Griechenland 2024 – Tag13 – 219 km – Nafplio

Erkenntnis des Morgens: Handtücher welche über Nacht draußen hängen sind wieder feucht. Okay, die Nächte hier sind inzwischen auch wieder so frisch dass es feucht wird. Wir schlafen immer noch bei komplett offenen Fenstern / Balkontüren weil wir es hier als warm empfinden. Wir kommen mal wieder nicht so recht in die Puschen, schreiben noch Berichte nach und genießen den Ausblick vom Balkon. Ich koch mir erstmal nen Espresso und zack schon ist es „spät“. Was wir durch das fehlende Frühstück einsparen vergammeln wir in der Regel. Gerade, als ich das hier schreibe, sitze ich in Nafplio im Bett, schau zum riesigen Balkonfenster raus und vergammel den nächsten Morgen *g* Die Hausherrin Helen ist völlig überrascht als sie Anja sieht. So ein großes Motorrad und dann kommt so eine zierliche Frau aus dem Zimmer. Das kann nicht sein. Wir bekommen noch Feigen aus ihrem Garten und selbst gebackene Orangenkekse. Lecker! Um 10:15 sind wir dann endlich fertig und rollen los.

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Wir verlassen heute die Finger der Peloponnes. Der südlichste Punkt dieser Reise ist erreicht und jetzt geht es grundsätzlich wieder in Richtung Heimat. Erstmal geht es ein bisschen in die Höhe – habe ich eigentlich schon erwähnt dass Griechenland bergiger ist als ich erwartet hatte? Obwohl es sehr kurvig ist kommen wir gut voran. Die Straße ist besser ausgebaut als anhand des Kartenmaterials gedacht. Zack – schon haben wir die knapp 70km nach Monemvasia geschafft. Aus der Ferne sehen wir schon die Reflexionen der parkenden Autoschlange welche sich die komplette kleine Insel entlangzieht bis zur Altsstadt. Wir erinnern uns – es ist Saisonende in Griechenland! Was zur Hölle ist hier im Sommer erst los? Mit den Moppeds fahren wir an der kompletten Parkschlange vorbei und haben Motorradstellplätze direkt vor dem Altstadteingang. Leider sind diese voll, aber wir finden ein paar Meter weiter genug Platz für unsere zwei Dicken. Nacheinander laufen wir in die Stadt und sehen uns ein bisschen um. Einer bleibt immer bei den Moppeds und dem Gepäck. Zwei Franzosen sind da deutlich befreiter. Ihre Moppedstiefel, die kompletten Klamotten und das offen zugängliche Softgepäck sind vollständig an den Bikes. Mich würde es nicht wundern wenn auch noch der Schlüssel steckt.

Die Steine in Monemvasia sind glatt poliert von den vielen Menschen welche täglich darüberlaufen. Direkt nach dem Eingang gibt es erstmal eine Strasse mit lauter Touriramsch, dann kommen die Tavernen und erst dahinter wird es ruhig und die Unterkünfte beginnen. Wenn man an der ersten Abzweigung direkt nach unten schwenkt ist man gleich in ausgestorbenen kleinen Gassen und einem Gewirr aus Treppenstufen. Ich glaube hier unten wohnen auch noch Griechen. Monemvasia erinnert ein bisschen an Mont St. Michel in Frankreich. Großer Unterschied ist, dass es an einer Hangseite klebt und nicht wie Mont St. Michel rundherum geht. Die Sonne brennt uns auf den Pelz und das Treppen rauf und runter macht zusätzlich warm. Verschwitzt ziehen wir die Jacken wieder an und machen uns auf den Weg. Ich habe Hunger! Anja hört in sich und findet dieses Gefühl auch. Wir wollen aber nicht direkt im touristischen Bereich anhalten und Essen daher fahren wir erstmal von der Küste weg.

Dann kommt lange nix. Also außer flott zu fahrenden kurvigen Strassen und unmengen Olivenbäumen. Irgendwo in einem kleinen Dorf sitzen dann Leute auf einem Platz und trinken Ouzo. Hier stoppen wir und setzen uns dazu. Der Wirt spricht kein Wort Englisch, ein anderer Gast wird dazu gerufen und übersetzt. Es gibt kein Pita Gyro – obwohl einer der Gäste Gyro isst… komisch … später sehe ich dass es daran liegt dass die Frau des Hauses auf dem Grill steht und heftig putzt. Mit Händen und Füssen und der Hilfe des anderen Gastes bestellen wir Brot und Käse. Was wir bekommen ist Geschmack Pur! getoastetes Brot mit Knoblauch und Olivenöl, dazu Käsebrocken. Ein Traum! Mit Sicherheit tausendmal besser als die Pizza welche uns der Wirt die ganze Zeit anbieten wollte. Dazu gibt es zwei eiskalte Cola. Wenn wir jetzt anfangen Ouzo zu trinken oder Wein, wie die anderen Gäste hier, dann wäre es vorbei mit Moppedfahren. Der übersetzende Gast erklärt uns noch dass das Knoblauchbrot „Kapsala“ heisst – keine Ahnung ob ich es richtig geschrieben habe.

Der erste Hunger ist weg und wir fahren weiter. Wir kommen in einen Tunnel ähnlichen Flow. Die Strassen heute sind wirklich flott zu fahren. Wir sind aber spät los, waren lange in Monemvasia und fast eine Stunde beim Essen, das bedeutet wir sind trotzdem spät dran. Achja zum Thema Beschilderung und Begrenzungen in Griechenland – 50 Schilder hat es einen ganzen Haufen, nur interessieren tun die keinen, also uns auch net. Mit 90 Sachen brettern wir meistens an Ihnen vorbei. Wo die Häuserdichte höher wird sind es dann nur noch 70 Sachen und da werden wir dann überholt. Kurz bevor wir wieder an die Küste kommen legen wir nochmal einen Halt in einer Kurve ein und setzen uns auf einen Steinhubbel und genießen den Ausblick. Es geht tief hinab und wenn man hier fallen würde, dann würde man bis ins Meer hullern. Die Hügel sind bewaldet und gehen in einer sanften Kurve nach unten in die Tiefe bis sie im Meer auslaufen. Es ist still hier und einfach schön!

Wir beschließen nochmal einen Stop zu machen, um noch eine Kleinigkeit zu essen und vielleicht einen Kaffee zu trinken, also ich. Aber der Tunnel fängt uns wieder ein und es kommt auch einfach keine Gelegenheit anzuhalten. So fliegen wir förmlich auf Nafplio zu. Die Küstenstraße ist wie ein Sog in den Tunnel. Links, rechts, links, rechts, hoch, rechts, runter, links, immer weiter! Rechts von uns das tiefblaue Wasser, links die bewaldeten Berge. Dann sehen wir mitten in Orangenplantagen einen Obststand und stoppen. Vier Orangen gönnen wir uns und kaum berührt man sie riechen schon die Hände ganz intensiv nach Orange. Frisch vom Baum schmecken sie bestimmt viel intensiver und besser als bei uns zu Hause. 1kg Orangen für 1 Eur und das noch dazu in der Qualität. Genial!

Als wir um die Bucht vor Nafplio fahren wird es dreckig. Sowohl der Strand hier sieht ranzig aus, als auch die „Music-halls“ auf der anderen Seite der Straße, welche nur noch verfallene Ruinen sind und von einer 80er Jahre Disco Ära erzählen. Selbst die Wellen im Meer sind braun und dreckig. In Nafplio fahren wir ins hinterste Ecke und da nochmal nen Betonweg steil ganz hoch zu unserem Hotel Vasilis. Direkt vor dem Haus sind Parkplätze und hierher verirrt sich garantiert niemand der nicht im Hotel nächtigt. Wir beeilen uns zwei der Orangen zu essen und dann geht es mit den Kameras bewaffnet ab in die Stadt. Auf dem Weg gibt es noch eine große Flasche Wasser, wir haben heute bisher wenig getrunken. An einem Bäcker gibt es für mich ein kleines herzhaftes Teil und für Anja ein süßes, damit der Magen erstmal ruhe gibt und wir uns was richtiges zu Essen suchen können.

Wir stolpern planlos durch die Altstadt, machen Bilder von zweien der drei Festungen, die dritte nehmen wir nicht so richtig wahr. Später am Hafen glaube ich zu erkennen dass sie quasi in die Stadt gewachsen ist. An einem Lederwaren Laden kauft sich Anja einen neuen Geldbeutel und an einer italienischen Eisdiele laufen wir voll auf – Tourinepp! 9 EUR für zwei Waffeln mit je einer Kugel Eis. Hätten wir mal die Google Bewertungen gelesen oder nach dem Preis gefragt. Das Eis war gut, der Beigeschmack übertönt dies allerdings deutlich! Wir schauen uns noch eine Kirche an und dann stehen wir zum Sonnenuntergang am Hafenbecken und setzen uns auf die Kaimauer. Wir wollen nicht im Tourigebiet Abendessen, da sind wir uns einig. Die ganzen schicken Restaurants am Hafen sind voll mit Deutschen und Holländern welche mit einem kleinen Kreuzfahrer hierhergekommen sind.

Wir machen uns auf den Rückweg in Richtung Hotel und landen letztendlich in einer kleinen griechischen Taverne in der kein einziger Ausländer sitzt. Hier fühlen wir uns wohl. Es sieht wieder nach „Strassenimbiss“ aus und es gibt Pommes 😀 Wir bestellen griechischen Salat, Tzaziki, zwei Souflaki und ein halbes Hähnchen vom Grill. Das Essen ist saulecker und wieder deutlich günstiger als der Tourinepp vorne am Hafen. Der alte Chef der Taverne der sie 1946 gegründet hat setzt sich selbst unter die Gäste, empfängt einen alten Freund und lässt sich mit dem gleichen Essen bedienen. Wenn das mal kein Zeichen ist. Nafplio ist sehr touristisch geprägt, das hatten wir nicht so krass erwartet nachdem es auf den Peloponnes bisher eher ruhig war. Im Hotel angekommen sichere ich noch die Bilder des Tages und wir überlegen wie wir morgen weiter machen. Wir suchen uns eine kleine Ferienwohnung am Meer und Garmin Basecamp darf die Route dorthin festlegen, dann geht es ab ins Bett und noch vor 22 Uhr schlafen wir beide erschöpft aber glücklich ein.

Unterkunft: Hotel Vasilis Nafplio

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Über Tobias Seidel

Tobias Seidel wurde 1981 geboren und hat sein Hobby IT zum Beruf gemacht. In seiner Freizeit beschäftigt er sich viel mit den Themen Reisen, Triathlon, Motorräder, Fotografie und Tanzen (Standard).

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