Balkantour 2018 – Tag 16 – 248 km – Podgorica

War das eine Nacht! Das Red Bricks in Shkodra ist einfach der Hammer. Die Mitarbeiter bemüht ohne Ende. Die Zimmer riesig. Das Bett gigantisch groß und mega Matratzen. Die Minibar ist im Preis inkludiert. Ne große Dusche mit ordentlich Wasserdruck. Wir haben geschlafen wie Könige! Das Frühstück stand dem in nichts nach. Wir kamen daher nicht in die Pötte und trödelten ewig rum. Um 10:30 zuckelten wir dann endlich los. Aber erstmal nur zum Postamt. Wir brauchten noch Briefmarken für die Ansichtskarten. Danach drehten wir noch eine Runde im Kreisverkehr vor dem Hotel bevor wir noch Wasser kauften und tankten. Dann hatten wir Shkodra wieder verlassen.

Jetzt wo wir langsam begannen den albanischen Verkehrsfluss, der für einen Deutschen wie Chaos aussieht, zu verstehen. Es befindet sich alles in einem stetigen Fluss. Langsam und manchmal sah es aus wie drängeln, aber es hat auch etwas mit Rücksichtnahme zu tun. Viel flüssiger als in Deutschland. Und keiner regt sich auf. Alles fügt sich ineinander wie langsam laufende Zahnräder.
Erstmal ging es noch ein Stück auf gut ausgebauter Straße SH1 in Richtung Podgorica dahin bevor wir nach rechts auf die SH20 abbogen. Garmin behauptet immer noch dass dies ein unbefestigter Weg ist. Wir können mit Sicherheit sagen dass es das nicht ist. Die Straße ist nagelneu perfekt ausgebaut! Die Italiener in den Dolomiten wären mal wieder neidisch. Die SH20 schraubt sich zügig in die Höhe und liefert perfekte Aussichtspunkte! Es kommen einem plötzlich überdurchschnittlich viele Motorräder entgegen. Wenn man dann die Passhöhe des Leqet e Hotit hinter sich hat folgt in der ersten Kehre abwärts ein Parkplatz mit Aussichtspunkten.

Wir trafen hier ein deutsches Pärchen mit zwei großen Hunden im Kleinbus. Irgendwie haben wir uns dann mit denen ewig unterhalten. Sie kamen vom Wandern aus Montenegro und waren hin und weg von dem Land. Jetzt ist für sie Albanien dran. Bei uns ist es genau umgekehrt. Während wir so dastanden kamen immer wieder Gruppen von Motorradfahrern. Vorrangig Italiener, diese scheinen Albanien schon länger für sich entdeckt zu haben. Sie kommen aber auch relativ unkompliziert mit der Fähre über Igoumenitsa ins Land. Die Temperaturen waren heute sehr hoch und wir schwitzten nur einmal, dafür aber heftig.

Nach der Abfahrt vom Pass legten wir gleich den nächsten Stopp an einem kleinen Cafe ein. Zwei eiskalte Cola gönnten wir uns von unseren letzten LEK. Während wir hier saßen durften wir zusehen wie Albaner mit Fischen handeln. In gefühlten 5 Minuten hat die Händlerin 7 frische Fische erschlagen, ausgenommen und gewaschen und verkauft. So langsam sollten wir mal weiter. Das Navi gibt als Ankunftszeit bereits 18 Uhr aus. Die Straße ist weiterhin perfekt aber wir lassen uns auch weiterhin Zeit. Es dauert trotzdem nicht mehr lange bis die Grenze in Sicht kommt. Bevor dies aber geschieht endet plötzlich die Straße. Den letzten km bis zur Grenze geht es über Schotter. Bei der Passkontrolle treffen wir wieder Motorradfahrer. Ein Deutscher der vor uns herfährt und drei Tschechen in Gegenrichtung auf alten Africa Twins mit TKC80 Bereifung die bedauern dass in Albanien immer mehr asphaltiert wird.

In Montenegro fühlen wir uns sofort wieder wohl. Die bewaldeten Hügel und Berge sind einfach schön. Am Fahrbahnrand verkaufen Kinder Walderdbeeren. Wenn ich denke wie lange man für so ein Schüsselchen pflücken muss. Wir gönnen uns eines und sind begeistert. Die drei Kids sind begeistert von uns und unseren Motorrädern. Dann geht es wieder in die Höhe. Serpentine um Serpentine schrauben wir uns hoch, überholen einen Radfahrer mit vollem Gepäck. Dann machen wir halt an einer Bergwiese. Es ist unglaublich wie viele verschiedene Blumen hier blühen. So sieht gesunde Natur aus. Der Radfahrer holt uns ein und entpuppt sich als Belgier. Wir halten einen kurzen Plausch während Anja die Blumenvielfalt fest hält. Nachdem wir über diesen Pass sind geht es weiter auf kleinen Straßen in Richtung Kolasin. Dort biegen wir auf die E-65 ab welche uns durch die Taraschlucht nach Podgorica führen wird.

Wir legen nochmal ein paar Stopps ein. Es ist einfach gigantisch. Dieses Land zieht uns immer wieder völlig in seinen Bann. Gestaffelte Hügelketten im Gegenlicht. Da ist er wieder der Bernd Römmeltsche Moment. „Und wenn du meinst dass du fertig bist mit fotografieren, dann bleib noch 5 Minuten, es wird sich rentieren“… so vergehen 5 Minuten um 5 Minuten. Irgendwann müssen wir uns losreißen.

Podgorica ist uns gleich wieder vertraut. Das Hotel Bambis kennen wir von unserer Tour 2015. Wir checken ein, planen noch den morgigen Tag und suchen uns was zu essen. Wir finden einen kleinen Pizzastraßenverkauf mit wenigen Sitzgelegenheiten und lassen uns hier nieder. Anja gönnt sich anlässlich ihres heutigen Geburtstages noch ein Stück Napoleon Torte nach der Pizza. Zurück im Hotel springen wir noch schnell unter die Dusche. Es war ein mega anstrengender Tag voller toller Eindrücke. Wir fallen glücklich ins Bett und schlafen wie erschlagen.

Balkantour 2018 – Tag 13 – 321 km – Golem

Es ist einfach schön mit dem Rauschen des Meeres aufzuwachen. Dann gemütlich Zeugs zusammenzupacken und um 8 Uhr mit Meerblick beim Frühstück zu sitzen. Was könnte es schöneres geben? WINTER!!! Winter wäre gerade echt schön! Es ist sauwarm hier und wir müssen die Moppedklamotten anziehen. Wer ist eigentlich so bescheuert und fährt im Juni nach Albanien? 33 Grad soll es heute werden… Naja es hat auch seine schönen Seiten hier 😉

Wir starten um kurz nach 9 Uhr am Hotel Kristal. Unser erster Stopp ist nach wenigen Kilometern bereits in Sarande. Wir brauchen noch Wasser für die Trinkrucksäcke. Es erst am Morgen zu kaufen macht absolut Sinn weil es dann frisch aus dem Kühlschrank kommt und davon hat man den ganzen Tag was! Naja außer es hat 33 Grad, dann reichen die 3 Liter in meinem Trinkrucksack vielleicht bis Mittag. Zuerst geht es weg von der Küste, hier steht die Luft und wir können fast nicht atmen. Echt heftig. Der Fahrtwind bringt auch erstmal nichts. Erst als wir ein paar Höhenmeter machen wird es besser. Dann geht es in ein Tal und hier gibt es Stellen an denen ist es den ganzen Tag schattig. Hier kann man atmen! Nachdem wir über einen Bergkamm gefahren sind biegen wir nach links ab auf eine Schnellstraße in Richtung Gjirokastra. Die Stadt der tausend Stufen. Die Schnellstraße ist nicht wie auf Wikipedia beschrieben eine vierspurige autobahnähnliche Strasse. Sie ist nur zweispurig und wir zuckeln LKWs hinterher. In Gjirokastra lege ich einen Tankstopp ein. Anja kommt ja wesentlich weiter mit ihrem Tank und wird erst beim nächsten Mal wieder auffüllen. Dann fahren wir in der Stadt den Berg hoch um uns einen kurzen Überblick zu verschaffen. Um die Moppeds stehen zu lassen und die Stadt zu Fuss zu erkunden ist es definitiv zu heiß. Hab ich schon erwähnt wie toll Winter ist?

Von Gjirokastra wollen wir nach Berat – die Stadt der tausend Fenster. Da gibt es nur einen Haken, die Strasse welche wir uns ausgesucht haben ist keine Strasse und es ist warm – sauwarm und unsere Motorräder sind keine leichten 250er Enduros, sondern vollbepackte Eisenschweine. Wir fahren nach Ballaban und versuchen unser Glück, aber die zwei möglichen Wege sind zu schlecht für uns. Wir drehen um und fahren 25 km zurück bis zur Schnellstraße. In Fratar starten wir den nächsten Versuch die Schnellstrasse zu verlassen, aber auch hier scheitern wir nach wenigen Kilometern. Der weitere Weg sieht zwar fahrbar aus, aber nachdem wir mit Ortsansässigen gesprochen haben beschließen wir dass heute nicht der richtige Tag ist für 25 km schwere Dirtroad. Wir kehren wieder um und legen in Fratar einen Shopping- (Trinkrucksäcke auffüllen) und Colastopp (wir trinken ja keinen Kaffee) ein. Wiedermal wird Anja beäugt wie ein Alien. Wir fahren zurück auf die SH4 und lassen dem Rest des Tages seinen Lauf.

Die Schnellstrasse führt uns inzwischen durch eine Ebene und die Sonne brennt gnadenlos. Wir haben keinen Blick mehr für die Landschaft um uns. Trinken – fahren – trinken – fahren – trinken – ohne unsere Trinkrucksäcke wären wir sowas von erledigt. Um 17 Uhr rollen wir an unser Hotel im Umkreis von Durres und sind froh die Motorräder in einer Tiefgarage abstellen zu können. Eine Dusche weckt unsere Lebensgeister wieder. Wir gehen noch ein wenig am Strand spazieren bevor wir uns in einer Bäckerei mit Bureks zum Abendessen versorgen und im hoteleigenen Supermarkt Wasser kaufen. Inzwischen ist ein wenig Wind aufgekommen der die Temperaturen erträglich macht. Wir lassen den Abend auf dem Balkon ausklingen bevor wir uns um kurz nach 22 Uhr ablegen. Hoffentlich wird es morgen nicht wieder so heiss und hoffentlich geht sich unserer Tourenplanung morgen aus.