Rumänientour 2019 – Tag 04 – Săpânța – 382 km

Wir hatten trotz der harten Matratzen sehr gut geschlafen. Die Pension mitten in der Stadt ist sehr ruhig gelegen. Noch vor dem Frühstück packten wir die ersten Sachen und brachten sie zu den Motorrädern. Um Punkt 8 Uhr gingen wir dann zum übersichtlichen Buffet. Auch wenn die Auswahl nur klein war wurden wir locker satt und fuhren um 9:10 Uhr vom Hof. Der morgendliche Nebel hatte schonmal dem blauen Himmel Platz gemacht, war aber bis zu unserer Abfahrt zurückgekehrt. Die ersten Kilometer hatten wir daher nur einen begrenzten Ausblick.

An der Kathedrale des heiligen Martin (Spišská Kapitula) legten wir einen ersten Sightseeing Stopp ein – und es sollte für heute auch schon fast der Letzte sein. Jeder drehte eine Runde mit der Kamera um die Kathedrale bevor es weiter ging. Das Ziel für heute war es Kilometer zu machen. Schließlich war unser Zielgebiet Rumänien! Und davon waren wir noch ziemlich weit entfernt.

Im weiteren Streckenverlauf in der Slowakei kamen wir an einer Ortschaft vorbei die wir nicht wirklich einordnen konnten. Gestern hatten wir auch schon so eine Siedlung gesehen. Völlig heruntergekommen, teilweise Wellblechhütten, Gestank lag in der Luft und es lungerten unmengen an Menschen herum. Wir fragen uns immer noch was das für eine Siedlung war. „Flüchtlinge“ die sich hier niedergelassen hatten?

Die Strecke bis zur ungarischen Grenze ließ den Fahrspass so langsam ausklingen. Erst noch bewaldet und kurvenreich durch Täler und über Hügel wurde es auf Ungarn zu immer flacher und der Strassenverlauf immer geradliniger. Direkt an der Grenze legten wir dann einen Tankstopp ein und Anja aß noch ein Eis bevor es endgültig öde wurde. Ja wir waren vorbelastet von letztem Jahr. Der Ungarn Anteil der Anreise nach Serbien letztes Jahr war einfach nur öde und langweilig. Wir waren aber auch ein bisschen gespannt ob es hier auch so aussehen würde. Und wir können diese Frage nun leider mit Ja benatworten. Ungarn kann ja nichts dafür dass die Geografie hier so ist wie sie ist. Das Land ist (zumindest in den Teilen die wir bereits erfahren durften) geprägt von Ackerbau und „brettleben“. Die Landwirtschaft ist effektiv aufgeteilt, sprich die Äcker sind riesig groß. Die Straßen gehen dazwischen dahin und gehen ewig gerade aus und dann biegt man mal wieder um 90° Grad ab um wieder ewig geradeaus zu fahren. Ungarn ist einfach kein Land zum Moppedfahren, liegt aber mitten im Weg wenn man nach Rumänien will.

Wir legten nochmal einen Stopp an einer Tankstelle ein um unsere Trinkrucksäcke zu füllen und das getrunkene Wasser wieder abzugeben. Ich entdeckte neben einer Pepsi auch noch Pasteis de Nata (Portugiesische Blätterteigtörtchen mit Puddingfüllung) welche leider nicht wirklich gut waren. Weitere 40km später war es dann endlich soweit. Wir fuhren nach Rumänien rein, aber erst nachdem wir kurz unsere Personalausweise an der Grenze vorgezeigt hatten. Das ist man so nicht mehr gewohnt und wäre hier auch eigentlich nicht nötig. Die Temperatur ist inzwischen deutlich über 25° Grad angestiegen und mir ist warm.

Kaum in Rumänien eingereist schon kamen uns die ersten Pferdefuhrwerke entgegen. Die ersten Kilometer im neuen Land waren geprägt von Baustellen. Satu Mare umfuhren wir großzügig. Unser Tagesziel war immerhin noch ca. 80km entfernt und mit dem Grenzübertritt hatten wir spontan dank Zeitzonenwechsel eine Stunde verloren. Mit Rumänien verbindet man gedanklich das Thema Armut. Was wir dann allerdings in Certeze zu sehen bekamen war verblüffend. Eine Villa reihte sich an die nächste und es werden noch viele weitere gebaut. Wie kommt das? Laut unserem Reiseführer leben hier vorrangig völlig zerissene Familien deren Angehörige Ihr Geld im Ausland verdienen. So müssen die Kinder teilweise ohne Ihre Eltern aufwachsen oder Frauen ohne ihre Männer leben. Dafür haben sie schicke Häuser. Laut dem Bericht führt dies zu anderen Problemen z.b. sehr hoher Drogensucht. Vordergründig sieht die Stadt aus als ob die Welt hier noch in Ordnung wäre, guckt man allerdings hinter die Fassade so trügt der Schein. Ergänzung: Ich habe mich später noch mit einem ausgewanderten Rumänen unterhalten welcher mir auch sagte dass Certeze quasi 11 Monate im Jahr leer steht und im Sommer machen die Leute dann hier 1 Monat Urlaub.

„5763 Menschen wohnen in dem Ort im äußersten Norden Rumäniens, die Ausläufer der Karpaten schimmern am Horizont. Offiziell verdienen 2300 Einwohner des Dorfes ihr Geld im Ausland. Inoffiziell sind es vermutlich mehr.“
Quelle

Ab Certeze war die Fahrtstrecke nochmal Zucker! Kurven ohne Ende und quasi ein kleiner Pass der überquert wird. Auf dem Weg nach Oben fiel uns ein Kloster auf und wir fuhren kurzerhand direkt bis vor die Kirche der Anlage. Zwei Glaubensschwestern saßen in der Sonne neben der Kirche und schienen ein ernstes Gespräch zu führen, wir wollten sie nicht stören und machten nur schnell ein paar Fotos der Gebäude aus der Distanz. Dann nahmen wir die letzten paar Kilometer unter die Reifen.Am Grenzfluss zur Ukraine entlang fuhren wir bis nach Săpânța dem heutigen Tagesziel. Unsere heutige Pension lag direkt gegenüber des fröhlichen Friedhofes welchen wir morgen vor dem Frühstück besichtigen wollen.

Die ganze Familie erwartete uns schon und begrüsste uns gemeinsam. Wir brachten zügig unsere Sachen ins ebenerdige Zimmer und versorgten uns noch mit Wasser für morgen in einem kleinen Laden ein paar Häuser weiter. Dann ließen wir den Abend auf der überdachten Terasse ausklingen. Während wir auf das 3-gängige Abendessen warteten planten wir den morgigen Tag und sicherten die heute entstandenen Bilder. Zu Essen gab es typische rumänische Hausmannskost.
Ciorba de perisoare (Gemüsesuppe mit Hackfleischklösschen), Sarmale mit einer Art Sauerkraut und Polenta (Krautwickel) und als Nachspeise Biskuitsalami (bei uns besser bekannt als kalter Hund). Dazu bekamen wir frisches Quellwasser und ein Kännchen zweimal gebrannten Zwetschgenschnaps (Palincă) mit 52% Alkoholgehalt. Das knallt!!!

Rumänientour 2019 – Tag 03 – Levoča – 326 km

Wir haben wunderbar geschlafen. Die Unterkunft war einfach super! Um kurz vor 8 Uhr saßen wir schon beim Frühstück zusammen mit einem anderen Deutschen Pärchen. Sie stammen aus Hamburg und sind Rentner…ihre Reisezeit ist nicht begrenzt. Das bedeutet jetzt nicht dass sie eine Weltreise planen. Aber ob sie drei Wochen oder fünf Wochen unterwegs sind das wissen sie noch nicht so genau. Vielleicht werden es auch sieben. Sie wollten ebenso wie wir heute noch in die Hohe Tatra fahren. Vielleicht sieht man sich ja nochmal. Nach dem Frühstück packten wir schnell unsere Sachen fertig und starteten kurz vor 9 Uhr in den heutigen Fahrtag.

Die ersten Kilometer legten wir auf der E50 zurück um ein bisschen Abstand zu Trenčín zu gewinnen. Das Wetter war heute der Hammer. Blauer Himmel durchsetzt mit weißen Wolken und die Sonne strahlt. Um unser erstes Tagesziel – Čičmany – zu erreichen bogen wir nach wenigen Kilometern wieder von der großen E50 ab und stürzten uns so richtig in die slowakischen Wälder. Die Strecken heute waren ein Gedicht! Kurven ohne Ende und relativ wenig Verkehr. In Čičmany legten wir dann die erste Fotopause ein und schlenderten ein wenig durch den für seine in weißer Farbe mit Symbolen bemahlten Holzhäuser bekannten Ort. Ohne Fahrtwind wurde uns fast ein bisschen warm beim Laufen. In den Wäldern beim Fahren allerdings war es schon noch relativ kühl. Die Landschaft war heute durch die Bank hügelig und wir fuhren mehrfach über kleine „Pässe“ und durch Täler.
Städte in der Slowakei sind entweder durch einen historischen Kern oder aber durch eine gigantische Industrieanlage geprägt. Mitten im Nirgendwo tauchten plötzlich bunte Hochhäuser auf und direkt im Anschluss daran die dazugehörige Industrieanlage.

Unser zweiter POI heute war Vlkolínec, ein Dorf mit 35 Einwohnern welches wegen seiner außergewöhnlichen, unberührten Siedlung mit 40 originalen, bewohnten Holzhäusern 1993 in die Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit der UNESCO aufgenommen wurde. Hier verbringen wir mehr als eine Stunde um alles zu besichtigen. Interessant finde ich den Kontrast aus Kommerzialisierung (Parkplätze, Eintrittsgelder, Souvenirläden, Gastronomie) und andererseits den Verbotsschildern um einen letzten Rest Privatsphäre zu erhalten. Heute war in dem Dorf nicht wirklich viel los, aber trotzdem erwischte man Besucher die in gekennzeichneten nicht zugänglichen Bereichen unterwegs waren.

Vom Sightseeing zu Fuss aus ging es dann flott weiter am Liptauer Stausee entlang in Richtung Hohe Tatra. Sie wird oft, obwohl es sich eigentlich um ein Teilgebirge handelt, als das flächenmäßig, keineswegs jedoch höhenmäßig, „kleinste Hochgebirge der Welt“ bezeichnet. Man kann leider nicht hindurch oder hinein fahren. Der Nationalpark ist gleichzeitig auch ein Biosphärenreservat der UNESCO und steht unter besonderem Schutz. So mussten wir uns damit begnügen am Rand entlang zu fahren. Hier sind die Siedlungen von großen Hotelanlagen geprägt. Erschreckenderweise stehen neben nagelneuen großen Luxushotels auch viele dem Verfall überlassene ehemalige Luxushotels. Statt zu renovieren wird hier scheinbar lieber neu gebaut. Wie sich das mit dem Biosphärenreservatstatus verträgt erschließt sich mir nicht. Viel zu schnell waren wir auch schon wieder an der beeindruckenden Landschaft vorbei und schwenkten auf das heutige Tagesziel – Levoča – zu.

Nachdem wir es leider verpasst hatten ein Bild des Gebirges zu machen als wir darauf zu fuhren, musste ich immer wieder im Rückspiegel die Lage checken und wir legten nochmal einen Stopp ein um die Hohe Tatra in Ihrer ganzen Pracht auf den Sensor zu bannen. In Levoča checkten wir zügig in der Penziona Rodina ein und verwüsteten unser Zimmer mit unseren Moppedklamotten 😉 Die Motorräder stellten wir sicher im Hof der Pension ab und holten uns vom Gastgeber noch eine Empfehlung fürs Abendessen. Bei einem kleinen Fotowalk durch das Stadtzentrum erbeuteten wir nach Ladenschluss noch zwei Flaschen Wasser für unsere Trinkrucksäcke morgen.

Nachdem diese wieder im Zimmer abgelegt waren gingen wir dann ins Kupecká Bašta zum Essen. Das Restaurant ist direkt in der Stadtmauer von Levoča und unserer Meinung nach definitiv eine Empfehlung wert. Nach dem Essen ging es dann an die weitere Planung. Anja nahm sich endlich den Reiseführer vor und las einige Seiten über die erste Region in Rumänien die wir morgen erreichen wollen. Ich kümmerte mich um die Routenplanung und eine Unterkunft für morgen Abend. Der Wecker steht auf 7 Uhr. Spätestens um 9 Uhr wollen wir los da wir knapp 380 km bis Săpânța in Rumänien vor uns haben.

 

 

Rumänientour 2019 – Tag 02 – Trenčín – 659 km

Tag 2 und wir waren immer noch daheim… immer noch? Nein, wieder. Aber das sollte sich heute ändern. Wir wachten auf und der Blick zum Dachfenster steigerte die Motivation loszufahren ins Negative. Es regnete. Wir trödelten rum und kamen nicht so richtig in die Gänge. Duschen, Müsli, Sachen die wir gestern ausgepackt hatten wieder verstauen… Regenklamotten anziehen. Schon war wieder fast 9:30 Uhr. Da heute nicht mehr Sonntag war durften wir uns auf LKWs auf der Autobahn freuen und rechneten damit schlechter voranzukommen als gestern.

Das genaue Gegenteil war aber der Fall. Ruck Zuck waren wir an unserem gestrigen Wendepunkt vorbei und machten den ersten kurzen Stopp an einer Tankstelle. Dank des Regens und der kühlen Temperaturen waren die Finger steif und wir wollten uns einfach ein bisschen bewegen. Nachdem wir ein paarmal im Kreis gelaufen waren ohne die Moppedklamotten auszuziehen fuhren wir wieder weiter.
Kurz vor Prag dann der nächste Stopp. Wir brauchten Benzin für die Moppeds und etwas warmes für die Fahrer. Eine Rindersuppe und einmal Rindergulasch mit Serviettenkloß für insgesamt 5,20 EUR. Das waren mal Tankstellenpreise! Unser Sitzplatz war zu einem kleinen See geworden als wir die Tankstelle frisch gestärkt wieder verließen.

Der nächste Orientierungspunkt für uns war Brno. Nachdem wir daran vorbei waren verließen wir die Autobahn und folgten der E50 in Richtung Slowakei. Teilweise echt öde und hinter LKWs. Dann nach einem weiteren Tankstop beim Einhorn ging es erstmal ziemlich genial kurvig dahin. Wir ließen für ein paar km fliegen, bis uns Blaulicht ausbremste. Die Straße war vollgesperrt und wir sahen im weiteren Verlauf einen Autokran und ziemlich viel Feuerwehr. Den Blick aufs Navi um eine Umfahrung zu suchen konnte ich mir schenken da ein hilfsbereiter Tscheche uns anhupte und anzeigte dass wir ihm folgen sollen. Wir hatten ja nix zu verlieren, also fuhren wir ihm nach und tatsächlich nach ein paar Kilometern waren wir wieder auf unserer Route und hatten den Unfall umfahren. Sehr freundlich von dem Autofahrer!

Der Grenzübertritt in die Slowakei war unspektakulär und wenn da nicht ein Schild gestanden hätte, dann wäre es uns nicht aufgefallen. Wobei sich die Landschaft ein wenig verändert hatte. Es wurde hügeliger und die Wälder wurden mehr und dichter. Wäre es nicht schon so spät gewesen hätte ich noch einen Fotostopp eingelegt. Zwischen den grünen Hügeln war gerade der Nebel am aufsteigen. Aber nach dem langen Tag im nassen hatte ich einfach keine Lust anzuhalten.

In Trenčín führte uns das Navi zielstrebig zu unserer Unterkunft (Penzion Tiberia). Der Besitzer Mario ist redselig und fragt mich über meine Revit Klamotten und den Garmin inReach Mini aus. Nachdem wir unsere Sachen zum trocknen aufgehängt und uns mit einem heißen Tee aufgewärmt hatten befragten wir Mario nach Empfehlungen für ein Abendessen. Die Pivovar Lanius erreichten wir dann nach einem kurzen Spaziergang durch die Stadtmitte Trenčín’s. Auf dem Weg hatten wir noch die Lichtstimmung genutzt um ein paar Bilder der Stadt und ihrer Sehenswürdigkeiten zu machen.

Im Lanius gab es dann für mich Kartoffelspätzle mit einen slowakischen Käse und Speck, für Anja Schweinefleisch mit Gemüse auf getoastetem Brot. Die Portionen waren für uns genau richtig und so wanderten wir gut gesättigt wieder zurück zur Unterkunft um noch ein bisschen Routenplanung für den kommenden Tag zu machen bevor wir in unseren Einzelbetten 🙁 einschliefen.

Anmerkung: Von Reise zu Reise denke ich mir man kann sich nicht noch weniger vorbereiten… Für Sardinien hatte Anja den Reiseführer gelesen und wir machten die Routenplanung auf der Fähre. Für Schottland hatten wir lediglich die Northcoast 500 als Routenidee und planten dann von Tag zu Tag. Diesmal hatten wir einen Rumänien Reiseführer gekauft. Dieser begleitet uns ungelesen und wir werden versuchen ab und an mal etwas nachzuschlagen zu den Regionen in denen wir gerade eben sind. Wir wollen grob die Karpaten als Orientierung nutzen und Julia (Varatweety aus dem V-Stromforum) von Maedchenmotorrad.de fährt auch gerade in Rumänien rum und veröffentlicht täglich ihre Tracks., das ist dann unsere zweite Ideenquelle. Das muss reichen *g*