Skandinavientour 2016 – Tag 5 – 426km – Endlich Norwegen: Kautokeino

Augen auf zum Klingeln des Weckers um 7 Uhr. Und was sehen die Augen? Regen… unendliche Mengen an Regen. Also rumdrehen und weiterschlafen. Es gibt so Tage, da will man nicht weiterfahren. Heute war so ein Tag. Gestern hat es uns ja schon ganz schön gewaschen da haben wir heute nicht schon wieder Lust drauf. Außerdem ist das ja eine psychologische Sache. Fängt es zehn Minuten nachdem man losgefahren ist, an zu regnen – naja, dann ist es halt so. Aber bei strömendem Regen losfahren ist da deutlich schwerer. Wir überlegen, was wir tun sollen. Den Tag, welchen wir rausgefahren haben im Bett verbringen? Oder einfach eine Stunde später starten und hoffen? Oder der Sprung ins kalte Wasser? Wir drehen uns erstmal nochmal rum. Dann packen wir lustlos die ersten Sachen zusammen, machen Frühstück aus den restlichen Champignons einer halben Zwiebel und vier Eiern und dann ringen wir uns zu einer Entscheidung durch. Wir fahren, aber ein bisschen später. Wir wollen heute bis Kautokeino in Norwegen kommen. Das wären ca. 400 km, da kann man schon mal ne Stunde später los.

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11:11 Uhr die Motoren gehen an. Wir sitzen in voller Regenmontur auf den Bikes und die Dame an der Rezeption hat noch was von „lovely weather“ gebrabbelt. Sie muss wohl Engländerin sein, wenn sie den Regen so „lovely“ findet. Wir begeben uns auf die E10 und ziehen am Gas. Naja, soweit man das hier halt darf. Die Entscheidung loszufahren erweist sich als goldrichtig. Schon nach wenigen km lässt der Regen spürbar nach und es dauert nicht lange bis erste blaue Fetzen am Himmel auftauchen. Nun geht es recht flott und wir fahren unter leicht wolkigem blauen Himmel dahin. In Överkalix verlassen wir die E10 schon wieder und folgen erstmal der 392. Alsbald kommt auch einer meiner Waypoints auf dem Garmin in Sicht: der Polarkeis. Kurzer Stopp, den Selfiestick an die Actioncam montiert und ein Foto gemacht. Schon ging es wieder weiter. Immer das gute Wetter und die Reststrecke im Blick bemerkten wir, dass der Verkehr deutlich weniger wird. Weitestgehend darf man 100 km/h fahren und alle heilige Zeit überholt man mal einen LKW. Die 392 gefällt uns. In Pajala sehen wir den ersten Wegweiser nach Finnland. Ein deutliches Zeichen, dass die Grenze näher rückt. Finnland werden wir nur auf einem kurzen Stück durchqueren um nach Norwegen zu kommen. Die E21 geht entlang der Grenze in Richtung Norden und bringt uns damit dem Tagesziel zügig näher.

An der Grenze entledigen wir uns der Regenklamotten. So langsam wurde es ganz schön warm in dem Zeugs. Kaum in Finnland angekommen, haben wir auch gleich die ersten Rentiere gesehen. In völliger Gemütlichkeit laufen diese auf der Straße herum und lassen sich von den Fahrzeugen nicht mal Ansatzweise stören. Je weiter Nordwärts wir kommen, desto häufiger haben wir diese Begegnungen. Ich muss ehrlich sagen, diesem Teil Finnlands können wir nicht sonderlich viel abgewinnen. Immer niedriger gewachsene Bäume (vor allem Birken), eine lange Sumpflandschaft und unzählige Stechmücken. Wir können an dieser Gegend keinen Anreiz erkennen, nochmal wieder zu kommen. Wir sind froh als wir endlich die Grenze zu Norwegen passiert haben. Noch ca. 40 km bis Kautokeino, wo es drei Campingplätze gibt. Danach käme eine Strecke von 135 km ohne Campingplatz laut Archie Campings. Für uns heißt es also entweder einen der drei nehmen oder nochmal die Zähne zusammenbeißen. Wir decken uns in Kautokeino erstmal mit Norwegischen Kronen ein und gehen im lokalen Supermarkt shoppen. Dann nimmt uns das Wetter die Entscheidung ab. Der Himmel wird immer dunkler und es beginnt zu donnern. Wir entscheiden uns für den Arctic Camping Kautokeino. Schnell noch drei Hütten angeschaut und eine für uns ausgesucht, schon fängt es an zu regnen und wir bringen mit den ersten Tropfen unser Gepäck in unser Nachtquartier.

Heute siegt der Hunger über alle anderen Bedürfnisse und so machen wir uns schnell eine Suppe bevor es noch Gurke, Paprika, Tomaten, Käse und Brot gibt. Es gibt kostenloses WLAN, was wir auch gleich mit den Handys nutzen. Während dem Schreiben dieser Worte überkommt uns ein Schokoflash und wir müssen entsetzt feststellen, dass wir keine Schokolade dabei haben. Also zu Fuß nochmal zum Supermarkt und mit einem „kleinen“ Notfallvorrat eingedeckt. Der Rückweg wird allerdings zur Tortur, da Stechmücken über uns herfallen, als gäbe es außer uns zwei niemand anderen im Umkreis von 1000 km. Unser Plan war es, dass wir uns mit lokal erhältlichen Insektenschutzmitteln eindecken. Im Supermarkt gab es allerdings nur das gleiche Autan wie bei uns zu Hause. Kann uns jemand etwas Wirksames, was hier in der Finmark bekommen empfehlen?

Morgen geht es nun also endlich bis ans Nordkapp. Vorher werden wir aber eine heute gebuchte Hütte auf dem Midnattsol Skarsvag Campingplatz beziehen und Gepäck abwerfen.

Skandinavientour 2016 – Tag 4 – 435km – Töre in Schweden

Ankommen, damit habe ich gestern meinen Bericht beendet. Genau das ist passiert. Wir wachen im Zelt auf, kurz bevor der Wecker klingelt. Die innere Uhr funktioniert. Es ist hell, wir sehen uns an und freuen uns aufs Frühstück. Anja bleibt noch ein wenig liegen und ich beginne Koffer (als Tisch), Helinox, Benzinkocher und was man so alles braucht herbeizuräumen. Kaum steht der Kocher auf dem Tisch, beginnt das Drama. Es kommt kein Sprit raus. Also erstmal zerlegen und Düse reinigen. Schatz ich mach mal eben Frühstück… die Frage warum ich so lange brauche verkneift sich Anja, da sie anhand meiner Flüche die Situation schon erkannt hat. Düse ist durchgängig, aber das Ding spuckt immer noch nix brennbares aus. Also erstmal den Schlauch ab. Hier kommt Sprit. Also ohne Düse getestet. Sprit kommt. Düse ist durchgängig. Warum funktioniert das Ding nicht? Na gut, wozu hab ich das Ersatzteilkit dabei. Andere Düse drauf und schon brennt der Kocher. Das soll einer verstehen. Ich beschließe, mich der Düse die nicht mag, wann anders zu widmen. Tee, Rührei, Brot und Butterbrioche – wir lassen es uns gut gehen. Die Sonne scheint, ein laues Lüftchen weht. Wollen wir wirklich weiter fahren? Ja wir wollen schließlich ans Nordkapp und auf die Lofoten.

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Den gestern herausgefahrenen Vorsprung wollen wir heute nicht wieder verspielen und so haben wir schon im Vorfeld den Plan gefasst, heute auch ein wenig mehr km als eigentlich angedacht zu schaffen. Daher lassen wir auch den Traum aller Outdoorbegeisterten rechts liegen – das Fjällräven Outlet in Ömsköldsvik. Die E4 ist genauso reizvoll wie gestern, bietet aber die Basis für unser Vorhaben. Nahezu kurvenlos zieht sie ihre Bahn durch schier unendliche Wälder. Mir kommt der Gedanke, dass es so – nur noch viel weiter – in Kanada sein muss. Die Lüftungen an den Klamotten sind offen, die Sonne scheint und es verspricht ein perfekter Tag zu werden.

Naja fast, woher kommt dieser Regentropfen auf dem Visier? Und der zweite und … schnell die Lüftungen zu und die gute Laune wieder verpackt. Es kommt Nass von Oben und zwar reichlich. Da saust auch schon der Parkplatz zum umziehen an uns vorbei – zum Stoppen zu spät. Das Navi sagt in 3km kommt eine Tankstelle, nehmen wir halt die. Gute 30 km später fahre ich dann auf eine Art Autohof raus, weil ich nicht mehr länger auf die passende Gelegenheit zum Regenklamotten anziehen warten will. Anjas Gesichtsausdruck zeigt mir deutlich, ich habe schon zu lange gewartet. Das ist aber auch immer doof wenn man navigiert und die Bedürfnisse des anderen richtig einschätzen muss. Wir haben uns bewusst gegen so neumodische Interkomms entschieden, da man sich so abends viel mehr zu erzählen hat. Und außerdem hab ich so auch schon genug Technikzeugs dabei. In Situationen wie dieser wäre so ein Gerät dann doch mal sinnvoll.

Kaum haben wir uns in die zweite Haut geschält, lässt der Regen ein wenig nach. Aber was uns heute den ganzen Tag begleitet, ist böiger Seitenwind. Da sind die Regensachen auch ganz angenehm. Man sollte sich aber nicht zu früh freuen, da der Regen wieder kommt. Wir fahren doch nicht ganz so weit wie angedacht und bleiben in Töre, wo wir morgen von der E4 auf die E10 wechseln. Moppeds volltanken, Essen und Getränke kaufen und eine Hütte auf dem Campingplatz aussuchen. Doppelbett und angenehm geräumig ist heute unsere Wahl. Mit 500 SEK ist die Hütte ein wenig teurer als vor zwei Nächten, dafür muss man in der Dusche keine Marken für heißes Wasser einwerfen, was wir ausgiebig nutzen. Zum Essen gibt es heute Köttbullar in Champignonrahmsoße mit Gnocci. Wenn wir schon in Schweden sind, muss es auch mal Köttbullar geben. Der Regen lässt nur Phasenweise nach und so verbringen wir den Abend in der Hütte.

Die Routenplanung wird nochmal feinjustiert. 817 km sind es noch bis zum ersten Etappenziel, dem Nordkapp; zwei schöne Tagesetappen. Vorher werden wir aber noch in Schweden den Polarkreis erreichen und ein Stück durch Finnland fahren. Für heute heißt es bald schlafen und Energie tanken für die weitere Fahrt.

Skandinavientour 2016 – Tag 3 – 507km – Irgendwo in Schweden

Immer noch Irgendwo in Schweden 😉 Die Nacht in der Hütte war kuschlig und erholsam. Unseren ersten Wecker um 7 Uhr haben wir mal komplett überhört. Der zweite 15 Minuten später hat uns dann doch geweckt. Strahlend blauer Himmel begrüsste uns und weckte die Lust Motorrad zu fahren. Aber erstmal in Ruhe duschen und frühstücken. Dann packen und das Feng Shui wirken lassen. Feng Shui? Wer „Endstation Abfahrt“ von Rolf Henniges gelesen hat, weiß wovon ich spreche. Wer es nicht gelesen hat sollte dies dringend tun. Ein absolut klasse Buch! Also das Feng Shui des Packens. Nach ein paar Tagen auf Tour hat jedes Teil seinen optimalen Platz in den Koffern, Tankrucksäcken oder Gepäckrollen gefunden. Und es wird nicht der Platz sein, den man diesem Teil zuhause zugewiesen hat. Noch ist unser Feng Shui etwas unausgeglichen. Aber das wird sich noch geben. Die Entscheidung eine Hütte zu nehmen war auf jeden Fall absolut richtig. Unsere kompletten Sachen sind wieder wunderbar trocken. Heute wollen wir weiter Richtung Osten, um die Schwedische Ostseeküste zu erreichen und dieser dann auf der E4 in Richtung Norden zu folgen.

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Hatte ich schon erwähnt, dass Motorradfahren in Schweden total entschleunigt? Falls nicht hier nochmal: Das tut es! Dafür macht es ein wenig unentspannt. Wir sind es aus der Heimat gewohnt, etwas zügiger voranzukommen. Erst Recht wenn wir eigentlich kein Sightseeing betreiben, sondern noch auf der Anfahrt zum ersten Zielpunkt sind. Wir folgen den Weisungen des Garmingottes und stellen ihn nicht in Frage, auch wenn er von dem Track der geplanten Strecke, welchen ich zur Sicherheit immer hinterlegt habe, abweicht. Heute sind die Entscheidungen des Garmin goldrichtig. Einige wenige schwarze Wolken tummeln sich am Himmel und das Garmin hat den richtigen Riecher. Es führt uns entweder um sie herum, oder ganz knapp am Rand entlang, so dass wir nur einige wenige Tropfen abkriegen.

Nach ca. 180 km treffen wir endlich auf die E4, welche unser zügiges Vorankommen sichern soll. Und wie sie das tut. Unsere Augen erblicken ein unbekanntes Schild: 110 km/h. Sofort den Hahn aufgerissen und die unglaubliche Geschwindigkeit genossen. Immer wieder gibt es auf der E4 zweispurige Passagen, so dass man langsamere Fahrzeuge bequem überholen kann. So macht vorankommen Spaß. Es ist auch nicht zu vergleichen mit der Hektik, welche auf deutschen Autobahnen herrscht. Vielmehr ist es ein gleichmäßiger Fluss. Und dieser Fluss spült uns schneller als erhofft dahin. Um 15 Uhr haben wir schon das anvisierte Tagesziel von ca, 380 km erreicht. Wir entscheiden uns, den schönen Tag zu nutzen und hängen noch ein wenig dran. Ab 17 Uhr wollten wir uns nach einem Campingplatz umsehen.

Schnell noch Getränke eingekauft und dann den nächsten Platze angesteuert. Das war die Idee. Der nächste Platz der uns zusagte, kam dann nach einer Stunde. Ein wunderbar ruhig gelegener kleiner Platz, welcher uns erstmal vor ein kleines Problem stellt. Es ist niemand an der Rezeption. Als ich mich im Raum ein wenig umsehe entdecke ich einen Automaten, welcher auf dem Display auch eine deutsche Flagge zeigt. Also erstmal draufgedrückt und schon kommt die Erklärung. Check in und Bezahlung via Automat. Flugs die Kreditkarte reingesteckt und schon kommt ein Aufkleber fürs Zelt raus. 150 SEK die Nacht sind für uns absolut in Ordnung und so geht es ans erste mal Zelt aufbauen auf diesem Trip. Die Stechmücken hielten sich auch noch zurück und so konnten wir in der Sonne sitzend gemütlich unser Abendessen zubereiten. Der Platz ist an einem See gelegen und so nutzten wir die Zeit nach dem Essen für einen kleinen Verdauungs- und Fotospaziergang. Die Zeit verging schneller, als man denkt und man merkt inzwischen, dass wir weiter nördlich sind. Es wird schon deutlich später dunkel… wobei so richtig dunkel wird es schon gar nicht mehr.

Kurz vor 22 Uhr sitze ich nun im Vorzelt, habe Frieden mit den Schnacken geschlossen und tippe noch diese Zeilen. Eine glückliche Erschöpfung legt sich langsam über meine Gedanken und auch meinen Körper. Mit der ersten Nacht im Zelt komme ich wohl auch geistig im Urlaub an.

Skandinavientour 2016 – Tag 2 – 428km – Irgendwo in Schweden

Das Faszinierendste direkt nachdem ich meine Augen geöffnet hatte war, dass lautlos ein Schiff vor meinen Augen vorbeiglitt. Dann kam die Erkenntnis, dass ich ja auch auf einem Schiff bin. Über Nacht hatten wir mal eben 400 km Strecke gut gemacht. Der Wecker riss uns um kurz nach 6 Uhr aus dem Schlaf. Duschen, anziehen, bisschen Ordnung machen und dann um 7 Uhr als erste das Frühstücksbuffet entern. Rührei, Speck, Würstchen, Gurken, Tomaten und Pfannkuchen erfreuten unsere Mägen, während wir feststellten, dass der Seegang ein wenig mehr geworden war und man inziwschen das Schwanken der Fähre doch ein wenig merkte. Der Himmel strahlte in sattem Blau, so dass wir nach dem Umziehen noch eine Runde auf dem Sonnendeck drehten, bevor wir uns zu den Motorrädern in den Laderaum begaben. Hier herrschte schon eine gewisse Hektik, da jeder sein Fahrzeug zum Start klar machte. Also auch schnell aufgepackt und schon ging es runter von der Fähre und ab nach Schweden.

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Göteborg war unser Zielhafen und so starteten wir unsere Schwedenerkundung mitten in der Stadt. Das Navi drehte muntere Kreise, bis ich mich wunderte, dass wir zum zweiten mal an der gleichen Kreuzung waren. Scheinbar hatte ich eine falsche Ausfahrt aus drei ineinanderübergehenden Kreisverkehren genommen. Egal, ein wenig Improvisation muss immer sein. Also nicht die geplante Strecke raus aus Göteborg, sondern die, welche das Navi vorschlägt. Eine Erfahrung durften wir direkt von Beginn unseres Schwedenaufenthaltes machen. Hier ist man entschleunigt unterwegs. Ein krasser Kontrast zur gestrigen Autobahnetappe in Deutschland. Begrenzungen auf 50 und 70 km/h sind hier allgegenwärtig. Wir schlichen also eher dahin, als voranzukommen. Und so war es auch kein Wunder, dass uns heute im Verlauf des Tages immer wieder dunkle Wochen einholten, überholten, oder von der Seite schnitten. Insgesamt war der Tag sehr nass für uns. Die Lust auf Fotostopps hielt sich sehr in Grenzen. Nach knapp 150 km stoppten wir zum ersten Mal – aber nur kurz um die Regenkleidung überzuziehen. Der nächste Halt folgte um ca. 14 Uhr nach 300 km schwedischer Straßen.

Der Tankautomat brachte mich fast zum verzweifeln, aber nach nur 20 Minuten hatten wir es geschafft die beiden Motorräder vollzutanken. Ein Burger King war erfreulicherweise neben der Tankstelle, so dass wir hier die sanitären Einrichtungen nutzen konnten. Einen Apfel und drei Cantuccini später saßen wir wieder auf den Maschinen und suchten weiter nach den erwarteten ewigen Wäldern mit vielen Seen. Und wir fanden sie auch. Endlich kamen ein paar Kurven, wenn auch begrenzt auf 70 km/h. Es kam aber auch wieder der Regen. Ca. 15 Minuten vor Erreichen des Tageszieles duschte es uns nochmal so richtig. Gerade jetzt, wo unsere Sachen wieder vom Fahrtwind getrocknet waren. Die Lust das Zelt aufzustellen war in den Keller gesackt und der Campingplatzbetreiber erkannte die Misere auch sofort und bat uns eine Hütte an. Für 35 Eur konnten wir dann auch nicht nein sagen und bezogen glücklich unser trockenes Domizil.

Das Wetter wiederum wollte uns wohl endgültig foppen. Strahlend blauer Himmel und Sonnenschein luden uns dazu ein, den Abend im Freien zu verbringen. Nachdem die ganzen nassen Sachen aufgehängt waren und wir gegessen hatten, drehten wir noch eine Runde mit dem Foto am See. Die Stille hier und das jetzt grandiose Wetter entschädigten doch ein wenig für den verregneten Tag. Für morgen sagt der Wetterbericht zumindest keinen Regen voraus. Wir sind gespannt, ob Schweden sich auch Tagsüber von seiner schönen Seite zeigen wird.

Eine Kleinigkeit hätte ich jetzt über dem Schreiben fast noch vergessen. Kaum in Schweden erblickten wir schon das erste „Achtung Elche“ Schild. Und nur knapp 100 km weiter entdeckten wir dann auch tatsächlich einen ausgewachsenen Elch, welcher von rechts auf die Strasse stürmte, mich kurz erschrocken ansah und wieder zurück in den Wald flüchtete. Leider war die Actioncam zu dem Zeitpunkt gerade aus. Zu gerne hätte ich ein Foto von unserem ersten Elch gehabt.

Gut 1800 km trennen uns noch vom ersten Etappenziel – dem Nordkapp. Auch morgen wird der Tag davon geprägt sein gut Strecke zu machen. Deshalb krabbeln wir heute auch bald ins Bett.

Skandinavientour 2016 – Tag 1 – 696km – Kiel

Lange haben wir gefiebert, wenig haben wir vorbereitet – gut, da hat jeder ne andere Meinung dazu, ich hab meiner Meinung nach aber deutlich weniger getan, als vor anderen Urlauben. Die Campingausrüstung haben wir komplett überholt und getestet. Irgendwann im Januar haben wir uns mal damit beschäftigt, wie wir von Deutschland am besten „da hoch“ kommen. Gebucht haben wir dann eine Stenaline Fähre von Kiel nach Göteborg. Abfahrt 18:45 – Ankunft am Folgetag um 9 Uhr. Das bringt uns mal schlappe 400 km im Schlaf. Aber um die Fähre zu erreichen stehen uns am Starttag 700 km Strecke bevor. Das geht nur via Autobahn. Die frisch aufgezogenen Reifen hatten unser Mitleid bereits im Vorfeld sicher.

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Nun war es also endlich soweit. Freitag 18 Uhr, die Motorräder stehen fertig gepackt in der Garage, wir lassen den Abend gemütlich ausklingen und gehen bald ins Bett. Der Wecker sollte uns am Samstag um 5:30 aus dem Tiefschlaf reißen. Völlig im Eimer ging es nochmal schnell unter die Dusche, dann gab es noch Spiegeleier zum Frühstück und schon packten wir uns in die Motorradklamotten um zu starten. Unsere Familie erwartete uns auch schon zur großen Verabschiedungsrunde. Wir hatten ja nicht daran geglaubt, aber wir rollten tatsächlich um kurz vor 7 Uhr vom Hof. Das Navi zeigte zähe 700 km fast nur Autobahn und versprach eine Ankunft um ca. 13 Uhr in Kiel. Kurz überlegte ich ob ich nochmal ne Stunde ins Bett sollte. Aber wer weiß, was da noch so kommt. Auf den ersten Metern begann es ein wenig zu tröpfeln. Die nasse Fahrbahn, die nagelneuen Reifen und die vollgepackten Moppeds mahnten uns zur Ruhe. Wir cruisten also gemütlich in Richtung A7, welche wir dann bei Gollhofen enterten und für laaaange Zeit nicht mehr verließen.

Das Wetter blieb heute wechselhaft. Anfangs tröpfelte es, dann wurde es trocken. Den ersten Tankstopp zogen wir ein wenig vor, da es begann wie aus Eimern zu schütten. Die neuen Regenklamotten konnten dann gleich mal beweisen, dass sie 1. passen – ja ich hatte meine tatsächlich nicht einmal anprobiert – und 2. dicht sind. Beides konnten wir positiv beantworten. Nach gut 150 km im Dauerregen ließ auch dieser wieder nach und wir konnten die Regenkleidung im Fahrtwind trocknen, um sie beim nächsten Tankstopp wieder zu verpacken. 100 km vor Hamburg durften wir dann ein wenig im Stau stehen – und schon war das Navi nicht mehr so überzeugt davon, dass es uns 13 Uhr als Ankunftszeit genannt hatte. Die letzten km auf der A7 in Richtung Kiel zogen sich im Baustellen Stop and Go, bevor wir auf die A215 abbogen und nochmal kräftig am Gashahn ziehen konnten. Kurz nach 16 Uhr kamen wir in Kiel an und suchten uns erstmal wieder eine Tankstelle und einen Supermarkt, um noch etwas zum Abendessen auf der Fähre zu kaufen. Moppeds vollgetankt, Trinkrucksäcke aufgefüllt und Essen im Tankrucksack – so ausgestattet steuerten wir den Schwedenkai an und reihten uns in die Schlange der Wartenden. Die Verladung hatte bereits kurz vor 17 Uhr begonnen und so konnten wir nach kurzer Wartezeit unsere Kräder in den Bauch der Fähre lenken.

Schnell alles Nötige abgeladen und die Bikes verzurrt (1. Gang, Seitenständer, Spanngurt übern Sitz). Eine nette Dame erklärte uns, wie wir unsere Kabine finden und schon hatten wir unsere Dreier Luxuskabine mit Meerblick bezogen. Raus aus den Moppedklamotten, rein in was Leichtes, den Foto gepackt und ab aufs Sonnendeck. Überpünktlich um 18:40 Uhr machte die Stena Scandinavica die Leinen los und tuckerte im Rückwärtsgang aus dem Kieler Hafenbecken. Sah es, als wir auf die Fähre fuhren noch nach einem regnerischen Abend aus, überraschte uns das Wetter beim Ablegen mit strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel. Ich nutze das Wetter und die Gelegenheit für ein paar Spielereien mit der Kamera, bevor wir uns zum Essen auf die Kabine zurückzogen.

Den Sonnenuntergang erlebten wir dann bei einem kleinen Verdauungsspaziergang. Nun spielt Deutschland in der EM gegen Italien und ich nutze die Zeit den ersten Bericht zu schreiben. Wann und wie die weiteren Berichte online gehen, ist davon abhängig, wie wir Internetzugang und Lust haben. Diesmal soll das Reisen und Fotografieren im Vordergrund stehen. Daher bitte nicht böse sein falls die Berichte ein wenig auf sich warten lassen oder gar erst nach dem eigentlich Urlaub online gehen. So, und nachdem Deutschland nun nach Elfmeterkrimi weiter ist, gehts jetzt ins Bett.