Route des Grandes Alpes – Tag 14 & 15 – Citywalk & 426km – Colmar & Heimweg

Es ist Samstag früh, wir sind in einem Hotel im Randgebiet von Colmar und wir haben alle Zeit der Welt, also gammeln wir nach dem Aufwachen noch ein bisschen im Bett und ich sortiere Bilder. Um 10:14 sitzen wir dann an der Bushaltestelle und warten auf den Bus, der uns den Fussweg in die Altstadt ersparen soll, doch der kommt nicht. Nun wird uns bewusst dass heute Maria Himmelfahrt ist – ein katholischer Feiertag. Also laufen wir los. Das Wetter ist super und unsere Laune auch, also ist das Laufen auch gar nicht schlimm.
Der erste Stopp gilt der Touristeninfo, wo wir für Anja eine Papierstadtkarte mit den wichtigsten Hotspots ergattern. Happy Wife, happy life!!! Wir beginnen uns durch die Stadt zu fotografieren als uns das Schaufenster eines Metzgers in seinen Bann zieht. Unser Magen signalisiert eindeutig – Hey, ihr habt das Frühstück ausgelassen! Also kaufen wir uns eine Pastete und inhalieren diese gleich vor dem Laden. Der Bäcker gegenüber wird noch um einen Eclair erleichtert und unsere Mägen sind vorerst befriedet.

Eine Orgelprobe in der Kirche St. Martin ruft uns wieder ins Gedächtnis dass permanente hohe Orgeltöne nicht angenehm sind und so verlassen wir diese relativ zügig wieder. Nun wollen wir ausgiebig durch die Markthalle flanieren und danach einen Flammkuchen zu Mittag genießen… aber da war was – es ist Feiertag – die Markthalle hat geschlossen. Nachdem es mit dem flanieren zwischen den Händlern nichts wird beschließen wir im gerade öffnenden Restaurant Fleur de Sel einen Tisch zu nehmen. Diese spontane und schnelle Entscheidung war Gold wert. Nicht nur sind die Flammkuchen (einer mit Munster und der andere mit Chevre, Ziegenkäse und Honig) und der halbe Liter Wein (Pinot Gris) ein Gedicht sondern sind auch alle Plätze im Restaurant 5 Minuten nach unserer Entscheidung belegt und die nächste Stunde wird auch keiner davon mehr frei. Wir sitzen also hier und genießen einfach die Zeit.

Irgendwann ziehen wir dann weiter und fotografieren uns so durch die Stadt. Klein Venedig und das Gerberviertel haben es uns angetan. Eine Bootsfahrt lassen wir aus da uns die Schlange zu lang und die Bootsfahrt zu kurz erscheint. Außerdem kann man eigentlich auch alles was man vom Boot aus sieht auch so erlaufen. Nachdem wir so wieder ein paar Straßen angeguckt hatten und eine zeitlang ein paar Strassenmusikern gelauscht hatten setzen wir uns in ein Cafè und bestellen den nächsten Wein. Diesmal gibt es einen Gewürztraminer und nachdem dazu gut ein Munster munden soll gönnen wir uns auch noch ein Stück(chen) von diesem.

Eigentlich haben wir in Colmar das gesehen was wir auf dem Schirm hatten, aber bis zum Abendessen ist noch viel Zeit und unser Hotel liegt ziemlich autark außerhalb. Anjas Idee loszuziehen und gezielt Fotoaufgaben „abzuarbeiten“ finde ich daher gut. Wir definieren diese noch und trennen uns für die nächste Stunde. So muss jeder selbst kreativ sein.

Aufgaben:
– Was grünes
– Was rundes
– Eine Struktur
– Ein Mensch
– Einen Sonnenstern
– Eine Tür
– Ein Schild

Hier Anjas Ergebnisse:

Und nun meine:

Die Aktion war ziemlich cool weil man einfach nochmal mit einem anderen Blick durch die Gegend läuft. Nachdem wir uns wieder getroffen haben setzen wir uns auf eine Bank und schauen die Ergebnisse gemeinsam auf den Kameradisplays durch. Nun haben wir auch genug Zeit rumgebracht und das Le Flory öffnet gerade als wir dort ankommen die Türen. Wir bekommen sofort einen Tisch. Ca. 15 Minuten später ist auch hier alles voll, genauso wie Mittags im Fleur de Sel. Wir bestellen erstmal wieder Wein. Ich einen Rosè, Anja einen Pinot Noir und dann schauen wir die deftigen Gerichte auf der Karte durch. Ich entscheide mich für Choucroute garnie(Hausmannskost: Würste, Fleisch und Sauerkraut) und Anja wählt Baeckeoffe ( ein Kartoffeleintopf mit Lamm, Rind und Schwein). Am Tisch neben uns gibt es für vier Personen eine große Pfanne Froschschenkel in Knoblauchsosse. Das ist uns zu viel gekiefe für das bisschen Fleisch.

Nach dem Essen nutzen wir noch die blaue Stunde für ein paar weitere Bilder bevor wir uns auf den Rückweg zum Hotel machen und dort erschöpft in den Schlaf fallen.

[B]Tag 15 – Heimweg[/B]

Um 7 Uhr klingelt der Wecker. Das packen geht flott. Frühstück hatten wir keines im Hotel, also kommen wir früh los. Um kurz nach 8 Uhr rollen wir vom Hof und fliegen in Richtung Grenze. Den Rhein überqueren wir ohne jegliche Kontrollen und freuen uns auf ein paar Kurven durch den Schwarzwald. Was soll man nun viel über den Heimweg schreiben. Irgendwie gehen mir beim letzten Tag immer ein wenig die Worte aus. Die Erinnerungen beherrschen die Gedanken, die Blicke zur Seite leiden darunter ein wenig und die Restkonzentration muss dafür herhalten die nächste Kurvenlinie nicht völlig zu versauen.

Download file: RDGA_TAG15_20200816.gpx

Irgendwo halten wir an einer Bäckerei, frühstücken noch etwas und gönnen unseren Hintern ein paar Minuten anderes Sitzen. Dann geht es flott wieder weiter. 426 km Landstrasse brauchen ihre Zeit. Insgesamt sind wir 7 Stunden und 6 Minuten unterwegs, reine Fahrtzeit waren davon 6 Stunden und 6 Minuten. Wir haben also 1 Stunde für Frühstück, Tanken und 2 Toilettenpausen aufgewandt. So ein Fahrprofil wird nur dank unserer Trinkrucksäcke möglich, sonst müssten wir deutlich häufiger Pausen einlegen.

Um kurz nach 15 Uhr rollen wir in den heimischen Hof und beginnen mit dem Auspacken. Den Abend lassen wir dann mit meinen Eltern und meiner Oma bei Pizza ausklingen und geben die ersten Erinnerungen zum Besten.

Route des Grandes Alpes – Tag 13 – 166km – Colmar

Um 3 Uhr Nachts teilt mir Anja mit dass wir jetzt ja eigentlich schon 6 Stunden geschlafen haben… also wäre es langsam Zeit wach zu werden. Dann dreht sie sich rum und schläft weiter. Ich bin nun wach. Ich brauche über eine Stunde um wieder einzuschlafen. Um kurz nach 7 Uhr weckt sie mich dann wieder mit der freudigen Info dass es gerade nicht regnet und der Frage ob ich zufällig ins Sanitärhaus müsste? Ich hätte ja noch ein bisschen schlafen können… aber jetzt wo ich schonmal wach bin. Wir entscheiden trotz des trockenen Wetters im Zelt zu frühstücken. Wir haben keine Lust schnell alles wegzuräumen falls es wieder anfängt zu regnen. Aber wir haben Glück. Bis wir alles gepackt haben bleibt es trocken. Wir haben uns viel Zeit gelassen da die heutige Etappe nicht besonders lange ist. Um 11 Uhr rollen wir vom Platz.

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Auf kurvigen aber relativ unspektakulären Strassen geht es nach Montbeliard. Das umfahren der Stadt dauert gefühlt ewig und beinhaltet hunderte Kreisverkehre. Nach dem Ballungsraum kommt dann das Sahnestückchen für heute. Der Park Natural des Ballons des Vosges. Kurven hoch, kurven runter, über nen Col immer schön bewaldet, es geht nicht weit über die 1000 Hm hinaus, aber es ist schön anzuschauen und wunderbar zu fahren. Die Vogesen haben definitiv ihren Reiz. Eigentlich hätten wir die heutige Etappe ein bisschen mehr ausbauen können. Aber wir haben inzwischen fast 3000 km (im wahrsten Sinne des Wortes) im Arsch stecken. Und der ist ganz froh über kurze Etappen. Außerdem wollen wir es heute und morgen nochmal etwas ausklingen lassen bevor es wieder heim geht.

In den Vogesen erwischt uns dann doch noch ein Regenschauer. Vorher sind wir munter um die Wolken rum und zwischendurch gefahren. Dann geht es ins Randgebiet von Colmar wo wir in einem B&B Hotel ein Zimmer beziehen. Zum Abendessen gibt es den restlichen Comte und Baguette ergänzt durch Nudelsalat aus dem Lidl ums Eck. Morgen wollen wir Colmar zu Fuss erkunden

 

Route des Grandes Alpes – Tag 12 – 230km – Maiche

Um kurz nach sieben klingelt der Wecker. Wir wollen schließlich wach sein wenn unser Frühstück kommt. Hier gehört es zum Corona Konzept dass man das Frühstück abends noch per Googleformular online bestellt und dann bekommt man es aufs Zimmer. Das ist auch mal angenehm. Wir haben einfach alles angekreuzt was es gab, schließlich sind wir hungrige Menschen und französische Frühstücke fallen eh immer etwas mau aus. Heute werden wir gut satt, der Plan ist aufgegangen. Um ca. 10 Uhr haben wir wieder alles gepackt und stellen uns wieder in den Stau der sich scheinbar fast den ganzen Tag durch Annecy zieht.

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Nachdem wir Annecy einmal durchquert haben geht es auf großen Strassen aus dem Dunstkreis der Stadt. Wir halten noch an einem Shoppingcenter um Wasser aufzufüllen. Danach geht es zügig weg von der großen Strasse wieder auf schön kurvige kleinere Sträßchen. Heute geht es wie auch auf unserer Pyrenäentour 2017 wieder durchs Jura. Und zwar annähernd die gleiche Strecke, nur in die andere Richtung. 2017 ging unser erster und zweiter Tag hier durch. Den ersten Tag konnten wir damals allerdings nicht mehr wirklich genießen da wir uns etwas zuviel vorgenommen hatten und am frühen Abend hier im Jura schon ziemlich platt waren. Heute ist das anders. Wir sind gut ausgeruht, haben nicht zu viele km vor uns und die Kurven hier sind einfach nur genial! Ein richtiger Flow kommt auf und man fühlt sich wie im Tiefflug bei einem Red Bull Airrace. Eine Zeitlang haben wir einen ortskundigen Toyota Landcruiser vor uns. Der gibt es der Karre echt dreckig und man merkt dass er die Strecke blind kennt.

Zuerst geht es durch den Park Natural du Haut-Jura. Wir sehen Skilifte und entsprechende Unterkünfte dazu. Im Winter muss hier die Hölle los sein. Die Anzahl der Wanderer hält sich dagegen in Grenzen. Hier geht es durch eine wunderschön bewaldete Schlucht. Die Krux an diesen Schluchten ist immer dass man so schlecht anhalten und fotografieren kann. Aber manchmal muss man die schönen Momente einfach mit den Augen einfangen und im eigenen Kopf konservieren, nicht auf dem Nikon Sensor.

Nachdem wir den Jura verlassen haben werden die Strassen wieder ein bisschen gerade, sprich die Kurven etwas flotter zu fahren. Es geht an Seen und Flüssen entlang und wir beginnen nach einer Fromagerie Ausschau zu halten. Wir sind jetzt in der Gegend in der es Morbier und Comte gibt. Wir finden auch so einige kleine Käsereien, ABER diese haben alle bis 16 Uhr geschlossen. Scheinbar will nachmittags hier keiner was verkaufen. Nur noch 30 Minuten vor dem angepeilten Campingplatz finden wir in Le Russey dann einen kleinen Laden der sowohl Wein und Wurst als auch Käse anbietet. Hier kaufen wir dann endlich den ersehnten Morbier und Comte. Eine luftgetrocknete Wurst findet natürlich auch wieder den Weg in den Koffer. Dann noch ein Stopp an einer Boulangerie und zwei Baguettes begleiten uns auch noch auf dem Restweg.

Der Campingplatz in Maiche ist nicht sonderlich groß und fast leer. Ein schlechtes Zeichen? Nein! Der Platz ist super! Keramiktoiletten mit Toilettenpapier! Waschbecken mit Seifenspendern und Handtüchern! Günstig ist der Platz auch noch und alles sehr sauber. Hier ist einfach keine Urlaubsregion mehr und dementsprechend wenig los. Wir genießen es dass der Platz so leer und ruhig ist.

in 1,2 km Entfernung ist noch ein großer Intermarche. Wir beschließen uns noch Oliven und eine Flasche Wein zu holen und laufen fröhlich los. Als wir kurz darauf wieder aus dem Intermarche kommen geht außen gefühlt gerade die Welt unter. Sturzbäche aus Wasser fallen vom Himmel. Die Leute stauen sich am Ausgang und keiner will den Laden verlassen. Wir haben nur T-Shirts an. Der Blick aufs Regenradar zeigt das ändert sich die nächste Stunde nicht mehr wirklich. Ob wir nun binnen 500m oder binnen 50m durchnässt sind ist auch egal und so laufen wir nach kurzer Wartezeit los und sind nach 5m klatschnass bis auf die Haut. Das ekligste sind die Wasserfontänen der vorbeifahrenden Autos. Diesen versuchen wir auszuweichen. Dem Regen von oben können wir nicht ausweichen. Klatschnass kommen wir wieder am Zelt an. Wir setzen uns in die Apside, packen das Essen aus und erfreuen uns an der Flasche Wein. Allerdings stellen wir uns jetzt die Frage warum wir eine kleine Flasche genommen haben…FEHLER! Aber als wir in den Laden rein sind gingen wir noch von mehr Gestaltungsmöglichkeiten bei der Abendplanung aus.

Irgendwann lässt der Regen nach und es gibt einen schönen Regenbogen. Wir nutzen die Pause, huschen ins Sanitärhaus und machen uns für die Nacht fertig. Um kurz nach 21 Uhr liegen wir dann in den Schlafsäcken und hören dem wieder einsetzenden Regen zu der uns langsam in den Schlaf trommelt.

Route des Grandes Alpes – Tag 11 – 104km – Annecy

Aufwachen und zu wissen dass es Toast gibt statt Baguette ist nicht das schönste Gefühl 😉 okay… ich hör ja schon auf zu stänkern. Aber wenn mich was wirklich unentspannt macht dann sind es diese Toiletten die nur ein Loch im Boden sind. Und die gibt es in Frankreich ja doch mal sehr gerne. Also kein entspannter Morgen heute. Wir haben heute Zeit…viel Zeit. Also erheben wir uns erst um 8 Uhr und dann tun wir alles in Zeitlupe. Zusammenpacken in Zeitlupe – Essen in Zeitlupe (achja, der Käse und die Wurst ist super, wenn nur der Toast nicht wäre) – Zelt abbauen in Zeitlupe – trotzdem sind wir um 10 Uhr fertig. Warum läuft das inzwischen gerade wenn man sich Zeit lässt so geschmeidig und zu Beginn einer Reise kann man sich beeilen wie man will und kommt net vor 11 Uhr weg.