Aufgrund unserer Vorbereitung von gestern ist das Packen heute schnell erledigt. Wir waren bald im Bett, also sind wir auch früh wach. Ich mach mir noch einen Espresso, dann gibt es eine Yoga Session und schon geht es los. Klingt irgendwie flowig… isses aber net. Wir sind gerade so wieder fit dass es wieder geht. Also ich ein bisschen mehr als Anja. Als die Moppeds startklar aufgepackt sind, sind wir eigentlich fertig. Aber nix gibs, jetzt geht es endlich wieder weiter. Wir rollen durch die Stadt, welche wir bereits mehrfach durchlaufen haben. Am Montag morgen ist der Verkehr hier viel mehr als am Wochenende. Raus aus der Stadt geht es auf eine größere Straße (Kategorie Bundesstrasse in D) und somit flott voran.
Wir hatten uns überlegt ob wir die Brücke oder eine Fähre nehmen. Für Autos kostet die Brücke fast 15 EUR Maut. Für Moppeds nur 2 EUR. Da stellt sich die Frage nach der Fähre nicht mehr. Es ist schon der Wahnsinn was man hier in einem Erdbebengebiet gebaut hat. Die Charilaos-Trikoupis-Brücke über die 2,5km breite Meerenge von Rio Andirrio ist beachtlich. Auf der Basis der Länge der Hauptbrücke ist sie mit 2252m die zweitlängste Schrägseilbrücke der Welt. Wir kommen heute flott voran, was an der Strassenkategorie liegt. Um Patras fahren wir mautfreie Autobahn und dürfen stellenweise sogar 110km/h genießen. Nachdem wir diese verlassen haben stoppen wir auf der Staumauer eines Sees und ich mache ein paar Bilder. Anja befreit nochmal Ihre Nase. Sie hat heute zum Schutz der Nebenhöhlen ihr Tuch bis knapp unter die Augen hochgezogen obwohl es schön warm ist.
Heute zeigt sich Griechenland wieder von verschiedenen Seiten. Wir überqueren den ersten „Hügel“ und tauchen ein in grüne, saftige geschwungene Landschaften welche von Landwirtschaft und Schafzucht geprägt sind. Nicht mehr trocken, verdorrt und karg. Die „Bundesstraße“ lässt uns weiterhin gut vorankommen, auch wenn sie inzwischen wieder eher einer kleinen Staatsstraße gleicht und auch schön kurvig ist. Links von uns liegt Gebirge – kein Wunder dass hier in der Gegend keinerlei Hotels auf booking.com zu finden waren. Das ist definitiv keine Urlaubsregion und auch nicht wirklich dicht besiedelt. Im nächsten größeren Dorf sehen wir einen Bäcker und haben sofort Keksnotstand. Also halten wir an und kaufen mit Händen und Füßen zwei Blätterteigteile mit verschiedenen Käsefüllungen und eine Tüte voll Kekse. Zwei bekommen wir vom Bäcker noch direkt in die Hand gedrückt als Geschenk. Die Gastfreundschaft der Griechen sucht definitiv ihresgleichen. Wir setzen uns auf eine Bank in der Sonne und vespern.
Die Pause tut gut und das Essen liefert Power um weiterzufahren. Wir verlieren wieder etwas an Höhe und die Landwirtschaft wandelt sich. Gefühlt besteht ganz Griechenland nur aus Olivenbäumen. Sie beherrschen hier wirklich fast jede Gegend welche wir bisher gesehen haben. Teils kultiviert, teils wild stehen sie überall rum. Wir kehren zurück an die Küste und legen am Kaiafas See nochmal eine kleine Pause ein. Der See ist bei weitem nicht so toll wie erwartet, was aber vielleicht auch am Blickwinkel und dem Zugang zum See liegt. Wir sind aber auch gerade unmotiviert uns einen anderen Zugang zu suchen. Hier machen wir mal eine kurze Bestandsaufnahme wie weit wir bisher gekommen sind und wie weit wir heute noch fahren wollen. Wir entscheiden uns in ca. 60km für ein Hotel und buchen dieses. Das sind dann gute 200km für heute.
Die nächste Stunde Fahrt ist „unspektakulär“ naja die Küste ist schon schön und die Strasse lässt sich gut fahren, wenn da nicht die ganzen 50km/h Schilder wären, welche eh jeder ignoriert. Hier an der Küste entlang ist es relativ bebaut und die Strasse ziemlich gerade, so dass es fahrtechnisch einfach nix dolles ist. An einer Tankstelle welche echt günstig ist lassen wir uns noch die Moppeds auffüllen. Komischerweise ignorieren die beiden Damen welche die Tankstelle betreiben Anja einfach weg. Anja war die erste welche mit offenem Tankdeckel an einer Säule stand, wird aber erst bedient nachdem alle anderen (nach ihr angekommenen Autos) fertig sind. Und dann wird ihr noch Benzin über den Tank geschüttet. Sowas hat sie gefressen. Das darf ich mir dann die nächsten km lautstark und vehement übers Sena anhören.
An einem kleinen Hafen stoppen wir nochmal für ein paar Bilder und ich stelle fest dass meine Kamera den ganzen Tag schon auf -3 Blenden Belichtung eingestellt war – alle Bilder zu dunkel! Mal sehen was Lightroom da noch retten kann, ich hoffe auf den Dynamikumfang der alten Nikon D750. In unserem Hotel ist nichts los. Das Restaurant wird gerade winterfest gemacht und in einem Großputz gereinigt. Die Hausdame spricht keinerlei Englisch und so bekomme ich mit der Aussage: „Tobias Booking“ einen Schlüssel. Google Translate übersetzt einen Teil Ihres Griechischen Wortschwalls mit „Kind später“, was ich so interpretiere dass wir später mit Ihrem Kind den Checkin machen sollen.
Die Suite ist riesig und die Dachterrasse fast noch größer als die Suite. Wir gammeln uns erstmal aufs Bett und chillen. Das tut gut und ist nötig. Der Tag war anstrengend weil unsere Körper einfach noch net wieder bei 100% sind. An einem normalen Tag hätten wir heute sicher 100km mehr gemacht. Gegen 18 Uhr raffen wir uns dann auf noch einen Spaziergang zu machen bevor wir uns an der „Promenade“ ein Fischrestaurant suchen. Die Auswahl an Etablissements ist groß und alle sind super bewertet. Wir wählen nach Windschutz und Ausblick aus. Als Vorspeise gibt es Tzaziki und Talagani Käse vom Grill. Dann genießen wir einen Steira vom Grill mit Pommes. Gibt es in Griechenland eigentlich eine andere Zubereitungsform für Kartoffeln? Wenn ja dann sollte man das mal den Restaurants sagen. Der Nachtisch aus Panna Cotta, Grieskuchen, dazu eingemachte Birne mit Karotten (klingt komisch, war aber gut!), Yoghurt mit kandierter Wassermelone und einem Mastix Likör ist saulecker und rundet das Essen super ab! Wir haben keine Ahnung ob das üblich ist, aber es passiert uns jetzt zum wiederholten Male dass wir den Nachtisch ungefragt bekommen und auch nichts dafür bezahlen.
Zufrieden und gut gesättigt wandern wir zurück zur Unterkunft, genießen noch ein wenig den Sternenhimmel über dem Meer und gehen um kurz vor 21 Uhr ins Bett. Hoffentlich schlafen wir wieder so gut wie die letzte Nacht und erholen uns weiter.
Unterkunft: Faros Luxury Suites Marathopoli