Island Tag 8 – 370 km – Blönduos

So schön das lange Schlafen gestern war, so unsanft klingelte der Wecker heute. Es soll ja schließlich weitergehen. Bevor wir aber packen und ins Auto steigen, müssen wir nochmal ans Frühstücksbuffet. Die Option sich selber Waffeln zu machen finden wir genial und haben wir zum Abschluss des Frühstücks auch noch ausgiebig genutzt. Dann schnell die Koffer und Rucksäcke ins Auto gebracht und los geht es.
Der Godafoss, unser erstes Ziel heute, ist bereits nach einer guten halben Stunde erreicht. Er wird dank der guten Erreichbarkeit auch direkt von einer Schulklasse belagert. Wir sitzen diese im wahrsten Sinne des Wortes aus und genießen die Ruhe nachdem die pubertären Kids wieder weg sind. Ich habe keine Ahnung mehr wie viele Wasserfälle wir inzwischen gesehen und fotografiert haben, aber jeder ist auf seine Weise einzigartig und ein Wunder der Natur.

Das nächste Ziel kommt erst in 140 km, aber das ist noch lange kein Grund nicht immer wieder anzuhalten um das gute Wetter zu nutzen und die Küste festzuhalten. Wenig Wind, blauer Himmel und Sonne bei bis zu 12 Grad. So kann man es aushalten. In Akureyri durften wir einem Flieger von WOW Air dabei zusehen wie er immer wieder ansetzte um auf dem Flughafen zu landen, im letzten Moment aber wieder durchstartete. Der Sinn dieser Übung ist uns nicht klar geworden, dafür aber umso mehr die Spiegelung des landenden Flugzeuges im Wasser um die Landebahn.

Der nächste geplante Stopp Mígandi ist mal wieder, wie sollte es auch anders sein, ein Wasserfall. Dieser stürzt allerdings direkt ins Meer und ist somit wieder ganz anders als die bisher gesehenen. Man kann diesen nun auch nicht frontal festhalten da wir sonst irgendwie aufs Meer raus müssten. Eine interessante Herausforderung, welche wir mit den Teleobjektiven lösen.
Nun folgen einige Tunnel und wir wechseln von Fjord zu Fjord. Den folgenden Wasserfall (Leyningsfoss) lassen wir aus da wir keine Lust haben durch den tiefen Schnee zu stapfen. Stattdessen sehen wir uns das Skigebiet an welches auf knapp über 100 Höhenmeter beginnt. Sowas findet man in Deutschland auch nicht. Ein Skilift fast am Meer. In Hofsós steigen wir eine Treppe an die Küste hinab um uns die Basaltsäulen anzuschauen welche dort an der Küste entlang entstanden sind. Faszinierend was die Natur so alles für Formen hervorbringt. Warum nun erkaltende Lava zu 5- oder 6- eckigen Säulen erstarrt ist, uns immer noch nicht klar.

Schon ist der letzte Stopp für heute in erreichbarer Nähe. Zum Reykjafoss laufen wir über eine Pferdekoppel nachdem wir 5 verschiedene Wege ausprobiert hatten, bis wir den offiziellen Parkplatz gefunden haben. Wenn kein Schild an der Koppel gewesen wäre, wären wir wieder umgedreht. Aber hier ist es ausdrücklich erlaubt die Zäune zu öffnen und durchzugehen (selbstverständlich auch wieder zu schließen). Dieser Wasserfall war für uns nochmal ein echtes Highlight! Kein schmales Rinnsal sondern ein breiter mächtiger Fall über mehrere Stufen. Wir verbringen hier nochmal einige Zeit mit fotografieren, bevor wir den heutigen Endspurt antreten.

Als wir endlich in Blönduos ankommen, ist der Himmel wieder hinter einer dichten Wolkendecke versteckt und wir müssen feststellen dass der örtliche Supermarkt (trotz Öffnungszeit bis 19 Uhr) bereits um 18:30 geschlossen hat. Das Frühstück morgen wird nun etwas spärlicher ausfallen.

Hier noch der GPX Track des Tages:

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Island Tag 7 – 72 km – immer noch Myvatn

Tag 7 lassen wir extrem chillig angehen. Um 9 Uhr sind wir beim Frühstück und hauen uns erstmal so dermaßen den Bauch voll, dass wir uns direkt danach am liebsten gar nicht mehr bewegen wollen. Die Neugierde treibt uns dann aber doch raus. Unser erster Stopp am Skútustaðagígar, einer Ansammlung von Pseudo-Kratern, welche durch Dampfausbrüche entstanden sind ist ein super Verdauungsspaziergang. Danach sind unsere Lebensgeister wieder so richtig geweckt.

Den zweiten Halt legen wir am privaten Höfði Naturpark ein. Eine kleine bewaldete Halbinsel welche von lustigen Gesteinsformationen im Wasser umgeben ist. Hier schlängeln wir uns auf kleinen Pfaden durch den Wald und machen ein paar Bilder, bevor es weitergeht zu Dimuborgir. Das ist nicht nur eine Metal Band aus Norwegen. Nein, diese Band hat sich Ihren Namen anhand dieses Lavafeldes in Island gegeben. Wir drehen auch hier eine ruhige Runde und nehmen ein wenig die Details ins Visir.

Weiter geht es zum Hverfjall Krater. Wir halten in relativ großer Distanz und beschließen es dabei zu belassen. Über 2 Stunden hätte uns die Wanderung gekostet. Mal sehen ob wir am Ende des Tages noch Zeit haben, wir fahren hier ja noch einmal vorbei. Auf dem Weg zum Námafjall Bergrücken klettern wir noch kurz in die Grjotagjá Höhle hinab und staunen mal wieder über die Wunder dieser Erde. Bis zu 60 Grad heisses Wasser drückt es hier aus dem Boden und bildet einen unterirdischen kleinen See. Vor einer Verschiebung von irgendwelchen Erdplatten war das Wasser deutlich kühler und die Höhle wurde als natürliches beheiztes Schwimmbad genutzt. Inzwischen ist dies leider nicht mehr möglich.

Das geothermische Areal Hverarönd am Námafjall riecht man, bevor man es sieht. Schwefel ist einfach unangenehm für die menschliche Nase. Hier drückt es sogenannten Solfataren Wasserdampf, Schwefelwasserstoff, elementaren Schwefel und andere Mineralien aus der Erde. Auch gibt es zahlreiche langsam oder heftig kochende Schlammtöpfe und Fumarolen. Spannend was hier so abgeht. Überall zischt, dampft und brodelt es. Die Erde hat lustige Farben, von Ocker über giftgrün bis gelb reicht die Farbpalette.

Nun kommt das Highlight des Tages. Wir fahren zur Hölle. Zumindest wenn man den Namen des vulkanischen Sees Viti übersetzt. Am Parkplatz am Fuße des Kraters angekommen machen wir uns wetterfest und schnallen die Rucksäcke auf. Es ist hier schon extrem windig, am Rand des Kraters entlang zeigt sich der Wind aber nochmal von einer viel hässlicheren Seite. Wir erklimmen den Kraterrand und stoppen immer wieder um unsere Eindrücke auch mit den Kameras festzuhalten. Einfach Wahnsinn, was für Naturgewalten hier vorherrschen die solche Phänomene erschaffen. Der vulkanische See liegt am isländischen Zentralvulkan Krafla. Er entstand 1724 bei einer Dampfexplosion zu Beginn einer ca. fünfjährigen Ausbruchsserie die man Mývatnfeuer nennt und die bis 1729 andauerte. Der See misst 320 m im Durchmesser und ist etwa 33 m tief.

Nach dieser Wanderung haben wir für heute erstmal genug und fahren erschöpft aber glücklich zurück zum Hotel. Um kurz nach 18 Uhr begeben wir uns ins Restaurant, welches am Hotel angeschlossen ist und wollen uns heute mal etwas gönnen. Vorneweg gibt es Tartar von der Gans mit getrockneten Auberginenstreifen und dazu Baguette mit Skyr. Ein Gedicht! Als Hauptgänge haben wir uns eine isländische Forelle auf Kartoffelpüree mit karamelisierten Zwiebeln und isländisches Lamm mit Kartoffeln und Pilzen an einer Rote Beete Soße ausgesucht. Wir haben unsere Entscheidung nicht bereut. Gut gesättigt beschließen wir nicht nochmal loszuziehen um eine Fotolocation für den Sonnenuntergang zu suchen. Wir begeben uns aufs Zimmer und genießen einfach den Abend. Durch unser Panoramafenster haben wir einen super Ausblick als der Himmel zu leuchten beginnt und wir ärgern uns doch ein bisschen, dass wir nicht mehr losgezogen sind. Manchmal muss man aber auch einfach zufrieden sein. Wir haben heute so viele spannende Naturphänomene gesehen und erleben dürfen, dass es uns leicht fällt zufrieden einzuschlafen.

Hier noch der GPX Track des Tages:

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Island Tag 6 – 226 km – Myvatn

Wir werden überhaupt nicht richtig wach. Ich quäl mich dann doch als Erster raus und beginne Frühstück zu machen. Eier kochen, Tee kochen, Brot, Käse, Marmelade herräumen. Irgendwann kommt Anja dann doch aus dem Bett gekrochen. Der Tag gestern war definitiv erschöpfend. Heute muss es etwas entspannter zugehen – ist ja schließlich Urlaub hier.

Nachdem wir gegessen und die Ordnung im Auto wiederhergestellt haben, fahren wir noch zum Arctic Henge. Ein Kunstwerk welches nicht einmal ansatzweise vollendet ist, nur erschaffen um mehr Touristen nach Raufarhöfn zu locken. Die Vision eines Hotelmanagers und eines Künstlers. Von Weitem denkt man sich erstmal – naja da stehen halt ein paar Steine rum. Wenn man die 5 Tore welche aktuell fertiggestellt sind dann aus der Nähe sieht sind sie ziemlich beeindruckend. Die vier äußeren Tore zeigen die Himmelsrichtungen an. Wir machen ein paar Fotos, dann flüchten wir vor dem brutalen Wind wieder ins warme Auto und begeben uns auf den Weg nach Myvatn. Halt einen kurzen Stop legen wir noch an der Postfiliale ein um eine Ansichtskarte nach Hause zu schicken. Die Postmitarbeitern nutzt die Gelegenheit und bindet uns in einer Unterhaltung…wenn schonmal jemand vorbeikommt.

Unsere ersten zwei geplanten Stops lassen wir ausfallen, da Aufgrund des Nebels sowieso nichts zu sehen wäre. Am Asbyrgi Canon biegen wir ab und fahren diesen soweit es geht rein. Naja eine beeindruckende Wand links und eine beeindruckende Wand rechts von uns. Das war es. Wir fahren weiter. Einmal halten wir noch an der Küste um zu gucken ob schon wieder Puffins (Papageientaucher) da sind. Ich glaube allerdings dass wir hierfür einfach zu früh dran sind. In Husavik parken wir direkt am Hafen und versuchen die aktuelle Regenwolke auszusitzen. Nach 10 Minuten wird uns das zu doof und wir schlendern eben im Nassen mit den Kameras durch den Hafen. Im Anschluss gibt es noch einen Hotdog im örtlichen „Grill“. Die Strecke heute ist lediglich eine Wiederholung der gestrigen und noch dazu ist das Wetter heute deutlich schlechter als gestern. Wir sitzen die km einfach ab und freuen uns, dass wir bereits am frühen Nachmittag im Hotel Laxa am Myvatn einchecken können. Auf dem Zimmer dümpeln wir ein wenig und planen die nächsten Tage. Wir haben uns hier für 2 Nächte einquartiert, da wir die POIs um den Myvatn in Ruhe erkunden wollen.

Um 18:30 Uhr werden wir dann doch nochmal agil. Wir fahren zum nahe gelegenen Natur Bad und begeben uns ins Mineralienhaltige warme Wasser. 10% Rabatt bekommen wir da die Lagune aufgrund von kalten Winden nicht die übliche Temperatur hat, was man auch deutlich spürt. Noch viel mehr bemerkt man allerdings den Geruch des Wassers. Eine LKW Ladung faule Eier kann nicht mehr stinken. Aber das soll gesund sein und was tut man nicht alles für die Gesundheit. Das große Becken bietet einen tollen Ausblick auf die Landschaft und den Sonnenuntergang – leider ist es auch das Becken, das am stärksten vom Wind abgekühlt wurde. Das kleine Becken, naja eigentlich eher ein Trog hat 41 Grad, das ist dann schon ganz angenehm. Ein Chinese übertreibt es allerdings mit der Aufenthaltsdauer darin und sein Kreislauf gibt nach. Die Mitarbeiter gehen mit der Situation aber äußerst routiniert und cool um. Scheinbar haben sie Übung darin. Nach dem Baden vespern wir noch im Hotelzimmer und legen uns ab.

 

Hier noch der GPX Track des Tages:

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Island Tag 5 – 520 km – Raufarhöfn

Um 6:30 klingelt der Wecker… ist das Urlaub? Ja ist es, wir wollen schließlich was sehen. Im Herbst gibt es noch einen Urlaub zum Faulenzen, da wird länger geschlafen. Es war echt angenehm das ganze Gästehaus für uns alleine zu haben. So schön ruhig. Das Gemeinschaftsbad gehört einem auch alleine und in der Küche gibt es auch kein Gedrängel. Ich möchte echt nicht in der Hauptsaison hier unterwegs sein.

In Island wird wahnsinnig viel mit Geothermie gemacht. Naja, die wären ja auch doof, wenn sie die heißen Quellen und die Erdwärme nicht nutzen würden. Man hat hier aber an manchen Orten beim Duschen das Gefühl man sitzt in einem Haufen faulige Eier. Der Schwefelgehalt des heißen Wassers ist ziemlich hoch und es riecht für uns einfach extrem gewöhnungsbedürftig. Im Gästehaus Olga in Egilsstaðir war das extrem. Ich habe einfach wesentlich kälter geduscht als normalerweise um dieses Geruchsproblem zu lösen.

Nach dem Frühstück fahren wir los in Richtung Gufufoss. Um diesen zu erreichen müssen wir wieder einige Höhenmeter überwinden, wobei immer mehr Nebel aufkommt je höher wir fahren. Die Sichtweite beschränkt sich auf ca. 25 Meter und wir befürchten, dass wir die angepeilten Wasserfälle gar nicht zu Gesicht bekommen. Der Gufufoss liegt dann allerdings exakt an der Nebelgrenze. Hier im Osten der Insel haben wir die meisten Locations um diese Jahreszeit für uns alleine. Wenn dann noch so ein Wetter dazukommt sowieso.

Nach einer kurzen Fotopause fahren wir zurück zum Fardagafoss an welchem wir uns aber entscheiden die Wanderung von ca. 1 Stunde nicht auf uns zu nehmen, da dieser höher und somit im Nebel liegt. Wieder zurück in Egilsstaðir fuhren wir diesmal in Richtung Litlanes- und Hengifoss. Vom Parkplatz (mit beheizter Toilette) bis zu den Wasserfällen ist es eine stattliche Wanderung die steil Bergauf geht. Insgesamt 1 Stunde und 45 Minuten waren wir unterwegs bis wir zurück am Parkplatz waren. Die beiden Fälle sind absolut beeindruckend und jeden Höhenmeter wert! Der Litlanesfoss ist von senkrecht stehenden Basaltsäulen umgeben welche ihn regelrecht einrahmen.

Nun ging es wieder zurück nach Egilsstaðir, welches wir nun aber endgültig hinter uns lassen wollen. Noch schnell einen kurzen Stopp im Bonus Supermarkt und ein bisschen Lebensmittel gekauft, dann geht es weiter. Den Rjúkandi Wasserfall können wir leider beim besten Willen nicht erkennen da es so neblig ist dass wir maximal 20 Meter Sichtweite haben. Das macht auch das Fahren sehr anstrengend. Wir befinden uns inzwischen auch einige Meter höher, was man sehr gut daran erkennen kann dass um uns herum noch alles voller Schnee ist. Über eine Stunde fahren wir quasi im Blindflug im dichten Nebel dahin bevor es endlich aufreißt.

Noch sind wir auf der auch als Ringstraße betitelten 1 unterwegs. Wir wollen aber bald nach rechts abbiegen auf eine Schotterpiste um zum Detti- und Selfoss zu kommen. Leider müssen wir feststellen, dass die 284 gesperrt ist. Das hatte ich auf road.is schlichtweg übersehen bei der Planung. Wir nehmen also auf der anderen Flussseite die 282, welche leider aber auch ab dem Dettifoss gesperrt ist. Das bedeutet für uns einen Umweg von zusätzlichen 150 km um zum Arctic Henge zu kommen. Dort haben wir heute Nacht ein Zimmer in einem Gästehaus gebucht. Das würfelt unsere Zeitplanung ganz schön durcheinander. Ich schreibe der Hausdame schnell noch eine SMS, dass wir etwas später kommen als geplant und dann stapfen wir los zu den Wasserfällen.
Eine mühselige Angelegenheit durch den tiefen schmelzenden Schnee zu laufen. Immer wieder sacken wir unverhofft ein oder stehen knöcheltief in Wasserlachen. Aber die beiden Naturschauspiele sind es wert! Der Dettifoss, an welchem wir zuerst Halt machen stürzt mit einer Gewalt in die Tiefe, dass einem ganz Angst werden kann. Die Gischt des Wasserfalles macht es uns unmöglich die ND Filter zum Einsatz zu bringen. Zu diesem Wasserfall passt es aber auch nicht ihn „weich zu malen“. Auf dem Programm steht also Foto – Objektiv abwischen – Foto – Objektiv abwischen – Foto – abwischen…

Nach einem weiteren Fussmarsch stehen wir noch ziemlich weit vom Selfoss entfernt und müssen feststellen dass wir nicht näher ran dürfen, da der Weg auf den lockeren Eisplatten zu gefährlich wäre. Gut, dann packen wir eben das Tele aus. Hier haben wir wenigstens keine Probleme mit der Gischt. Der Weg zum Auto zurück raubt unseren Füssen dann die letzten Kräfte für den Tag. Das Laufen in dem sulzigen Schnee ist echt anstrengend. Nun beginnt der langweiligste Teil des Tages. Aufgrund meiner Unachtsamkeit bei der Planung stehen uns noch 240 km bis zur Unterkunft bevor. Einen Großteil dieses Weges werden wir morgen wieder zurück fahren, um zum Myvatn zu gelangen an welchem wir heute einfach vorbeidüsen.

Das Wetter hält sich lange Zeit trocken und mit guter Sichtweite. Einen Tankstop legen wir noch ein um unsere Restreichweite nicht unter 200km fallen zu lassen. Auf den letzten 40km zieht der Himmel dann wieder zu und es gibt interessante Lichtstimmungen. Vergleichbar mit dem Weißabgleich der Kamera ergibt sich alle paar km ein völlig neuer Anblick. Von warmweiß (welches ins Orange geht) bis hin zu kaltweiß (welches eher bläulich wirkt).

Um kurz nach 19 Uhr kommen wir nach 520 gefahrenen Kilometern am Gästehaus Solsetur in Raufarhöfn an. Die Hausherrin zieht kurz und schmerzlos den Checkin mit uns durch und teilt uns mit, dass wir das ganze Haus für uns alleine haben. YES!!! Noch schnell was zu Essen gekocht, den Plan für den Rückweg zum Myvatn nochmal durchgegangen (das wird deutlich entspannter) und schon liegen wir völlig erschlagen im Bett. Diesen Bericht schreibe ich erst am Folgetag da ich einfach zu platt war.

Hier noch der GPX Track des Tages:

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Island Tag 4 – 315 km – Egilsstaðir

Irgendwie wollte ich heute morgen nicht aufwachen. Nachdem Anja mich dann genötigt hatte wach zu werden, trabten wir erstmal in die Frühstückshalle des Hotels. Und das war endlich mal wieder ein Frühstücksbuffet, das es wert war BUFFET genannt zu werden. Teller voll – Teller leer gemacht – Magen voll gemacht – wieder müde…

Naja hilft ja alles nix, wir wollen ja auch was sehen, wenn wir schon in Island sind. Für unseren ersten Fotostopp des heutigen Tages hielten wir spontan an einer Bucht, in welcher sich wunderbar die umliegenden Bergketten spiegelten. Ein bisschen rumschlendern und knipsen. Die Zeit vergeht schnell. Weiter geht es zum ersten geplanten Stop, dem Vestrahorn. Nachdem wir 1600 ISK (ca. 13 EUR) für den „Naturschutz“ bezahlt haben, dürfen wir direkt bis zum perfekten Fotopunkt durchfahren. Was an dieser Gebühr Naturschutz ist, weiß ich zwar net, den unternehmerischen Profit Gedanken dahinter kann ich dafür umso mehr nachvollziehen. Wir parken und wandern durch die schwarzen Dünen an den Strand. Stative raus, Filter auf die Linse und los geht es. Verschiedene Standorte ausprobiert und dann ist es auch schon passiert… Der Schuh ist voll Wasser, weil man nach dem fünften Bild eben nicht mehr an die Wellen denkt, welche heranrollen. Aber egal, das trocknet wieder.

Wir trödeln rum und die Zeit vergeht wie im Flug. Noch ein paar Bilder mit den Dünen im Vordergrund und dann noch auf die andere Seite der Landzunge, mal gucken ob es außer Möwen noch andere Vögel gibt. Mit Robben rechnen wir nicht. Schnell mal das große Tele (150-600) an die Kamera geschraubt und kurz die Felsen abgesucht. Ein Schuss – nur Möwen, alles klar lass uns gehen… Abends am Computer hab ich dann FÜNF ja, ganze FÜNF Robben auf dem schnellen Testschuss entdeckt. Betriebsblind wie ich war hab ich die natürlich vor Ort nicht mal ansatzweise wahrgenommen.

Unser nächster geplanter Halt kam bereits nach 16 km. Der Skutafoss hat es uns auch sehr angetan. Wieder vertrödelten wir über eine Stunde beim Fotografieren von insgesamt 3 Wasserfallstufen. Als wir endlich wieder vorwärts kamen, war es bereits 14 Uhr. Ganze 72 km der geplanten 370 hatten wir bisher geschafft. So wird das heute nix. Die nächsten zwei angedachten Spots ließen wir mangels Inspiration ausfallen und so kamen wir endlich etwas voran

Heute war auch mal ein Tankstop fällig. Automatentankstelle, sogar mit deutscher Sprache. Easy! Ein anderer Kunde kam damit allerdings garnicht klar. Ich verstehe nicht was so schwer daran ist – Karte rein, Pin eingeben, Volltanken auswählen, Nummer der Zapfsäule drücken und das war es.

Nun kam lange Zeit nichts. Wobei, nichts ist die falsche Aussage. Absolut beeindruckende Natur konnten wir bestaunen. Alle 500 Meter hätten wir anhalten können, aber dann kämen wir in einem Jahr nicht um die Insel rum. Also ab zum nächsten Wasserfall. Der Sveinsstekksfoss ist super mit dem Auto zu erreichen. 2 Minuten zu Fuss vom Parkplatz bis zum Aussichtspunkt. Hier arbeiteten wir ausnahmsweise mal hochkonzentriert und effektiv. Nur 10 Minuten, dann waren die Bilder im Kasten…und es begann mal wieder zu Regnen. Vielleicht waren wir auch deshalb so zügig.

Die restlichen 140 km bis zur heutigen Unterkunft im Gästehaus Olga in Egilsstaðir vergingen dann wie im Fluge. Einen Halt legten wir noch ein als Anja eine Robbe in einem Fjord entdeckte.

Wir erreichten noch ungeahnte Höhen und fuhren von Schneebedeckten Gipfeln umgeben über einen Pass (keine Ahnung wie der hieß). Das Gästehaus haben wir vollkommen für uns allein, einer der Vorteile wenn man abseits der Saison unterwegs ist. Für morgen haben wir wieder ein paar km mehr geplant da wir eine nette Unterkunft am Arctic Henge gefunden haben. Mal sehen wie wir das mit dem Zeitmanagement hinkriegen.

Hier noch der GPX Track des Tages:

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Island Tag 3 – 260 km – Smyrlabjörk

Irgendwie ist unser Rhythmus immer noch nicht mit der Zeitverschiebung angeglichen. Um 7 Uhr sind wir hellwach und begeben uns so langsam in die Gemeinschaftsküche des Gästehauses um zu Frühstücken. Käsebrote und Tee, mehr gibt es heute nicht. Um 8:40 sitzen wir im Auto und erfreuen uns daran, dass es uns nicht vollregnet. Bei diesen Wetterbedingungen ist es doch ganz angenehm mal nicht mit dem Motorrad unterwegs zu sein.

In Vik legen wir am Strand den ersten Stop ein. Anja hätte den ganzen Tag nasse Schuhe gehabt, wenn ich sie nicht vor einer Welle gewarnt hätte. Aber so ist das, wenn man mit dem Foto beschäftigt ist… man vergisst alles um sich herum. Den schwarzen Strand verlassen wir relativ zügig wieder. Der waagrecht fallende Regen macht einfach keinen Spass.

Am Uxarafoss stellen wir fest, dass alles drum herum Privatgelände ist und man nicht ganz so einfach an diesen rankommt. Also „nur“ ein Erinnerungsfoto mit den Augen gemacht und weiter. Den nächsten POI sehen wir schon von Weitem. Laufskálavarða – hier findet man viele kleine und größere Steinhaufen, welche von Reisenden aufgetürmt wurden, um sich eine gute Reise zu sichern. Alle paar Kilometer verändert sich nun das Landschaftsbild. Von schwarz und gänzlich unbewachsen zu knubbeligen Lavafeldern welche vollständig grün bemoost sind oder gelbem Gras. Immer wieder gibt es etwas Neues zu sehen.

Am Stjórnarfoss legen wir wieder einen verregneten Fotostopp ein. Anja hat mit Ihren Schraubfiltern hier bessere Karten als ich mit meinem 150er Stecksystem. Ich packe mein Zeug garnicht erst aus, da die Regentropfen eh alles zu Nichte machen würden. Die Zwergenklippe – Dverghamrar war früher angeblich ein Wohnort für Zwerge. Wir finden hier leider keine mehr vor. Ein paar Bilder dieser beachtlichen Säulen halten wir aber trotzdem fest.

Am Lómagnúpur bekommen wir eine kurze Regen und Windpause, so dass wir die tolle Spiegelung dieses Berges in völlig stillem Wasser für ca. 10 Minuten genießen können, dann ist es auch schon wieder vorbei und sowohl Wind als auch Regen stören die Spiegelung.

Wir fahren weiter zu unserem größten Stop des heutigen Tages. Das war so nicht geplant, aber wir wandern hier einige Kilometer um den Svartifoss zu erreichen und so benötigen wir fast 2 Stunden bevor wir wieder im Auto sitzen. Nun folgt ein Gletscher auf den anderen. Am Fjallsárlón, einem Gletschersee an dessen Ufer Eisbrocken angeschwemmt werden, trotzen wir nochmal dem Regen. Während ein paar andere Touris mit einem Boot über den See gefahren werden, halten wir unsere Eindrücke vom Ufer aus fest. Unsere Kameras müssen heute gut was wegstecken. Eigentlich könnten wir sie auch gleich in einen See werfen. Viel Unterschied würde das nicht mehr machen.

Am Jökulsárlón – dem Diamantenstrand –  wollten wir eigentlich nicht mehr aussteigen. Lieber wollten wir morgen früh nochmals hierherkommen. ABER… der Regen hörte auf. Also nix wie raus und ab an den Strand. Hier begann dann das lustige Spiel, wer ist am schnellsten nach einer Welle an den Eisblöcken? Und wer ist der Letzte, der vor der nächsten Welle flüchtet. Lustig mit an zu schauen ist es schon. Wir nahmen aber lieber mit vollem Einsatz daran teil. Nachdem wir einige „Diamanten“ auf schwarzem Sand abgelichtet hatten, traten wir die letzten 30 km bis zur heutigen Unterkunft an. Ein ehemaliger Bauernhof welcher zu einem großen Hotel umgebaut wurde.

Zum Abendessen gab es heute Nudeln mit Pesto vom Gaskocher. Die Preise im Restaurant konnten wir nicht guten Gewissens hinnehmen, auch wenn es uns schon gereizt hätte. Für morgen haben wir nun die bisher längste Etappe mit mehr als 300 km geplant. Mal sehen, was das Wetter morgen für Überraschungen für uns hat.

Hier noch der GPX Track des Tages:

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Island Tag 2 – 171 km – Vik

Unser Biorhytmus weckte uns beide relativ früh, man merkt die zwei Stunden Zeitumstellung doch deutlicher als gedacht. Um Punkt 8 Uhr saßen wir beim Frühstück und konnten das Buffet ganz alleine genießen. Außerhalb der Saison zu reisen hat Vorteile! Ein Nachteil ist, dass man meist zu den Wetter technisch nicht ganz so genialen Zeiten unterwegs ist. Heute Vormittag war dies kein Problem. Als wir den ersten Stop am Ægissíðufoss einlegten fühlte ich mich sogar genötigt die Jacke auszuziehen, weil die Sonne uns so auf den Pelz brannte. An diesem Wasserfall waren wir ganz allein und konnten uns nach Herzenslust mit den Kameras austoben.

Der nächste Stopp am Gljúfrabúi und dem direkt daneben liegenden Seljalandsfoss offenbarte dann Busladungen an Menschen. Wie sieht das hier erst in der Saison aus? Wir drehten eine Runde um den Seljalandsfoss und kamen patschnass hinter ihm wieder hervor. Imposant ist das schon wenn man mal hinter so einem großen Wasserfall steht. Heute war es relativ windig, was uns auf dem Weg zum Auto zurück entgegenkam, da wir quasi trocken gepustet wurden.

Nächster Halt… wieder ein Wasserfall, diesmal der Skogafoss. Wir schnallten die Rucksäcke auf den Rücken und machten uns auf den Weg neben dem Wasserfall den Berg zu erklimmen, von welchem er sich herunterstürzt. Die Treppenstufen fochten einen harten Kampf mit unserer Motivation aus, wir konnten uns aber durchsetzen. Oberhalb des eigentlichen großen Wasserfalls ist noch ein breiterer welcher allerdings deutlich weniger Fallhöhe aufweist. Nach einer Verschnauf- und Fotopause machten wir uns wieder an den Abstieg. Leider war nun die Sonne schon soweit hinter Wolken, so dass kein Regenbogen mehr über dem Wasserfall zu sehen war. Wir hätten doch zuerst unten fotografieren sollen.

Wieder zurück auf der Straße zeigte sich vor uns ein extrem graues Bild. Der Wind nahm auch immer mehr zu, so dass wir am Parkplatz für das Flugzeugwrack Sölheimsandur mit uns ringen mussten ob wir die 3,8 km einfach zu eben diesem laufen wollen. Wir entschieden uns aufgrund des Wetters dagegen und wurden leider kurz darauf in dieser Entscheidung bestätigt. Wenige Kilometer weiter fing es an zu Schütten was runterging und der Wind machte es fast unmöglich die Autotür zu öffnen. Wir steuerten pro forma noch die Küste bei Dyrhólaey an. Mehr als einen kurzen Blick auf den schwarzen Strand konnten wir allerdings nicht mehr werfen. Die Straße in das Naturschutzgebiet war bereits halb überschwemmt, deshalb beeilten wir uns zurück zu kommen, bevor die Straße vielleicht nicht mehr befahrbar ist.

Wir beschlossen für heute abzubrechen und, obwohl wir sehr bald dran waren, bereits zur gestern Abend gebuchten Unterkunft zu fahren. Als erste Gäste für diese Nacht konnten wir uns das Zimmer aussuchen. Wir nutzen die gewonnene Zeit für die Sichtung der Bilder, Planung des nächsten Tages und kochten uns Nudeln mit Tomatensoße. Nun folgt noch das konservieren der Erinnerungen und dann geht es heute bald ins Bett. Für morgen haben wir uns deutlich mehr Kilometer vorgenommen. Mal sehen ob uns das Wetter auch wieder ein wenig wohlgesonnen ist.

Hier noch der GPX Track des Tages:

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Island Tag 1 – 136 km – Hveragerði

Der erste Tag einer Reise beginnt bei uns meistens recht früh. Heute klingelte der Wecker um 5 Uhr. Eine Freundin spielte für uns Taxi zum Flughafen nach Nürnberg, von wo wir mit einem kurzen Hopser nach Frankfurt befördert wurden. Nach 2 Stunden Aufenthalt ging es dann weiter nach Keflavik. Ein paar Minuten früher als geplant setzten wir bei leichtem Nieselregen auf der isländischen Landebahn auf und begaben uns zügig zum Hertz Schalter, um unseren Mietwagen entgegen zu nehmen. Ein Skoda Oktavia Kombi 4×4 wird uns die nächsten Tage zu Diensten sein. Das Fahrzeug steht aktuell noch auf Winterbereifung mit Spikes. Was in Deutschland verboten ist, gehört hier zur Standardausstattung. Direkt nach dem Verlassen des Flughafens suchten wir eine Tankstelle und einen Supermarkt auf, um uns erstmal mit einer Gaskartusche und einem Grundvorrat an Lebensmitteln und Wasser einzudecken. Fast nichts im Einkaufswagen und dann umgerechnet 52€. Das ist schon eine andere Hausnummer als in Deutschland.

Unser erster Fotostopp führte uns an den sogenannten Wizards Hat. Eine spitze Felsformation kurz vor der Küste, welche an das Aussehen eines Zauberhutes erinnert. Auf einem weiteren Felsen nebenan nisten unzählige Möwen. Der Regen hatte aufgehört und so konnten wir ungehindert die Auslöser klicken lassen. Direkt neben dem Wizards Hat gibt es heiße Quellen welche aus dem Boden sprudeln und weithin dank der Dampfentwicklung sichtbar sind. Früher stand das Haus eines Gärtners auf dem Areal der Quellen. Inzwischen ist der Boden zu heiß für ein Wohnhaus. Nicht weit von den Quellen befindet sich ein geothermisches Kraftwerk, welches die natürliche Wärme in Strom wandelt.

Der Troll Pool war heute fast nicht zu erkennen. Die Brandung tobte unglaublich, meterhoch spritzte das Wasser an der felsigen Küste.

Nun hatten wir erstmal ein paar Kilometer zu überwinden bis zum nächsten Spot. Neben der Straße zeigte sich ein teilweise recht ödes, andererseits aber auch recht farbenfrohes Island. Flechten, Moose, Gräßer, Sand oder auch harter Fels in den verschiedensten Farben ist schön anzusehen. Einen letzten Stopp am heutigen langen Tag legten wir noch an der Strandarkirkja ein. Dieses Kleinod hat eine lange Geschichte und nimmt den durchgefrorenen Islandreisenden in einen warmen Altarraum auf. Die letzten Kilometer bis zur heutigen Unterkunft verflogen nur so. Um ca. 19 Uhr fanden wir den Schlüssel für unser Apartment mit Tesa an die Tür der Rezeption geklebt vor.

Schnell raus aus den Klamotten und rein ins Dampfbad und danach in den Hot Pot. Genau das Richtige um sich aufzuwärmen. Im Apartment vesperten wir dann noch etwas und sicherten die ersten Bilder unserer Reise. Durch die Zeitverschiebung und das frühe Aufstehen ist der Tag heute extrem lang. Da es außerdem sehr bewölkt ist, kann ich beruhigt schlafen. Nordlichter dürften heute Nacht dank der Wolken nicht zu sehen sein.

Morgen begegnen wir dann den ersten Wasserfällen.

Hier noch der GPX Track des Tages:

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Sardinien 2017 – Tag 14 & 15 – Bürglein – 819 km

Die Nacht auf der Fähre war wieder sehr entspannend. Das Frühstück war genauso überteuert und das Geld nicht wert, wie auf der Hinfahrt nach Sardinien. Das sparen wir uns definitiv beim nächsten Mal. Da sind die Fähren in Richtung Skandinavien eine ganz andere Klasse. Das Verlassen der Fähre lief gut geordnet und wir ließen uns viel Zeit dabei. Macht ja keinen Sinn ewig fertig angezogen auf dem Mopped zu warten und meterweise vorwärts zu rücken. Als wir allerdings aus der Fähre draußen waren hieß es erstmal Stopp and … nicht  Go. Die Hafenausfahrt in Genua ist mal ne totale Fehlplanung. Wir haben es dann irgendwie geschafft uns mit den Moppeds durchzuschlängeln. Die einen Autofahrer ließen uns extra Lücken, die anderen Hupten uns an. Direkt vom Hafen aus ging es für uns dann auf die Autobahn.

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Aus Genua raus ist die Autobahn ne Wucht. Kurvig und ein schöner Ausblick. So macht das Spass. Wir kamen gut voran. Ab Novi Ligure wird es extrem öde, aber unser Ziel war es den gefrierenden Niesel, welcher für den Brenner gemeldet war, zu vermeiden. Piacenza flog an uns vorbei und wir näherten uns dem Lago di Garda. Ab hier wurde dann auch der Ausblick wieder angenehmer und es machte mehr Spass  zu fahren. Was in Italien aber definitiv keinen Spass macht, ist Maut bezahlen. Man darf sich beim Auffahren auf die Autobahn ein Ticket ziehen und wenn man sie wieder verlässt darf man pro gefahrenem Kilometer bezahlen. Das waren dann für unsere zwei Motorräder 70 Eur Maut!!! Und da meckern alle um uns rum, wenn man in Deutschland auch endlich eine Maut einführen will??? Warum müssen wir in jedem anderen Land bezahlen aber wenn hier das gleiche eingeführt werden soll dann meckern alle…

Dem Brenner konnten wir dann noch bei bestem Wetter überwinden und hatten einen wunderbaren Ausblick auf die Schneegrenze, zu der uns nicht mehr viel fehlte. Kaum bei den Österreichern angekommen wollten auch diese eine kleine Abgabe haben für das befahren der Brennerautobahn. Die Vignette vermieden wir, indem wir die Autobahn in Patsch verließen. Hier hatten wir uns mal wieder über Booking.com ein Hotel für die letzte Nacht auf unserer Reise gesucht. Der Bärenwirth erwies sich als ausgesprochen glückliche Wahl. Zum einen durften wir die Motorräder in einer Garage unterstellen und zum anderen hat der Bärenwirth eine ausgesprochen gute Küche. Wir schlemmten uns Abends durch die Karte. Als Vorspeise gab es Kürbiscremesuppe und Carpaccio vom Rind. Im Hauptgang vertilgte ich Spinat-Käseknödel und Anja ließ sich ein Filetsteak vom Weiderind schmecken. Das Dessert mussten wir uns dann allerdings teilen da wir eigentlich beide bereits gesättigt waren. Selbst gemachte Kirchtagskrapferl sprachen nochmal alle Genussrezeptoren an.

Die Entscheidung, zügig über den Brenner zu fahren erwies sich am nächsten Morgen als absolut richtig. Die Schneefallgrenze war nochmal deutlich gesunken und es hatte die Nacht durchgeregnet. Das Frühstück nahmen wir mit einem Panoramablick vom Feinsten zu uns, bevor wir uns schön warm einpackten, um uns auf die letzten Km zu machen. Durch Innsbruck ging es über Seefeld und Mittenwald nach Garmisch Partenkirchen. Die A95 führte uns nach München hinein. Der Stadtverkehr war erstaunlich erträglich und so ging es zügig auf die A9 und zurück nach Hause. Die Temperaturen hielten sich im erträglichen Rahmen, lediglich die Autofahrer auf den deutschen Autobahnen sind irgendwie immer deutlich unentspannter als im Ausland.

Insgesamt sind wir in den 15 Tagen 3516 km gefahren. Die Insel ist prinzipiell sehr geil zum Motorradfahren. Allerdings ist der Funke bei uns nicht vollständig übergesprungen. Sandstrände sind einfach nicht unser Ding und hier halt doch in der Überzahl. Außerdem müssen wir auch gestehen, dass wir immer wieder vergleiche mit der kroatischen Küste gezogen haben und hier gewinnt in unseren Augen eindeutig Kroatien. Sardinien hat definitiv von allem etwas. Sand-, aber auch Kies- und Felsenstrände, hohe Berge, tiefe Quellen, karge Landschaften, Ackerbau, nagelneue gut ausgebaute Straßen, kleine alte und wundervoll schlechte Straßen im Hinterland. Genau diese Vielfalt macht Sardinien aus. Auch wenn der Funke nicht endgültig übergesprungen ist, werden wir wahrscheinlich nochmal wiederkommen, um noch mehr vom Inland zu erkunden. Dies wird aber erst in ein paar Jahren geschehen.

Sardinien 2017 – Tag 13 – Olbia (Fähre) – 233 km

Unsere letzte Nacht im Zelt endete für mich um 7:15, exakt 15 Minuten bevor der Wecker geklingelt hätte. Ich war wach und musste dringend mal raus. Also schnell angezogen, den Sonnenaufgang im Vorbeilaufen eines kurzen Blickes gewürdigt und schnell noch vor der Putzfrau rein ins Sanitärhaus. Danach hab ich gemütlich angefangen fürs letzte Frühstück im freien aufzubauen. Tisch aus den Koffern gebaut, Helinox Stühle rausgestellt, Saft, Gemüse, Semmeln, usw. hergeräumt. Das alles bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Für heute war nochmal eine leichte Runde durchs Landesinnere geplant. 180 km und dann frühzeitig unsere Ankunft in Olbia, so dass wir noch etwas essen können bevor wir auf die Fähre gehen. Um 10:30 waren wir dann endlich startklar.

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Erst noch eine kleine Runde an der Küste entlang und dann ab ins Hinterland. Bei Arzachena suchten wir einen Felsen der ausschauen soll wie ein Pilz. Daher trägt er auch den Namen Fungo. Wir wurden nicht fündig, bemühten uns aber auch nicht zu sehr. Dann ging es im munteren Kurvenrausch weiter nach Antonio di Gallura. Hier besichtigten wir noch die Kirche des Ortes und dann nahm das Drama seinen Lauf. Der nächste Haltepunkt sollten die Olivastri Millenari sein. Ein Garten von Olivenbäumen mit epischen Stammdurchmessern welche tausende Jahre alt sein sollen. Das klingt doch toll, oder? Wir folgten einem Wegweiser und fanden nichts, dann folgten wir meiner Planung und fanden nichts, dann fuhren wir wieder zurück und folgten dem Wegweiser weiter… und fanden nichts. Dann hatte ich die Faxen dicke und befragte Google Maps (EU Roaming sei dank). Der Wegweiser hatte uns genau in die entgegengesetzte Richtung geschickt als sie laut Google sein sollten. Also das Handy in den Tankrucksack und damit navigiert. Nach einer weiteren halben Stunde Fahrt standen wir dann endlich vor dem Kassenhäuschen. 2,50 Eur pro Person zahlten wir um dann insgesamt ZWEI Bäume anzuschauen… okay, die zwei sind wirklich imposant. Aber 5 EUR für 2 Bäume sind schon ne nette Rechnung.

Nun ging es weiter zum Monte Limbara. Moment sollte der nicht vor den Bäumen kommen? Warum navigiert das Garmin eigentlich so komisch? Hmm, da wir heute mehrer male unsere eigene Route kreuzten bin ich einfach einmal falsch abgebogen und wir fahren nun die größte Schleife rückwärts. Naja nicht so wild. Nur vernünftige Zeitangaben waren jetzt nicht mehr am Navi ersichtlich. Also erstmal den Monte Limbara erklimmen. Dieser ist über 1300 Meter hoch und die Strecke fühlt sich an wie die Nordrampe des Stilfser Jochs. Enge Spitzkehren die stakkato artig dicht aufeinander folgen. Das ist heute nicht meine Paradedisziplin. Als wir oben auf dem Berg ankommen müssen wir feststellen dass der weite Ausblick durch lauter Funkmasten versperrt ist. Also wieder ab nach unten. Auch abwärts sind Kehren heute einfach nicht mein Ding.

In angenehmeren Kurvenradien geht es dann weiter nach Tempio Pausania. Hier halten wir für einen kurzen Fotostopp am Bahnhof der Stadt. Ich konnte nicht wirklich eruieren ob dieser komplett stillgelegt ist, aber hier standen einige alte verrostete Loks und Waggons herum, welche perfekte Fotomotive waren. Kurze Erinnerungen an Canfranc Estacion kamen hier auf. Allerdings nur im ganz Kleinen.

Nun hieß es ein wenig Gas geben, schließlich wartet in Olbia eine Fähre auf uns. Der Rest des Weges ließ sich dann auch flott und flüssig fahren. Die Kurven waren nochmal eine Wucht! Erst kurz vor Olbia wurde der Verkehr dichter und die Geschwindigkeit langsamer. An einer Tankstelle tranken wir noch einen Cappuccino und eine Cola bevor wir dann in Olbia noch unsere Wasservorräte an einem Supermarkt auffüllten. Anja kaufte auch gleich noch etwas zu vespern für die Fähre. Der Hafen in Olbia ist gut organisiert und wir fuhren flott bis zu unserem Warteplatz an der Fähre. Zwei Schweizer hielten es nicht für nötig sich in der Schlange anzustellen und mussten sich an allen vorbei vordrängeln, was gleich dazu führte dass es noch zwei Regensburger nachmachen mussten. Und kaum sind sie dran haben sie die Tickets nicht bei der Hand… sowas hat man gerne. Das Warten auf die Verladung war eher öde und wir nutzten die Zeit schonmal um einen Rucksack mit unserem Zeug für die Kabine zu packen. Um Punkt 18:30 Uhr begann dann das muntere Schlichten.

Wir waren so ziemlich die ersten an der Rezeption und kaum waren wir auf der Kabine zogen wir uns auch schon um und suchten das Oberdeck auf um das Nachglühen des Sonnenuntergangs zu genießen. Wir schossen noch einige Fotos und begaben uns dann ca. 1 Stunde vor Auslaufen auf die Kabine um zu essen. Frisch gestärkt ging es noch unter die Dusche, dann noch Bilder gesichert, zwei Hotelvorschläge für morgen Abend rausgesucht und aufgrund der Wettermeldungen die Route festgelegt. Wir werden die Autobahn wählen auch wenn sie uns keinen Spass bereiten wird und Maut kostet. Aber wir wollen so bald wie möglich am Freitag über den Brenner fahren da die Wetterprognosen schlechter werden, je später es wird. Kurz vor Innsbruck wollen wir dann nochmal eine Nacht verbringen bevor es den letzten Sprung nach Hause geht.