Balkantour 2018 – Tag 13 – 321 km – Golem

Es ist einfach schön mit dem Rauschen des Meeres aufzuwachen. Dann gemütlich Zeugs zusammenzupacken und um 8 Uhr mit Meerblick beim Frühstück zu sitzen. Was könnte es schöneres geben? WINTER!!! Winter wäre gerade echt schön! Es ist sauwarm hier und wir müssen die Moppedklamotten anziehen. Wer ist eigentlich so bescheuert und fährt im Juni nach Albanien? 33 Grad soll es heute werden… Naja es hat auch seine schönen Seiten hier 😉

Wir starten um kurz nach 9 Uhr am Hotel Kristal. Unser erster Stopp ist nach wenigen Kilometern bereits in Sarande. Wir brauchen noch Wasser für die Trinkrucksäcke. Es erst am Morgen zu kaufen macht absolut Sinn weil es dann frisch aus dem Kühlschrank kommt und davon hat man den ganzen Tag was! Naja außer es hat 33 Grad, dann reichen die 3 Liter in meinem Trinkrucksack vielleicht bis Mittag. Zuerst geht es weg von der Küste, hier steht die Luft und wir können fast nicht atmen. Echt heftig. Der Fahrtwind bringt auch erstmal nichts. Erst als wir ein paar Höhenmeter machen wird es besser. Dann geht es in ein Tal und hier gibt es Stellen an denen ist es den ganzen Tag schattig. Hier kann man atmen! Nachdem wir über einen Bergkamm gefahren sind biegen wir nach links ab auf eine Schnellstraße in Richtung Gjirokastra. Die Stadt der tausend Stufen. Die Schnellstraße ist nicht wie auf Wikipedia beschrieben eine vierspurige autobahnähnliche Strasse. Sie ist nur zweispurig und wir zuckeln LKWs hinterher. In Gjirokastra lege ich einen Tankstopp ein. Anja kommt ja wesentlich weiter mit ihrem Tank und wird erst beim nächsten Mal wieder auffüllen. Dann fahren wir in der Stadt den Berg hoch um uns einen kurzen Überblick zu verschaffen. Um die Moppeds stehen zu lassen und die Stadt zu Fuss zu erkunden ist es definitiv zu heiß. Hab ich schon erwähnt wie toll Winter ist?

Von Gjirokastra wollen wir nach Berat – die Stadt der tausend Fenster. Da gibt es nur einen Haken, die Strasse welche wir uns ausgesucht haben ist keine Strasse und es ist warm – sauwarm und unsere Motorräder sind keine leichten 250er Enduros, sondern vollbepackte Eisenschweine. Wir fahren nach Ballaban und versuchen unser Glück, aber die zwei möglichen Wege sind zu schlecht für uns. Wir drehen um und fahren 25 km zurück bis zur Schnellstraße. In Fratar starten wir den nächsten Versuch die Schnellstrasse zu verlassen, aber auch hier scheitern wir nach wenigen Kilometern. Der weitere Weg sieht zwar fahrbar aus, aber nachdem wir mit Ortsansässigen gesprochen haben beschließen wir dass heute nicht der richtige Tag ist für 25 km schwere Dirtroad. Wir kehren wieder um und legen in Fratar einen Shopping- (Trinkrucksäcke auffüllen) und Colastopp (wir trinken ja keinen Kaffee) ein. Wiedermal wird Anja beäugt wie ein Alien. Wir fahren zurück auf die SH4 und lassen dem Rest des Tages seinen Lauf.

Die Schnellstrasse führt uns inzwischen durch eine Ebene und die Sonne brennt gnadenlos. Wir haben keinen Blick mehr für die Landschaft um uns. Trinken – fahren – trinken – fahren – trinken – ohne unsere Trinkrucksäcke wären wir sowas von erledigt. Um 17 Uhr rollen wir an unser Hotel im Umkreis von Durres und sind froh die Motorräder in einer Tiefgarage abstellen zu können. Eine Dusche weckt unsere Lebensgeister wieder. Wir gehen noch ein wenig am Strand spazieren bevor wir uns in einer Bäckerei mit Bureks zum Abendessen versorgen und im hoteleigenen Supermarkt Wasser kaufen. Inzwischen ist ein wenig Wind aufgekommen der die Temperaturen erträglich macht. Wir lassen den Abend auf dem Balkon ausklingen bevor wir uns um kurz nach 22 Uhr ablegen. Hoffentlich wird es morgen nicht wieder so heiss und hoffentlich geht sich unserer Tourenplanung morgen aus.

Balkantour 2018 – Tag 11 & 12 – 325 km & 0 km – Ksamil

Nach dem griechischen Abendessen waren wir eigentlich tot, trotzdem wurde es eine unruhige Nacht. Eine der Balkontüren konnte nicht festgeklemmt werden und schlug immer wieder im Wind. Bis wir realisiert hatten wo der Lärm herkam waren wir bereits mehrfach aufgewacht. Das Frühstück um 8 Uhr hätten wir fast verschlafen, aber nur fast. Es gab Brot, Marmelade, Feta, Spinatgefüllte Blätterteigrollen, Oliven und Kuchen. Alles was das Herz begehrt. Es muss nicht immer ein gigantisches Buffet sein. Die Zeitverschiebung um eine Stunde macht mich mal wieder ein wenig wirr, aber das wird heute Abend ja wieder vorbei sein.

Wir starten direkt mit Kurven und die gehen uns heute auch nicht aus. Wir sind in den griechischen Bergen und bewegen uns immer wieder etwas höher und tiefer so ca. in einem Korridor zwischen 800 und 1600 Höhenmeter. Während der ersten 100km begegnen wir:

  • 3 autos
  • 2 lkw
  • 2 Schildkröten
  • 1 VW bus
  • 1 Gruppe rennradfahrer
  • 2 Schäfer
  • 1 Herde Schafe

Wir sind hier quasi alleine unterwegs. Die Straßen sind mal besser und mal schlechter, aber immer kurvig. Die Ausblicke von den höheren Punkten sind immer wieder gigantisch und verzaubern uns. Licht und Schattenspiele, ziehende Wolken und der Blick in schier unendliche Ferne lösen Glücksgefühle aus. Es gibt hier auch nicht wirklich viele Dörfer oder Häuser. An manchen Punkten sieht man aufkeimenden Tourismus in Form von Hotels. Diese scheinen aber momentan alle noch geschlossen zu haben. Oder sind sie hier auf Wintersport ausgelegt? Ich glaube nicht da nirgends Skilifte zu sehen sind. Die Gipfel der Berge zeigen stellenweise noch Schneefelder, Skifahren wäre also definitiv möglich. Die Berge sind hier auch nicht wie auf dem bisherigen Verlauf nur bewaldet. Es gibt auch schroffe Felsen oder an einer Stelle so etwas wie schwarzen Sand zu sehen. Die Fotostopps sind heute definitiv sehr häufig.

Anja hatte gestern ja bereits eine Schildkröte über die Straße getragen. Heute waren es dann insgesamt 3 von den Dingern. Wir haben zwar keine Ahnung ob das richtig ist, aber es kann definitiv auch nicht gut sein wenn ein Auto sie erwischt. Eine Schildkröte ist gefangen zwischen steiler Felswand auf der einen Seite und Betonbarriere auf der anderen Seite. Diese setzen wir hinter der Barriere wieder ab.

Auf einem geraden Stück in einem Tal wo es echt drückend heiss ist hält Anja unerwartet an. Sie hat etwas ins Auge bekommen und braucht eine kurze Pause. Wir stehen nur kurz da hält ein Camper mit zwei Deutschen neben uns und sie fragen ob wir Hilfe benötigen. Wir bedanken uns und verneinen. Kurz darauf lassen sie uns freundlich wieder überholen und wieder ein paar km weiter sitzen wir dann zufällig im gleichen Cafe. Hier lernen wir auch Niko kennen. Ein ca. 8 jahre alter Junge der keinerlei Berührungsängste hat und ein paar Brocken Englisch spricht und auch versteht. Er verstellt alles was geht an meiner Smartwatch und fragt immer wieder verwundert wo denn die SIM Karte ist. Seine Mama (die Wirtin) schimpft weil er eigentlich Hausaufgaben machen sollte.

Kurz vor Igoumenitsa erreichen wir dann die Adria Küste. Wir biegen ab in Richtung Albanien und folgen erstmal der Küste bis zur Grenze. Der Übertritt war wie bereits gewohnt ein klacks und jetzt kann es richtig losgehen mit Albanien! Aufgrund einiger Fotostopps brauchen wir für die 29 km bis zum Hotel Kristal dann noch eine gute Stunde. Die Sonne steht bereits tief und das Licht schreit einfach nach anhalten und fotografieren. Außerdem ist die Landschaft hier einfach nur geil!!!

Unsere Unterkunft liegt nicht direkt in Ksamil wo sich Hotel an Hotel reiht und die Touris wie Ölsardinen in der Büchse am Strand liegen sondern einige km dahinter. Es ist die einzige Unterkunft in einer kleinen Bucht und hat nur 8 Zimmer. Wir gönnen uns heute noch ein opulentes Abendmahl (Salat, Tsatsiki, Fisch, Fleisch, Pommes, Brot) und lassen den Tag schnell ausklingen. Wir sind völlig platt. Anja schläft relativ früh. Ich sitze mich irgendwie am Laptop fest und mache mir Gedanken über die restliche Route. Aber macht ja nix wenns heute bissl später wird, morgen ist ja Pause angesagt.

Tag 12

Tag 12 beginnen wir um 9:15 mit einem einfachen Frühstück. Schafskäse, Marmelade, Butter, Brot, gekochtes Ei, Saft und Wasser sind vollkommen ausreichend. Nach dem Frühstück waschen wir mal ein paar Klamotten und hängen sie zum trocknen auf bevor es an den Strand geht. Wir faulenzen, lesen und baden den ganzen Tag. Abends dann nochmal einen Scrubba (Waschsack) voll Klamotten gewaschen und für die Nacht zum trocknen aufgehängt, dann geht es schon wieder zum Essen. Es sind noch zwei GS Fahrer (Schweizer und Deutscher) angekommen die morgen in Igoumenitsa auf die Fähre nach Hause wollen. Beim Abendessen (heute für beide Fisch, Salat, Pommes, Brot und Tsatsiki) unterhalten wir uns ein wenig mit ihnen. Sie hatten nur 7 Tage Zeit für den Trip… das wäre uns zu stressig um mit der Fähre hier runter ein paar Tage rum und dann wieder mit der Fähre zurück zu fahren… da bist ja fast schon mehr auf der Fähre als auf dem Mopped. Nicht unser Fall. Ne so lange Fährüberfahrt muss sich schon rentieren. Nach dem Essen noch schnell Routenplanung für morgen, dann noch den Bericht fertig tippen und ab ins Bett. Morgen geht es bald raus. Wir müssen viel packen und wollen zügig los.