Korsika 2024 – Tag06 – 204km – Favone

Die Nacht im Zelt war wieder hervorragend und wider erwarten haben wir das rallige Pfauenpärchen überhaupt nicht mehr wahrgenommen. Ich will garnet aufwachen, Anja rüttelt an mir da wir ja doch irgendwann mal los müssen. Ich mach erstmal Espresso und Tee, dann gönnen wir uns abwechselnd ne kurze Yoga Session, zusammenpacken und dann noch ganz in Ruhe ne kurze Runde an den Strand. Als wir los wollen fällt mir auf dass der linke Motordeckel von Elli nass ist…ein Blick zwischen die Zylinder zeigt auch dort feuchte Stellen. Ist es Sprit? Oder Kühlwasser? Es lässt sich nicht nachverfolgen ohne den Tank und den Luftfilterkasten abzubauen. Ich beschließe es intensiv zu beobachten und wir fahren erstmal los. In der Ortschaft halten wir noch kurz bei einer Moppedwerkstatt und ich tausche mich 5 Minuten mit dem Schrauber aus – typisch Südländer… läuft das Mopped einwandfrei? Ja was willst du dann in der Werkstatt? Würde ich jetzt in einem Deutschen Forum fragen oder eine Deutsche Werkstatt wäre die Antwort: Auf keinen Fall mehr auch nur einen Meter fahren! Explosionsgefahr oder ein Motorschaden droht! Fakt ist – bei einem 22 Jahre alten Bock mit mehr als 130000km kann schonmal was undicht werden. Wir werden es im Blick behalten. Nachdem wir jetzt ganz schön Zeit verballert haben ist der Hunger auch schon da. Wir halten gleich noch beim Boulanger und frühstücken. Zwei Baguettes und ein Croissant mit Pistazienfüllung. So und nun geht’s aber endlich los.

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Wir fahren in die Berge und es gibt eigentlich wieder nur eines zu sagen: Kurven! Hier hat es unendlich viele Kurven! Ein Traum! Aber vorher noch eine Straßensperrung und wir weichen schonmal von der Route ab. Eine Straßenkategorie kleiner heißt noch mehr Kurven 😀 Korsika hat mich definitiv schon viel mehr begeistert als Sardinien damals. Und auch noch eine Erkenntnis habe ich – Sardinien ist auch gut für Supersportler. Korsika ist für Reiseenduros und Supermotos gemacht mit einem Supersportler hat man hier nicht so viel Spaß. Wir fahren durch eine Schlucht bzw. auf Höhe an ihr entlang. Links unter uns der Fluss, rechts von uns steile Felswände und vor uns Berge. In der Früh noch am Sandstrand, 15 Minuten später in den Bergen. Einfach genial! Die Jahreszeit ist auch perfekt. Es ist nichts los, überall blüht es und wir haben blauen Himmel (noch).

Im weiteren Verlauf fahren wir durch Wälder, das bietet nicht ganz so viel Ausblick, dafür kann man sich mehr auf den Kurvenflow einlassen. Wir sind uns einig dass es genau richtig war vor Korsika noch ein ADAC Kurven Intensivtraining einzulegen. Das war ein perfektes Warmup um das Gefühl für diese Straßen zu schärfen. Heute geht es auch wieder über Pässe. Den Anfang macht der Col de Verde (1283m). Wie so oft um diese Jahreszeit hat die Gastronomie auf dem Pass noch geschlossen. Wir sind definitiv noch völlig außer Saison unterwegs. In der Höhe wird es kalt. Anja zieht was drunter. Ich mache die Lüftungen an den Klamotten zu und ziehe mein Halstuch an.

Heute stehen immer wieder Schweine auf der Straße, keine Ziegen mehr. Oder Kühe – Kühe gehen immer. Die älteren Schweine sind völlig unbeeindruckt wenn wir vorbeifahren, aber die jungen Ferkel sind immer ganz aufgeregt. Da muss man aufpassen dass man keines zwischen die Räder bekommt. Auf dem Col de la Vaccia sind wir dann völlig alleine. Manchmal sehen wir heute für 1 Stunde kein anderes Fahrzeug. In der Gegend um Levie legen wir eine kurze Vitaminpause ein und essen jeder zwei Äpfel. Hier fahren wir für einige Kilometer durch eine Baustelle und werden dabei von einem Caddyfahrer überholt der keinerlei Rücksicht auf seine Dämpfer und Reifen nimmt. Als wir an der nächsten Ampel stehen wird mir auch klar warum. Er ist voll im Flow seiner Musik. Techno dröhnt aus seinen Boxen. Nach der Baustelle halten wir an einem ganz kleinen Boulanger (für alle die es noch nicht erkannt haben – Bäcker). Wir wählen ein Stück Flan, ein Käsekuchentartelette und noch was herzhaftes – eine korsische Spezialität – quasi ein herzhaftes Tartelette gefüllt mit einen kräftigen Käse und Knoblauch. Die Espressomaschine ist leider nicht aufgeheizt oder kaputt – ich verstehe die Dame leider nicht. Wir setzen uns vor die Tür und genießen die gekauften Stücke. Während dem Essen beschließen wir hier noch Myrten Kekse (auch ne Spezialität) und La Banette fürs Abendessen zu kaufen. Die Kekse testen wir gleich noch – saulecker!

Während der Pause haben uns bereits erste Tropfen der schwarzen Wolke welche uns näher kommt getroffen. Der Weg auf den Col de Bavella ist wieder so richtig smooth – wenig Kehren aber schöne Kurven und perfekter Asphalt. Man hat hier einen Wahnsinnsausblick auf die schroffen Berge und auch in die bewaldeten Täler. Auf dem Col scheint dann die Sonne und der Himmel ist strahlend blau. Das täuscht aber über die Temperatur und den Wind. Hier auf 1243 Höhenmeter pfeift es und ich muss mir jetzt auch eine zusätzliche Schicht anziehen. Hier ist eine Marienstatue (Notre-Dame des Neiges) auf einem Steinberg zu welcher jährlich eine große Pilgerung stattfindet und Steintafeln niedergelegt werden. Inzwischen laufen die Griffheizungen auf höchster Stufe und wir befinden uns wieder auf dem Abwärtsweg. Mit jedem Höhenmeter welchen wir verlieren wird es wärmer. Der Wind hat nachgelassen und so langsam spüren wir unsere Glieder wieder. Die Sonne neigt sich langsam und die Berge zeichnen sich gestaffelt & unscharf vor der Sonne ab.

Auf den letzten Kilometern die T10 entlang stoppen wir noch an einem Sparmarkt und kaufen Schinken, Salami und Schafskäse. Im Maggiregal wandert noch eine Tüten-Nudel-Suppe in den Einkaufswagen – ob uns heute wohl kalt war? An der Unterkunft angekommen begrüßt uns der Hausherr Robert freundlich, die Ferienwohnung ist einfach aber schön. Wir kochen uns die Nudelsuppe (4 Teller) und vespern das Brot mit Käse und Wurst. Der Käse ist eine Art Munster und schmeckt grandios! Noch Routenplanung (wobei sich diese hier im unteren Eck von Korsika quasi von selbst ergibt) und eine Buchung in Bonifacio, dann kuscheln wir uns ins Bett und vertreiben den letzten Rest Kälte aus unsere Körpern. Draußen hören wir den Regen und den Wind und schlafen zufrieden ein.

Korsika 2024 – Tag05 – 185km – Ghisonaccia

What a day… soviel vorweg. Aber erstmal Espresso…oder erstmal aufwachen. Ca. 7 Uhr, Anja und ich machen zeitgleich die Augen auf und müssen dringend mal wohin. Wir haben beide komplett durchgeschlafen. Die Nacht war sau gut! Ich hab über 9 Stunden gepennt, Anja sogar 10. Nach der Erlösung vom menschlichen Bedürfnis setze ich mich erstmal hin und mahle Kaffee, dann wird der Kocher angeworfen und Wasser gekocht. Das ganze mit Meerblick und dem Rauschen der Brandung in den Ohren. Die Wacaco Picopresso mit dem Kaffee befüllt und dann Espresso gepresst. Für Anja gibt es dann vom restlichen Wasser noch Tee. Wir sitzen einfach da und schauen aufs Meer und das ziemlich lange. Wir sind ja auch im Urlaub. Irgendwann fangen wir dann an unsere Sachen zusammen zu packen. Legen noch ne Yoga Session im Stehen ein und schlussendlich kommen wir um 10:30 nach dem Check-in/-out vom Platz.

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Erstmal fahren wir ein Stück die T10 zurück was ziemlich flott von statten geht. Auf diesem Stück halten wir bei einem Boulanger und kaufen zwei belegte Baguettes, welche wir um die Mittagszeit essen wollen. Bestimmt finden wir dafür ein schönes Plätzchen. Dann biegen wir nach links ab in die Berge. Erst auf einer gelben Straße, dann folgen wir einer weißen. Gelb = flowig kurvig, weiß = net ganz so flowig weil sehr eng und sehr kurvig. Mehr gibt es heute zu den Straßen auch gar nicht zu sagen. Diese beiden Zustände wechseln sich den ganzen Tag ab. Wir bewegen uns über einem Tal und haben grandiose Ausblicke sowohl auf eben dieses, als auch auf die Berge. Immer wieder kommen pittoreske Dörfer welche nahezu unmöglich gedrängt auf Kuppen sind oder an Hänge geklebt wurden. Wir halten immer wieder an und machen Bilder. Anja sammelt sich noch einen kleinen grünen Schieferstein für ihr Reisetagebuch. Um die Mittagszeit finden wir dann ein überdachtes Picknicktischlein an welchem wir uns die Baguettes schmecken lassen.

Von der ursprünglichen Route mussten wir abweichen da die D5 gesperrt ist. Macht nix bedeutet nur noch mehr Kategorie weiß. Als wir mal wieder auf ne gelbe Straße kommen stelle ich fest dass mein Tankfüllstand schon deutlich gesunken ist. Anja meint nur des langt schon noch… also erstmal weiter. Wir stoppen an einer Bogenbrücke und machen wieder Bilder, dann geht es wieder in die Höhe. Wir überfahren einen Col und es wird deutlich frischer hier auf knapp 1000 Höhenmetern. Auf dem Weg zurück ins Tal fängt dann Elli an den Tankfüllstand zu bemängeln. Na mal sehen ob sich das ausgeht. Wir kommen noch an eine Kirchenruine welche über und über it Grünzeug bewachsen ist. Aber man sieht auch noch ein paar Fresken. Ich mag ja solche Lost Places.

Wir fahren durch blühende Büsche, Bäume und Blumen. Es ist alles saftig grün und irgendwann kommen wir an einen Stausee. Der Füllstand ist für April erschreckend niedrig. Dann kommt eine Ziegenherde mit Hütehund. Der Hund will seine Herde beschützen und geht ganz schön bissig auf uns los. Wir ziehen am Gas und hoffen dass uns keine Ziege vors Rad kommt. Im weiteren Verlauf durchfahren wir noch mehrere Ziegenherden, aber alle weiteren ohne Hütehund. Ach ja und Kühe waren heute auch immer wieder auf der Straße. Und in den Dörfern liegen Hunde rum wie tot und heben nicht einmal den Kopf wenn man einen Bogen um sie fährt.

Als wir irgendwann wieder zurück auf die T10 kommen und unseren Halbkreis zu Ende gefahren sind gibt es erstmal Sprit. 19,5 Liter gehen ins 22 Liter Fass. Hätte ja doch noch ein bisschen gereicht. Dann stoppen wir bei zwei Patisserien. Die erste hatte keine Auswahl. Bei der zweiten gibt es Tartelettes (Citron und Pistachio) und einen Espresso. Wir kaufen auch gleich noch ein Baguette fürs Abendessen. Außerdem kürzen wir die heutige Route und fahren heute nicht mehr in die Berge. Es ist schon zu spät und wir wollen auch noch was warmes zu Essen kochen. In einem Sparmarkt kauft Anja Paprika, Zucchini und Tomaten. Der Check-in auf dem Campingplatz klappt heute problemlos. Die Rezeption hier ist bis 19 Uhr geöffnet. Nach dem Zeltaufbau setzen wir uns auf die Terrasse eines nebenanliegenden leerstehenden Bungalows und fangen an zu kochen. Nach dem Essen planen wir noch ein bisschen für morgen und buchen uns ein Zimmer. Nächste Nacht soll es massiv regnen, das sparen wir uns. Nach dem Abspülen gehen wir noch kurz an den Strand. Es ist schon fast dunkel und wir genießen das Rauschen der Brandung nur noch kurz.

Mal sehen ob uns das Pfauenpärchen welches auf dem Campingplatz ist und permanent schreit heute Nacht Ruhe gönnt. Während ich diese Zeilen im Zelt liegend tippe interessiert das Geschrei Anja nicht mehr die Bohne. Sie schläft schon tief und fest.

Korsika 2024 – Tag04 – Fähre + 107km – San Nicolao

Wer zum Teufel hat den Wecker auf 4 Uhr gestellt -> Schlummern! -> okay 4:15 Uhr ist immer noch unmenschlich früh im Urlaub. Erstmal nen Espresso… 5 Minuten später Espresso Nr. 2 aus der Kapselmaschine in der Wohnung -> die Augen beginnen sich zu öffnen. Zähneputzen, fertig packen, zu den Moppeds latschen, wieder zur Wohnung fahren, Packsäcke aufschnallen – wir sind startklar, es ist 5:30 Uhr als wir in Richtung Fährhafen von Livorno losrollen. Um 5:45 sind wir am Wachhäuschen und kriegen zu hören wir sollen wieder gehen sie öffnen erst um 6 Uhr. Wir drehen also rum und warten am nächsten Kreisverkehr bis 5:57, dann fahren VW Busse rein, die Schranke ist jetzt offen. Wir rollen unbeachtet hinterher. Am wirklichen Check-in ist dann noch alles finster. Das Personal kommt um 6:10 und wartet erstmal noch auf den Mann mit dem Schlüssel. Als der dann da ist wird Ausweis und Ticket einer Sichtkontrolle unterzogen und wir dürfen reinfahren um uns in die Warteschlangen zu stellen. Um 6:30 dann abscannen vom Ticket und Aufkleber aufs Mopped. Das Tor ist zu und keiner hat nen Schlüssel… 6:40 kommt wieder der Typ mit dem Schlüsselbund, sperrt auf und wir dürfen auf die Fähre fahren. Wir werden eingewiesen stellen die Moppeds ab, werden aufgefordert nochmal rumzudrehen und nachdem wir das gemacht haben schnappen wir uns Rucksack mit Kleinkram und Tankrucksäcke und begeben uns aufs Außendeck. Die Motirräder werden vom Fährpersonal mit Stricken angebunden.

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Auf dem Außendeck verbringen wir die Zeit bis wir ablegen und den Hafen verlassen haben. Achja im Hafen haben uns noch Österreicher mit ner 990er KTM angequatscht… aber um die Zeit sind wir halt noch nicht wirklich kommunikativ… okay… vielleicht sind wir das im Urlaub auch eher generell net so. Auf jeden Fall machen sie auf der Fähre einen Bogen um uns. Faszinierend zu beobachten wie der Lotse auf offener See dann von der großen Fähre in eine Nussschale umsteigt – bei voller Fahrt und ordentlich Wellengang. Wir suchen uns jetzt einen Platz im warmen, draußen ist es uns entschieden zu windig. Je weiter wir rausfahren desto unruhiger wird es. Am Nachbartisch sitzen zwei die schon ein bisschen grün im Gesicht sind. Wir schreiben erstmal Tagebuch/Bericht, ich sortiere Bilder und dann packen wir unsere drei Sorten Käse und das Brot aus. Den Typ am Nachbartisch hebt es als er sieht dass wir essen. Okay, so ganz unbeeindruckt ist mein Magen auch nicht mehr. Wir essen auch etwas weniger als gedacht und ich mache danach einen Powernap. Anja weckt mich nach ca. 20 min. wieder da ich mir keine Uhr gestellt habe und ich nicht zu lange schlafen sollte. Wir machen uns an die Routenplanung für den Tag und hacken was ins Basecamp (Planungssoftware von Garmin). Das Navi hängt auf dem Motorrad also werde ich die Route erst im Hafen drauf kopieren können.