Griechenland 2024 – Tag18 – 338 km – Pljevlja

Die Matratzen im Red Bricks sind einfach der Hammer! Ich habe so gut geschlafen wie seit Wochen nicht mehr! Kann ich diese Matratze mit heim nehmen? Wir sind heute die ersten beim Frühstück um Punkt 8 Uhr. Das Buffet ist reichlich gedeckt und wir schlagen ordentlich zu. Beim Moppeds packen erntet Anja wieder verschiedenste Arten von Blicken. Um 9:30 rollen wir dann vom Gehweg und durch den dreispurigen Kreisverkehr vorm Red Bricks um Shkodra in Richtung Norden zu verlassen. An einer Tankstelle müssen wir noch stoppen, da ich nur noch ca. 2 Liter Sprit im Tank habe. Damit kommen wir nicht mehr weit. Dann sind wir schon durch die Randgebiete und sehen Berge vor uns.

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Wir legen erste Fotostopps ein und schrauben uns die in die Höhe. Das Vermosh Tal ruft. Hier waren wir zwar 2018 schon mal, aber die Erinnerung kann man ja mal auffrischen. Und sie war tatsächlich etwas verblasst! Wir sind wieder völlig verblüfft ob der Schönheit und der Superlative dessen was die Natur hier geschaffen hat. Die Straße welche der Mensch durch das Tal gebaut hat ist auch der Hammer! Kurven pur und bester Asphalt! Am Aussichtspunkt über dem Tal treffen wir ein Pärchen aus Rumänien mit zwei großen BMW GS. 4 Moppedfahrer und 50% sind Frauen und das in Albanien…ungewöhnlich! Durchs Tal lassen wir dann dem Flow seinen Lauf. Es flutscht und wir jauchzen vor Freude. An einem Cafe stoppen wir und gönnen uns Espresso und Fanta Exotic. Wir glauben dass es das gleiche Cafe ist an welchem wir 2018 schon gestoppt hatten, es müsste dann aber renoviert und erweitert worden sein. Als wir wieder aufbrechen wollen geht der Wirt in einen Nebenraum holt drei Forellen aus einem Basin und haut Ihnen auf den Kopf. Das hatten wir auch von 2019 so in Erinnerung, aber damals war das Basin noch außen. Ich spreche Ihn darauf an und er bestätigt dass sie umgebaut haben.

Im weiteren Verlauf des Tales folgen noch einige Fotostopps und dann wandelt sich plötzlich das Bild vor uns. Plötzlich füllen knallebunte Laubbäume in intensiven herbstlichen Farben leuchtend unseren Blickwinkel. Es ist einfach geil hier! Das kann man nicht anders sagen. Dann geht es an die Grenze. Das letzte Stück (ca. 1,5km) war 2018 noch nicht geteert. Jetzt ist auch hier perfekter Asphalt. Am Schlagbaum halten wir an und bringen dem Grenzer unsere Pässe und Fahrzeugpapiere. 5 Minuten später dürfen wir passieren. Auf der Montenegrinischen Seite dann dasselbe Spiel nochmal. Anhalten, absteigen, Papiere abgeben, warten.

Die ersten km in Montenegro begeistern uns sofort wieder für dieses Land! Astreine Straße, Kurven satt, Ausblicke aus einem Bilderbuch oder von Bob Ross gemalt. Ein Auto gibt uns Lichthupe woraufhin wir das Tempo etwas mäßigen, was auch gut so ist, da kurz darauf eine Polizeikontrolle folgt. Wir werden durchgewunken. Wir folgen dem Tal weiter und irgendwann stoppen wir an einer Pekarna und gönnen uns den ersten Burek dieser Reise. Im Market nebenan kaufe ich noch Wasser, dann geht es weiter.

Auf der E-65 ab Berane ist Baustelle angesagt. Wir ersticken förmlich im Staub! Etliche km ist Schotter angesagt mal fester, mal lockerer, zig Ampelschaltungen und menschliche Einspurregelungen. Wir kommen nur schleppend voran und die Panoramic Road welche hier ausgeschildert ist macht nicht so richtig Spaß. Wir fressen unendlich viel Dreck, Moppeds, Klamotten und alles was so an uns dran ist hat eine dicke graue Staubschicht. Durch die Helmvisiere ist fast nichts mehr zu sehen. Als die Baustelle nach knapp 30km endlich zu Ende ist freuen wir uns ein Loch in den Bauch! Und wir freuen uns auch schon darauf dieses heute Abend mit Essen zu füllen. Aber erst soll es noch durch den Durmitor Nationalpark entlang der Tara gehen. Wir legen nochmal eine Biopause ein, essen nen Apfel und ne Birne. Ich widme mich noch intensiv den Helmen und mach sie so gut es geht sauber. Der Wahnsinn was man durch ein sauberes Visier wieder sieht! Vor allem bei der immer tiefer stehenden Sonne. Dann geht es oberhalb der Tara entlang. Und dann plötzlich geht gar nichts mehr. Die Straße ist vollgesperrt. Aber nicht nur ein Schild, nein sie ist wirklich komplett dicht gemacht. Da hilft alles nix, wir müssen umdrehen und großräumig umfahren. Das heißt erstmal ein ganzes Stück zurück fahren. Ganze 41 km geht es Retoure. Unterwegs stoppen wir an einer Tankstelle, Sprit, Cola, Twix und ein Gespräch mit einem Tschechen der uns überzeugen will ein Businness in Sachen Autohandel mit ihm zu eröffnen…dafür hab ich grad echt keine Nerven! An der Tanke plane ich schnell noch auf dem Garmin die Umleitung. Unsere Ankunft an der Unterkunft schiebt sich insgesamt ca. 1,5 Stunden nach hinten. Es wird heute ein langer Tag.

Die Sonne steht schon tief und in den Tälern ist sie bereits nicht mehr zu sehen. Es wird deutlich kühler und Anja hat schonmal was drunter gezogen. Ich schließe bei einer weiteren Toilettenpause die Lüftungen an meiner Klim Kombi. Die Umfahrung macht aber Spaß! Kurvig, perfekter Asphalt und Formationsflugcharakter! Wir sind im Fahrtunnel und machen keine Fotostopps mehr. Irgendwann verlassen wir die Ausbaustrecke und der Asphalt wird schlechter Ein Iveco Daily, ein Passat und ein Golf sind vor uns und geben es ihren Fahrwerken echt gottlos! Irgendwann laufen wir auf einen LKW auf, welcher ohne Ladung auch fährt wie ein Irrer! Sein Auflieger kämpft in so mancher Kurve mit dem nötigen Grip! Wir könnten ein bisschen zügiger fahren, aber Überholen ist echt ein spannendes Thema nachdem unsere „Kontrahenten“ so angasen. Irgendwann ergibt sich trotzdem die Gelegenheit und wir ziehen vorbei. Pljevlja ist bekannt für sein Kohlekraftwerk welches mit 210 MW ca. 1/3 des Stromes des Staates Montenegro produziert. Die Kohle hierfür kommt aus zwei Tagebaugebieten in der Gemeinde. Als wir auf die Stadt zufahren blicken wir direkt in den Krater des Tagebaus. Ein riesen Loch ist das! Die letzten Sonnenstrahlen verschwinden allerdings gerade hinter den Bergen und der Himmel leuchtet rot. Also stoppen wir nicht mehr sondern rollen zielstrebig ans Hotel.

Das Zimmer ist klein und in die Jahre gekommen, aber sauber. Ich kippe Elli noch ein bisschen Öl in den Motor, dann ziehen wir uns um und gehen eine Runde spazieren. Nach den 338 km heute tut es gut die Beine etwas zu bewegen. Pljevlja ist lebendig! Viele größeren Städte haben viel Leerstand. Hier steppt der Bär! Menschen auf den Straßen, ein Laden am anderen. Man merkt dass es hier Arbeitsplätze gibt und eine florierende Wirtschaft. An einem kleinen Supermarkt kaufen wir Wasser, Kekse und Bake Rolls. Als wir wieder zurück am Hotel sind beschließen wir direkt dort Abend zu essen. Als Vorspeise gibt es Kajmak und Sopska Salat. Ich gönne mir Cevapi, Anja irgendein gefülltes Fleisch. Beides ist saulecker! Die Portion ist groß, wir sind nach dem langen Tag aber auch hungrig und lassen keinen Krümel übrig. Nach dem Essen geht es dann noch unter die Dusche, den Staub des Tages abwaschen! Das Duschgel des Hotels riecht wie Lavendelweichspüler und nachdem ich den Staub aus dem Bart gewaschen habe flauscht er auch wie mit Kuschelweich gespült.

Wir sind uns noch unsicher wieviel km wir morgen einplanen wollen. 310 oder 340? Wir schlafen mal ne Nacht drüber und werden es morgen entscheiden. Im Gastraum des Hotels steppt der Bär, die Musik dröhnt und die vorwiegend männlichen Gäste singen lautstark mit. Um 23:15 (ich tippe gerade noch) wird die Musik langsam leiser, aber ein Ende ist noch nicht ins Sicht. Anja lauscht schon intensiv am Kissen.

Unterkunft: Hotel Delta Pljevlja

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Über Tobias Seidel

Tobias Seidel wurde 1981 geboren und hat sein Hobby IT zum Beruf gemacht. In seiner Freizeit beschäftigt er sich viel mit den Themen Reisen, Triathlon, Motorräder, Fotografie und Tanzen (Standard).

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