Wir haben wunderbar geschlafen. Die Unterkunft war einfach super! Um kurz vor 8 Uhr saßen wir schon beim Frühstück zusammen mit einem anderen Deutschen Pärchen. Sie stammen aus Hamburg und sind Rentner…ihre Reisezeit ist nicht begrenzt. Das bedeutet jetzt nicht dass sie eine Weltreise planen. Aber ob sie drei Wochen oder fünf Wochen unterwegs sind das wissen sie noch nicht so genau. Vielleicht werden es auch sieben. Sie wollten ebenso wie wir heute noch in die Hohe Tatra fahren. Vielleicht sieht man sich ja nochmal. Nach dem Frühstück packten wir schnell unsere Sachen fertig und starteten kurz vor 9 Uhr in den heutigen Fahrtag.
Die ersten Kilometer legten wir auf der E50 zurück um ein bisschen Abstand zu Trenčín zu gewinnen. Das Wetter war heute der Hammer. Blauer Himmel durchsetzt mit weißen Wolken und die Sonne strahlt. Um unser erstes Tagesziel – Čičmany – zu erreichen bogen wir nach wenigen Kilometern wieder von der großen E50 ab und stürzten uns so richtig in die slowakischen Wälder. Die Strecken heute waren ein Gedicht! Kurven ohne Ende und relativ wenig Verkehr. In Čičmany legten wir dann die erste Fotopause ein und schlenderten ein wenig durch den für seine in weißer Farbe mit Symbolen bemahlten Holzhäuser bekannten Ort. Ohne Fahrtwind wurde uns fast ein bisschen warm beim Laufen. In den Wäldern beim Fahren allerdings war es schon noch relativ kühl. Die Landschaft war heute durch die Bank hügelig und wir fuhren mehrfach über kleine „Pässe“ und durch Täler.
Städte in der Slowakei sind entweder durch einen historischen Kern oder aber durch eine gigantische Industrieanlage geprägt. Mitten im Nirgendwo tauchten plötzlich bunte Hochhäuser auf und direkt im Anschluss daran die dazugehörige Industrieanlage.
Unser zweiter POI heute war Vlkolínec, ein Dorf mit 35 Einwohnern welches wegen seiner außergewöhnlichen, unberührten Siedlung mit 40 originalen, bewohnten Holzhäusern 1993 in die Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit der UNESCO aufgenommen wurde. Hier verbringen wir mehr als eine Stunde um alles zu besichtigen. Interessant finde ich den Kontrast aus Kommerzialisierung (Parkplätze, Eintrittsgelder, Souvenirläden, Gastronomie) und andererseits den Verbotsschildern um einen letzten Rest Privatsphäre zu erhalten. Heute war in dem Dorf nicht wirklich viel los, aber trotzdem erwischte man Besucher die in gekennzeichneten nicht zugänglichen Bereichen unterwegs waren.
Vom Sightseeing zu Fuss aus ging es dann flott weiter am Liptauer Stausee entlang in Richtung Hohe Tatra. Sie wird oft, obwohl es sich eigentlich um ein Teilgebirge handelt, als das flächenmäßig, keineswegs jedoch höhenmäßig, „kleinste Hochgebirge der Welt“ bezeichnet. Man kann leider nicht hindurch oder hinein fahren. Der Nationalpark ist gleichzeitig auch ein Biosphärenreservat der UNESCO und steht unter besonderem Schutz. So mussten wir uns damit begnügen am Rand entlang zu fahren. Hier sind die Siedlungen von großen Hotelanlagen geprägt. Erschreckenderweise stehen neben nagelneuen großen Luxushotels auch viele dem Verfall überlassene ehemalige Luxushotels. Statt zu renovieren wird hier scheinbar lieber neu gebaut. Wie sich das mit dem Biosphärenreservatstatus verträgt erschließt sich mir nicht. Viel zu schnell waren wir auch schon wieder an der beeindruckenden Landschaft vorbei und schwenkten auf das heutige Tagesziel – Levoča – zu.
Nachdem wir es leider verpasst hatten ein Bild des Gebirges zu machen als wir darauf zu fuhren, musste ich immer wieder im Rückspiegel die Lage checken und wir legten nochmal einen Stopp ein um die Hohe Tatra in Ihrer ganzen Pracht auf den Sensor zu bannen. In Levoča checkten wir zügig in der Penziona Rodina ein und verwüsteten unser Zimmer mit unseren Moppedklamotten 😉 Die Motorräder stellten wir sicher im Hof der Pension ab und holten uns vom Gastgeber noch eine Empfehlung fürs Abendessen. Bei einem kleinen Fotowalk durch das Stadtzentrum erbeuteten wir nach Ladenschluss noch zwei Flaschen Wasser für unsere Trinkrucksäcke morgen.
Nachdem diese wieder im Zimmer abgelegt waren gingen wir dann ins Kupecká Bašta zum Essen. Das Restaurant ist direkt in der Stadtmauer von Levoča und unserer Meinung nach definitiv eine Empfehlung wert. Nach dem Essen ging es dann an die weitere Planung. Anja nahm sich endlich den Reiseführer vor und las einige Seiten über die erste Region in Rumänien die wir morgen erreichen wollen. Ich kümmerte mich um die Routenplanung und eine Unterkunft für morgen Abend. Der Wecker steht auf 7 Uhr. Spätestens um 9 Uhr wollen wir los da wir knapp 380 km bis Săpânța in Rumänien vor uns haben.