Motorradstrasse Deutschland Westroute Tag 2 – 308km

Laut Wetterbericht von gestern sollte es heute regnen, umso mehr freuten wir uns dass es nicht regnete als wir aufwachten. Noch schnell unter die Dusche und dann ab ins 200 m entfernte Gasthaus Zu den Linden zum Frühstück. Selbst gemachte Marmeladen und Grütze ließen wir uns schmecken. Dann wollten wir zügig los um dem Regen soweit es ging vorauszueilen. Tagesziel: mindestens 330 km fahren damit die Tageetappe 3 möglichst kurz wird. Also die Taschen in den Koffern verstaut und schon ging es los.

Der Start im Rothaargebirge war Kurvenreich, aber leider nicht mehr sehr lang. Nach wenigen Kilometern verlassen wir diesen schönen grünen Flecken Erde. Ein Wegweiser zu einem Aussichtsturm verleitet uns links abzubiegen. Leider öffnet dieser erst um 11 Uhr (die rechnen wohl mit Langschläfern?). Wir machen zwei Fotos und begeben uns wieder auf die Route. Das Garmin tut heute schon eher das was ich will.

Vorerst geht es in Richtung Olpe… Olpe, da war doch was? Aber was doch gleich… einige Kilometer später fällt es mir wieder ein. Hier hatte der Welsh Coast MCC Germany immer seine Easterparty veranstaltet. Dafür sind wir zum einen zu spät dran und zum anderen ist diese heuer ausgefallen.
Die Landschaft verändert sich. Wir fahren entlang des Biggesee, welcher mich augenblicklich fasziniert. Der See wird in mehreren Stufen aufgestaut und erstreckt sich über eine relativ lange Strecke. In Finnentrop fallen zwei Dinge auf, zum einen vermutet das Garmin eine Brücke welche abgerissen wurde, zum anderen taucht immer mehr Industrie auf, welche sich am Wasser entlang angesiedelt hat. Am Sorpesee entlang werden langsam die Geschwindigkeitsbeschränkungen lästig. Noch ahnen wir nicht, was wir heute noch ertragen dürfen. Nun folgt die Möhnetalsperre, welche eine besondere Geschichte hat. Im zweiten Weltkrieg wurde die Staumauer bei einem gezielten Bombenangriff stark beschädigt. Immer wieder finde ich es faszinierend, dass man direkt nach Staumauern Häuser oder ganze Ortschaften sieht. Ich persönlich hätte viel zu viel Respekt vor den nur durch eine Mauer gehaltenen Wassermassen um direkt unterhalb dieser zu wohnen.


War der Weg entlang der Gewässer noch von Industrie oder Tourismus geprägt, so ergibt sich nun langsam wieder ein ganz anderes Bild. Landwirtschaft erobert die Landschaft zurück. Äcker und einzelne Gehöfte prägen die nun folgende Gegend. Man könnte nun auch glatt meinen, dass hier in der Nähe eine Fabrik für 50 oder 70 km/h Begrenzungsschilder existiert. Unzählige dieser Blechplatten verhindern ein zügiges Vorankommen. Alternativ bremst uns der Sonntagsverkehr aus. Wir kämpfen uns oberhalb der Ruhrpott Metropolen gen Westen voran. Das Wetter lässt leider auch immer mehr nach und so sehnen wir das heutige Tourende herbei. Vorher machen wir aber noch eine kurze Pause um uns die Füße zu vertreten und einen Apfel zu essen. Dabei finde ich ganz unverhofft einen Geocache. Einmal wenn ich keine Pocket Query zur Strecke erzeugt habe und auch nicht aktiv suche, dann stolpere ich direkt über so ein Ding. Also gut, wenn er schon danach schreit dann müssen wir ihn auch loggen.
Ausgeruht und frisch gestärkt geht es auf in den Endspurt. Und wie sollte es auch anders sein, es beginnt nun doch endlich wie gemeldet zu Regnen. Ab sofort läuft der Dichtigkeitstest der neuen Klamotten. Dieser wird aber nach 5 Minuten schon wegen eigener Dummheit und eines nicht geschlossenen Kragens an der Jacke als nicht aussagekräftig abgehakt. Ein Stück fahren wir noch, da wir aber nicht müssen begeben wir uns auf die Suche nach einer Unterkunft.

Das Landhotel Zum Hasen Hein kommt uns wie gerufen. Preis Leistung scheint in Ordnung also checken wir ein und hängen erstmal unsere Klamotten zum Trocknen auf. Abendessen gibts heute vom Kocher, während Anja sich diesem widmet kümmere ich mich um Bilder, GPS Tracks und den Tagesbericht.
Das Ziel mindestens 330km zu fahren haben wir nicht ganz erreicht, somit bleiben uns für morgen 355km wenn wir an der Idee festhalten bis nach Trier zu fahren. Diese Entscheidung werden wir aber erst im Laufe des Tages endgültig fällen.

Motorradstrasse Deutschland Westroute Tag 1 – 389km

Der Entzug hat ein Ende! Endlich wieder auf Tour. Die erste längere Tour diesen Jahres führt uns wieder auf die Motorradstraße Deutschlands. Wir hatten 2013 bereits die Ostroute erkundet. Jetzt nehmen wir die Westroute (bzw. eine Anlehnung daran) unter die Räder. Die Daten sind ins GPS gehackt, die Koffer ungewöhnlicherweise am Vortag fertig gepackt. Wir können ausschlafen, keinerlei Hektik am Abreisetag. Ganz in Ruhe frühstücken wir und hängen danach die Koffer an die Motorräder.

Um kurz nach 9 geht es los. Wir begeben uns auf den Weg zum Einstieg in die MSD. Richtung Würzburg sind wir schon oft gefahren, daher wählen wir erstmal einen Weg der uns auf unübliche Routen führt. Über Cadolzburg fahren wir auf die B8. Wir wollen halbwegs zügig vorankommen.
Neustadt Aisch zieht an uns vorbei, Moment wo ist eigentlich der angekündigte Regen? Idealerweise nicht hier! Soviel vorweg. Das Wetter heute war bestens! Die kommenden Tage können sich also durchaus ein Beispiel am Starttag nehmen. Über Kitzingen geht es bis Würzburg weiterhin zügig voran. Der 6. Gang ist unser Freund, der Spritverbrauch dankt es uns. Die großen Straßen sind wenig reizvoll, aber führen uns zügig voran. Auch Würzburg lassen wir schneller als Gedacht hinter uns. Im Spessart freuen wir uns, endlich wieder auf Kurven zu stoßen. Wir haben es nicht mehr so eilig, das Tempo sinkt ein wenig, dafür schweift der Blick mehr in die Gegend. Der Main begleitet uns zur linken und gibt die Straßenführung vor. In Gemünden trennen wir uns von dem Fluss. In Schotten wäre der offizielle Einstige in die MSD, wir lassen es links liegen und stoßen erst ein Stück weiter Nordwestlich von Marburg auf die MSD. Ich kämpfe mal wieder mit der neuen Technik. Das Garmin 590LM ist wunderbar abzulesen, das Navigieren funktioniert tadellos, ich stelle aber erst jetzt am Laptop fest, dass wir teilweise nicht die geplante Route gefahren sind. Ich bin gespannt, wann ich die Garmingeräte endlich vollständig in den Griff bekomme, so dass sie mich auch genau dorthin lotsen wo ich geplant habe.


Ein Straßenstück bei Eifa fahren wir doppelt. Die Planung für den ersten Tag sah vor, dass wir ca. 330 km fahren wollten. Da wir aber super voran gekommen waren, beschlossen wir heute noch ein wenig dranzuhängen. Durch die Abweichung von der geplanten Route für den ersten Tag ergibt sich nun diese Doppelung. Das Rothaargebirge hat es uns angetan. Ewige Wälder, Kurven Satt, traditionsreiche Fachwerkhäuser und Schieferdächer prägen diese Gegend. Wir beschließen uns langsam nach einer Unterkunft für heute umzusehen. Bisher hatte ich immer mehrere Möglichkeiten vorab geprüft und wir haben dann je nach Lust selektiert. Diesmal fahren wir komplett ins Blaue. Das erste angesteuerte Hotel entpuppt sich als Schicki-Micki Schuppen und wir drehen ab um weiter zu suchen. In Oberhundem werden wir fündig, der Gasthof Zu den Linden sagt uns zu. Leider ist hier kein Zimmer mehr frei, wir werden aber an ein Nachbarhaus vermittelt und nutzen das Angebot in der Pension Tillmann.
Zimmer abchecken, Sachen rein bringen, umziehen und dann erstmal ne kleine Runde spazieren gehen und den Ort erkunden. Wir würden gerne einen genaueren Blick auf bzw. auch in Schloss Adolfsburg werfen, dies ist allerdings nicht möglich da deutliche PRIVAT Schilder uns den Zugang verwehren. So entscheiden wir uns umzukehren und begeben uns zum Abendessen in den Gasthof Zu den Linden.

 

Der Rheinische Sauerbraten mit Klößen, Apfelkompott und Preiselbeeren verführt Anja zu einem wundervollen Geschmackserlebnis. Ich bleibe bodenständig bei einem Schnitzel mit Bratkartoffeln. Solltet Ihr mal hier vorbeikommen, können wir den Gasthof definitiv empfehlen. Schneller als Gedacht ist nun schon wieder der erste Tage vergangen. 389 km sind gut 60 km mehr als wir ursprünglich geplant hatten. Aber das Wetter war heute einfach zu gut um früher eine Unterkunft zu suchen. Morgen geht es dann weiter durchs Ruhrgebiet um die großen Städte herum.

Ancampen 2015 – Fortuna Camping Binau am Neckar

Traditionen muss man pflegen. Mit diesem Motto ging es auch heuer wieder über die Ostertage mit Freunden zum Ancampen. Vorrangig Autos mit Wohnwagen und dann noch wir mit Motorrädern und Zelt. Unser Ziel war heuer ein Campingplatz am Neckar: Fortuna Camping, ein familiengeführter Platz in schön sonniger Lage direkt am Ufer des Flusses.

Wir starteten am Karfreitag recht gemütlich in die Tag. Erstmal alles zusammen suchen, feststellen dass wir eigentlich für 4 Tage Camping viel zu viel Platz auf den Motorrädern haben und deshalb mal wieder lauter unnötige Sachen mitnehmen würden. Insgesamt habe ich auf der DL 1000 3 Koffer à 45 Liter + Tankrucksack 22Liter + 2 Ortlieb Taschen à 3,2 Liter also in Summe 163,4 Liter Packvolumen. Anja hat auf der Dl 650 immerhin auch noch 134 Liter Volumen, welche sich aus 3 Koffern (45l, 37l und 38l) und Tankrucksack 14l zusammensetzen. Aufgrund der Campingausrüstung entschied ich mich allerdings anstelle des Topcase eine Ortlieb Rack Pack zu nehmen. Geplant waren für die Anfahrt ca. 190km welche wir in ca. 3 Stunden bewältigen sollten. Eine Einfahrt auf dem Campingplatz ist bis 13 Uhr bzw dann wieder ab 15 Uhr möglich. Wir entschieden uns für die Anreise nach der Mittagsruhe.

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Unser Weg führte uns auf gut bekannten Straßen nach Rothenburg. Das Wetter meinte es gut und versüßte uns mit Sonne und blauem Himmel den Weg. Die erste größere Tour nach dem Winter stellt auch immer gleich einen Test der Neuanschaffungen des Winters dar. Dieses Jahr waren dies besonders viele. Neuer Anzug (Rev`it Poseidon), Stiefel (Alpinestars Toucan), Navi (Garmin Zumo 590LM), Schalthebel (Sw Motech), Trinkrucksack (Camelbak Classic), kurze Brems- und Kupplungshebel und die neuen Reifen (Mitas E07) mussten zeigen ob sie in der Praxis das hielten was sie in der Theorie versprachen. Das Zusammenspiel mit dem neuen Navi lief noch nicht ganz reibungslos. Irgendwie wollte es nicht die Tour fahren welche ich laut meiner Erinnerung geplant hatte. Bad Mergentheim schwirrte mir im Kopf herum, das ließen wir aber völlig abseits liegen. Egal, das Wetter war zu gut um sich zu ärgern. Im Nachhinein erschloss sich mir auch was ich falsch gemacht hatte. So fuhren wir nicht die geplante Route sondern eine welche sich das Navi selbstständig ausgedacht hatte. Wir streiften die Jagst und freuten uns schon auf Kurven entlang dieser, aber den Plan hatten wir ohne Garmin gemacht. Man kann aber auch nicht behaupten dass die gewählte Route keinen Spass gemacht hätte. Das Fazit war lediglich dass wir uns zeitlich verschätzt hatten und eine Stunde zu früh am Campingplatz ankamen.

Was soll’s, gleich die Gelegenheit genutzt und die Funktion für eine Rundtour getestet. Also schnell ins Navi gehackt: Rundtour 1 Stunde Dauer und los. Tatsächlich waren wir nach einer kurzweiligen und kurvigen Runde um kurz nach 15 Uhr wieder am Eingang des Platzes. Also ab zum Check In und nach großem “Hallo” erstmal das Zelt aufgestellt. Die ganzen Wohnwagenfahrer waren mal wieder erstaunt was man so alles auf dem Motorrad unterbringt und wir erkannten wie erwartet wie viele unnötige Sachen wir dabei hatten. Den Karfreitag ließen wir bei Fischsemmeln gemütlich im Freien ausklingen und legten uns relativ früh schlafen. 

Der Samstag begann mit Regen. Aber egal, wir wollten heute eh nur alle Fünfe gerade sein lassen und fürs abendliche Grillen ins Einkaufen fahren. Genau so verlief der Tag dann auch. Spät aufstehen, ausgiebiges Frühstück, kurze Runde zum Lidl und dann wieder alle Fünfe strecken. Spontan wurde Abends dann doch nicht gegrillt sondern der Tag mit einer anständigen Brotzeit und ein paar Spielen beendet. Der Regen verzog sich zum Ende des Tages auch wieder.

Sonntag morgen – Sitzbank gefroren – wie angenehm es doch ist zum Frühstücken in einem warmen Wohnwagen zu sitzen. Aber der Wetterbericht versprich für heute sehr viel, also das Garmin raus und eine kleine Runde geplant. Funktion Rundtour – Dauer ca. 3 Stunden. Das Gerät spuckt was aus und wir düsen los. Kleine Straßen, viele Kurven einmal Übersetzen mit der Fähre Neckarhausen – Neckarhäuserhof der letzten Gierfähre auf dem Neckar – das Garmin macht seinen Job sehr gut. Wir haben Spass kommen langsam aber sicher wieder in die Routine des Fahrens und lassen’s fliegen. Aber man sollte immer bedenken dass wir hier im Odenwald sind und das an einem Wochenende. Und schon ereilte uns eines der Probleme der Motorradfahrer. In Beerfelden war Schluss. Wir standen vor einer am Wochenende für Motorradfahrer gesperrten Strecke. Wir versuchen sie zu umgehen und landeten an einer zweiten gesperrten Strecke.

Ich muss hier kurz abschweifen. Ich war tatsächlich ein wenig erregt in dieser Situation. Man kommt als Tourist in die Region, bringt Geld, zahlt die gleichen Steuern wie jeder Autofahrer für den Unterhalt der Straßen und dann darf man sie nicht fahren. Ich muss gestehen ich kann auch jeden Anwohner an so einer Strecke – die meist nicht ohne Grund gesperrt ist – verstehen dass er ein Anrecht auf Ruhe haben möchte. Aber das Problem ist ja nicht derjenige welcher die Strecke einmalig entlangfährt. Das Problem sind die Brülltütenfahrer welche die Strecke immer und immer wieder fahren. Ich finde persönlich den Ansatz der Streckensperrungen falsch. Ich bin der Meinung dass hier massiv kontrolliert werden müsste und entsprechende Sanktionen verhängt werden müssten. Wer sein Kurvenkönnen durch stete Wiederholung verbessern will soll auf die Rennstrecke. Dort hat er die passenden Bedingungen und wird schnell lernen dass auch dort Brülltüten nicht geduldet werden. Soweit dazu.

Unser Fazit war erstmal frei der Nase nach einen legalen Weg gesucht ohne auf die Richtung zu achten. Zu einem späteren Zeitpunkt dann das Navi beauftragt den kurvigsten Rückweg zum Campingplatz zu finden. Wir wollten schließlich nicht zu spät zum Grillen kommen. Nach 165km in 3 Stunden rollten wir wieder zum Zelt, stellten die Bikes ab und verbrannten den Ärger über die Streckensperrungen auf dem Grill! Der Ausklang des Abends gestaltete sich wieder in Form von Brettspielen im Wohnwagen. 

Montag morgen wollten wir einfach nicht von Frühstückstisch aufstehen, war uns doch bewusst dass wir alles zusammenpacken mussten und am nächsten Tag wieder auf die Arbeit durften. Trotzdem verließen wir um 11 Uhr den Campingplatz und einmal mehr gab es staunende Blicke wie man das ganze Gepäck auf dem Motorrad unterbringt. Teile unserer Gruppe blieben noch den Rest der Woche am Platz und genossen die Ruhe welche nach den Feiertagen einkehrte. Insgesamt ist der Fortuna Campingplatz eine Empfehlung Wert. Günstige Lage zum Odenwald, eine angenehme Atmosphäre, saubere sanitäre Einrichtungen und ein sehr netter Betreiber laden zu einem weiteren Aufenthalt ein. Der Nachhause Weg war wieder geprägt von blauem Himmel und vielen Kurven. Wieder cruisten wir phasenweise an der Jagst entlang und doch lernten wir dank der kreativen Planung des Garmin neue Ecken in der schon oft befahrenen Gegend kennen. Diesmal ging es unterhalb Rothenburgs vorbei und das wohl flüssigste Stück Kurvengestöber lieferte uns eine Neubaustraße von Kirnberg in Richtung Leutershausen. Lange Kurven, auf bestem Belag, genial einsehbar luden dazu ein am Gashahn zu ziehen und kurzzeitig mit der Straße zu verschmelzen. Leider führte dies auch dazu dass wir umso zügiger dem Ziel näher kamen. 

Viel zu schnell waren die vier Tage mit Freunden vergangen. Ancampen an Ostern, eine schöne Tradition welche hoffentlich noch ein paar Jahre anhält.

Nicht alle neuen Anschaffungen haben den ersten Praxistest bestanden. So habe ich mich z.B. bereits wieder von den Alpinestars Toucan getrennt und mir wieder Daytonas angeschafft. In wenigen Wochen steht nun ein weiterer Teil der Motorradstrasse Deutschlands für uns an. Anfang Mai wollen wir die Westroute unter die Räder nehmen. Schaut doch mal wieder vorbei, dann gibt es hier auch darüber was neues zu lesen.

 

Tessintour 2014 – Tag 4 – Heimweg – 585 km

Aufrgund der Wetterlage in den Bergen haben wir gestern beschlossen heute bereits den Heimweg anzutreten. Wenn man zum Fenster rausschaut kann man schwer glauben dass in wenigen Kilometern Distanz bereits Schnee liegen soll. Stahlend blauer Himmel und Sonnenschein. Kaum geht man um die Hausecke und schaut in Richtung Norden sieht man Schneebedeckte Berge, und die Schneegrenze ist erschreckend tief. Wir haben uns den Wecker auf 6:30 gestellt um möglichst bald los zu kommen. Wir wollen unterwegs entscheiden ob wir in einem Rutsch durchfahren oder noch eine Übernachtung einlegen. Soviel vorweg, wir sind durchgefahren.

Für den Anfang starten wir in Richtung Süden am Lago di Como entlang. Der Weg heute führt uns wieder nach Lugano, allerdings queren wir weiter nördlich als gestern. Wir fahren den Lago di Lugano von oben an. Der Plan ist in Lugano zu tanken und Vignetten zu erwerben und dann auf die Autobahn zu fahren. Der San Bernardino und der Gotthard Pass sind aufgrund des Schneefalls geschlossen. Die Tunnel allerdings sind offen. Wir entscheiden uns für den Bernardino. Die Anfahrt gestaltet sich äußerst windig. Die Schneegrenze nähert sich unausweichlich, so langsam sieht es neben der Straße aus wie gezuckert. Nur der Bernardino Tunnel verbirgt noch vor uns wie es wohl auf der Nordseite aussehen mag?

Wir durchqueren ihn und genießen das warme Klima im Tunnel in dem Wissen dass es am Ende der Röhre deutlich kühler sein wird. Am Tunnelausgang angekommen tauchen wir ein ins Winterwonderland. Die Bäume ächzen unter der Schneelast. Eine Traumumgebung für Weihnachten. Aber was tun wir gleich nochmal hier? Motorradfahren!!! Gott sei dank sind die Strassen frei. Wir cruisen lässig die Autobahn hinab. Wobei Autobahn hier nicht mit einer 6-spurigen Deutschen Autobahn verwechselt werden darf. Wir bewegen uns auf einer eher mit einer Bundesstraße vergleichbaren Route. Dementsprechend hoch ist eigentlich der Fahrspass. Die Höhenmeter purzeln und der Schnee lässt langsam, ganz langsam nach. Nachdem wir unterhalb der Schneegrenze sind legen wir einen Stopp ein und ich darf mir erstmal anhören dass wir nie mehr in die Berge fahren! Und dass die Schweiz wettermäßig (wir erinnern uns an unseren Kurztrip 2013) einfach nicht für Aufenthalte mit dem Motorrad geeignet wäre.

Eine Tasse Tee und ein wenig Nougat später fahren wir gen Grenze. Um in Österreich die Autobahnmaut zu vermeiden quälen wir uns mal wieder durch Bregenz, nehmen noch eine günstige Tankstelle in Anspruch und fahren in Lindau auf die Deutsche Autobahn. Es regnet gerade was runtergeht, lässt aber erfreulicherweise nach. Ein paar Kilometer weiter wird es endlich trocken und wir beschließen keine Übernachtung mehr einzulegen. Wir ziehen es durch, noch ein kleiner Stopp an einem Subway um den knurrenden Magen zu besänftigen. Einige Baustellen später zieht Anja vor mir in Aurach von der Autobahn runter. Wir drehen noch eine kleine Abschlussrunde um die eckigen Reifen wieder ein wenig in Form zu bringen. Ein wundervoller Sonnenuntergang schließt diesen Tag und damit den Ausflug ins Tessin (ohne längeren Aufenthalt im Tessin) ab.

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Fazit der Tour: Wir wohnen auf der falschen Seite der Alpen! Macht aber nix in 1,5 Wochen sind wir wieder im Süden, dann allerdings ohne Motorräder.

Daten zur Tour: 1.520km in 4 Tagen, Tiefster Punkt: 188m, Höchster Punkt: 2.737m, Anstieg/Abstieg je 15.890m

P.S. Anja findet meine Sicht des heutigen Tages sehr beschönigend, sie fand die Wetterlage am Bernardino eher nervenaufreibend und wollte mich kurzzeitig für diese Tour auf einem Scheiterhaufen abfackeln!

Tessintour 2014 – Tag 3 – Drei Seen Tour – 276 km

Der Tag heute begann am Laptop. Wetter checken, Webcams checken. Der San Bernardino ist schneebedeckt, damit fällt die Tour nach Bellinzona flach und wir fahren die Tour über die Seen Lago di Como, Lago di Lugano und Lago Maggiore. Die Gedanken an den Heimweg lassen sich auch nicht mehr verdrängen, einen Pass wie den Flüelapass bei Schnee fahren, ob das so eine gute Idee ist? Naja erstmal ist heute wieder blauer Himmel angesagt. Zumindest wenn man gen Süden schaut. Im Norden sieht das ganz anders aus. Gestern Abend wütete hier noch ein Sturm dessen Spuren zu sehen sind. Die Bäume haben alle Blätter verloren.

Wir gehen erstmal frühstücken und freuen uns über reginalen Käse und luftgetrocknete Salami. Nach dem Frühstück ab in die Klamotten und auf die Moppeds. Wir fahren am Ufer des Lago die Como entlang nach Süden. Wie erwartet ist der Weg geprägt von vielen Ortschaften und Begrenzungen auf 50 km/h. Ein paar Fotostopps und einige Tunnel (um das vorankommen etwas zu beschleunigen, man könnte auch komplett am Ufer entlangfahren) später geht es schon nach rechts weg in Richtung Lugano.

Auf dem Weg in die Schweiz erreichen wir den heutigen höchsten Punkt mit fast 900 Höhenmetern. Einige Kehren versüßen uns den Weg. Die Grenzer sind entspannt und winken uns durch. Der Abstieg zum See gestaltet sich als wahre Freude, wird aber jäh eingebremst durch eine Vollsperrung welche von zwei Polizisten durchgesetzt wird. Wir müssen einen anderen Weg wählen, was sich allerdings nicht als Nachteil herausstellt. Kleinste Gassen und einige Serpentinen später kommt der Lago Lugano in Sicht. Schnell überquert und in die Großstadt gestürzt. Unsere Tanks verlangen zwar noch nicht nach Füllung, aber in der Schweiz ist das Benzin deutlich günstiger als in Italien. Wir legen einen kurzen Stop ein um dies auszunutzen.

Hier ein erster Versuch eines Videos:

Beim verlassen von Lugano biege ich falsch ab und wir drehen eine Ehrenrunde um den Laghetto di Muzzano. Nachdem wir den richtigen Weg wieder gefunden haben bewegen wir uns an der Landesgrenze entlang in Richtung Lago Maggiore. Das Ufer des selbigen lässt unseren Weg gen Süden schwenken und das Drama nimmt seinen Lauf. Was heisst Drama, schlimm ist es eigentlich nicht, aber unsere Vorstellung war ein wenig anders. Wir hatten viele bewohnte Gebiete erwartet, und somit ein langsames vorankommen, aber nicht soviele! Es ist eher eine Plage als eine Freude am Lago Maggiore entlang zu schleichen. Die Verkehrsdichte ist relativ hoch und das höchste der Gefühle sind einige wenige Passagen mit 70km/h für wenige hundert Meter. Den Weg um den Lago di Garda habe ich da wesentlich schöner in Erinnerung. Es zieht sich auf jeden Fall ewiglich bis wir am Südende des Lago Maggiore endlich wieder abdrehen und zurück zum Lago di Como streben.

Aber auch dieser Weg hat es in sich. Haben wir letztes Jahr noch über die Schweiz geflucht, so schlägt diese Gegend Italiens die Erinnerungen haushoch. Eine einzige nicht enden wollende Ortschaft. Wir halten Ausschau nach etwas essbarem und werden endlich auch in einer Gelateria fündig. Hier essen wir zwei Panini mit Schinken, Mozarella und Feldsalat – ein Genuss. Durch den Feierabendverkehr der Stadt Como kämpfen wir uns wieder ans Seeufer zurück. Ums mit Obelix worten zu sagen: Die spinnen die Italiener! Zweispurige Kreisverkehre welche vierspurig befahren werden. Jeder fährt wie er will. Rote Ampeln werden komplett ignoriert. Wir Deutschen sind da sehr verwöhnt von unseren strikten Regeln und Ihrer akribischen Einhaltung (bis auf wenige Ausnahmen).

Das Ostufer des linken Ausläufers des Sees hingegen erfreut uns mit einer anspruchsvollen und sehenswerten Straßenführung. Wir wollen nach Bellagio um per Fähre nach Varenna überzusetzen. Die Straße ist schmal und kurvenreich. Der Verkehr ist quasi plötzlich versiegt und wir stoßen nur hin und wieder auf ein Auto. 50km/h sind eine angenehme Geschwindigkeit, die V2 Motoren ziehen im dritten Gang sauber aus den Kurven raus und wir genießen die Strahlen der untergehenden Sonne. In Bellagio an der Fähre sprechen uns zwei ältere Kölner Pärchen an. Die Frauen sind begeistert dass Anja so ein schweres Motorrad so weit durch die Gegend bugsiert. Die Herren interessieren sich für den Touratech GPS Halter und die LED Tagfahrlichter. Um 17:30 befahren wir die Fähre und starten mit der 15 minütigen Überfahrt. Es war den ganzen Tag schon sehr windig, aber hier auf dem See erreicht die Brise ihren Höhepunkt. Wir stehen mit Helm auf dem Kopf und geschlossenem Visier neben den Motorrädern um sie zu sichern.

In Varenna angekommen sind es nicht mehr ganz 30km bis zum Hotel Maloia. Wir erfahren die letzten Kurven des Tages und blicken Sorgenvoll gen Norden in die Berge. Die dunklen Wolken haben sich noch nicht verzogen. So schön das Wetter auf der heutigen Tour war, so schlecht ist das Wetter auf den Pässen. Direkt nach der Ankunft im Hotel und kurzer Recherche der aktuellen Webcambilder und des Wetterberichtes im Internet beschließen wir morgen den Heimweg anzutreten. Wir wollen versuchen von Lugano aus per Autobahn durch die Berge zu kommen. Ob wir dann direkt durch fahren oder nochmal einen Zwischenstop einlegen, werden wir spontan entscheiden.

Tessintour 2014 – Tag 2 – Lago di Como – 235 km

Nach einer ruhigen Nacht freuten wir uns beim ersten Blick aus dem Fenster über den blauen Himmel. Wir trödelten ein wenig herum da wir im Hinterkopf hatten dass heute nur gute 200 km geplant sind.

Das Frühstück begeisterte uns mit geräuchertem Schinken und frischen Vinschgauern. Der erneute Blick aus dem Fenster offenbarte uns dicke Regentropfen. Egal wir trödelten weiter und so kam es dass der Regen über uns hinweg war als wir endlich die Motorräder beluden um zu starten. Ich wollte nochmal einen kurzen Stop am Kirchturm einlegen um den dortigen Cache zu heben. Nach diesem Stop ging es dann endlich richtig los. Den Reschenpass runter und ab in Richtung Passo di Stelvio (Stilfserjoch).

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Die Nordrampe des Stilfserjochs ist bekannt für Ihre engen Kehren und so kommen wir auch nicht sonderlich schnell vorwärts. Ein Erlebnis ist die Auffahrt allerdings definitiv und dies nicht nur aufgrund des gesichteten Erlkönigs auf Testfahrt. Am Pass angekommen folgt der obligatorische Fotostopp und ein Tässchen Tee. Hier oben sind wir ziemlich froh unsere Mützen mitgenommen zu haben. Ohne Helm ist es ganz schön kalt an den Ohren.

Die Südseite hinab ist wesentlich flüssiger und vor lauter Fahrfreude verpasse ich den Abzweig in Richtung Passo di Foscagno. Mir war bei der Planung gar nicht bewusst dass die Gegend um Livigno ein Zollfreies Gebiet ist. An der ersten Tankstelle haue ich dementsprechend kurzfristig den Blocker rein – Super 1,09 EUR!!! Erstmal Volltanken, wenn nicht der rein italienische Kassenautomat wäre. Dank der Hilfe einer Italienerin konnte auch dieses Problem gelöst werden. Es folgt der Passo Eira und dann gehts ab nach Livigno. Über den Forcola di Livigno machen wir nochmal einen Abstecher in die Schweiz. Hier begleitet uns beim konstanten Höhenmeter Verlust der Bernina Express,eine der Rhätischen Bahnen. Irgendwann müssen wir diese auch einmal in Anspruch nehmen und diese andere Art des Reisens testen. Ein besonderer Augenschmauß ist das Kreisviadukt Brusio. Wir ziehen langsam vorbei und nähern uns dem nächsten Länderwechsel um endgültig in den Süden einzutauchen. Der Verkehr wird dichter, die Temperaturen steigen (26° Grad um 17 Uhr).

Das Tagesziel rückt in greifbare Nähe, ein Highlight sollte aber noch kommen. In Sondrio verlassen wir die Hauptstrasse und folgen Serpentinen den Berg hinauf um auf der Höhe ein wenig parallel zur Hauptstrasse zu fahren. Aber nur ein wenig, der Abstieg folgt sehr schnell wieder und führt uns durch typische Italienische Gassen mit engen Kehren. Ein Genuss ist diese Straßenführung. Allerdings ist sie nicht geeignet um zügig voranzukommen.

Trotz der kilometertechnisch relativ kurzen Tagesstrecke ist es inzwischen kurz nach 16 Uhr und wir müssen uns noch eine Unterkunft als Basislager für die nächsten Tage suchen. Der Anspruch ist also ein wenig höher als bei einer einzelnen Übernachtung. Enige vorab im Internet recherchierte Adressen sollen uns dies erleichtern. Das auffinden des ersten Hotels gestaltet sich nicht ganz trivial, dafür ist dieses bereits ein Volltreffer. Wir checken im Hotel Maloia in Dubino für die nächsten Tage ein. Ein kleiner Pizzaimbiss nebenan sorgt mit Holzofen für unser Abendessen.

Noch sind wir unentschlossen wie es weitergehen soll. Der Wetterbericht sieht nicht wirklich gut aus. Eine Tour um die oberitalienischen Seen wollen wir drehen und einen Abstecher ins Tessin (das eigentliche Ziel unserer Reise) nach Bellinzona steht auch noch auf dem Programm. Der Weg dorthin ist eigentlich über den San Bernadino angedacht, dort aber soll es morgen schneien. Nunja erstmal eine Nacht drüber schlafen, dann sehen wir was wir machen.

Tessintour 2014 – Tag 1 – Reschenpass – 425 km

Der letzte längere Trip ist schon wieder 1,5 Wochen her, der Entzug steigt. Um uns auf den langen Urlaub einzustimmen starteten wir am Samstag mit den Motorradfreunden zur Herbstparty des MC Hüttenberg. Mal schnell Samstag und Sonntag 600 km runtergerissen, eine Nacht im Zelt verbracht und viele Freunde getroffen. Nach dieser kurzen Aufwärmrunde sollte es nun wieder etwas weiter weg gehen. Die Grobe Richtung: Tessin – Bellinzona. Aber da der Weg das Ziel ist dachten wir uns es muss doch irgendwann auch endlich mal mit dem Reschen klappen. Anja wollte schon immer den Kirchturm im Wasser sehen. In Dänemark hatten wir immerhin schon eine Kirche in einer Wanderdüne gesehen. Die grobe Planung stand und so konnten wir Montag morgen um 9:30 in Richtung Reschenpass starten.

Der Wetterbericht sagte uns blendenden Sonnenschein voraus, aber erst wenn wir ein Stück weg wären. Und so kam es wie es kommen musste. Auf den ersten Metern regnete es ein wenig. Die Strecke bis Gunzenhausen war schnell abgesessen. Viele bekannte Strassen ließen noch kein Reisegefühl aufkommen. Als wir dann durch Oettingen (bekannt durch seine Brauerei) in Richtung Nördlingen fuhren stellte sich das Gefühl des „Wegfahrens“ so langsam ein. In Höchstädt an der Donau legten wir einen ersten kurzen Stopp ein als wir das verhüllte Schloss (keine Aktion von Christo, sondern nur Renovierungsarbeiten) entdeckten.

Das Wetter war uns wohlgesonnen, inzwischen blendete die Sonne und der Himmel erstrahlte in sattem Blau. Die Umleitungen hielten sich in Grenzen und so hoffte ich mit dem angebrochenen Tank bis über die Grenze nach Österreich zu kommen. Schnell an Augsburg vorbei in Richtung Kaufbeuren. Das Allgäu erstrahlte in sattem Grün, die Bauern brachten das letzte Gras nach hause und die Polizei laserte fröhlich, gut dass wir im Blümchenpflückermodus unterwegs waren. Trotzdem ging es flott vorwärts und als wir das Ziel vor Augen hatten – bei Füssen über die Grenze um zu tanken – holten uns auch wieder die Umleitungen ein. Von diesen gequält mussten wir dann doch noch einen Stopp innerhalb Deutschlands einlegen.

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Danach schnell über die Grenze und ab in Richtung Reutte. Die Straßen hier waren uns von früheren Aufenthalten wieder gut bekannt und bald lachte uns der erste MPreis an. Das besondere hier ist dass es RINGO zu kaufen gibt. Ein Oreo ähnlicher Keks, nur besser! Ich ignorierte diesen sehr zu Anjas Leidwesen und wir bogen nicht ins wohl bekannte Lechtal ab sondern orientierten uns in Richtung Fernpass. Am Blindsee kurz unterhalb von eben diesem Pass legten wir eine kurze Mittagspause mit Schokobananenpudding ein. Man konnte von hier aus einen wunderbaren Blick auf die Zugspitze werfen. Ein leichtes Lächeln umspielte unsere Lippen als wir viele Menschen aus Fernost mit Handys auf Selfiestativen erblickten. Aber mal ehrlich? Sind wir anders? Nein, also schnell die Ghost gekrallt und ein Selfie geschossen.

Ein großer Teil des heutigen Planes war nun schon geschafft. Also ab über den Pass und ab in Richtung Reschen. Wir wollten schließlich noch Pizza essen und da wir gut in der Zeit lagen heute noch einen Blick auf den berühmten Kirchturm werfen. An den Temperaturen merkte man langsam dass wir an Höhenmetern gewannen. Allerdings zeigten auch die in allen Farben leuchtenden Bäume dass es erst Herbst ist und so durften wir immer noch 16 Grad genießen. Am Reschenpass kurzer Stopp fürs Obligatorische Foto und dann ab zum Pizza essen… verdammt… warum hat die Pizzeria geschlossen? Naja dann eben keine Pizza. Als ab zum Turm, kurzer Fotostopp und weiter ins Hotel (Garni Wallnhöfer – eigentlich auch geschlossen, aber ein Zimmer für uns haben sie schon… Das nenn ich Service).

Zimmer bezogen, umgezogen und auf die Jagd nach Abendessen einen kleinen Spaziergang durch den Ort gemacht. Wir fanden ein Restaurant mit angeschlossener Konditorei. Die Kuchenauswahl überzeugte uns dass wir hier richtig sind. Nach dem Essen fanden wir noch einen Verdauungsschnaps und die Wlan Zugänge am Hoteltresen vor. Und nun ist es wieder soweit. Ich sitze hier und beginne einen Bericht über eine kurze Reise. 6 Tage soll es diesmal dauern und wir wollen doch so einiges sehen. Deutschland, Österreich und Italien haben wir heute befahren. Morgen geht es weiter in Richtung Tessin, wobei wir auf der Italienischen Seite bleiben wollen, nahe am Lago di Como. Aber dazu in den nächsten Tagen mehr.

Heimweg Erzgebirge 2014 – Tag 5 – 359km

Nun stand also schon wieder der Nachhauseweg an. Wie schnell doch 5 Tage vergehen. Der erste Blick aus dem Fenster hielt heute einen Atemberaubenden Sonnenaufgang für uns bereit. Der Versuch schnell in die Schuhe und mit dem Foto auf den Aussichtsturm zu sprinten scheiterte an der Drehtür des Turmes mangels eines 50 Cent Stückes. Es gibt diese Momente im Leben, in denen hast du die Kamera in der Hand und könntest…ja wenn du könntest…

Für heute war die Wegstrecke bereits durch drei Punkte festgelegt. Das Hotel, Bürglein und wir wollten unbedingt noch an der Göltzschtalbrücke vorbeischauen. Das ganze ergab dann eine geplante Strecke von ca. 340 km. Dank der wieder zahlreich vorhanden Umleitungen wurde es auch heute wieder etwas mehr. Die erste halbe Stunde verloren wir direkt durch die erste Umleitung ab Marienberg und mussten nochmal eine Schleife am Hotel vorbei fahren.

Der Weg bis zur Brücke war noch geprägt von Chemnitz, Zwickau, einem blauen Himmel und strahlendem Sonnenschein. An der Brücke machten wir einen Fotostop und staunten über die unglaublichen Zahlen, welche diesem Bauwerk zugrunde liegen.

Kaum unter der Brücke durch, genießen wir wieder kleine Straßen entlang von Flussläufen in Tälern. Wir gleiten durchs Vogtland und müssen leider feststellen dass der Himmel uns heute wohl nicht den ganzen Tag so wohlgesonnen sein wird. Es wird zunehmend dunkler, der Wind wird stärker und es beginnt zu regnen. Irgendwo im Nirgendwo legen wir noch einen Tankstop ein. Die letzten Tage stecken uns in den Knochen und die zunehmend kühleren Temperaturen fördern die Freude am fahren nicht wirklich. In Schesslitz legen wir den dritten Stopp des Tages ein um in einer kleinen Bäckerei etwas warmes zu trinken und etwas zu essen. Bei der Fahrt durch Bamberg kommen Erinnerungen an das Buch (und den Film) Resturlaub von Tommy Jaud in uns hoch. Auf dem Weg nach Höchstadt an der Aisch fällt uns die Veränderung in der Landwirtschaftlichen Nutzung der Flächen auf. Die Felder werden kleiner und bunter. Das ganze sieht etwas mehr nach Patchwork aus. Mir kommt in den Sinn, dass die Landwirtschaft in unserer fränkischen Heimat nicht halb so effektiv sein kann wie weiter im Norden. Die Landschaft hingegen ist viel Abwechslungsreicher und ansprechender für den Betrachter. Auf den letzten Kilometern bemerkt man an der sich leicht steigernden Geschwindigkeit das Bedürfnis endlich anzukommen. Raus aus den feuchten Klamotten, rein ins Warme.

Wir sind in 5 Tagen 1537 km in zwei Ländern gefahren. Haben völlig verschiedene Landschaften gesehen, sind ein wenig wandern gewesen, haben eine vorzügliche Küche genießen dürfen und konnten ein wenig vom Alltag abschalten. Trotzdem freuen wir uns schon wieder auf den nächsten Urlaub.

Erzgebirge und Sächsische Schweiz 2014 – Tag 4 – 298km

Nachdem wir uns gestern Abend entschlossen hatten die Bastei mit unserem Besuch zu beehren galt es noch eine Tour zu planen. Vorgabe diesmal war flüssiges Fahren. Das Stop and Go der gestrigen Burgen und Schlössertour sollte sich heute nicht wiederholen. Also noch ein bisschen mit motoplaner.de rumgespielt, als grobe Vorlage eine Tour vom Hausherren hergenommen und schon war die Runde für heute fertig. Zumindest in der Theorie. Das ganze ins GPS geschossen und dann in freudiger Erwartung schlafen gegangen. Um 7 Uhr klingelte der Wecker. Duschen, frühstücken und abfahrbereit machen. Kaum 2,5 Stunden später starteten wir endlich. Gut das wäre definitiv optimierbar…aber wir sind ja hier im Urlaub!

Der heutige Tag hielt alles für uns bereit was wir uns erwartet hatten. Blauen Himmel, Sonne, kurvige Straßen, schöne Ausblicke, ein bisschen Wandern, Kuchen, einen Tanktourismus Ausflug ins Nachbarland und natürlich auch wieder einige Umleitungen. Die Landschaft wird von Tag zu Tag bunter und herbstlicher. Wir cruisten vor allem in der zweiten Tageshälfte durch viele Täler und durften uns auch an gebirgigen Anblicken erfreuen. Unser bester Freund war das Verkehrszeichen Nr. 105 in Verbindung mit einer Kilometerangabe -> Kurvenreiche Strecke auf den nächsten 7km. Immer wieder bremsten uns dabei die Traktoren der Landwirtschaftlichen Betriebe aus die Ihre Heuballen nach Hause fuhren. Diese langsamen Phasen nutzten wir intensiv um die Landschaft zu genießen.

Das Highlight des heutigen Tages war aber definitiv der 2,5 Stunden dauernde Aufenthalt auf der Bastei.

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Die Bastei (305 m ü. NHN) ist eine Felsformation mit Aussichtsplattform in der Sächsischen Schweiz am rechten Ufer der Elbe auf dem Gebiet der Gemeinde Lohmen zwischen dem Kurort Rathen und Stadt Wehlen. Sie zählt zu den meistbesuchten Touristenattraktionen der Sächsischen Schweiz. Von der Bastei fällt das schmale Felsriff über 194 m steil zur Elbe ab. Sie bietet eine weite Aussicht ins Elbtal und über das Elbsandsteingebirge. Auf der Hochfläche hinter der Bastei befindet sich ein Hotel mit Restaurant.
http://de.wikipedia.org/wiki/Bastei_(Fels)

Vorweg, die Zeit (2,5 Stunden) sollte man sich wirklich nehmen. Motorräder dürfen direkt zum zweiten Parkplatz durchfahren und dort an der Schranke vorbei. Man soll sich beim Parkplatzpersonal melden, welches dann 1,50 EUR pro Motorrad kassiert. Der Fussweg bis zum Hotel nimmt ca. 10 Minuten in Anspruch. Von hier startet der eigentliche Weg zu den verschiedenen Aussichtspunkten. Für einen Montag Mittag war erstaunlich viel los. Allerdings war weitestgehend die ältere Generation vertreten. Wir wanderten von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt und wunderten uns immer wieder über die Gewalt welche die Natur über die Jahrhunderte hier aufgewendet hat. Wie zu erwarten war hier natürlich ein Earthcache zu loggen. Ganz schlau aus den Fragen wurden wir nicht. Ich hoffe das mit dem Owner klären zu können. Die Besichtigung der Felsenburg Neurathen schlägt mit weiteren 1,50 EUR pro Person zu buche. Unserer Meinung nach sehr moderate Preise für das was es hier zu erhalten gilt. Der Blick über die Elbe offenbarte uns eine Gierfähre und erinnerte uns an die erste aktive Benutzung einer solchen nur durch die Strömung bewegten Fähre im letzten Jahr auf der MSD Osttour. Zum Abschluss der Bewegungspause gönnten wir uns noch ein paar Waffeln (in denen der Zucker fehlte) und ein Stück Dresdner Eierschecke (welche sehr gut schmeckte).

Trotz einiger Umleitungen und des langen Aufenthalts auf der Bastei ging unser Zeitplan heute voll auf und wir waren um 18 Uhr zurück am Hotel um zum letzten Mal das Drei Gänge Menü zu genießen. Auch heute enttäuschte uns der Koch nicht und wir sind nun gut gesättigt zurück auf dem Zimmer.
Morgen müssen wir leider schon den Heimweg antreten. Hierbei wollen wir auch nochmal ein ganz besonderes Bauwerk besichtigen. Aber dazu morgen mehr.

Erzgebirge Burgen und Schloesser 2014 – Tag 3 – 235km

Der heutige Tag sollte nach einer Route ablaufen welche wir von unserem Gastgeber erhalten hatten. Burgen und Schloesser sollte das Motto lauten. Bei einer gemütlichen, nicht zu langen (geplant 205km) Tour wollten wir jeweils einen kurzen Blick auf das eine oder andere Gemäuer werfen. Wenn man alle Baudenkmäler genau besichtigen wollte wäre dies wohl eine Aufgabe für mehrere Tage.

 

Wir starteten um 9:30 nachdem wir uns wieder durch das kräftige Frühstücksbuffet gekämpft hatten. Heute zeigte sich uns kein Nebel und so waren wir froher Dinge viel zu sehen. Der erste Stopp kam bereits nach wenigen Kilometern in Form von Schloss Wolkenstein. Pünktlich zum Beginn des sonntäglichen Gottesdienstes in der benachbarten Kirche rollten wir mit den Motorrädern auf den Vorplatz. Einige Bilder und einen kurzen Spaziergang später ging es auch schon wieder weiter, wir hatten ja noch viel vor heute.

Kurz nach Wolkenstein begann das Drama des Tages seinen Lauf zu nehmen. Straßenbauarbeiten und Umleitungen. Sie sollten uns heute verfolgen!!! Daher auch trotz Abkürzung zum Ende der Tour hin, welche auch umleitungsbedingt war, 30 km mehr Strecke als geplant. Aber noch konnten uns die Umleitungen nicht erschüttern. Der Himmel war blau, die Temperaturen angenehm und wir konnten die Motorräder durch die vom Ackerbau und der Viehwirtschaft geprägt herbstlandschaft fliegen lassen.

An der Schlossruine Hartenstein legten wir eine kurze Teepause ein welche wir im Innenhof verbrachten. Die Helme aufzusetzen hatte sich für den Weg zur Burg Stein fast nicht rentiert. Auch hier legten wir wieder einen 10 Minuten Stopp ein um die Burg zu umrunden. Nur wenige Meter weiter setzen wir die Helme nicht einmal ab um eine Runde durch den Garten des Schlosses Wolfsbrunn zu laufen.

Wenn das so weitergeht dann kommen wir heute nicht mehr zurück zum Hotel… Umleitungen, viele Pausen, das kostet Zeit. Wir beschlossen manche Lokalitäten im vorbeifahren zu betrachten, sonst würde sich das nicht ausgehen. Schloss Wildenfels und Schloss Osterstein fielen in diese Kategorie. Der Weg durch Zwickau kostete mich navigatorisch soviel Nerven dass der nächste Altertümliche Bau für eine Pause herhalten musste. Auf Burg Schoenfels gönnten wir uns in der Burgschenke ein Kartoffel- und ein Kürbissüppchen. Leider kostete uns dieser kleine Snack über eine Stunde Zeit, was sich gegen Abend deutlich bemerkbar machen sollte. Es standen immer noch gut 130km auf dem GPS und wir waren bereits 4,5 Stunden unterwegs.

Und kaum wieder unterwegs kam auch schon die nächste Sperrung mit Umleitung. Irgendwie verhext heute. Wenigstens war die Landschaft schön und die Straßen kurvig. Schloss Blankenstein schrie förmlich nach einem Fotostopp, also kamen wir diesem Ruf auch nach. Das Deutsche Landwirtschaftsmuseum sah auf der ersten Blick sehr reizvoll aus, aber uns saß ein wenig die Zeit im Nacken, also ab damit auf den Wusnchzettel für die Zukunft und weiter. Beim Anziehen musste ich mit erstaunen feststellen dass meine nichtmal ein halbes Jahr alten IXS Lederhandschuhe gerissen sind. Da werd ich wohl mal reklamieren müssen wenn wir wieder zu Hause sind.

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Burg Posterstein

Die Burg Posterstein ließen wir im Angesicht der nächsten Umleitung wortwörtlich links liegen und strebten den Schlössern Forderglauchau und Hinterglauchau entgegen. Hier gab es wieder ein paar Verwirrungen bei der Navigation. Kopfsteinpflaster Fusswege in Wellenform sollten eigentlich nicht in die Kategorie Motorradtaugliche Straßen fallen… Wir drehten um und suchten uns einen anderen Weg.

Auch das Verlassen von Glauchau hatte so seine Tücken bei der Wegfindung. Schloss Waldenburg erlaubte es direkt vor die Tür zu fahren, also auch hier kurz den Helm aufgeklappt und ein Foto geschossen und schon wieder weiter. Es mag recht oberflächlich anmuten was hier hier taten, war es in der Tat auch, aber an erster Stelle stand für uns das Motorradfahren und nicht die Intensive Besichtigung der Bauwerke.

Nur wenige Kilometer weiter warfen wir im vorbeifahren einen Blick auf Schloss Wolkenburg um dann in den Auslüfern von Chemnitz auf Burg Rabenstein zu stoßen. Hier war ein Wikingerfest im vollen Gange und überall gewandete Menschen unterwegs. Der Trubel war uns für einen Stopp zu viel also speicherten wir einige Bilder im Kopf. Der nächste Wegpunkt im GPS war das Wasserschloss Klaffenbach welches durch ein Konzert in Beschlag genommen wurde so dass auch hier der Stopp aufgrund von Massenandrang ausfiel. Der Himmel zog sich immer mehr zu, die Uhr schritt unerbittlich voran und die nächste Umleitung kam auch direkt nach Klaffenbach. Man muss hier die Beschilderungen der Umleitungen lobend erwähnen. Absolut deutlich wurde jede Umelitung gekennzeichnet. Das ging soweit dass man sich vor lauter Umleitungsschildern nicht mehr auskannte…

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Hier beschloss ich die Reststrecke aufgrund der enormen Abweichung von der geplanten Strecke spontan neu festzulegen und nahm den laut GPS direktesten Weg zurück zum Hotel. Wegpunkte mit Sehenswürdigkeiten hatte ich keine mehr im GPS, also entging uns zumindest nichts Geplantes mehr. Anja bestätigte mir später dass sie diese Abkürzung auch sehr begrüßte. Nach insgesamt 10 Stunden und 15 Minuten unterwegs kamen wir mit 5 Stunden 15 Minuten reiner Fahrtzeit und 5 Stunden Pausenzeit wieder am Hotel an. Insgesamt hatten wir 14 Alte Gemäuer gesehen – nur gesehen! nicht besichtigt, wie schon erwähnt bräuchte man dafür mehrere Tage! Die Tour war sehr schön durch den Hotelier ausgearbeitet, leider wurde sie uns durch die vielen Umleitungen ein wenig madig gemacht. Dies sollte aber den Gesamteindruck mit ein wenig Abstand nicht trüben.
Für den morgigen Tag planen wir nochmals eine innerdeutsche Tour in Richtung Sächsische Schweiz um der Bastei einen Besuch abzustatten.