Projekt Flachköpper: Mal schnell nen Tag ans Meer – Tag 5 – 330km

Der letzte Tage begann, wie der Vorletzte endete. Mit der Kamera auf dem Stativ am See. Das erste Licht des Tages lockte mich direkt wieder ans Ufer des Thiersee, um die Ruhe hier zu genießen. Man soll nicht glauben, wie viele Jogger, Angler oder Familien mit Kinderwagen um kurz nach 6 Uhr an einem Mittwoch morgen am See unterwegs sind. Trotzdem war es hier noch herrlich ruhig. Die Bewegung brachte die Muskeln in Wallung und wärmte auf. Die Nacht war schon deutlich frischer als noch in Kroatien am Meer. Ich ignorierte die Absprache nichts vom Bäcker zu holen und hoffte, dass die Mädels sich über die frischen Semmeln freuen. Um kurz nach sieben begann ich Kocher & Co. aufzubauen und das Frühstück zu richten, als Sandra mich anguckte und sagte, dass ihr kalt ist. Im Scherz entgegnete ich: “lauf halt mal um den See, dann ist dir warm”. Eine gute Stunde später war sie wieder da und wir konnten frühstücken. Ich hätte nicht gedacht, dass sie tatsächlich um den See läuft. Immerhin hatte ich recht, jetzt war ihr nicht mehr kalt. Es gab Rührei, Semmeln, Tee und Marmelade, gepaart mit einem Ausblick auf den See. Die Sonne kam langsam raus und wir stellen fest, dass unsere Zelte komplett im Schatten standen. Das Thema Platzwahl fürs Zelt kann ich noch optimieren.

Wir kamen äußerst gemütlich in die Gänge. Es waren auch nur gute 300km geplant und in Deutschland sollten wir zügig vorankommen, so dass es keinen Grund zur Eile gab. Wir lüfteten die Zelte und ließen sie trocknen, packten gemütlich zusammen und unterhielten uns noch mit den Platznachbarn. Aber alles Verzögern half nichts, um 10:30 waren wir startklar und richteten die Moppeds gen Deutschland.

Der Weg über Landl und Bayrischzell zeigte noch mal ein wunderschönes Tal, mit kurviger Straßenführung. Bis zum Schliersee ging es noch durch die Berge, dann wurde es deutlich flacher. Am Tegernsee vorbei, zum Starnbergersee. Man könnte meinen wir machten eine Tour der Seen. Dem ist aber nicht so. Wir bekamen fast nichts von den Seen zu Gesicht. In Geretsried stellten wir kurz kreischend wie Groupies fest, dass A Life Divided (eine unserer Lieblingsbands) ja von hier kommen. Aber das bremste uns nicht aus, flott waren wir in Füstenfeldbruck, Augsburg umgingen wir östlich und fuhren ein ganzes Stück parallel zur B2, bevor wir auf diese wechselten. Die Heimat rückte näher, die Strecken werden bekannter und Baustellen zwangen uns, umzuplanen. Treuchtlingen, Weißenburg und Pleinfeld ließen wir hinter uns und den Brombachsee links liegen. Bei einer Pause verabredeten wir uns für den Abend zum Grillen. In Windsbach legten wir noch einen Stopp zum Einkaufen ein, um Material für den Grill zu haben. Nach fast 7 Stunden kammen wir kurz nach 17 Uhr wieder zu Hause an. Beim Auspacken mussten wir feststellen, dass Getränkedosen früher robuster waren – eine Dose Gösser Kracherl hatte sich in meinem Seitenkoffer verteilt.

Die ersten Geschichten wurden erzählt, während wir die Bikes abluden und begannen unsere Ausrüstung zu sortieren. Die Augen leuchteten nochmal, auf beim Gedanken zurück an die ersten Momente am Meer und die Erinnerungen festigten sich durch die Erzählung. Wir sind gespannt auf die gemachten Bilder und freuen uns schon auf den nächsten Trip. Der ursprüngliche Grund für diesen Trip – Camping Equipment für unsere Skandinavientour im Juli testen – ist auch nicht in Vergessenheit geraten. Das Vaude Chapel L3P Zelt, der Primus Omnilite Multifuel Kocher, das Trangia Geschirr und noch einige andere kleine Neuanschaffungen haben sich mit Bravour geschlagen. Die Tour war somit in jeglicher Hinsicht erfolgreich!

An vier Fahrtagen konnten wir 1454 km zurücklegen, drei tolle Campingplätze kennen lernen, kulinarische Genüsse erleben und das wichtigste: FLACHKÖPPER MACHEN!!!

Projekt Flachköpper: Mal schnell nen Tag ans Meer – Tag 4 – 385km

Der Tag der Abreise. Wenn man nur 5 Tage Zeit hat, um mal schnell ans Meer zu fahren, dann muss man leider nach nur einem Tag am Meer schon wieder den Rückweg antreten. Nach einer milden Nacht holte uns der Wecker um 7 Uhr aus dem Schlaf. So langsam hatte sich der Körper wieder an Schlafsack und Isomatte gewöhnt und heute hätten wir gefühlt noch 5 Stunden schlafen können. Die Bilder vom gestrigen Sonnenuntergang noch im Kopf kamen wir nicht so richtig in die Gänge. Wir wollten vor dem Frühstück schon einiges zusammenpacken und so legten wir los. Um 8 Uhr machte der Laden am Campingplatz auf und wir deckten uns nochmals mit Brot, Aufstrich und Salami ein. Die gewohnten Rühreier brutzelten auf dem Kocher und wir genossen die letzten ruhigen Minuten. Nochmal ein Bild auf die Webcams vom Felbertauern – was ist denn das? Nord und Südseite komplett weiß. Heute Nacht hatte es geschneit. Na da sind wir mal gespannt, wie es heute Nachmittag dort aussieht.

Nach dem Essen das restliche Zeugs gepackt, noch kurz vom Meer verabschiedet und dann ab auf die Straße. Noch einige wenige Kilometer Kroatien, dann kurz mit Tankstop durch Slowenien. Eine Bäckerei durfte uns noch zwei Burek verkaufen. Und schon waren wir in Italien. Genauer gesagt in Triest. Und zwar mittendrin im italienischen Stadtverkehr. So als Deutscher der den Straßenverkehr im Heimatland gewohnt ist, wundert man sich immer wieder wie wenig hier eigentlich passiert. Scheinbar völlig chaotische Zustände (ja ich weiß aus Erzählungen dass es noch deutlich schlimmere Länder gibt) funktionieren hier einfach. Rote Ampel? Völlig egal, einfach drüber. Fahrspuren? Fehlanzeige, irgendwie kommt man schon durch. Nun ja, zu dritt auf zwei Motorrädern erforderte es ein wenig Gewöhnung und erhöhte Aufmerksamkeit hier unbeschadet durchzukommen.

Wir fuhren noch ein wenig am Golf von Triest entlang, bis kurz vor Monfalcone, dann bogen wir ab in Richtung Udine. Die Landschaft hier ist eher als langweilig zu bezeichnen. Das schönste war der Blick auf die Berge vor uns, denen wir uns unaufhörlich näherten. Dunkle Wolken hingen über Ihnen und verheißen nichts gutes. Noch aber hatten sie Zeit sich zu verziehen. Udine umfuhren wir großzügig und richteten uns nun nach Tolmezzo aus. An einer Tankstelle legten wir noch eine Pause ein, um die Burek zu verdrücken. So gestärkt querten  wir den Tagliamento und fuhren am Lago di Cavazzo entlang.

In Tolmezzo mussten wir einen Verkehrsunfall zweier Autos umgehen und folgten danach dem Fluss But. In den Bergen geben die Täler den Weg vor. Langsam ging es auch ein wenig höher. Der Plöckenpass / Passo di Monte Croce Carnico brachte uns auf einer Höhe von 1357m über die Grenze nach Österreich. Die dunklen Wolken hatten sich komplett verzogen und wir fuhren unter blauem Himmel dahin. Schnell ging es wieder einige Höhenmeter hinab und wir folgten erst der Drau und dann der Isel, um uns dem heute höchsten Punkt zu nähern, dem Felbertauerntunnel. Hier lag heute morgen noch frischer Schnee. Bei unserer Ankunft am Felbertauern gegen 17 Uhr war davon auf der Südseite nichts und auf der Nordseite fast nichts mehr zu sehen. Wir hätten noch einige Höhenmeter mehr überwinden müssen um eine geschlossene Schneedecke wie am Morgen vorzufinden.

Über Mittersil und Kitzbühel ging es vorbei am Skigebiet Wilder Kaiser im Brixental. Das Tagesziel rückte in greifbare Nähe. In Kufstein kauften wir in einem MPreis ein, um uns mit Gösser Kracherl und Ringo einzudecken. Die letzten Kilometer nach Vorderthiersee zum Campingplatz Hiasenhof zogen sich gefühlt nochmal ein wenig. Der See liegt ruhig in seinem Talkessel. Kurz nach Ankunft am Platz fing es an, ein wenig zu nieseln. Schnell stellten wir die Zelte auf, nur um festzustellen, dass es direkt nachdem sie standen aufhörte zu regnen. Der Abend war bereits fortgeschritten und es wurde zunehmend kühler. Erst recht, wenn man vom Mittelmeer kommt. Die Mädels bereiteten das Abendessen zu, während ich nochmals ein wenig mit den Graufilter vor der Kameralinse am See spielte. Das warme Essen tat gut nach diesem anstrengenden Tag. Die Nacht würde kühl werden und so kuschelten wir uns nach dem Essen schnell in die Schlafsäcke, um morgens fit für den endgültigen Heimweg zu sein.