant und essen zu Abend. Hähnchenspieß mit Teriyaki Soße und Pommes für Anja, für mich Cesar Salad und Pommes. Die Pommes hätte es nicht gebraucht und ich muss sie auch echt ein bisschen reinzwängen, aber mein Körper braucht ein paar Kohlenhydrate. Nach dem Essen hängen wir vollgefressen in den Stühlen wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Wir schleppen uns zurück zum Zelt, schreiben noch unsere Gedanken zum Tag zusammen. Dabei kehren langsam wieder ein paar Lebensgeister zurück. Anja packt die trockene Wäsche zusammen, ich mache die Routenplanung für morgen und dann geht es noch unter die Dusche fürs gute Körpergefühl. Wir werden heute wohl vor 21 Uhr im Zelt liegen. Um kurz nach 19 Uhr merkt man schon dass die Temperatur angenehmer wird, ganz anders als in einem stickigen Zimmer.