Griechenland 2024 – Tag18 – 338 km – Pljevlja

Die Matratzen im Red Bricks sind einfach der Hammer! Ich habe so gut geschlafen wie seit Wochen nicht mehr! Kann ich diese Matratze mit heim nehmen? Wir sind heute die ersten beim Frühstück um Punkt 8 Uhr. Das Buffet ist reichlich gedeckt und wir schlagen ordentlich zu. Beim Moppeds packen erntet Anja wieder verschiedenste Arten von Blicken. Um 9:30 rollen wir dann vom Gehweg und durch den dreispurigen Kreisverkehr vorm Red Bricks um Shkodra in Richtung Norden zu verlassen. An einer Tankstelle müssen wir noch stoppen, da ich nur noch ca. 2 Liter Sprit im Tank habe. Damit kommen wir nicht mehr weit. Dann sind wir schon durch die Randgebiete und sehen Berge vor uns.

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Wir legen erste Fotostopps ein und schrauben uns die in die Höhe. Das Vermosh Tal ruft. Hier waren wir zwar 2018 schon mal, aber die Erinnerung kann man ja mal auffrischen. Und sie war tatsächlich etwas verblasst! Wir sind wieder völlig verblüfft ob der Schönheit und der Superlative dessen was die Natur hier geschaffen hat. Die Straße welche der Mensch durch das Tal gebaut hat ist auch der Hammer! Kurven pur und bester Asphalt! Am Aussichtspunkt über dem Tal treffen wir ein Pärchen aus Rumänien mit zwei großen BMW GS. 4 Moppedfahrer und 50% sind Frauen und das in Albanien…ungewöhnlich! Durchs Tal lassen wir dann dem Flow seinen Lauf. Es flutscht und wir jauchzen vor Freude. An einem Cafe stoppen wir und gönnen uns Espresso und Fanta Exotic. Wir glauben dass es das gleiche Cafe ist an welchem wir 2018 schon gestoppt hatten, es müsste dann aber renoviert und erweitert worden sein. Als wir wieder aufbrechen wollen geht der Wirt in einen Nebenraum holt drei Forellen aus einem Basin und haut Ihnen auf den Kopf. Das hatten wir auch von 2019 so in Erinnerung, aber damals war das Basin noch außen. Ich spreche Ihn darauf an und er bestätigt dass sie umgebaut haben.

Im weiteren Verlauf des Tales folgen noch einige Fotostopps und dann wandelt sich plötzlich das Bild vor uns. Plötzlich füllen knallebunte Laubbäume in intensiven herbstlichen Farben leuchtend unseren Blickwinkel. Es ist einfach geil hier! Das kann man nicht anders sagen. Dann geht es an die Grenze. Das letzte Stück (ca. 1,5km) war 2018 noch nicht geteert. Jetzt ist auch hier perfekter Asphalt. Am Schlagbaum halten wir an und bringen dem Grenzer unsere Pässe und Fahrzeugpapiere. 5 Minuten später dürfen wir passieren. Auf der Montenegrinischen Seite dann dasselbe Spiel nochmal. Anhalten, absteigen, Papiere abgeben, warten.

Die ersten km in Montenegro begeistern uns sofort wieder für dieses Land! Astreine Straße, Kurven satt, Ausblicke aus einem Bilderbuch oder von Bob Ross gemalt. Ein Auto gibt uns Lichthupe woraufhin wir das Tempo etwas mäßigen, was auch gut so ist, da kurz darauf eine Polizeikontrolle folgt. Wir werden durchgewunken. Wir folgen dem Tal weiter und irgendwann stoppen wir an einer Pekarna und gönnen uns den ersten Burek dieser Reise. Im Market nebenan kaufe ich noch Wasser, dann geht es weiter.

Auf der E-65 ab Berane ist Baustelle angesagt. Wir ersticken förmlich im Staub! Etliche km ist Schotter angesagt mal fester, mal lockerer, zig Ampelschaltungen und menschliche Einspurregelungen. Wir kommen nur schleppend voran und die Panoramic Road welche hier ausgeschildert ist macht nicht so richtig Spaß. Wir fressen unendlich viel Dreck, Moppeds, Klamotten und alles was so an uns dran ist hat eine dicke graue Staubschicht. Durch die Helmvisiere ist fast nichts mehr zu sehen. Als die Baustelle nach knapp 30km endlich zu Ende ist freuen wir uns ein Loch in den Bauch! Und wir freuen uns auch schon darauf dieses heute Abend mit Essen zu füllen. Aber erst soll es noch durch den Durmitor Nationalpark entlang der Tara gehen. Wir legen nochmal eine Biopause ein, essen nen Apfel und ne Birne. Ich widme mich noch intensiv den Helmen und mach sie so gut es geht sauber. Der Wahnsinn was man durch ein sauberes Visier wieder sieht! Vor allem bei der immer tiefer stehenden Sonne. Dann geht es oberhalb der Tara entlang. Und dann plötzlich geht gar nichts mehr. Die Straße ist vollgesperrt. Aber nicht nur ein Schild, nein sie ist wirklich komplett dicht gemacht. Da hilft alles nix, wir müssen umdrehen und großräumig umfahren. Das heißt erstmal ein ganzes Stück zurück fahren. Ganze 41 km geht es Retoure. Unterwegs stoppen wir an einer Tankstelle, Sprit, Cola, Twix und ein Gespräch mit einem Tschechen der uns überzeugen will ein Businness in Sachen Autohandel mit ihm zu eröffnen…dafür hab ich grad echt keine Nerven! An der Tanke plane ich schnell noch auf dem Garmin die Umleitung. Unsere Ankunft an der Unterkunft schiebt sich insgesamt ca. 1,5 Stunden nach hinten. Es wird heute ein langer Tag.

Die Sonne steht schon tief und in den Tälern ist sie bereits nicht mehr zu sehen. Es wird deutlich kühler und Anja hat schonmal was drunter gezogen. Ich schließe bei einer weiteren Toilettenpause die Lüftungen an meiner Klim Kombi. Die Umfahrung macht aber Spaß! Kurvig, perfekter Asphalt und Formationsflugcharakter! Wir sind im Fahrtunnel und machen keine Fotostopps mehr. Irgendwann verlassen wir die Ausbaustrecke und der Asphalt wird schlechter Ein Iveco Daily, ein Passat und ein Golf sind vor uns und geben es ihren Fahrwerken echt gottlos! Irgendwann laufen wir auf einen LKW auf, welcher ohne Ladung auch fährt wie ein Irrer! Sein Auflieger kämpft in so mancher Kurve mit dem nötigen Grip! Wir könnten ein bisschen zügiger fahren, aber Überholen ist echt ein spannendes Thema nachdem unsere „Kontrahenten“ so angasen. Irgendwann ergibt sich trotzdem die Gelegenheit und wir ziehen vorbei. Pljevlja ist bekannt für sein Kohlekraftwerk welches mit 210 MW ca. 1/3 des Stromes des Staates Montenegro produziert. Die Kohle hierfür kommt aus zwei Tagebaugebieten in der Gemeinde. Als wir auf die Stadt zufahren blicken wir direkt in den Krater des Tagebaus. Ein riesen Loch ist das! Die letzten Sonnenstrahlen verschwinden allerdings gerade hinter den Bergen und der Himmel leuchtet rot. Also stoppen wir nicht mehr sondern rollen zielstrebig ans Hotel.

Das Zimmer ist klein und in die Jahre gekommen, aber sauber. Ich kippe Elli noch ein bisschen Öl in den Motor, dann ziehen wir uns um und gehen eine Runde spazieren. Nach den 338 km heute tut es gut die Beine etwas zu bewegen. Pljevlja ist lebendig! Viele größeren Städte haben viel Leerstand. Hier steppt der Bär! Menschen auf den Straßen, ein Laden am anderen. Man merkt dass es hier Arbeitsplätze gibt und eine florierende Wirtschaft. An einem kleinen Supermarkt kaufen wir Wasser, Kekse und Bake Rolls. Als wir wieder zurück am Hotel sind beschließen wir direkt dort Abend zu essen. Als Vorspeise gibt es Kajmak und Sopska Salat. Ich gönne mir Cevapi, Anja irgendein gefülltes Fleisch. Beides ist saulecker! Die Portion ist groß, wir sind nach dem langen Tag aber auch hungrig und lassen keinen Krümel übrig. Nach dem Essen geht es dann noch unter die Dusche, den Staub des Tages abwaschen! Das Duschgel des Hotels riecht wie Lavendelweichspüler und nachdem ich den Staub aus dem Bart gewaschen habe flauscht er auch wie mit Kuschelweich gespült.

Wir sind uns noch unsicher wieviel km wir morgen einplanen wollen. 310 oder 340? Wir schlafen mal ne Nacht drüber und werden es morgen entscheiden. Im Gastraum des Hotels steppt der Bär, die Musik dröhnt und die vorwiegend männlichen Gäste singen lautstark mit. Um 23:15 (ich tippe gerade noch) wird die Musik langsam leiser, aber ein Ende ist noch nicht ins Sicht. Anja lauscht schon intensiv am Kissen.

Unterkunft: Hotel Delta Pljevlja

Griechenland 2024 – Tag17 – 264 km – Shkodra

Als ich um kurz vor 6 Uhr aufwache und auf die Toilette torkle färbt sich der Himmel über dem See bereits zart rot. Ich hab dafür aber noch nicht wirklich was übrig und lege mich wieder ins Bett. Ich hab Kopfschmerzen – hoffentlich vergehen die bis ich aufstehe. Um 6 Uhr klingelt dann der Wecker und ich mach ihn aus. Um 6:20 geh ich dann nochmal auf Toilette und leg mich wieder hin. Anja steht auf. Ich ignoriere den Tagesbeginn wegen Kopfschmerzen. Um ca. 7:30 stehe ich dann endgültig auf und nehme eine Schmerztablette. Um Punkt 8 Uhr sitzen wir dann beim Frühstück. Wir bekommen eine Kanne Tee, Brot, Käse, Tomaten, Butter, Pflaumenmarmelade und Spiegeleier. Alles was das Herz begehrt. Wir mampfen glücklich und genießen den Ausblick in Richtung See. Die Kopfschmerzen lassen dank Tablette nach, verschwinden aber nicht völlig.

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Unser Tagesziel für heute ist es endlich mal das albanische Wort für Danke zu lernen – es ist nicht Formaldehyd (auch wenn Anja sich daran erinnert). Faleminderit heisst Danke auf Albanisch. Um kurz nach 9 Uhr haben wir bezahlt und fertig gepackt. Jeder hat einmal Faleminderit gesagt und damit für ein Lächeln gesorgt. Was ein einzelnes Wort in Landessprache bewirkt ist immer wieder erstaunlich. Die ersten km bis zur „größeren“ Straße sind von verzückten „oh guck mal ein Esel“ Rufen geprägt. Wir halten an und keiner von den Eseln will sich von Anja streicheln lassen. Die Enttäuschung ist groß. Als wir uns endlich von den Tieren losreißen können, also als ich endlich Anja losreißen kann fahren wir erstmal ein Stück des gestrigen Weges zurück über den Bergkamm. Kurven am Morgen vertreiben Kummer und Sorgen! Anmerkung Anja: „Aber Eselstreicheln können sie nicht ersetzen!“

Zurück in der Ebene mit den Obstbaumplantagen können wir die sonntägliche Feldarbeit beobachten. Während uns immer wieder dicke Mercedes mit noch dickeren Motoren überholen oder begegnen kommen auch immer wieder Esels-/Pferdekarren die Straße entlang. Auf den Feldern wird mit Muskelpower gearbeitet, nicht mit großem Gerät. In den Ortschaften und entlang der Straßen wird immer wieder das Erntegut feil geboten. Zwiebeln, Knoblauch, Äpfel, Kartoffeln, Birnen und noch einiges andere liegt an den Ständen. Immer wieder sehen wir heute auch Moscheen. Kirchen fallen uns fast keine mehr auf. Wir kommen an den Ohridsee und folgen dem Ufer auf der Westseite. Die Ostseite hatten wir 2018 erkundet. In Pogradec ist die Hölle los, gefühlt sind alle Menschen die hier leben auf den Straßen unterwegs. Zu Fuß, mit Rollern, mit Autos oder im Bus. Der Wahnsinn was hier für ein Gewusel ist.

Der Ohridsee ist glasklar und liegt ruhig im morgendlichen Licht. Wir genießen die Stimmung und setzen uns auf einem Parkplatz auf eine Bank. An der Uferstraße stehen jetzt ab und an Leute die frischen Fisch hochhalten und anbieten. Jeder hier versucht das zu Geld zu machen, was er selbst fängt, jagt oder anbaut. Wir verlassen den Ohrid See und schrauben uns in die Höhe, mal wieder über einen Bergkamm. Für einen Fotostopp halten wir nochmal an und beobachten wie hier auf dem Parkplatz ein paar Schüsse mit einem Paintballmarkierer auf Blechschilder als Unterhaltung angeboten werden. Und tatsächlich kauft sich jemand ein paar Schüsse. Anja gibt mir noch ein paar Globuli welche meine Allgemeinzustand heute etwas verbessern sollen… mal sehen. Auf der anderen Seite des Bergkammes steht in jeder Kurve wieder jemand der seine Waren anbietet. Die Kunden halten dafür abenteuerlich an und blockieren die Straße.

Wir folgen einem Tal welches von einer Straßenbaustelle durchzogen ist. Die schlechte kleine (aber wichtige Hauptroute) wird vierspurig ausgebaut. In einer Tankstelle freut sich ein Bube wie Harry über uns und winkt ganz dolle. Ein Auto welches vor mir fährt macht im Stau plötzlich die Türen auf und ein Mann lehnt sich heraus nur um mir nen Daumen hoch zu zeigen und zu winken. Wir werden hier wahrgenommen und freundlich begrüßt! Das macht Spaß! Irgendwo stoppen wir in der Pampa für eine Biopause und essen Birnen von gestern. Dann geht es unspektakulär durch sehenswerte Landschaft weiter im dichten Verkehr. An einem Cafe legen wir nochmal eine Pause ein. Ein Mokka und zwei Dosen Pepsi mit Kunststoffstrohhalm gönnen wir uns. Wir sind nicht in der EU. Auch die Kapseln der PET Flaschen lassen sich einfach abschrauben. Achja, der Wirt war äußerst freundlich, aber er hat Anja erstmal dezent ignoriert bis ich ihn darauf hingewiesen habe dass sie auch etwas bestellen möchte. Überhaupt sehen wir eigentlich nur Männer in den Cafes sitzen. Die Frauen sind bei der Hausarbeit, beim Kinder hüten oder irgendwo anders, aber nicht bei einem Mokka im Cafe. Die Pause hat saugut getan. Meine Kopfschmerzen sind auch endlich weg, die Globuli haben scheinbar geholfen oder das Koffeein.

Dann geht es weiter auf Schnellstraßen (mal besser mal schlechter) und teilweise auf Autobahn. Wobei Autobahn relativ ist. Auf der Autobahn dürfen laut Beschilderung z.B. nur Zweiräder über 250ccm fahren… interessiert keinen. 50ccm Mofas sind genauso unterwegs. Es laufen auch Leute rum und es werden Zwiebeln verkauft – auf der Autobahn. Es gibt Grundstückseinfahrten und geparkte Fahrzeuge. Albanische Autobahn ist nicht zu vergleichen mit dem was uns so geläufig ist. Tirana können wir nicht komplett umfahren. Anja findet es toll, sie muss mir ja auch nur hinterherfahren und nicht auch noch navigieren. Naja interessant ist es trotzdem die Stadt ein klein wenig anzuschneiden. An einer Kastrati (Tankstelle) stoppen wir für noch eine Biopause und ich esse nochmal eine Birne, Anja einen Apfel. Aufgrund unseres Obstbestandes fallen die Snacks heute sehr gesund aus.

Shkodra empfängt uns dann unerwartet ruhig. Wir hatten die Stadt viel wuseliger und hektischer in Erinnerung. Vielleicht liegt es aber auch an der Uhrzeit oder daran dass Sonntag ist. Das Garmin will uns entgegen der Fahrtrichtung in eine Einbahnstraße schicken, also muss ich ein bisschen improvisieren. Wir kommen relativ easy zum Red Bricks in welchem wir heute nächtigen wollen. Vor 6 Jahren waren wir bereits eine Nacht hier. Die Motorräder sollen wir auf dem Gehweg abstellen und sie werden durch eine Pylone gekennzeichnet. Dann packen wir ab und verwüsten das Zimmer. Ich springe direkt unter die Dusche, danach Anja. Noch schnell eine Orange aus Griechenland gegessen (die dürfen auch langsam weg) und ein paar letzte Kekse. Der Körper schreit irgendwie nach Industriezucker bei dem ganzen Obst den Tag über.

Wir laufen eine Runde durch die Fußgängerzone, essen Baklava und suchen uns dann eine Location zum Abendessen. Dazu laufen wir ein wenig aus dem Gewusel raus und bleiben etwas abseits im Taverna e Miqve hängen. Wir bestellen gegrilltes Gemüse, überbackenen Käse mit Paprika und Albanische Casserolle mit Rindfleisch, dazu gibt es noch Brot. Wir haben heute zurückhaltend bestellt und mal nicht übertrieben. Trotzdem sind wir nach dem Essen gut satt und es war saulecker! Dann geht es zurück zum Hotel, wir haben sogar wieder das gleiche Zimmer wie 2018 bekommen. Bilder sichern, Route für morgen planen, Unterkunft raussuchen und buchen, dann noch ein paar Gedanken zum restlichen Heimweg gemacht und diese Zeilen getippt. Schon ist es wieder fast 23 Uhr und das Bett ruft.

Unterkunft: The Red Bricks Shkodra

Balkantour 2018 – Tag 16 – 248 km – Podgorica

War das eine Nacht! Das Red Bricks in Shkodra ist einfach der Hammer. Die Mitarbeiter bemüht ohne Ende. Die Zimmer riesig. Das Bett gigantisch groß und mega Matratzen. Die Minibar ist im Preis inkludiert. Ne große Dusche mit ordentlich Wasserdruck. Wir haben geschlafen wie Könige! Das Frühstück stand dem in nichts nach. Wir kamen daher nicht in die Pötte und trödelten ewig rum. Um 10:30 zuckelten wir dann endlich los. Aber erstmal nur zum Postamt. Wir brauchten noch Briefmarken für die Ansichtskarten. Danach drehten wir noch eine Runde im Kreisverkehr vor dem Hotel bevor wir noch Wasser kauften und tankten. Dann hatten wir Shkodra wieder verlassen.

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Jetzt wo wir langsam begannen den albanischen Verkehrsfluss, der für einen Deutschen wie Chaos aussieht, zu verstehen. Es befindet sich alles in einem stetigen Fluss. Langsam und manchmal sah es aus wie drängeln, aber es hat auch etwas mit Rücksichtnahme zu tun. Viel flüssiger als in Deutschland. Und keiner regt sich auf. Alles fügt sich ineinander wie langsam laufende Zahnräder.
Erstmal ging es noch ein Stück auf gut ausgebauter Straße SH1 in Richtung Podgorica dahin bevor wir nach rechts auf die SH20 abbogen. Garmin behauptet immer noch dass dies ein unbefestigter Weg ist. Wir können mit Sicherheit sagen dass es das nicht ist. Die Straße ist nagelneu perfekt ausgebaut! Die Italiener in den Dolomiten wären mal wieder neidisch. Die SH20 schraubt sich zügig in die Höhe und liefert perfekte Aussichtspunkte! Es kommen einem plötzlich überdurchschnittlich viele Motorräder entgegen. Wenn man dann die Passhöhe des Leqet e Hotit hinter sich hat folgt in der ersten Kehre abwärts ein Parkplatz mit Aussichtspunkten.

Wir trafen hier ein deutsches Pärchen mit zwei großen Hunden im Kleinbus. Irgendwie haben wir uns dann mit denen ewig unterhalten. Sie kamen vom Wandern aus Montenegro und waren hin und weg von dem Land. Jetzt ist für sie Albanien dran. Bei uns ist es genau umgekehrt. Während wir so dastanden kamen immer wieder Gruppen von Motorradfahrern. Vorrangig Italiener, diese scheinen Albanien schon länger für sich entdeckt zu haben. Sie kommen aber auch relativ unkompliziert mit der Fähre über Igoumenitsa ins Land. Die Temperaturen waren heute sehr hoch und wir schwitzten nur einmal, dafür aber heftig.

Nach der Abfahrt vom Pass legten wir gleich den nächsten Stopp an einem kleinen Cafe ein. Zwei eiskalte Cola gönnten wir uns von unseren letzten LEK. Während wir hier saßen durften wir zusehen wie Albaner mit Fischen handeln. In gefühlten 5 Minuten hat die Händlerin 7 frische Fische erschlagen, ausgenommen und gewaschen und verkauft. So langsam sollten wir mal weiter. Das Navi gibt als Ankunftszeit bereits 18 Uhr aus. Die Straße ist weiterhin perfekt aber wir lassen uns auch weiterhin Zeit. Es dauert trotzdem nicht mehr lange bis die Grenze in Sicht kommt. Bevor dies aber geschieht endet plötzlich die Straße. Den letzten km bis zur Grenze geht es über Schotter. Bei der Passkontrolle treffen wir wieder Motorradfahrer. Ein Deutscher der vor uns herfährt und drei Tschechen in Gegenrichtung auf alten Africa Twins mit TKC80 Bereifung die bedauern dass in Albanien immer mehr asphaltiert wird.

In Montenegro fühlen wir uns sofort wieder wohl. Die bewaldeten Hügel und Berge sind einfach schön. Am Fahrbahnrand verkaufen Kinder Walderdbeeren. Wenn ich denke wie lange man für so ein Schüsselchen pflücken muss. Wir gönnen uns eines und sind begeistert. Die drei Kids sind begeistert von uns und unseren Motorrädern. Dann geht es wieder in die Höhe. Serpentine um Serpentine schrauben wir uns hoch, überholen einen Radfahrer mit vollem Gepäck. Dann machen wir halt an einer Bergwiese. Es ist unglaublich wie viele verschiedene Blumen hier blühen. So sieht gesunde Natur aus. Der Radfahrer holt uns ein und entpuppt sich als Belgier. Wir halten einen kurzen Plausch während Anja die Blumenvielfalt fest hält. Nachdem wir über diesen Pass sind geht es weiter auf kleinen Straßen in Richtung Kolasin. Dort biegen wir auf die E-65 ab welche uns durch die Taraschlucht nach Podgorica führen wird.

Wir legen nochmal ein paar Stopps ein. Es ist einfach gigantisch. Dieses Land zieht uns immer wieder völlig in seinen Bann. Gestaffelte Hügelketten im Gegenlicht. Da ist er wieder der Bernd Römmeltsche Moment. „Und wenn du meinst dass du fertig bist mit fotografieren, dann bleib noch 5 Minuten, es wird sich rentieren“… so vergehen 5 Minuten um 5 Minuten. Irgendwann müssen wir uns losreißen.

Podgorica ist uns gleich wieder vertraut. Das Hotel Bambis kennen wir von unserer Tour 2015. Wir checken ein, planen noch den morgigen Tag und suchen uns was zu essen. Wir finden einen kleinen Pizzastraßenverkauf mit wenigen Sitzgelegenheiten und lassen uns hier nieder. Anja gönnt sich anlässlich ihres heutigen Geburtstages noch ein Stück Napoleon Torte nach der Pizza. Zurück im Hotel springen wir noch schnell unter die Dusche. Es war ein mega anstrengender Tag voller toller Eindrücke. Wir fallen glücklich ins Bett und schlafen wie erschlagen.

Balkantour 2018 – Tag 13 – 321 km – Golem

Es ist einfach schön mit dem Rauschen des Meeres aufzuwachen. Dann gemütlich Zeugs zusammenzupacken und um 8 Uhr mit Meerblick beim Frühstück zu sitzen. Was könnte es schöneres geben? WINTER!!! Winter wäre gerade echt schön! Es ist sauwarm hier und wir müssen die Moppedklamotten anziehen. Wer ist eigentlich so bescheuert und fährt im Juni nach Albanien? 33 Grad soll es heute werden… Naja es hat auch seine schönen Seiten hier 😉

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Wir starten um kurz nach 9 Uhr am Hotel Kristal. Unser erster Stopp ist nach wenigen Kilometern bereits in Sarande. Wir brauchen noch Wasser für die Trinkrucksäcke. Es erst am Morgen zu kaufen macht absolut Sinn weil es dann frisch aus dem Kühlschrank kommt und davon hat man den ganzen Tag was! Naja außer es hat 33 Grad, dann reichen die 3 Liter in meinem Trinkrucksack vielleicht bis Mittag. Zuerst geht es weg von der Küste, hier steht die Luft und wir können fast nicht atmen. Echt heftig. Der Fahrtwind bringt auch erstmal nichts. Erst als wir ein paar Höhenmeter machen wird es besser. Dann geht es in ein Tal und hier gibt es Stellen an denen ist es den ganzen Tag schattig. Hier kann man atmen! Nachdem wir über einen Bergkamm gefahren sind biegen wir nach links ab auf eine Schnellstraße in Richtung Gjirokastra. Die Stadt der tausend Stufen. Die Schnellstraße ist nicht wie auf Wikipedia beschrieben eine vierspurige autobahnähnliche Strasse. Sie ist nur zweispurig und wir zuckeln LKWs hinterher. In Gjirokastra lege ich einen Tankstopp ein. Anja kommt ja wesentlich weiter mit ihrem Tank und wird erst beim nächsten Mal wieder auffüllen. Dann fahren wir in der Stadt den Berg hoch um uns einen kurzen Überblick zu verschaffen. Um die Moppeds stehen zu lassen und die Stadt zu Fuss zu erkunden ist es definitiv zu heiß. Hab ich schon erwähnt wie toll Winter ist?

Von Gjirokastra wollen wir nach Berat – die Stadt der tausend Fenster. Da gibt es nur einen Haken, die Strasse welche wir uns ausgesucht haben ist keine Strasse und es ist warm – sauwarm und unsere Motorräder sind keine leichten 250er Enduros, sondern vollbepackte Eisenschweine. Wir fahren nach Ballaban und versuchen unser Glück, aber die zwei möglichen Wege sind zu schlecht für uns. Wir drehen um und fahren 25 km zurück bis zur Schnellstraße. In Fratar starten wir den nächsten Versuch die Schnellstrasse zu verlassen, aber auch hier scheitern wir nach wenigen Kilometern. Der weitere Weg sieht zwar fahrbar aus, aber nachdem wir mit Ortsansässigen gesprochen haben beschließen wir dass heute nicht der richtige Tag ist für 25 km schwere Dirtroad. Wir kehren wieder um und legen in Fratar einen Shopping- (Trinkrucksäcke auffüllen) und Colastopp (wir trinken ja keinen Kaffee) ein. Wiedermal wird Anja beäugt wie ein Alien. Wir fahren zurück auf die SH4 und lassen dem Rest des Tages seinen Lauf.

Die Schnellstrasse führt uns inzwischen durch eine Ebene und die Sonne brennt gnadenlos. Wir haben keinen Blick mehr für die Landschaft um uns. Trinken – fahren – trinken – fahren – trinken – ohne unsere Trinkrucksäcke wären wir sowas von erledigt. Um 17 Uhr rollen wir an unser Hotel im Umkreis von Durres und sind froh die Motorräder in einer Tiefgarage abstellen zu können. Eine Dusche weckt unsere Lebensgeister wieder. Wir gehen noch ein wenig am Strand spazieren bevor wir uns in einer Bäckerei mit Bureks zum Abendessen versorgen und im hoteleigenen Supermarkt Wasser kaufen. Inzwischen ist ein wenig Wind aufgekommen der die Temperaturen erträglich macht. Wir lassen den Abend auf dem Balkon ausklingen bevor wir uns um kurz nach 22 Uhr ablegen. Hoffentlich wird es morgen nicht wieder so heiss und hoffentlich geht sich unserer Tourenplanung morgen aus.