What a day! Aber fangen wir mal von vorne an. Wir sind relativ früh aufgestanden, haben noch eine kurze Yoga Session eingelegt, dann gepackt und um 9:30 rollen wir vom Hof. Heute wieder ohne Frühstück. Es ist einfach zu früh für uns um was zu essen. Auch wenn wir immer so verfressen wirken, im Alltag haben wir einen ziemlich gepflegten Rhythmus, welcher uns im Urlaub immer etwas verloren geht. Bei angenehmen Temperaturen und leicht bewölktem Himmel verlassen wir Lefkadas, nachdem wir an einem Supermarkt Wasser und Hustenbonbons gekauft haben. Meiner Erkältung geht es leider nicht besser, aber es ist okay. Während dem Fahren wird mir so bewusst dass ich jetzt schon seit 27 Jahren Zweirad fahre. Manchmal tu ich mich schwer mich auf den Beinen zu halten, aber Moppedfahren funktioniert gut. Dieser Gedanke wird mir in den nächsten zwei Tagen noch öfter kommen…
Wir tauchen sofort wieder in kleinste Sträßchen ein. Durchqueren ein altes Dörfchen welches scheinbar einem Erdbeben zum Opfer gefallen ist. Dann kommt Landwirtschaft und unglaublich dreckige Landschaft. Überall liegt Müll rum. Nach einer guten Stunde schlechten kleinsten Wegen halten wir an und schauen uns eine kleine Kirche auf einem Hügel an. Ein Schäfer wartet hier bis seine Herde von selbst (ohne Hütehund!) kommt. Nachdem sie da sind und er die Tür vom Gehege hinter ihnen geschlossen hat fährt er wieder davon. Dass das Meer wieder näher kommt erkennen wir als erstes am touristischen Baugebiet. Lauter kleine Bungalows mit 2-4 Ferienwohnungen werden hier aus dem kargen Boden gestampft. Zweihundert Meter weiter ist dann die Küstenlinie und wir stellen fest dass es ganz schön windig und kühl zum Baden ist. Wir würden nicht mit den Leuten am Strand tauschen wollen.
Im nächsten Ort halten wir an einem Bäcker und frühstücken herzhaftes Blätterteig Zeugs mit Käse-Paprika Füllung, kleine käsegefüllte dreieckige Gebäckstücke und eine Art griechischer Flan wandern in unsere Mägen. Dazu gibt es Cappuccino und Tee. Ich fühl mich so richtig zerknautscht und überhaupt net fit. Aber Moppedfahren funzt, also geht es erstmal auf einer etwas größeren Straße an der Küste entlang weiter. Hier kann man es „fliegen“ lassen. Der Fahrtwind tut gut und mein Kreislauf fängt sich. Links von uns liegen Berge und rechts von uns geht es steil hinab zum Meer. Auf den Wellen tanzen Segler und schippern zwischen Fischzuchtfarmen hindurch. Wir biegen wieder nach links ab in Richtung Landesinneres. Dabei folgen wir weiten Täler durch den Gebirgskamm hinter der Küstenlinie. Dann kommt der Ethniko Parko Mesolongiou. Eine landwirtschaftlich geprägte Grünfläche. Das Gebiet ist umgeben von Seen und Flüssen und ist somit sehr feucht. Citrusbaumplantagen mit Orangen und Zitronen säumen die Straße. Mittendrin finden wir dann in einer kleinen Ortschaft endlich eine Tankstelle. Elli blinkt bereits seit 30km und fordert Sprit.
In Agrinio parken wir dann an einem Kreisverkehr auf dem Gehweg und holen uns in einem Imbiss zwei Cola. Kurzfristig entscheiden wir uns auch noch für ein Pita mit Gyros. Also eigentlich entscheide ich mich dafür und Anja isst es dann als ob sie am verhungern wäre… Mir bleiben nur ein paar Reste davon. Aber Sie hat ja keinen Hunger…Nein…. sie doch net.
Ich zitiere sie mampfend mit vollem Mund: “ Woah düüü Bommes dopf drümmm sin wie stobbfaaa pfoll geil!“ Wer es nicht lesen kann: Die Pommes in dem Pitabrot hatten eine sehr weiche und mehlige Konsistenz und waren daher ein bisschen wie Kartoffelpüree, was Anja wohl sehr ansprechend fand. Beim Essen entscheiden wir auch welche Unterkunft wir heute nehmen und dass wir die kürzere Streckenoption wählen.
Weiter geht es an den größten Stausee Griechenlands, den Limni Kremston. Ein Stausee für den unzählige Dörfer und sogar eine Byzantinische Kirche aus grauer Vorzeit versenkt wurden. Zehn Fotostopps reichen uns nicht bis wir an der großen Brücke über den See angekommen sind. Zum einen ist die Strecke einfach genial zu fahren und zum anderen kommt man fast nicht dazu auf die Straße zu schauen so genial sind die Ausblicke. Der See leuchtet so Blau wie ein 4-jähriger einen See auf einem Buntstiftbild malen würde. Nachdem wir die Brücke überquert haben müssen wir dann mal bisschen Strecke machen. Jetzt beginnt eine Kurvenhatz. Ca. 50 km eine Kurve nach der anderen! Und das in einer Gebirgslandschaft die Ihresgleichen sucht. Wir sind einfach nur begeistert! Die Erkältung tritt hier völlig in den Hintergrund.
In Karpenisi, kurz vor unserer Unterkunft stoppen wir spontan noch an einer griechisch Orthodoxen Kirche. Der Priester spricht weder Deutsch noch Englisch, gibt uns aber per Google Translate an seinem Smartphone eine Privataudienz. Er schaltet extra die komplette Beleuchtung in der großen Kirche ein und es fällt uns ziemlich schwer uns nach langer Zeit wieder loszureißen. Er hat noch so viel zu erzählen und zeigen, aber wir haben Hunger, sind erschöpft und so im stehen und gehen drängt sich auch die Erkältung wieder in den Vordergrund.
10km weiter spannen wir dann noch schnell Anjas Kette bevor es aufs Zimmer geht. Ein kleiner Spaziergang durch den Ort bringt die Hüften wieder in Bewegung bevor es dann zum Abendessen im Restaurant unserer Unterkunft geht. Brot, Kräuterbutter, Olivenpaste, ein regionaler Käse mit einer Tomatenmarmelade und dann gibt es als Hauptgang Souflaki für mich und Kebab für Anja. Das bisher beste Essen in Griechenland! Die Unterkunft ist ein absoluter Glücksgriff! Vom Balkon aus haben wir einen Traumausblick in die Berge. Ich überlege ob wir hier einen Pausentag machen aber die Unterkunft ist übers Wochenende ausgebucht. Also wird dieser noch zaghafte Gedanke sowieso sofort begraben. Zur Verdauung bekommen wir noch einen Mandel-Feigen Likör welcher einfach nur nach mehr schmeckt!
Wir sind beide so erschöpft dass wir ohne zu schreiben und ohne Routenplanung direkt nach dem Essen einschlafen.
Unterkunft: Rizoma Guesthouse Neo Mikro Chorio