Slowenien 2020 – Tag 09 – 357km – Schönau am Königssee

Der Blick nach draußen führt dazu dass ich gleich wieder ins Bett will. Dichter Nebel, man sieht die Hand vor Augen kaum. Das hilft aber alles nix, wir haben heute gute 350km vor uns. Um 7:30 Uhr sitzen wir beim Frühstück. Noch ein letztes Mail slowenische Hausmannskost. Alles was auf dem Tisch steht ist entweder von der Hausherrin selbst oder zumindest aus dem Dorf. Verschiedene geräucherte Würste, Schinken, Käse, Paprika, Tomaten, Marmeladen, Kuchen, Brot und Holunderschorle. Wir schlemmen uns durch und sind total zufrieden. Mit unserer Gastgeberin unterhalten wir uns übers Reisen. Sie hat ein Wohnmobil und ist auch viel im Balkan unterwegs. Sie liebt Serbien und Kroatien. Das Essen in Bosnien hat es ihr besonders angetan. Wir sind uns einige, die Balkanstaaten sind einfach die besten Reiseziele! Um 9 Uhr sitzen wir dann wehmütig auf den Motorrädern und verschwinden im Nebel.

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Ziemlich schnell stoppen wir noch an einem Spar Markt und decken uns mit Wasser ein. Es ist Sonntag und in Deutschland haben keine Geschäfte offen. Eine Bäckerei welche offen hat und Burek (fürs Abendessen heute) verkauft finden wir erst kurz vor der Grenze nach Österreich. Auf den letzten 60 km durch Slowenien zeigen die Strassen nochmal was dieses Land zu bieten hat. Kurven ohne Ende! Der Nebel hat sich bald verzogen und der blaue Himmel strahlt über uns. Das morgendliche Licht taucht alles in einen goldenen Glanz und die Natur tut ihr übriges zur tollen Stimmung – entweder leuchten die Blätter der Bäume oder z.B. die Äpfel in bunten Farben. Auf den Strassen ist nichts los und so können wir in vollen Zügen genießen. Die Drava führt uns dann irgendwann nach Österreich. Eigentlich wollen wir hier noch nicht weg, aber im Moment drängt sich diese Entscheidung leider auf. Die Grenze überqueren wir ohne Vorkommnisse.

In Österreich folgen wir immer mal wieder der Drau (hier heisst sie Drau, in Slowenien Drava). Die Strassen hier sind größer und unspektakulärer, das ist aber auch gut so da wir noch einiges an Kilometern vor uns haben. Die Hügel werden mehr zu Bergen und die Spitzen der Berge sind mit Schnee bedeckt. Unsere Entscheidung die Bahnverladung zu nutzen wird dadurch nur bestärkt. Solange wir in der Sonne fahren ist es angenehm, sobald man aber in den Schatten kommt fröstelt es uns. Bei einem Stopp an einer Tankstelle (Luftdruck prüfen und korrigieren, Tee und Kaffee trinken, Austreten) ziehe ich meine gefütterte Jacke unter die Moppedjacke. Anja hatte die Softshell bereits am Morgen druntergezogen. In Mallnitz landen wir auf dem Punkt! Um 13:50 Uhr geht der Zug. Wenn wir diesen verpasst hätten müssten wir eine Stunde warten. Wir sind um 13:36 da, genau zum Beginn der Verladung. Wir fahren als letzte auf den Zug und ein angestellter verzurrt unsere Moppeds. Sowohl dieser als auch der Ticketverkäufer fragen uns was wir hier wollen, es ist kalt und die Moppedsaison bereits vorbei. Dies können wir nicht so ganz nachvollziehen.

Letzter auf dem Zug zu sein hat den Vorteil dass man keinen Stress beim runterfahren hat. Moppedfahrer brauchen immer ein bisschen länger als Autofahrer da wir eben nicht nur einsteigen und losfahren müssen. Da ist es sehr angenehm dass kein ungeduldiges Auto hinter uns steht. Wir rollen gemütlich vom Zug und müssen feststellen dass die Entscheidung goldrichtig war mit diesem zu fahren. Selbst hier unten in Bad Gastein liegt Schnee! Wie hätte es erst auf 1700 Höhenmeter in Obertauern ausgesehen? Auf dem Weg zur Grenze legen wir noch einen Tankstopp ein und genießen die Sonne auf dem Rücken bei einer kurzen Pause. Dann geht es in Richtung Deutscher Grenze. Kurz vor dieser berichtet Anja dass Ari komisch kracht und der Lenker schlägt. Wir halten an und ich drehe eine kurze Testrunde. Erster Verdacht – Radlager vorne defekt. Da wir nur noch 15km bis zur Unterkunft haben beschließen wir langsam dorthin zu fahren. Wir überqueren die Grenze auf einer Ministrasse und rollen in den Hof unserer Unterkunft. Nach einer kurzen Führung durch die Gastwirtin schauen wir nochmal Anjas Mopped an. Die Diagnose Radlagerschaden verhärtet sich und wir überlegen wie wir das beste aus dieser Miesere machen. Also erstmal ein Radler aufgemacht und in den 28 Grad warmen Pool gesprungen.

Mit Blick auf die Schneebedeckten Berge überlegen wir uns zwei Pläne. Plan A: Freie Werkstatt in 5 km Entfernung – wenn diese am Montag morgen grünes Licht gibt bis Dienstag Mittag passende Lager zu haben und diese zu tauschen lassen wir das machen. Plan B: Wenn die Werkstatt das nicht schafft fahren wir auf Elli am Montag heim und direkt mit Auto und Hänger wieder her, laden Ari auf und fahren am Dienstag mit dem Gespann weiter in den bayrischen Wald.
Nach dem Baden geht es unter die heiße Dusche und dann gibt es die letzten Bureks zu essen. Wir sind noch gar nicht eingestellt auf deutsche Küche. Und die Herzlichkeit der Gastgeber in Slowenien vermissen wir auch schon. Das Land hat soviel zu bieten und wir konnten in dieser Woche nur einen Bruchteil davon erkunden. Trotzdem hatten wir viele tolle Erlebnisse und werden definitiv wieder kommen.

 

Slowenien 2020 – Tag 05 – 241km – Rundtour wieder zur Vina Kauran irgendwo in den Weinbergen

Warum stellt Mann (Frau bleibt liegen) sich im Urlaub nen Wecker auf 6 Uhr? Richtig weil um 7 Uhr die Sonne aufgeht und man nichts verpassen will. Wir sind auf einem Hügel in den Weinbergen und wollen den Sonnenaufgang genießen und fotografieren. Schwer fällt es mir trotzdem aufzustehen. Heute beginnt hier auf dem Weingut außerdem die Weinlese und wir wollen den Anfang komplett miterleben. Also sitzen wir um 7:30 bereits vor dem Haus und warten auf die angekündigten Arbeiter.

Um 7:33 beginnt es, der erste kommt und es wird laut hier. Ein Geschnatter und lauter freudestrahlende Gesichter. Man hat den Eindruck die Leute hätten sich seit Jahren nicht gesehen und müssten sich ihre ganze Lebensgeschichte erzählen. Eine Ziehharmonika wird ausgepackt und zur Musik tanzen sogar einige. Während wir unser Frühstück inmitten der Arbeiter bekommen gibt es für diese Schnaps und Nussstrudel. Auch wir bekommen Schnaps angeboten, versuchen diesen abzulehnen mit dem Argument wir wollen ja dann noch Motorradfahren, dieses wird aber mit dem deftigen Frühstück entkräftet. Wir genießen die Zeit und lauschen als der Chef eine Ansprache macht. Dann spielt der Quetschenspieler die Arbeiter in den Weinberg und hier herrscht auf einmal wieder Stille. Wann ist diese Stimmung in Deutschland verloren gegangen? Sich zu treffen und zusammen Arbeit zu erledigen. Das ganze mit Freude zu tun. Daraus ein Fest zu machen? Bei uns muss alles immer 100% effektiv sein und die Kennzahlen müssen stimmen. Hier ist eines klar, wenn am Abend der Traubensaft in den Tanks ist und die Leute ein Fest hatten dann war der Tag gut. Ob das jetzt ein Liter mehr oder weniger ist spielt keine Rolle. Und wann ist in Deutschland die Offenheit gegenüber Fremden verloren gegangen? Wir fühlten uns zuerst wie zwei Fremdkörper inmitten der feiernden Arbeiter. Aber diese haben uns herzlich aufgenommen. Viele erkundigten sich woher wir kommen, wohin wir fahren, ob es uns hier gefällt und natürlich ob der Wein schmeckt den sie hier produzieren. In Deutschland würdest du früh vor der Arbeit höchstens ein „Geh weg“, „Lass mich in Ruhe“ oder ein „Kümmer dich um deinen eigenen Scheiß“ bekommen. Es muss sich wirklich etwas ändern an der Einstellung der Menschen!

 

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Wir haben gestern spontan beschlossen noch eine Nacht hier zu verbringen und heute eine Rundtour zu fahren. Der Hausherr hat sich während dem Frühstück noch unsere Route angesehen und uns Tipps mit auf den Weg gegeben. Um kurz nach 10 Uhr fahren wir los durch die hügeligen Weinberge. Unser erster Halt führt uns ins Schloss Grad. Dieses soll so viele Zimmer haben wie das Jahr Tage hat. Einige davon kann man besichtigen und dank Audioguide müssen wir nicht einmal die Infotafeln lesen. Es ist fast nichts los und so sind wir in weniger als einer Stunde durch. Wir haben viele alte Handwerksgeräte gesehen und einiges über die Natur in der Umgebung gelernt. Unter anderem dass es hier viele Otter gibt. Das erklärt später auch ein Strassenschild „Warnung vor dem Otter“ welches Anja erst kurz als Minidino betitelt *g* bevor die Erinnerung an die Otter wieder kommt.

Die Landwirtschaft hier wird geprägt von Wein und Mais. Auf den Maisäckern ist auch gerade die Ernte in vollem Gange. Teilweise wird gedroschen, teilweise gehäckselt. Wir sehen nur einen Bauern der ganze Maiskolben erntet. In Dobrovnik fahren wir den ersten Tipp von Zlatko an: „Ocean Orchids“. Hier ist ein Tropenhaus und ein Orchideengroßhändler. Wir beschließen dann allerdings doch dies auszulassen. Bei dem guten Wetter wollen wir lieber noch mehr draußen unternehmen als uns unter Dach zu bewegen. Unser nächster Stopp liegt in Lendava. Das Vinarium ist ein Aussichtsturm im Vier-Ländereck. Das Wetter ist der Hammer und so haben wir auch den entsprechenden Weitblick von der Spitze. Ungarn, Kroatien, Österreich und Slowenien liegt uns hier zu Füssen. Außerdem gibt es am Fusse des Turmes Essensspezialitäten aus eben diesen Ländern. Der Kürtöskalacs-Stand hat leider geschlossen. Wir gönnen uns zwei ungarische Langos für mich mit Schmand, Knoblauch und Käse, für Anja mit Schmand, Kürbiskernen und Kürbiskernöl.

Die restliche Fahrstrecke wird nun etwas „langweiliger“ weil größere Strassen und weniger Kurven und Hügel. Aber so kommen wir auch etwas flotter voran. Ein letzter Sightseeingstop an einem alten schwimmend gelagerten Wasserrad welches eine Werkstatt angetrieben hat. Dann kaufen wir an einer Pekarna noch Burek und andere Leckereien für unser Abendessen. Der Verkäufer hier ist Kosovare (er stammt aus Prizren) und wir unterhalten uns ein wenig mit ihm über die Veränderung in den Ländern. Er hat aufgrund des Krieges in Albanien und in Deutschland (Berlin) gelebt. Nun ist seine neue Heimat Slowenien. Er freut sich als wir erzählen dass wir 2018 den Kosovo bereist haben und das Land toll fanden. Viel später als erwartet rollen wir um 17:45 wieder aufs Weingut. Die meisten Arbeiter sind für heute schon weg. Die Familie ist noch mit Aufräum- und Reinigungsarbeiten beschäftigt.

Wir genießen die Ruhe, sitzen noch ein bisschen draußen und schauen über die Weinberge. Um 19 Uhr sind die Arbeiten dann beendet und der Chef spendiert uns noch eine Flasche grünen Silvaner. Aber nicht ohne uns eine Führung durch die Weinkeller zu geben. Man sieht dass hier aktuell kein kommerzieller Betrieb stattfindet sondern Weinlese ist. Der Chef brennt für seine Arbeit und erzählt uns voll stolz von seinen Erfolgen mit den Weinen. Er sagt aber auch deutlich dass Weinbau sehr viel mit Glück zu tun hat und dass er sehr dankbar für dieses Glück ist. Wir probieren noch zwei verschiedene Traubensäfte welche heute erst frisch gepresst wurden. Die sind mal der Hammer!!! Am liebsten würden wir so einen Tank voll mitnehmen. Nach der Führung fahren dann auch Zlatko und seine Frau Zora nach Hause und das Weingut gehört uns wieder ganz alleine. Die Stille hier ist einfach fabelhaft. Wir genießen den Wein und essen zu Abend. Der perfekte Ausklang für diesen Tag.

Balkantour 2018 – Tag 18 – 348 km – Gradac

Da bei der Unterkunft kein Frühstück enthalten war brechen wir heute etwas früher auf. Es ist bewölkt und bei weitem nicht mehr so heiss wie gestern. Das Gewitter heute Nacht hat die ersehnte Abkühlung gebracht. Um 8:50 Uhr schieben wir die Motorräder aus der Garage und begeben uns noch zu einem Bäcker um etwas zu essen (natürlich Burek) für unterwegs mitzunehmen.

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Wir folgen bis Ploce der Küstenstrasse. Es ist angenehm zu fahren obwohl viel Verkehr ist. Der kurze Abstecher durch Bosnien Herzegowina ist ziemlich unspektakulär. Am ersten Grenzübergang schaut der Beamte wenigsten noch kurz den Reisepass an. Am zweiten werden wir direkt weitergewunken. Wozu setzt man dann überhaupt jemanden an die Grenze? Nachdem wir die Küste verlassen haben werden die Straßen erstmal wieder klein und kurvig. Wir fahren durch Weinfelder (Berge sind es nicht wirklich. Nennt man es dann Weinplantagen?) Die Wolken werden immer dunkler und vor uns braut sich was zusammen. Wir ziehen schonmal die Regenhauben über die Tankrucksäcke und machen unsere Klamotten dicht. Als dann zwei fette Blitze vor uns runtergehen und die Sintflut zu fallen beginnt drehen wir kurzentschlossen um und kehren in einem Cafe ein welches wir kurz davor passiert hatten. Wir trinken eine Cola und sitzen den Regen aus. Nicht ganz aber zumindest bis es nur noch ein tröpfeln ist.

Der weitere Tagesverlauf ist relativ unspektakulär. Die Straßen werden etwas größer und wir kommen flott voran. Die Landschaft ist hügelig bis bergig. Alles ist satt grün. Dank des zügigen vorankommens ist auch das fahren kurzweilig. Trotzdem merke ich heute das mir der Hintern vom sitzen weh tut. Ich glaube der Gegenverkehr amüsiert sich über meine Turnübungen auf dem Mopped. Die weiteren Unwetter streifen wir wenn dann nur kurz, so dass wir maximal ein paar Tropfen Regen abbekommen. Dank der Wolken und dem Regen ist es merklich heruntergekühlt was uns sehr entgegenkommt.

Unsere Unterkunft (Apartment Ada) finden wir heute erst auf den zweiten Anlauf und mit Hilfe der Handynavigation. Boris und Gordana haben ein mega schnuckeliges Grundstück. Sie halten selbst Schweine und Geflügel und versuchen sich weitestgehend selbst zu versorgen. Boris arbeitet als Fahrdienstleiter bei der kroatischen Bahn und Gordana bei Gericht. Aber die 4 Söhne sind entweder schon am studieren oder auf dem besten Weg dorthin und so müssen sie sich mit der Unterkunft etwas dazu verdienen. Sie bieten uns ein Abendessen an welches wir trotz unserer bereits gekauften Bureks annehmen. Gordana flitzt sofort in die Küche und fängt an zu werkeln. Die Bureks können wir auch morgen noch essen.

Auf Selbstgemachte Tomatensuppe mit Nudeln und Brot folgen Ofenkartoffeln, roter Krautsalat und panierte Geflügelschnitzel. In der Panade findet sich Sesam und das Essen ist einfach nur lecker! Wir bedanken uns nochmal und begeben uns in unsere Wohnung – Wir haben nicht nur ein Zimmer bekommen. Nein wir haben eine komplette Einliegerwohnung für uns zur Verfügung. Noch kurz den Laptop angeworfen und die Route für morgen klar gemacht. Dann geht es auch schon ab ins Bett.

Balkantour 2018 – Tag 13 – 321 km – Golem

Es ist einfach schön mit dem Rauschen des Meeres aufzuwachen. Dann gemütlich Zeugs zusammenzupacken und um 8 Uhr mit Meerblick beim Frühstück zu sitzen. Was könnte es schöneres geben? WINTER!!! Winter wäre gerade echt schön! Es ist sauwarm hier und wir müssen die Moppedklamotten anziehen. Wer ist eigentlich so bescheuert und fährt im Juni nach Albanien? 33 Grad soll es heute werden… Naja es hat auch seine schönen Seiten hier 😉