Griechenland 2024 – Tag08/09/10 – 164 km – Nafpaktos

Das Bett war super! Das Zimmer auch! Die Nacht war trotzdem unruhig und nicht so erholsam wie sie sein sollte und dringend nötig wäre. Ich stecke mitten in der Erkältung, bei Anja steigert es sich erst. Wir brauchen ziemlich lang um in die Gänge zu kommen. Frühstück ist für 8:30 angesagt und ehrlich gesagt haben wir das heute auch nötig. Anja schaut mich ein bisschen komisch an als ich Tee statt Kaffee ordere. Ich ergebe mich. Ich bin krank! Aber was ist der Tee geil! Einfach ein paar lokale Kräuter aus den Bergen ins Wasser geworden und aufgebrüht, dann gesiebt und uns serviert. Bombe! Das Frühstück weckt ein paar verbliebene Lebensgeister und den Blick für das Schöne hier.

Download file: GR241004_Tag08.gpx

Die Sonne kämpft sich über die Berge und strahlt Stück für Stück mehr Fläche des Tales an. Der Nebel steigt die Hänge hoch und man fühlt richtig wie Leben ins Tal kommt. Wir beschließen eine etwas kürzere Tagesetappe zu fahren und buchen uns eine Ferienwohnung in Nafpaktos für 2 Nächte. Wir brauchen beide eine Auszeit und viel Schlaf um diese f%&§k Erkältung wieder los zu werden! Außerdem soll es am Samstag sowieso den ganzen Tag regnen. Das ganze ist also eine win – win Situation. Wir starten direkt wieder mit Kurven und Kurven und noch viel mehr Kurven! Und dazwischen Fotostopps! Es könnte einem ganz schwindelig werden vor lauter Kurven. Wir fahren durch Schluchten die Frankreich in den Schatten stellen, klettern Berge hinauf und gewinnen Ausblicke in Täler welche die Dolomiten neidisch werden lassen. Versteht mich net falsch. Überall auf der Welt gibt es Schönes zu entdecken! Was wir bisher aber noch nirgends gefunden haben ist so eine Stille und Einsamkeit dazu. Wir sind gerne außerhalb der Saison unterwegs, so auch diesmal. Aber so krass nichts los hatten wir echt noch nie.

Nach knapp 60km Kurven und auf und ab ist irgendwie die Luft raus und wir brauchen ne Pause und was zu Essen. Gut dass wir in Thermo auf dem Marktplatz aus dem vollen Schöpfen können. Unzählige Restaurants stellen sich zur Wahl und wir haben die Qual der Wahl. Wir tun uns ja viel leichter damit uns auf das eine was es halt gibt einzulassen als aus 20 Möglichkeiten auszuwählen. Drei Damen sprechen Anja an und fragen sie ob das ihr Motorrad ist. Dann kommt die Frage auf: Can you handle it? Und sie antwortet „sometimes“ – ich hätte ja „mostly“ geantwortet. Nachdem erst Anja eine Runde um die linke Hälfte des Platzes und dann ich eine um die rechte Hälfte gedreht haben setzen wir uns in eine Taverna und bestellen Pita mit Gyros und „Kartoffelstampfpommes“. Auch hier ist es wieder saulecker!

Als wir wieder weiter wollen quatscht uns dann nochmal eine Dreiergruppe an, wir müssen unbedingt in die entgegengesetzte Richtung fahren und wir sind auf ein Bier eingeladen und müssen im Fluss baden. Das ist alles nett gemeint, aber mit unserer Erkältung wollen wir gerade nicht im Fluss baden, Bier hindert uns am weiterfahren und überhaupt wollen wir genau in die entgegengesetzte Richtung. Sich aus solchen Gesprächen elegant zu lösen ist eine echte Herausforderung. Nun geht es am Trichonida See entlang, dem größten natürlichen See Griechenlands. Wir schwenken mit dem Seeufer wieder nach Süden und unser nächstes Ziel ist Messolonghi. Vorher drehen wir aber nochmal kurz um und fahren ein paar Meter zurück zur günstigsten Tankstelle seit ein paar Tagen.

Die Salinen von Messolonghi erscheinen am Horizont. Unendliche Wasserbecken in welchen nach dem verdunsten das Salz übrig bleibt. Weiße Berge aus dem kostbaren Produkt, ohne welchem jegliches Essen fad schmecken würde. In den Becken stolzieren Flamingos durch die Gegend und ein paar Becken weiter sulen sich Menschen in der Salzlake – Moment? In den Salinen baden Leute? Korrekt an einer Saline sind Umkleiden und es baden Leute darin. Ist wahrscheinlich gut für die Haut. Wir lassen das mal mangels Duschmöglichkeiten aus. Noch ein Gedanke den Anja dazu hat… Ob das Salz wohl nochmal gewaschen wird? Erst hocken Menschen mit Schuppenflechte drin, dann kacken Flamingos rein und wir kaufen es dann extra teuer als Fleur de Sel…

In Messolonghi halten wir dann bei einem Bäcker und ich probiere endlich griechischen Frappe – garnet mal so gut. So ein Espresso ist da halt doch was anderes. Wir kaufen und essen Kekse. Dann kontaktieren wir den Vermieter um anzukündigen, dass wir in einer Stunde da sind. Nun kommt die Rio Andirrio Brücke in unser Blickfeld. Sie überspannt den Golf von Patras/Golf von Korinth und wird uns in ein paar Tagen auf die Peloponnes bringen. Heute lassen wir sie rechts liegen und fahren weiter bis nach Nafpaktos. Hier treffen wir Mr. Spyro welcher uns zeigt wo wir die Motorräder parken können (Innenhof) und uns dann die Wohnung im 3. Stock aufsperrt, welche wir für 2 Nächte gebucht haben. Wir schaffen unser Gepäck hoch, duschen, stopfen die Waschmaschine voll, ziehen uns um und laufen mit den Kameras los in Richtung Altstadt. Auf dem Weg kaufen wir noch ein paar Kekse und neue Hustenbonbons. Am Strand machen wir ein paar Bilder, ebenso von der alten Hafenanlage und der Mauer. Dann gehen wir in einem Mezze Restaurant essen. Das mit den Griechischen Kleinigkeiten haben wir falsch interpretiert und viel zu viel Essen bestellt, aber wir sind gegen Lebensmittelverschwendung, also wird aufgegessen. Mit MRS (maximale Ranzen Spannung) schleppen wir uns zurück zur Unterkunft und fallen nach dem Wäsche aufhängen in einen unruhigen Schlaf.

Die folgenden zwei Tage sind schnell erzählt. Bei mir lässt die Erkältung nach, bei Anja geht’s so richtig los. Am Samstag früh sind wir wie erschlagen. Wir verbringen die meiste Zeit des Tages im Bett. Mittags spazieren wir eine Runde um drei Blocks und kaufen Wasser, mehr Kekse, Obst und Blätterteiggebäck – währenddessen kontaktiere ich unseren Vermieter und verlängere den Aufenthalt um einen Tag. Ab Mittags regnet es immer wieder und wir sitzen auf dem Balkon und genießen die kühlere Luft welche das Atmen mit den dichten Nasen einfacher macht.

Samstag Abend gehen wir nochmal eine Runde spazieren und essen Pita mit Suvlaki und Pita mit Gyros. Die Bedienung erklärt uns die restlichen Essen und wir versprechen am Sonntag Abend wieder zu kommen. Vor dem Schlafen gibt es noch chilliges Entspanungsyoga. Die Nacht zum Sonntag war dann hervorragend! Endlich mal wieder gut geschlafen! Auch Anja hat wesentlich besser geschlafen, ist aber bei weitem noch nicht fit. Wir bleiben bis 11 Uhr im Bett, dann gibt es das restliche Obst und die noch übrigen Kekse. Mittags verlasse ich die Wohnung kurz um eine Rolle Klopapier aus dem Moppedkoffer zu holen. Ansonsten verbringen wir den gesamten Nachmittag auf dem Balkon. Wir schreiben Berichte nach und machen uns ein bisschen Gedanken wie die nächsten Tage aussehen könnten. Lassen aber alles unverbindlich und flexibel um je nach Energielevel agieren zu können. Das chillen tut gut! Nachmittags essen wir dann nochmal ein Gebäckstück welches Anja gestern beim Bäcker gejagt hatte. Gefühlt ist es Baklava mit Schokoladenganache oben drauf – echt heftig! Irgendwann legt jeder von uns ne Yoga Session ein und wir genießen den Tag auf dem Balkon.

Gegen 18 Uhr ziehen wir uns um, packen schonmal paar Sachen in die Motorräder und dann laufen wir noch ein bisschen über den Strand, durch die Altstadt, wieder über den Strand, schauen noch eine Kirche an und gehen dann wieder in die Taverna Ο ΠΑΝΟΣ essen wo wir gestern schon waren. Die Betreiber freuen sich unglaublich dass wir wieder da sind und gestern keine leeren Versprechungen gemacht haben. Wir gönnen uns heute gegrillten Feta mit Paprika und dann zwei Fleischgerichte vom Spieß welche den ganzen Tag über den Kohlen hingen. Anja hat Kontosouvli (marinierte Schweineschulter mit Schwarte) und ich habe Exohiko (ausgebeintes Hähnchenbein gerollt mit Käse, süßen roten Paprikas und Bacon), dazu gibt es Tzaziki, Pommes und Tomaten. Das Fleisch ist einfach der Hammer! Man merkt einfach immer wenn Zeit in nem Essen steckt! Als Nachtisch bekommen wir Wassermelone und Zuckermelone. In diesem Laden würden wir gerne noch öfter Essen, aber morgen wollen wir endlich weiterfahren und die Erkältung hinter uns lassen.

Unterkunft: Liros House Nafpaktos (leider nicht mehr verfügbar)

Tagged , , , .Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Über Tobias Seidel

Tobias Seidel wurde 1981 geboren und hat sein Hobby IT zum Beruf gemacht. In seiner Freizeit beschäftigt er sich viel mit den Themen Reisen, Triathlon, Motorräder, Fotografie und Tanzen (Standard).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.