Griechenland 2024 – Tag02 – viele Schritte in Venedig

Wir haben wundervolle 10 Stunden geschlafen und springen förmlich aus dem Bett… nicht 😀 Also wir haben wirklich wundervoll geschlafen und auch über 10 Stunden. Trotzdem könnten wir direkt liegen bleiben und einfach einen faulen Tag einlegen. Im Agriturismo frühstücken, Pasta zu Mittag und Abends nochmal diese wundervolle hausgemachte Pasta genießen. Aber wir wollten ja eigentlich ein bisschen nach Venedig rein und die Kanäle, Gondeln und Brücken bestaunen. Also raffen wir uns auf und machen uns fertig. In den Bewertungen der Unterkunft hatte ich etwas von Buslinie direkt vor dem Haus gelesen. Google Maps bestätigt das und schlägt eine Abfahrt um 9:47 vor. Jetzt müssen wir doch noch ein bisschen Gas geben. Rein in den Bus, 2x die Kreditkarte an den NFC Automaten gehalten und ab geht die Fahrt. Nach 30 Minuten stehend im vollen Bus werden wir auf dem Piazzale Roma ausgespuckt und laufen direkt mal über die erste Brücke in Richtung „Altstadt“. Wir haben exakt Null, Null Plan, also können wir völlig befreit drauf los laufen.

Über Brücken, an Kanälen entlang, durch kleine Gasse, über grössere Strassen finden wir immer wieder Plätze und schauen uns dabei die ganze Zeit neugierig um. In einer kleinen alten Bäckerei gönnen wir uns Tee, Espresso und zwei Brioche (eine mit Mandeln und eine mit Creme). Wir finden immer wieder Motive für unsere Kameras und schauen uns die Auslage der Läden welche links und rechts der Wege sind. Bei einem Buchmacher schlagen wir dann zu. Anja sichert sich ein kleines Andenken an diese Stadt in Form eines neuen Reisetagebuchs. Liebevoll verpackt der Buchmacher es wie ein kleines Geschenk. Die Basilika Santa Maria Gloriosa dei Frari ist leider aktuell aufgrund einer Beerdigung geschlossen. Wir beschließen einen Platz weiter etwas zu essen und so die Zeit verstreichen zu lassen bis wir in die Basilika können. Panini mit Mortadella ist unsere Wahl. Italienisches Essen ist einfach genial! In einem kleinen Supermarkt kaufen wir noch 1,5l Wasser bevor wir dann in die Basilika können. Die 5 EUR Eintritt pro Person kosten wir voll aus und schauen uns jedes auf dem Flyer erwähnte Kunstwerk genau an…also Anja tut das. Ich habe den Flyer nicht gesehen.

Eine Stunde später erkunden wir dann wieder Kanäle und Gassen. Auf ein paar Treppen zum Wasser setzen wir uns und schreiben eine Postkarte welche direkt in den Briefkasten daneben wandert. Mal sehen wie lange sie braucht bis daheim. In einer weiteren alten Pasticceria gönnen wir uns wieder zwei süße Teilchen und einen Cappuccino. Nun überqueren wir den Grande Canal über die Rialto Brücke. Bisher hielten sich die Menschenmassen echt in Grenzen, ich hätte Venedig fast als leer betitelt. Auf der bekanntesten der Brücken ist dann schon ein bisschen mehr los. Aber trotzdem sind wir überrascht wie wenig an einem Samstag bei bestem Wetter los ist. Während wir den Canal überqueren schießen unter uns Polizeiboote vorbei und stoppen in waghalsigen Anlegemanövern direkt nach der Brücke. Was da wohl los ist? Okay, beim verzurren und aussteigen lassen sie sich dann Zeit.

Nun gibt es einen kleinen Canoli Pistachio Mignon – für jeden exakt ein Bissen, dann tauchen wir wieder in die kleinen Gassen ein. Hier gibt es keine Radfahrer, keine E-Roller – einfach alle sind zu Fuss unterwegs. handwerker fahren Ziegelsteine mit Sackkarren zu ihren Baustellen. Die Läden mit Tourischrott werden mehr je näher wir dem Markusplatz kommen. In manchen Strassen sieht man kein grünes Blättchen und dann kommt wieder ein Haus welches über und über voll mit Blumetöpfen ist und eine ganz andere Stimmung in die Gasse zaubert. Immer wieder schauen wir uns Kirchen an, deren Namen wir uns nicht merken können. Am Markusplatz angekommen sind auch die besucher Venedigs definitiv mehr geworden. Kein Wunder bei dem genialen Wetter. Unter strahlend blauem Himmel strawanzen wir über den Platz und denken an das Schwäbische Motto – Nett hier! Das wars aber auch. Venedig ist nett, catcht uns aber nicht so richtig. Wir verlassen die Promenade wieder und landen im Modeviertel. Eine Boutique reiht sich an die andere. Sicherheitspersonal entscheidet wer eingelassen wird und wer nicht. Das ist nicht unsere Welt. Anja stellt fest dass Ihre schwedische Fjällraven Hose auch teuer war 😀

So langsam kriege ich richtig Hunger und 5 Minuten später bestätigt Anja dies. Es ist 15 Uhr uns so richtig was zu Essen hatten wir heute noch nicht. Auf einem kleinen relativ menschenleeren Platz entscheide ich mich spontan für ein kleines Restaurant. Der Kellner zeigt noch kurz auf den inzwischen ziemlich dunklen Himmel und fragt ob wir rein oder raus wollen. Wir entscheiden uns für draußen. Nach der Caprese wechseln wir dann nach innen weil es inzwischen schüttet wie aus Eimern. Kaum sind wir drinnen legt der Wolkenbruch nochmal einen Zahn zu und es blitzt und donnert. Wir teilen uns Lasagne und Ravioli mit Spinat Ricotta Füllung. Die Dolci essen wir dann wieder sortenrein. Ich Tiramisu und Anja eine Crema Catalana welche am Tisch karamellisiert und mit Grand Manier flambiert wird. Unser Timing war perfekt. Wir sind fertig mit Essen und der Regen hört wieder auf.

Ein paar Pfützen sorgen für Spiegelungen der Gebäude auf den Plätzen. Sie trocknen aber auch relativ zügig ab. Nachdem wir noch einen kleinen Kreis durch einige Gassen gelaufen sind beschließen wir wieder in Richtung Busparkplatz zu gehen. In einem Feinkostladen kaufen wir noch Parmesan, Peccorino Pistachio und eine Knoblauchsalami zum vespern auf der Fähre morgen. Von der Spitze der Rialtobrücke genießen wir die Lichtstimmung der untergehenden Sonne, welche einige Häuserspitzen noch golden Leuchten lässt. Ich gönne mir noch ein Stück Pizza an einem Strassenstand, Anja hat keinen Hunger mehr. In einem Coop kaufen wir noch Wasser bevor wir den 19:27 Uhr Bus nehmen und um 20 Uhr wieder am Agriturismo sind. Wir gehen direkt aufs Zimmer, springen noch unter die Dusche und halten dann die Erinnerungen des Tages fest bevor wir erschöpft aber glücklich einschlafen.

Griechenland 2024 – Tag01 – 642 km – Venedig

So langsam wird es mal wieder Zeit für ne Mopped Reise. Korsika im April ist schon wieder ewig her. Im Sommer waren wir zwar mehrfach verlängerte Wochenenden unterwegs (3 Tage Frankreich, 3 Tage Österreich, 3 Tage Süddeutschland), aber das ist halt kein wirklicher Urlaub. Die Probezeit im neuen Job geht auch langsam aufs Ende zu und das Halbzeitgespräch war durchweg positiv, so dass nichts gegen drei Wochen Ausszeit spricht. Balkan war gesetzt, die Frage war nur welche Länder und wie fahren wir. Kurzerhand buchen wir relativ spontan eine Fähre von Venedig nach Griechenland und fügen noch einen freien Freitag vorne an die drei Wochen an. Der Plan ist jetzt klar. Wir fahren nach Venedig, schauen die Stadt an, dann auf die Fähre. Klar definierte 3,5 Wochen. Was wir dann ab Tag 4 in Griechenland machen und in welche Richtung wir fahren überlegen wir uns wenn wir da sind. Wie wir wieder nach Hause kommen lassen wir auch noch offen. Sicher ist, am 21.10. müssen wir wieder auf die Arbeit. Der Plan reift noch ein bisschen weiter und wir haben die Idee Donnerstag nach der Arbeit bereits bis Kufstein zu fahren. Am Donnerstag regnet es heftig, also lassen wir es bleiben und packen lieber ganz in Ruhe die Moppeds.

Download file: GR240927_Tag01.gpx

Es ist Freitag der 27.09.2024 und wir starten um kurz nach 8 Uhr auf den gestern bereits gepackten Moppeds in Richtung Süden. Der Weg aus Deutschland raus ist einfach -> Autobahn bis Kufstein. Noch vor Ingolstadt kostet uns ein Stau mehr als 30 Minuten Zeit. Nach München ist dann die A8 völlig dicht und wir umfahren diesen Stau. An einem Rewe legen wir eine Pause ein und Anja kauft uns beim Bäcker etwas zu Essen. Dann geht es in stockendem Verkehr nochmal zurück auf die Autobahn um ca. 1,5 Stunden später als angepeilt die Grenze zu überqueren.

 Ab Kufstein Süd verlassen wir die Autobahn und folgen Bundesstrassen in Richtung Felbertauerntunnel. An einer Tankstelle gönnen wir uns neben Benzin auch noch ein Twix und eine Cola. Koffein und Zucker gegen das Mittagstief. Wir kommen wie erwartet gut vorwärts, allerdings sind wir fürs Wetter einfach ein bisschen zu spät dran und bekommen ordentlich Regen ab. Den Felbertauern können wir im Regen nicht so richtig genießen, kommen aber äußerst Flott über die Berge. Schnell die Maut bezahlt und wieder runter in Richtung besseres Wetter. Kurz vor der italienischen Grenze tanken wir dann nochmal. Wir müssen zwar noch nicht, aber immerhin 15 Cent pro Liter ist der Sprit in Österreich billiger als in Italien.

Die Lichtstimmung in den Dolomiten, die Ausblicke auf die Bergbaugegend hier und das triste Wetter lassen auch unsere Stimmung nicht ganz so „happy“ sein wie sie zu Urlaubsbeginn eigentlich sein müsste. Uns beiden stecken die letzten Monate in den Knochen und wir brauchen sicherlich ein paar Tage um im Reisen anzukommen. Anja fällt dazu ein Zitat von Margot Flügel-Anhalt ein: „Der Aufbruch ist das Schwierigste. Das Unterwegssein ist leicht und schön.“ Wie treffend. Es gibt keinen Grund zu klagen für uns, trotzdem fehlt die Leichtigkeit noch. Bevor wir den Kreuzbergpass (Passo Monte Croce die Comelico 1636m) überqueren stoppen wir noch bei einem Bäcker und gönnen uns drei Croissant. Eines mit Pistazienfüllung, eines mit Creme und eines mit Marmelade. Dazu heiße Schokolade und Espresso.

Der Pass ist dann schön zu fahren und wir spüren dass wir die Strecken gut gewählt haben. D – Autobahn, A – Bundesstrassen, Italien erstmal bissl kurviger durch die Berge. Die Berge verlassen wir dann allerdings auf der Autobahn. Die letzten 100km im Dämmerlicht rollen wir zügig und unspektakulär in Richtung Venedig. Nur der Himmel gibt ein kleines Spektakel ab und leuchtet in diversen Rottönen. Anjas Sena verabschiedet sich nach 10 Stunden Dauerverbindung und meldet Akku leer. Um Venedig rum schaltet sie es dann nochmal an und quetscht das letzte Prozent Akku raus während wir uns nochmal 5 Minuten austauschen. Die letzten 3 Minuten bis zu unserer Unterkunft müssen wir dann wieder getrennt verbringen. Um 19:30 rollen wir auf den Hof und stellen die Moppeds hinter dem Haus ab. Nach 642 Tageskilometern sind wir erschöpft und hungrig. Die Frage ist nur ob erschöpft das hungrig schlägt und wir ohne Essen ins Bett gehen.

Die Mägen gewinnen den Kampf. Wir ziehen uns schnell um und gehen direkt im Haus was essen. Erst eine gemischte Vorspeisenplatte – Burratta, Tomaten und Crudo, dazu Baguette. Dann Spaghetti Carbonara für mich und für Anja Spaghetti Ragu (vom Büffel). Als Nachtisch teilen wir uns noch ein Tiramisu. Zurück im Zimmer schaffe ich es nichtmal mehr Anja gute Nacht zu wünschen, so schnell ist sie eingeschlafen. Ich stecke noch alle Elektrogeräte zum Laden an und sichere die Bilder des Tages auf den Laptop, dann schließe auch ich die Augen und falle in einen tiefen zufriedenen Schlaf.

Unterkunft: Agriturismo Corte del Brenta