Die Entscheidung ins Hotel zu gehen war gut – meine Erkältung wird schlechter, aber wir haben wunderbar geschlafen. Das sollte der Genesung helfen. Ich bin nach dem Aufstehen noch nicht so wirklich sicher ob ich heute Moppedfahren will. Erstmal gehen wir frühstücken. Baguette, Eier mit Gemüse, Feta, Salami, Nektarine, Joghurt, Honig, Kuchen, Blätterteigtaschen und Salat – es fehlt an nichts und doch sind die Stücke klein genug dass man nach dem Verzehr der ganzen Kleinigkeiten nicht Gnadenlos überfressen ist. Also bitte nicht falsch verstehen, es war wirklich viel! Aber eben irgendwie nicht so schwer dass man bewegungsunfähig davon wird. Mein Allgemeinzustand ist inzwischen ein bisschen besser und so beschließen wir die geplante Rundtour (im totalen Zickzack) über die Insel zu starten. Abbrechen / Abkürzen können wir immer noch.
Um kurz vor 10 Uhr sitzen wir auf den Moppeds starten direkt auf kleinsten (also wirklich kleinsten!) Sträßchen in die Berge. Es ist brutal anstrengend die 1000er um die engen Kehren und Kurven (Stilfser oder Vrsic sind da Kindergarten gegen) zu bugsieren. Die meiste Zeit im 2ten Gang, oft sogar nur im ersten Gang bei Steigungen jenseits der 10%. Ich zweifle ob ich das heute lange durchhalte, will aber noch nicht klein beigeben. In der ersten halben Stunde schwitze ich ordentlich! Der Lohn für die Mühen: Wir gewinnen sauschnell an Höhe und damit Hammer Ausblicke! Anhalten zum fotografieren ist aber schwierig. Wir drehen dann sogar einmal um und fahren 3 oder 4 Kehren zurück um ein paar Fotos zu machen. Die Windmühle welche wir anschauen wollten erreichen wir nicht weil zum Schluss noch ca. 1km übelster Geröllweg gewesen wäre. Das ist uns heute zu heftig. Später sehen wir dann von einem anderen Aussichtspunkt dass die Windmühle sowieso nur noch eine aus ca. 10 Steinreihen bestehende Turmruine ist. Wir drehen einen Halbkreis und fahren wieder wie geplant zur Küste runter. Die Kehren flutschen langsam und die Arme und Schultern werden lockerer. Das Wissen dass jetzt dann mal ein paar lockere km kommen tut sein Übriges.
Auf der Ringstraße angekommen kaufen wir Wasser und befüllen die Trinkrucksäcke. Dann beschließen wir die zweite „Bergetappe“ auszulassen und ein bisschen mehr Ringstraße an der Küste entlang zu fahren. In Vasiliki halten wir die Augen offen nach einem Cafe / Bäcker. Und werden trotz zweier Runden durch den Ort erst kurz vor Ortsausgang fündig. Naja die anderen hatten mich einfach net angesprochen. Ich gönn mir ein Blätterteigteil mit Feta. Anja nimmt zwei kleine süße Teilchen. Dazu eine Flasche Limo und ein Cappuccino. Immer wieder fährt ein Jugendlicher auf seiner 50er vorbei. Das Ding hat nen Auspuff dran welcher den Sound einer 1400er verbrüllt! Man meint echt da kommt was ganz dickes und dann ist das so ein schwindsüchtiges größeres Mofa.
Dann gehen wir den Abstecher zum Kap mit Leuchtturm an. Die Straße ist größer / besser als erwartet und wir kommen flott voran. Es tut gut nen Flow zu finden und immer mal wieder Fotostopps machen zu können. Insgesamt merke ich aber deutlich dass die Energie heute sehr endlich ist. Am letzten Aussichtspunkt vor dem Leuchtturm sehen wir Wasser das so krass blau ist, wie wir es noch nie erlebt haben! Der Hammer! Kennt Ihr noch das Blau der Honda X11, genau so hat das Meer gestrahlt, wie so ne X11 in der prallen Sonne! Da kann man den Blick fast nicht abwenden. Am Leuchtturm angekommen drehen wir direkt wieder um und fahren die Stichstraße wieder zurück.
Als wir wieder auf der Ringstrasse ankommen folgen wir dieser wie geplant für ein Stück und halten nochmal an einer Taverne. Cappuccino, Cola und Fanta -> doppelt Koffein und einfach Zucker für mich, nur Zucker für Anja. Das sollte uns wieder ein bisschen Energie geben für den Rückweg. Ich schau mir die Strecke nochmal auf Googlemaps an und plane kurzerhand etwas um. Was das Navi sagt ignoriere ich ab jetzt und fahre frei Schnauze. Etwas direkter, aber nicht die gelbe Ringstrasse ist die Devise. Wir überqueren nochmal die Inselkuppe auf kleinen (nicht kleinsten) sehr flowig zu fahrenden Strecken. Die Ausblicke von hier oben nötigen uns nochmals zu einigen Fotostopps und wir sind fein mit dem was wir spontan aus dem Tag gemacht haben. Es fühlt sich einfach gut an. Beim letzten Stopp essen wir noch ein paar der Kekse welche Anja gestern gekauft hat. Dann rollen wir um ca. 16 Uhr wieder auf den Hotelparkplatz.
Wir kriechen energielos aufs Zimmer und lassen die verschwitzten Klamotten von uns fallen. Ich schneide mir noch schnell die Haare und gehe direkt unter die Dusche. Das weckt die Lebensgeister wieder ein bisschen auf. Nachdem Anja auch noch Duschen war essen wir die restlichen Kekse von gestern und machen uns über die Planung für morgen. Das chillen auf dem Zimmer hat die Batterien wieder ein bisschen geladen und so spazieren wir mit den Kameras bewaffnet um ca. 19 Uhr los. Wir wollen noch ein bisschen die Gegend erkunden bevor wir Abendessen gehen. Die Lichtstimmung zum Sonnenuntergang und danach lädts uns dazu ein den Auslöser noch ein paarmal zu betätigen. Dann kommen wir in der Taverna Seven Islands an. Unsere Hausherrin hatte uns diese Taverne für Fisch empfohlen.
Als Vorspeise gönnen wir uns heute zur Abwechslung mal Tzaziki und eine Fetacreme (Tirosalata?), ich nehme als Hautgericht frittierte Kalamari und Anja nimmt den Schwertfisch vom Grill. Alles ist lecker und heute nicht ganz so viel und schwer wie gestern. Tsipouro oder Ouzo gibt es heute keinen, was uns auch nicht weiter stört. Um kurz nach 21 Uhr sind wir dann wieder im Zimmer. Während ich diese Zeilen tippe schläft Anja bereits tief und fest. Ich kuschle mich jetzt auch dazu und hoffe dass meine Erkältung bis morgen ein bisschen abklingt.
Unterkunft: Hotel Avra