Pyrenäentour 2017 – Tag 14 – 240 km – La Guingueta d’Aneu

Gut ausgeruht erwachen wir in unserem herrschaftlichen Bett. Frühstück für 36 Eur schenken wir uns und essen nochmal Brot und Käse auf dem Zimmer. Dann wird wie jeden Morgen gepackt und verzurrt. Als es endlich losgehen soll fängt es an zu regnen. Also nicht nur drei Tropfen wie bisher schon ein paar mal, sondern richtiger Regen. Na gut dann halt die Lüftungen an den Klamotten zu machen und bissl gemütlicher los.

Der erste Teil der Strecke bedeutet heute zurück fahren bis zum Eingang des Valle de Ansiclo. Ab hier trennen wir uns wieder von der gestern bereits gefahrenen Strecke. Es geht auf der A-138 flott dahin bis Ainsa. Hier legen wir einen Stopp ein um die Altstadt zu besichtigen. Ist schon schön anzuschauen, aber auch sehr für Touris aufgehübscht. Anja schreibt noch eine Karte dann machen wir uns wieder auf zu den Motorrädern. Eigentlich hatte es ja aufgehört zu regnen… oder nicht …oder doch, so richtig kann sich die Wolke über uns nicht entscheiden. Den nächsten Stopp legen wir an einem Stausee ein aus dem – wie am Reschenpass – noch ein Kirchturm ragen soll. Unterschied zum Reschen ist dass dieser Kirchturm bei Niedrigstand des Wassers gegen Ende des Sommer begehbar ist. Aktuell sieht man fast nur das Dach.

Ich kämpfe ein wenig mit dem Navi nachdem wir den Wegpunkt welchen wir für den Kirchturm gesetzt hatten nicht anfahren konnten. Irgendetwas stimmt mit den Restkilometern nicht mehr. Wir haben 200 davon „verloren“. Wieder einmal freue ich mich dass ich aus der fertigen Route auch einen Track gemacht hatte und diesen eingeblendet habe, so kann ich sicher sein dass das Navi uns weiterhin auf der geplanten Route leitet. Achja noch etwas ist heute irgendwie anders – uns begegnen ständig andere Motorräder. Die letzten Tage war extrem wenig Verkehr und andere Motorräder konnte man an einer Hand abzählen. Heute kommt man aus dem Grüßen gar nicht mehr raus.

Nach gut 100 gefahrenen Kilometern halten wir an einer Repsol Tankstelle, kaufen Wasser, tanken auf und trödeln ein wenig vor uns hin. Just als wir wieder starten wollen fängt es an zu tröpfeln. Also noch schnell die Regenhülle über den Tankrucksack und kurz gewartet bis der Schauer nachlässt – das kennen wir ja schon. 3 Minuten später ist der Spuk vorbei und wir starten – naja wir dachten der Spuk wäre vorbei. Nach ein paar hundert Metern fängt es wieder an – was solls – nach 2 km schüttet es richtig – die Klamotten können das ab, kein Problem, ist bestimmt gleich wieder rum – wir fahren in eine Schlucht und es blitzt, donnert und es beginnt zu hageln – Ok da müssen wir jetzt durch. Nach 20 km sind wir wieder raus aus dem Tal und stehen wieder an einer Repsol Tankstelle. Die Sommerhandschuhe triefen. Meine Jacke hat in den Armbeugen nachgegeben, Anjas Hose am Hintern. Sonst schauts gut aus. Und über uns blauer Himmel und die Sonne strahlt – WHAT THE FU**??? So ist das mit dem Bergwetter, es ist einfach unberechenbar.

Nach einer kurzen Trocknungsphase und einem Handschuhwechsel machen wir uns auf den Weg zwei Pässe zu überwinden und den höchsten Berg der Pyrenäen zu begutachten. Das mit dem begutachten wurde nicht so wirklich was, er lag leider in einer großen dunklen Wolke. Durch einen 5,2 km langen Tunnel fahren wir ins Vall d’Aran welches geprägt von Hotels für den Wintersport ist. Die meisten davon sind aktuell geschlossen. In Vielha gehen wir in einem großen Supermarkt einkaufen bevor wir nochmal einen 2000er in Angriff nehmen. Auf der anderen Seite des Port de la Bonaigua erwartet uns in La Guingueta d’Aneu ein ACSI Campingplatz.

Wir bauen zügig das Zelt auf da es wieder nach Regen aussieht und stopfen unsere Wäsche in die Waschmaschine. Ab und an muss man dem Muff mal den Kampf ansagen. Funktionsunterwäsche ist schon was tolles, besonders bei warmen Temperaturen, aber irgendwann ist sie echt unriechbar! Wir beginnen zu kochen und das Wetter hält glücklicherweise durch. Um uns hängen unsere frisch gewaschenen Sachen und duften wieder wunderbar blumig. Es kühlt merklich ab und der Wetterbericht verspricht für heute Nacht 6° Grad. Da kommt man endlich mal nicht ins Schwitzen.

Morgen wollen wir Andorra erkunden. Hoffentlich zerlegen sie uns nicht an der Grenze beim verlassen dieses Landes. Hier findet ja ein extremer Shoppingtourismus statt.

Pyrenäentour 2017 – Tag 13 – 179 km – Valle de Pineta

Unser Camping naturell war mal megaruhig. Dementsprechend haben wir auch geschlafen. Um 7:30 den Wecker hab ich einfach übergangen. Um 8 Uhr hieß es dann aber wirklich aufstehen. Da wir nur ein Baguette und Brotaufstrich zum frühstücken hatten machte auch das keinen großen Aufwand und wir hatten tatsächlich um 9:30 Uhr alles aufgepackt und starteten gen Spanien.

Der erste Pass des Tages sollte der Col du Pourtalet werden, welcher gleichzeitig die Grenze darstellt. Schön geschmeidig und langsam gewinnt man an Höhe. Solche Pässe sagen uns viel mehr zu als das elende Serpentinen gehetze. Und einen wundervollen Ausblick hat man vom Col du Pourtalet auch noch. Hier ist man mal wieder über der Baumgrenze und im richtig alpinen Bereich unterwegs. Die Abfahrt auf der Spanischen Seite ist wie immer besser ausgebaut als die Französische Seite. Auf dem Weg hinab kommen wir an Lanuza vorbei, welches eigentlich dem Stausee zum Opfer fallen sollte. Dieser konnte aber wieder erwarten nicht so hoch wie geplant aufgestaut werden und so blieb der Ort doch erhalten. Ein idyllisches Plätzchen am See hat er sich damit definitiv gesichert.

Wir fahren das Valle de Tena hinab und genießen die schnellen weit geschwungenen Kurven auf bestem Asphalt, bevor es links weg geht ins Valle de Anisclo. Hier soll es durch eine gewaltige Schlucht gehen, welche ab Juni nur als Einbahnstraße entgegen unserer Fahrtrichtung befahrbar sein soll. Wir kommen nach zahlreichen Kurven im immer enger werdenden Tal an die Stelle wo sich der Weg teilt. Unsere Planung sieht vor dass wir jetzt einen Kreis fahren, erst um die Schlucht herum, dann quasi nochmal durch die Schlucht zurück und dann wieder um sie herum. Pläne und so… Als wir die Schlucht fast umfahren haben treffen wir auf Schweizer und einen Berliner welche die Einfahrt zur Schlucht verpasst haben. Diese hängen sich an uns dran. Wir finden zielstrebig hinein und stoppen gleich mal für ein Foto, außerdem wollen wir unsere Mitfahrer wieder abschütteln, zu sehr sind wir unseren eigenen Rhythmus gewohnt. Als wir die Kameras wieder verpackt haben kommen uns die anderen schon wieder entgegen. Das Tal ist komplett gesperrt. Und gesperrt meint in diesem Fall auch wirklich dicht! Wir sind enttäuscht, sollte dies doch eines der heutigen Highlights werden. Wir fahren noch bis zur Sperrung und versuchen wenigsten ein paar Fotos mit dem Tele zu bekommen.

Durch die Sperrung haben wir uns nun einiges an Zeit gespart und bummeln ein wenig dahin. Wir verlassen das Tal und biegen links ab in Richtung Bielas wo uns der Eingang zum Valle de Pineta erwartet. In Bielas suchen wir noch einen Supermercado um uns mit Brot fürs Abendessen und Frühstück einzudecken. Dann fahren wir begleitet von einigen Regentropfen in die zweite Sackgasse des Tages, das Valle de Pineta. In diesem Fall ist das aber so geplant. Wir haben als heutiges Tagesziel ein Hotel am Ende des Talkessels reserviert und wollen uns noch ein wenig der Fotografie widmen. Es soll hier große Wasserfälle geben. Wir sind gespannt wie gut diese noch erreichbar sein werden.

Bei Ankunft am Hotel fühlen wir uns etwas – naja sagen wir mal ranzig – das was wir uns hier ausgesucht haben wirkt ein wenig edel für unser aktuelles Auftreten. Aber was solls, wir zahlen unsere Zeche genauso wie die anderen Gäste. Das Haus ist sehr rustikal gehalten, über unserem Bett hängt ein Gemälde eines Hirsches. Unsere Überlegung noch zu den Wasserfällen zu wandern werden vom Wetter zu nichte gemacht. Es beginnt zu regnen, wenn auch nur kurz, aber die dunklen Wolken am Himmel verheißen nichts gutes. Im Gebirge ist man da lieber etwas vorsichtiger. Wir ziehen also noch mit Stativen und Filtern bewaffnet an den Fluss welcher nahe am Hotel vorbeifließt um noch ein paar Langzeitbelichtungen zu machen. Anja findet immer mehr gefallen an ihrem neuen Hobby.

Zurück auf dem Zimmer lassen wir uns Weißbrot mit Ziegenkäse aus der Region schmecken und ziehen uns aufgrund des guten Wifi noch live den Fotoschnack mit Gunther Wegner, Paddy und Special Guest Martin Leonhardt rein. Insgesamt ein eher chilliger Tag mit wenig km, aber wir können das langsam treten auch ganz gut vertragen. Ziel für heute ist es bald ins Bett zu kommen und viel zu Schlafen. Morgen wollen wir dann bis kurz vor Andorra fahren und uns wieder einen Campingplatz suchen.

Pyrenäentour 2017 – Tag 12 – 307 km – Aste Beon

Die Hotelbetten haben so eine Eigenschaft einen nicht mehr loslassen zu wollen und so tun wir uns auch heute wieder extrem hart aufzustehen. Aber es hilft alles nichts, wir wollen noch mehr von den Pyrenäen sehen und nicht im 8. Stock eines Hotels am Atlantik im Bett liegen bleiben. Das wäre ja langweilig. Nach einem ausgiebigen Frühstück sitzen wir um 9:45 auf den Motorrädern und verlassen die Garage.

Unser Weg führt uns für die ersten 25 km am Atlantik entlang und wir bestaunen die Formen welche die Küste hier einnimmt. Deutlich sieht man an den Stränden wie hoch das Wasser bei Flut steht. Aktuell müsste ziemlich Ebbe sein. In Saint Jean de Lutz legen wir am Hafen einen Stopp ein und führen die Kameras ein wenig aus. Dann beginnt ein Stück Steilküste an welchem man deutlich die verschobenen Gesteinsplatten sieht. Die Atlantik Küste ist wesentlich schroffer und das Meer ist rauer als am Mittelmeer. Die Surfer nutzen dies für sich.

Wir verlassen das Meer und streben wieder den Bergen entgegen. Über den Col de Saint Ignace begeben wir uns auf kleinsten Wegen wieder auf den Weg nach Spanien. Ich weiß nicht warum, aber kaum haben wir Frankreich hinter uns gelassen werden die Straßen irgendwie vertrauenerweckender und die Freude am Fahren flammt viel mehr auf. Die Qualität des Asphalts ist irgendwie besser und das selbst auf den schlechtesten Strecken. Nach einiger Zeit des rumgurkens in ziemlich einsamen Höhen werden die Straßen in Spanien wieder breiter. Überhaupt zeigen sich die Gebirgsausläufer hier bei weitem nicht so unwirtlich. Es sind eher sanfte Hügel und wir kommen auch selten über 1000 Höhenmeter. Einige Spanische Pässe wollen inklusive Ihrer Kurven erkundet werden. Und so fliegen wir gefühlt über Puerto de Belate, Alto de Egozkue, Alto Erro, Puerto de Mezkiritz, Alto de Remendia und Alto Laza dahin bevor es über den Col de la Pierre St.Martin wieder zurück nach Frankreich geht.

Und schon werden die Straßen wieder schlechter. Das fahren wird langsamer. Gefühlt kommen wir in Spanien doppelt so schnell voran. Wir beginnen langsam die Augen offenzuhalten nach einer Tankstelle und einer Einkaufsmöglichkeit um uns mit Brot fürs Frühstück einzudecken. Bis wir allerdings etwas finden vergeht noch einiges an Zeit und auch einige Cols überqueren wir dabei. Ich bin gespannt was am Ende der Tour rauskommt wenn ich die ganzen Pässe mal zusammenzähle. Sie werden hier fast schon inflationär überwunden. Nachdem wir eine Tankstelle gefunden haben an der wir vor ein paar Tagen schon einmal getankt hatten – ja wir haben hier eine klitzekleine Überschneidung mit dem Weg nach Westen – werden wir auch was unser Essen angeht in Escot fündig. Hier hat es auch einen kleinen Campingplatz den wir direkt ansteuern. Leider ist dieser in einem erbärmlichen Zustand und so beschließen wir doch noch weiterzufahren. Ein Wegweiser verspricht in 5 km den nächsten Platz. Dieser ist allerdings geschlossen.

Nun bleibt uns nichts anderes als nochmal zwei Cols in Angriff zu nehmen bevor wir in Aste Beon fündig werden. Ein kleiner Naturcampingplatz welcher von einem älteren Pärchen betrieben wird. Mit Händen und Füßen verständigen wir uns und bauen das Zelt auf. 11,30 Eur für die Nacht sind ein Schnäppchen. Außerdem stehen hier endlich mal Bäume die für Anjas Hängematte geeignet sind. Aber da haben wir die Rechnung ohne den Besitzer gemacht – keine Hängematte an seinen Apfelbäumen!!! Was ein Spießer! Na gut dann halt nicht. Wir beobachten noch ein paar Gänsegeier welche an der Steilwand über dem Platz kreisen und Anja erinnert sich dass etwas zu diesen im Reiseführer stand.

Keine Ahnung wie wir es gemacht haben, aber um kurz vor 22 Uhr sind wir bereits im Zelt und um 22:30 legen wir uns endgültig ab. Wir sind heute viel weiter gekommen als geplant und das obwohl es am Beginn des Tages so aussah als ob wir nicht einmal die Hälfte schaffen. Morgen geht es wieder nach Spanien und wir haben ein Hotel als Tagesziel. Nach nur 200km wollen wir noch ein bisschen wandern gehen.

Pyrenäentour 2017 – Tag 11 – 137 km – Biarritz

Wir haben beide super geschlafen. Es ist totenstill hier auf dem kleinen Platz in Laruns. Voller Tatendrang krabbeln wir aus dem Zelt und sehen dass wir nichts sehen. Nebel… oder halt tiefe Wolken hängen fest im Tal. Wir fangen an zu trödeln, haben keine Lust wieder mit 20 km/h kleinste Pässe in dieser Suppe zu fahren. Aber heute gibt es erstmal Eier. Die kühlen Temperaturen und die Tatsache dass wir es heute überhaupt nicht eilig haben waren Ausschlaggebend für diesen Einkauf gestern. Die Rühreier und der Orangensaft heben die Laune spürbar und so beginnen wir zu packen.

Um 11:15 Uhr sind wir dann soweit dass es endlich losgeht. Kleinste Strassen erwarten uns auf den ersten 60 km und Nebel der uns ans Nordkapp erinnert. Auf dem ersten Pass freuen wir uns noch als wir darüber hinaus fahren. Von oben haben wir wieder einen herrlichen Ausblick. Doch dann sehen wir kein Ende mehr. Wir krabbeln gefühlt dahin. Überall Schafe und Pferde. In entsprechendem Zustand ist die Fahrbahn… Alles verschiXXen. Was mir erst später bewusst wird. Durch den Nebel und die Feuchtigkeit ist der Dreck auf der Fahrbahn schön aufgeweicht und gibt einen feinen Sprühnebel hinter mir. Den Rest könnt ihr euch denken. Fazit: Als wir kurz vor Biarritz sind suchen wir einen Hochdruckreiniger auf und sprühen beide Moppeds mal kurz ab. Wir hatten heute zwar nur 137 km Fahrstrecke, diese waren aber nur zur Hälfte angenehm. Der zweite Teil führte uns über größere zügiger befahrbare Straßen und dann ins Stadtgebiet von Biarritz.

Wir checkten für die Nacht im Hotel Le Grand Large ein und bekamen einen Tiefgaragenstellplatz für die Bikes. Unser Zimmer im 8. Stock hat einen Mega Ausblick auf den Atlantik. Wir nutzen die Zeit hier in der Stadt um ein wenig am Meer entlang zu bummeln, besuchen eine brasilianisches Fest an der Strandpromenade. Wir fotografieren viel und gehen im alten Fischerhafen etwas zu essen. In der Tapasbar Crampotte 30 „fressen“ wir uns im wahrsten Sinne des Wortes durch den Laden. Man holt sich einfach ein paar Tapas, und lässt diese aufschreiben. Die Atmosphäre hier ist sehr gechillt und so vergessen wir fast die Zeit. Wir schlendern wieder gemütlich zum Hotel zurück und setzen uns noch auf den Balkon und genießen den Ausblick vom 8. Stock. In der Dämmerung paddeln immer mehr Surfer raus um eine gute Welle zu erwischen. Ich schraube nochmal das 70-200 mm auf die Kamera und halte sie dabei fest. Biarritz hat es uns sehr angetan, zur Saison möchten wir allerdings nicht hier sein, man kann erahnen auf welche Menschenmassen das hier ausgelegt ist.

Morgen geht es wieder nach Spanien und wir beginnen sozusagen den Rückweg unserer Tour. Biarritz stellt den Wendepunkt unserer coast-to-coast Tour dar.

Pyrenäentour 2017 – Tag 10 – 264 km – Larrau

Nein wir wollen nicht raus aus diesem Traum von einem Bett in diesem Traum Hotel… wobei vielleicht ist ja das Frühstück auch ein Traum. Oh ja, es war ein Traum. Die Spanier verstehen was von Frühstück im Gegensatz zu den Franzosen! Wurst, Käse, Eier, Obst, Brotaufstriche, Semmeln, Brot und vieles mehr. Wie hab ich das vermisst. Ohne Frühstück bin ich nur ein halber Kerl. Das packen geht locker von der Hand, da wir aber erst spät aufgestanden sind starten wir doch erst um 10:45 unsere heutige Fahrt.

Dann schauen wir mal wie wir in Spanien so vorwärts kommen. Wir biegen gleich mal rechts ab auf eine kleine Straße, ein paar km weiter korrigieren wir das ganze dann zu Feldweg und freuen uns über das heuer absolvierte Training im BMW Enduropark Hechlingen. Wenn man ne Ahnung hat was man da tut fährt man gleich viel lockerer. Ein kleines spanisches Dörfchen führt mich etwas in die Irre und die Gassen sind irgendwann so schmal dass ich fast nicht mehr durchpasse. Aber auch hier finden wir wieder heraus. Dann werden die Straßen größer und super Asphalt lässt uns förmlich fliegen. Geschwindigkeiten von denen wir in den letzten Tagen nur träumen konnten führen zu einem kecken Grinsen im Gesicht. An Kurven wurde auch nicht gespart, also ist alles in Ordnung. Wie ist eigentlich das Wetter? Mal sonnig, mal bisschen bewölkt aber nicht zu warm. Was will man mehr? Richtig, Abwechslung und die gibts heute Satt! Nadelwald, Mischwald, Ackerbau, komische Mondlandschaft all das wechselt heute ständig. Wir genießen es.

Das erste geplante Highlight heute ist das Valle del Hecho (Höllenschlucht) ein am Beginn sehr enges und nach hinten hin weiter werdendes Tal. Genauso hält es auch der Fahrbahnbelag, anfangs noch Teer, dann Schlaglöcher, dass man meint die Gabel knallt’s durch und zum Schluss nur noch Schotter. Da das Tal eine ca. 15km lange Sackgasse ist und der Zustand des Weges immer schlechter wird breche ich aus Vernunftsgründen ab. Wir haben nur Straßenreifen drauf und das Tal sieht 3 km vor Ende nicht aus als ob es sich nochmal groß verändert. Anja hatte gerade richtig Spass. Auf dem Weg aus dem Tal probieren wir mal eine neue Taktik. Wir fahren losgelöst voneinander und halten an verschiedenen Stellen zum fotografieren. So überspringen wir uns immer wieder gegenseitig, es entstehen auch mal Fahrfotos von uns selbst. Da wir diesmal auf Tour die Bilder Abends nicht groß ansehen und bearbeiten wird es eine große Überraschung nach dem Urlaub was wir so an Material gesammelt haben.

Zurück aus dem Valle de Hecho geht es direkt ins Valle de Anso eines der schönsten und Aussichtsreichsten Täler der Pyrenäen. Die Straße hier ist relativ gut ausgebaut und wir kommen deutlich zügiger voran als wir gedacht hätten. Nur die Fotostopps bremsen heute. Um den Yesa Stausee sieht die Natur aus wie eine Mondlandschaft. Eine völlig surreale Welt tut sich hier auf. Der Stausee stellt den größten Trinkwasserspeicher Spaniens dar. Am Ende des Sees legen wir einen ausführlichen Stopp an einer Repsol Tankstelle ein. Die Marke ist bei uns eigentlich nur aus der MotoGP bekannt. Aber auch das hebt Spanien von Frankreich ab. In der Tankstelle kann man etwas zu trinken und zu Essen kaufen. Es gibt eine Toilette und so nutzen wir diesen Stop voll aus. Ein kleines Pläuschchen mit einem deutschsprachigen KTM Fahrer inklusive.

Der nächste Stopp soll nun an einer Plattform am Beginn des Foz de Arbayun – der größten Schlucht Navarras – liegen. Hier wollen wir auf die Jagd nach Gänsegeiern und anderen großen Vögeln gehen. Das Teleobjektiv wartet nur auf solche Einsätze. Wir biegen ab in die Schlucht, kommen um eine Kurve und was ist das? Da ist rot-weißes Flatterband gespannt. Die Straße ist damit abgesperrt. Ein Spanier mit Walkie Talkie kommt gelaufen und textet uns zu. Auf mein „Sorry only English“ ruft er einen Kumpel dazu der beginnt uns zu erklären was hier los ist. Er erzählt irgendwas von Training… Ich verstehe es nicht ganz bis ich plötzlich Motoren aufheulen höre und zwei Autos quer um die Kurve vor uns geschossen kommen. Sie legen einen 180° Grad Turn vor uns hin, hinterlassen schwarze Streifen und Qualm in der Luft und sind wieder weg. AHJA… Driftsession also. Wir fragen wo die Plattform zum Vögel beobachten ist und es stellt sich raus dass dies der Parkplatz ist auf dem die illustre Renntruppe Ihre Basis eingerichtet hat. Wir gesellen uns dazu und schießen ein paar Fotos von echten Vögeln und von verrückten Vögeln. In Deutschland würde man für so eine Aktion wie die Jungs sie hier abziehen direkt eingeknastet. Hier geht das sogar ganz offiziell.

Weiter geht es durch das Roncal Tal so langsam wieder in Richtung Frankreich. Die Straßen laden immer noch zum fliegen ein und ich weiß nicht was es ist…vielleicht das Snickers oder der Vanille Frappuccino an der Tankstelle aber bei mir läufts heute einfach. Ich könnte ewig so weiterfahren. Im Roncal Tal haben wir das angedachte Tagesziel eigentlich erreicht aber das Wetter, die Strassen, unsere Laune … einfach alles schreit danach weiter zu fahren. Problem an der Sache – die Campingplätze sind hier recht dünn gesät. Wenn wir weiterfahren dann gleich ein ganzes Stück. Also ab zurück nach Frankreich. Als wir den Grenzpass hinauf fahren freuen wir uns auch noch über die Wolken welche malerisch über den Kamm ziehen. Aber wir ahnen auch schon was uns auf der anderen Seite blüht.

Wir sollten recht behalten. Wir tauchen in richtig nassen Nebel ein. Die Höhenmeter purzeln nur so die Strasse hat ein anständiges Gefälle, nur der Nebel will nicht aufhören. Als wir endlich in Laruns ankommen – hier ist ein Campingplatz – ist Anja kalt und auch ich bin an der unteren Grenze des Freuens über die kühle Temperatur angekommen. Der Platz ist schön und wir beschließen zu bleiben. In der örtlichen Epicerie decken wir uns noch mit Trinkwasser und Eiern fürs Frühstück ein. Anja dreht noch eine Runde mit der Kamera über den Platz, die Blumen haben es ihr angetan.

Dann gibt es eine warme Suppe und Nudeln bevor wir so langsam aber sicher die täglichen Routinen (Bilder sichern, Berichte schreiben, Abspülen) abschließen und uns ins Zelt begeben. Morgen soll es bis an den Atlantik gehen. Dann haben wir den Wendepunkt dieser Reise erreicht. Mal sehen ob wir in Biaritz über Nacht bleiben oder gleich weiter fahren wieder nach Spanien.

Pyrenäentour 2017 – Tag 9 – 234 km – Canfranc Estacion

Der Wecker klingelt. Ich frage mich wo ich bin, ich hatte doch gerade erst noch Probleme einzuschlafen und habe mich hin und her gewälzt. Ich bin diese Nacht nicht einmal aufgewacht! Das ist mir im Zelt schon lange nicht mehr passiert. Ich realisiere dass ich im Schlafsack eingepackt bin. Auch das ist ungewöhnlich. War es doch die letzten Tage meist sehr heiss. Dann gehen langsam meine Augen auf und ich stelle fest dass keine Sonne scheint. Anja öffnet auch gerade die Augen und wir bleiben einfach noch ein paar Minuten liegen. Es ist still hier, die Kinder von dem Zeltlager, welches auf dem Campingplatz Quartier bezogen hat schlafen scheinbar auch noch. Na gut Aufstehen muss sein, also los. Die Zelttür fasst sich irgendwie komisch an. Sie ist nass. Es hat heute Nacht scheinbar geregnet. Wir haben beide nichts davon mitbekommen.

Nach einem kurzen Frühstück haben wir reltiv zügig aufgepackt und starten munter in den Tag. Die Temperaturen sind äußerst angenehm, es scheint keine Sonne. Wir haben geschlossene Wolkendecke. Wie schön!!! Noch keine 2 km auf dem Motorrad kommen schon die ersten Kehren und der Hourquette d`Ancizan begrüsst uns nach einer kurzen Nebel/Wolkendurchfahrt im schönsten Sonnenlicht. Die Wolkendecke hängt unter uns und es bietet sich ein wundervoller Ausblick den wir intensiv mit den Kameras festhalten.

Das erste Highlight des Tages ist nicht weit entfernt. Der Col du Tourmalet, einer der bekanntesten Pässe der Tour de France zaubert uns ein Lächeln auf die Lippen. Wenig Spitzkehren, dafür eine lang gezogene kurvige Auffahrt, so muss das sein! Genauso geht es Ihn nach einem Fotostopp und einem Schwätzchen mit einem Niederländer auch wieder hinab. Ein perfekter Pass! Noch dazu einer der höchsten auf unserer gesamten Tour, ist er doch auch der höchste asphaltierte befahrbare Pass der französischen Pyrenäen. Die Zeit verfliegt, wir haben schon ziemlich viele Fotostopps eingelegt. So geht es zügig weiter zum Col des Borderes und dem Col du Soulor. Diese beiden Pässe machen nur beschränkt Spass. Zum einen herrscht hier dichter Nebel so dass wir im zweiten Gang mit maximal 30km/h voran kommen. Stellenweise noch deutlich langsamer. Zum anderen Ist oben auf dem Col du Soulor Schluss mit unserer geplanten Route. Ein Bauarbeiter erklärt mir mit Händen und Füssen dass wir entweder 1,5 Stunden warten müssen oder einen anderen Weg weiter fahren dürfen. Erinnerungen an unseren Kleinen Umweg letztes Jahr in Norwegen kommen auf. 180km hatte uns das Umfahren eines kompletten Fjordes beschert.

Heute sollte es nicht so schlimm kommen. Im Gegenteil, wir wissen zwar nicht wie die geplante Route gewesen wäre, aber die alternative war der Hammer. Grüne bewaldete Täler, die einen gefühlt in die Filmwelten aus Avatar versetzten. Der Hammer! Dazu Kurven satt und ein französisches Pärchen auf einer BMW vor uns die einen flotten Stiefel vorlegten. Ich genoß es mich hinten dran zu hängen und ließ mich mitziehen. Bremspunkte waren schön zu erkennen und Gefahrenstellen kannten die beiden scheinbar aus dem FF. Hinterherfahren ist auf unbekannten Straßen schon ganz angenehm.
Nachdem wir wieder auf unserer geplanten Route zurück waren stellten wir fest dass der Umweg uns nur 15 Minuten gekostet hatte. Perfekt! Nach dem Col du Porteigt folgte gleich der Col de Marie Blanque und wir legten noch einen kurzen Tankstopp ein um für die ersten km in Spanien ausgerüstet zu sein. Das heutige Tagesziel rückte näher als Anja mit der Idee aufkam wir könnten uns doch im nächsten Ort mal schnell einen Snack aus Käse und etwas Süßem besorgen um eine kurze Pause einzulegen. Gesagt, getan. Zwei Sorten Ziegenkäse, Baguette und eine kleine Tartellete kombiniert mit einer Bank führten fast zu einem kulinarischen Orgasmus. So muss das sein im Urlaub. Also auf die letzten 40 km sitzen wir auch noch ab.

In Urdos mussten wir dann nochmal einen Stopp einlegen um die in die Felswand gebaute Festung Fort du Portalet zu fotografieren. Immer wieder bin ich froh das 70-200mm Objektiv doch mitgenommen zu haben. Die Festung ist leider nicht zugänglich, so blieb uns nur das Teleobjektiv aus der Distanz. Ein letzter Pass trennt uns noch von Spanien.

Der Col de Somport führt uns direkt zu unserem heutigen Tagesziel: Canfranc-Estacion einem stillgelegten Bahnhof, welcher bei Fotografen sehr beliebt ist. Wir haben uns für heute im Hotel & Spa Real Villa Anayet ein Zimmer gesichert. So können wir unser Gepäck und die Motorräder sicher verstaut zurücklassen während wir uns einen ausführlichen Fotowalk durch das alte Bahnhofsgelände gönnen. Ein wahres Paradies für Lost Place Liebhaber (oder wie es neuerdings heisst Urbex Fotografen). Nach Motiven muss man hier nicht suchen, sie springen einen an. Das Gelände des Bahnhofes ist gut zugänglich und man kann zahlreiche alte Waggons und die Bahnsteige besichtigen. Das eigentliche Bahnhofgebäude ist eingezäunt und wird per Videoanlage überacht. Es bieten sich hunderte Motive und Eindrücke für welche man sich eigentlich eine Woche Zeit nehmen sollte. Gute 2 Stunden vergnügen wir uns bevor es Zeit wird zu duschen und etwas zu Abend zu essen.

Wir passen uns an die Spanischen Gebräuche an indem wir erst relativ spät für unsere Gewohnheiten ins Restaurant gehen. Um 21:30 beginnt unser Kampf mit der Sprachbarriere. Jamon Schinken als Vorspeise und Rinderfilet als Hauptgang soll es sein. Da ist er der kulinarische Orgasmus, welcher sich schon beim Ziegenkäse angekündigt hatte. Die Filets werden vor unseren Augen im offenen Kamin von der Flamme geküsst um dann perfekt Medium rare unseren Gaumen zu erfreuen. Das Hotel ist der Hammer… und das zu einem Preis der in Deutschland mindestens doppelt so hoch wäre. Um 23:30 sind wir endlich auf dem Zimmer und schwelgen noch immer im Genuss des Tages. Sowohl die Fahrtstrecke, die Fotomotive als auch das Essen welches wir heute genossen haben waren unbeschreiblich. Beim schreiben dieser Zeilen fallen mir bereits mehrfach die Augen zu. Aber ich muss die Erinnerungen festhalten solange sie frisch sind denn morgen gibt es schon wieder ganz viele Neue! Hier nun noch eine etwas umfangreichere Auswahl an Bilder des alten Bahnhofsgeländes.

 

Pyrenäentour 2017 – Tag 8 – 252 km – Guchan

Die Nacht war kalt, ja ihr lest richtig. Mir war kalt. Ich hatte beschlossen Anja meinen leichteren Schlafsack zu überlassen und ich wollte mir zur Not nur den Cocoon (so ein Schlafsackinlet) überwerfen. Es sollte ja minimal 18 Grad haben heute Nacht. Ich hab keine Ahnung wie kalt es wirklich war, aber ich habe gefroren und das im Cocoon. Deshalb war es mir zum Frühstück dann auch nach Tee. Anja schaute mich verstört an als ich bei 24 Grad Tee aufbrühte, trank aber auch brav 2 Tassen. Ist ja schließlich gut für den Flüssigkeitshaushalt. Wir kamen nicht so richtig in die Pötte und so wurde es 11:09 Uhr bis wir endlich starteten. Tagesziel war so grob angepeilt der Lac d’Aumar um dort auf über 2000 Höhenmetern an einem See wild zu campen und evtl. ein paar schöne Sonnenuntergangs und Sonnenaufgangsbilder zu machen. Und bei ganz viel Motivation evtl. auch noch einen Milchstrassenshot. Pläne und so… man sollte keine machen.

Wir begannen den Tag auf der Route des Corniches einer im Reiseführer als besonders schön erwähnten kleinen Bergstrasse. Sind nicht alle kleinen Begrstrassen besonders schön? Noch dazu in so einer Gegend wie den Pyrenäen? Überhaupt muss man hier mal etwas zur Gegend sagen. Trotz der Hitze und Trockenheit die hier herrscht ist alles saftig Grün. Die Wälder bestehen zu großen Teilen aus Laubbäumen und die Wiesen blühen kunterbunt. Wenn man den Blick mal von der Strasse und der nächsten Kurve abwendet dann ist es hier echt schön. Man bewegt sich durch Täler an Flüssen entlang, findet Wasserfälle fährt über den einen oder anderen Pass, hier Col genannt. Heute eine ganze Reihe von den Dingern:
– Les Port de Ers
– Col de Agnes
– Col de Latrape
– Col de Core
– Col du Portet d Aspet
– Col de Mente
– Col du Peyresourde
– Col de Azet
Acht von den Dingern sind wir heute hoch und auch wieder runter gefahren. Manche mit Spitzkehren und manche ziehen sich einfach ewig lang ein Tal entlang hoch. Auf jeden Fall bleib ich dabei. Alle schöner als das was die Dolomiten so bieten.

Eines zeichnet die Franzosen aus. Baustellen und Rollsplit! Auf nahezu allen Cols wird die Strasse ausgebessert. Schäden vom Winter werden beseitigt oder ein neuer Fahrbahnbelag wird aufgebracht. Mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen und etwas Geduld ließen uns die Bauarbeiter immer passieren auch wenn eine komplette Seite des Passes gesperrt war und quasi jede Kehre repariert wurde. Das wäre so in Deutschland nicht möglich.

Wir kamen prizipiell den Tag über gut voran, legten aber relativ viele Stopps ein. Es soll ja auch paar Bilder von der Tour geben 😉 Und bis man mal das Stativ und die Filter ausgepackt und danach wieder eingepackt hat dauert eben. So zeichnete sich irgendwann ab dass unser Tagesziel der Lac d’Aumar eigentlich nicht mehr sinnvoll zu erreichen ist. Noch dazu zog über uns ein Gewitter auf und wenn etwas nicht sein muss dann ist es wild Campen auf über 2000 Höhenmeter bei Gewitter in den Pyrenäen an einem See. Unsere Mütter wären stolz auf uns ob solch kluger Entscheidungen und so suchten wir uns kurzerhand wieder einen ACSI Campingplatz und steuerten diesen an.

Zelt aufbauen, kochen, duschen, morgen planen… ja mal wieder ein Plan! Es geht nach Canfranc Estacion einem verlassenen Bahnhof an der spanischen Grenze. Dort haben wir uns bei Booking.com ein Hotel gesucht da in größerem Umkreis kein Campingplatz zu finden war und wir wollen abends noch ein bisschen knipsen gehen.

Pyrenäentour 2017 – Tag 7 – 214 km – Ax les Thermes

Um 6:45 holt mich der Wecker aus dem Schlaf. Ich widme mich kurz der Morgentoilette und ziehe mich an. Dann fahre ich mit Anjas Motorrad nach Perpignan wo ich um 8 Uhr bei CIR (so ähnlich wie in Deutschland Trost) eintreffe. Hier soll ich laut dem Rollerhändler Conflent Cycles das Lager abholen. Ich sehe aber erstmal nur in ratlose Gesichter. Das Teil ist nicht vorrätig. Ich verweise nochmals auf den Anruf vor zwei Tagen und endlich erinnert sich ein Mitarbeiter an den „Allemand“ der heute etwas abholt. Nun wird man auch im Computersystem fündig. Das Teil wird für 11 Uhr erwartet. Also nochmal warten. Ich lege mich neben das Motorrad auf den Parkplatz und versuche im Schatten eines Baumes noch ein wenig zu dösen. Sind ja nur drei Stunden. Um 10:45 fährt ein Postauto auf den Hof und ein Mitarbeiter von CIR kommt herausgelaufen, reißt noch auf dem Parkplatz das Paket auf und winkt mir mit dem Lager. Alles wird gut! Ich nehme das Lager in Empfang und mache mich auf den Weg zurück nach Prades zu Conflent Cycles.

Zuerst sammle ich Anja noch am Hotel ein und wir tauschen wieder Motorräder. Um 11:50 stehe ich beim Schrauber auf dem Hof und berichte ihm begeistert dass ich das Lager jetzt habe und frage wann wir es tauschen können. Er verweist mich auf 14 Uhr da jetzt erstmal Mittagspause ist. Ich bin ja kein unfreundlicher Mensch und schlucke runter was ich in dem Moment denke. Die Aktion dauert höchstens 10 Minuten. Na gut ein freundliches Lächeln und nochmal zwei Stunden warten. Diese verbringen wir bei Mc Donalds im Schatten mit Toiletten in der Nähe und Free-WIFI. Na gut wir essen entgegen unseren Gewohnheiten auch etwas. Schon zum zweiten Mal in diesem Urlaub. Aber es ist wie immer nicht wirklich befriedigend was man da so bekommt. Auf dem Weg zur Werkstatt decken wir uns noch mit Wasser ein und pünktlich um 14 Uhr (der Deutsche schlägt da voll durch) sitzen wir auf den abgebauten Koffern vor der Halle und warten dass die Tür auf geht. 14:15 nix ist passiert… ich schlendere mal um die Halle und siehe da hinten ist offen und zwei Mann sind am werkeln. Nix Pause, ich soll meine Maschine von hinten in die Werkstatt schieben. Schnell ist das Heck an einem Kran aufgehängt, das Rad draußen und die Misere begutachtet. Für mich sieht das verbaute Lager aus wie aus dem Laden. Es ist auch nicht im geringsten ausgeschlagen. Egal, jetzt wird es getauscht! Also das Alte raus, das Neue rein. Achja und da war ja noch was. Sitzen die Spacer richtig? Ja sie waren beide korrekt montiert. KEINE Ursache für das Wackeln des Kettenrades erkennbar! Also das Rad wieder rein und geprüft und siehe da: Es ist besser, aber nicht weg. Es wackelt immer noch, na gut es hat weniger Spiel, aber es wackelt immer noch. Der Franzose kommentiert mit einem lässigen: le normal! Und ich sitz etz da mit dem Ding. Also gut dann geht es eben so weiter. Wir werden es gut im Auge behalten und zu Hause dann nochmal gründlich prüfen. Ich bin jetzt jedenfalls sicher dass das Lager 100% in Ordnung ist!

Nachdem wir uns ausführlich bedankt haben für die Hilfe packen wir wieder alles auf und fahren noch schnell tanken bevor es endlich weiter in Richtung Westen geht. Grobes Ziel für heute – es ist ja bereits 15 Uhr – ein ACSI Camping Platz in Ax les Thermes. Endlich wieder fahren! Die Hitze lässt mit jedem Höhenmeter den wir gut machen nach. Das ist echt angenehm! Wir erklimmen den ersten Col des Tages – den Col de Jau. Von dort geht es direkt weiter zum Col du Garavel und im Anschluss zum Col de Moulis. Die Aussicht ist sagenhaft, die Straßen ein Traum – wer die Dolomiten liebt war noch nicht hier! Die kleinen Dörfer die sich an die Hänge schmiegen oder auf kleinen Gipfeln thronen sind wunderschön anzuschauen. Allerdings muss ich auch sagen dass es mir schwer fällt die Umgebung richtig in mich aufzunehmen. Es sind einfach zu viele Kurven die unsere Aufmerksamkeit benötigen. Und auf Anhalten habe ich nach der Zwangspause keine Lust. Ich will endlich wieder vorwärts kommen.

Der letzte Pass des Tages und unser erster 2000er auf der Tour wird der Col de Pailheres mit 2006m. Direkt auf der Passhöhe steht eine Herde Pferde die mit „Kuhglocken“ ausgestattet sind. Der Pass selbst ist über und über bedeckt mit plattgefahrenen Pferdeäpfeln. Wir legen hier einen kurzen Fotostopp ein und genießen den Ausblick. Ein Schild weist auf Investitionen in Höhe von 1.300.000 Eur hin. Und nur wenige Meter weiter ahnen wir auch in was die gerade aktuell investiert werden. Die Straße den Pass hinab in Richtung Ax les Thermes ist gesperrt. Jetzt kommt wieder der korrekte Deutsche durch und ich überlege ob wir es trotzdem probieren sollen als ich einen wild winkenden Bauern sehe der uns bedeutet einfach weiterzufahren. Also gut wenn der das sagt, er kennt sich hier besser aus als wir. Nach einigen Kehren passieren wir eine frisch geteerte Fläche, die Bauarbeiter weisen uns genau ein wo wir entlangfahren sollen.

Nachdem die Reifen wieder sauber gefahren sind und die frisch geteerte und mit Rollsplit bestreute Straße wieder in alten Teer übergegangen ist stellt sich auch wieder Kurvenspass ein. Da nähert sich aber auch schon unser Tagesziel. Die Straßen werden nass , es scheint hier erst geregnet zu haben. Wir rollen durch Ax les Thermes, kaufen noch kurz ein und tanken die Motorräder voll. Dann stellen wir das Zelt auf und kochen uns was leckeres um den Abend vor dem Zelt ausklingen zu lassen. Der Platz ist toll! Die Temperaturen sind endlich erträglich. Wir freuen uns auf die Nacht im Zelt. Es ist jetzt 22:30 der Bericht ist geschrieben, wir haben Wäsche gewaschen und einen tief zufriedenen Zustand. Ich glaube jetzt sind wir im Urlaub angekommen.

Pyrenäentour 2017 – Tag 5 + 6 – 209 km – gestrandet in Prades

Wir versuchen möglichst früh aufzustehen um der größten Hitze aus dem Weg zu gehen. Unsere Erschöpfung verhindert dies aber halbwegs. So kommen wir erst um 7:30 Uhr aus dem Zelt und brauchen auch relativ lang bis wir gepackt haben. Wir wunderten uns noch dass es uns nicht aus dem Zelt geglüht hat um dann freudig zu erkennen dass zum Unmut unserer Platznachbarn der Himmel komplett bewölkt war. Zum Frühstück gab es schnell noch Croissants aus dem Shop des Campingplatzes. Um 9:30 Uhr sind wir dann endlich wieder unterwegs.

Unsere Zielsetzung für heute: Endlich in die Pyrenäen! Das restliche Stück Küste bis Argeles Sur Mer läuft ganz gut, auch wenn uns die Landschaft nicht reizen kann. Wir erreichen das erste Etappenziel für heute gegen 12 Uhr und legen einen kleinen Stop ein bei dem ich Elli ein wenig Öl gönne. Bei den Temperaturen verbraucht sie davon so einiges. Das war in Norwegen irgendwie auch weniger.

Von nun an soll es also gen Westen gehen bis wir den Atlantik erreichen. Das beginnt erstmal mit dem Verlassen des Großraumes Argeles Sur Mer auf etwas größeren Straßen. In Saint Jean Pla de Cortes biegen wir rechts ab und es beginnt. Kleinste Sträßchen, Kurve an Kurve ein Traum für jeden der nicht zwingend Rennstreckentempo haben muss. Wenn, ja wenn da nicht die Hitze wäre. Die Dörfchen auf oder an den Hängen sind dicht bebaut, meist kann man nur nebenan Parken und um in Moppedklamotten reinzulaufen ist es uns einfach viel zu warm. Ohne unsere Trinkrucksäcke würden wir das nicht überstehen. Sie ermöglichen es uns dem Körper regelmäßig Flüssigkeit zuzuführen. Unser Geschwindigkeitsdurchschnitt sackt ins Bodenlose, den zweiten Gang verlasse ich nur selten. Aber die Straßen machen Spass und es nimmt kein Ende. Wir fahren über den Col Xatard und den Col de Polomere. Straßenarbeiter warnen uns vor frischem Rollsplit und wir bedanken uns. Anja hat das „Merci“ schon mehr verinnerlicht als ich. Bei mir kommt immer noch automatisch ein „Thanks“ und dann erst ein „Merci“. Wir benötigen drei Stunden für 91 km. Es war eine wunderschöne Strecke genau so wie es uns gefällt und doch haben wir es nur zum Teil genossen. Anja kommt mit der Hitze besser zurecht als ich. Ich ziehe mich daran hoch dass es in Richtung Atlantik besser wird.

In Prades wollen wir tanken und unsere Wasservorräte auffüllen. Einen Plan machen wo wir heute Campen wollen. Ca. 50 km wollen wir noch fahren dann soll Schluss sein für heute. Während Anja einkaufen geht drehe ich meine übliche Runde um die Motorräder checke Ölstand, Reifen und die Ketten. Und dann fällt mein Blick auf den Spacer am Kettenradträger und ich sehe deutlich dass dieser sich in der Dichtung bewegt. Dies sollte nicht sein. Sofort liege ich am Boden und wackle am Kettenrad und tatsächlich es lässt sich 2-3 mm hin und her bewegen. F..k das Kettenradträgerlager hatte ich noch kurz vor dem Urlaub gewechselt. Nach nun knapp 1800km scheint dieses wieder defekt zu sein. Was sind die Folgen? Kann ich so weiterfahren? Kann ich so weiter in die Pyrenäen fahren wo wir noch schwieriger an Ersatzteile kommen? Klare Antwort: Nein!

Anja kommt mit dem Einkaufswagen zurück und sieht mich am Boden hinter dem Motorrad liegen. Wir beschließen eine Werkstatt in Prades zu suchen. Kein Wort Französisch zu sprechen erweist sich als nicht besonders hilfreich. Hier in Prades begegnet uns aber jeder freundlich und hilfsbereit. Mit Hilfe einer Dame aus einer Renault Werkstatt finden wir eine „Moto garage“. Der Mechaniker versteht mein mit Händen und Füssen beschriebenes Problem und hat leider kein passendes Lager vorrätig. Er kann aber eines bestellen welches Mittwoch vormittags in Perpignan verfügbar wäre. Da heute bereits kurz vor Ladenschluss ist und wir keine andere Alternative sehen bestellen wir es.

Nun heisst es hier abwarten bis wir das Teil am Mittwoch abholen können um es dann in der Werkstatt zu wechseln. Wir suchen uns über booking.com ein Hotel und fallen nach einem kurzen Vesper völlig erschöpft ins Bett. Bei mir ist irgendwie total die Luft raus. Wie schaffen es manch Langzeitreisende sich bei Defekten immer wieder zu motivieren? Ich bewundere diese Lebenseinstellung. Anja versucht mich aus der Depriphase wieder rauszuziehen dies gelingt ihr aber nicht bevor uns der Schlaf übermannt.

13 Stunden später wachen wir auf und sind immer noch völlig platt. Wir gehen nochmal die Optionen durch welche wir nach dem Lagerwechsel haben. Fazit ist wir müssen erstmal sehen was die Ursache für das Versagen nach nur 1800km ist. Wir brauchen etwas zu Essen also laufen wir los in Richtung Ortsmitte und stoßen auf einen fröhlichen französischen Markt. Hier gibt es alles was man fürs tägliche Leben so braucht. Nicht nur Nahrungsmittel und Kleidung sondern auch Matratzen oder Fenster kann man hier kaufen. Wir Essen Crepe und Churros zum Frühstück. Das technische Problem rückt für den Moment in den Hintergrund. Wir lauschen einer Musikgruppe und beobachten tanzende Menschen. Und das alles an einem Dienstag Vormittag! Wir kaufen Käse, Wurst, Obst, Gemüse und Brot um heute Abend etwas zu Essen zu haben. Dann geht es zurück zum Hotel. Die Hitze wird wieder unerträglich. Wir verbringen den Nachmittag im Zimmer. Anja liest und ich widme mich den Berichten der letzten zwei Tage und unseren Bildern.

Hoffentlich können wir das Problem mit dem Lager morgen Vormittag nachhaltig lösen so dass wir weiter fahren können. Wir wollen heute wieder bald schlafen und ich will um 7 Uhr bereits nach Perpignan aufbrechen um das Ersatzteil zu holen.

Pyrenäentour 2017 – Tag 4 – ca. 372 km – Narbonne

Der Ausflug zu den Lavendelfeldern war definitiv genial! Unglaublich wie sich die lilafarbenen bis zu hüfthohen Büsche in sauber gepflegten Reihen bis zum Horizont erstrecken. Das ist definitiv eine Location die jeder Fotografie begeisterte mal aufgesucht haben sollte. Mein Tipp: Paar Tage Zeit nehmen. Unser eigentliches Ziel sind ja die Pyrenäen, daher hatten wir nur den einen Abend / Sonnenuntergang um ein paar Eindrücke festzuhalten. Aber das wichtigste ist nicht nur durch den Sucher zu gucken, sondern auch mal die Szenerie einfach auf sich wirken zu lassen. Tief einzuatmen und den Duft in sich aufzunehmen. Um ca. 23 Uhr waren wir wieder zurück im Hotel und fielen wieder in einen tiefen Schlaf.

Um kurz vor 7 Uhr holte uns der Wecker aus eben diesem. Packen war angesagt. Dann die erste Ladung Zeugs zu den Motorrädern bringen und direkt noch im kleinen Laden Frühstück kaufen. Brie, Hartkäse, Baguette und Croissants. Damit kann der Tag beginnen. Nach dem Frühstück zügig den Rest zusammengepackt und um 9:03 Uhr ging es dann los, erstmal in Richtung Westen weiter durch den Parc naturel régional du Verdon. Diese Naturschutzparks haben es uns sehr angetan. Schöne Landschaft, kurvige Straßen und wenig Verkehr. So kann es weitergehen. Wir können immer noch nicht richtig glauben dass hier Mitte Juni noch Nebensaison ist. Uns glüht es fast durch die Motorradklamotten.

Wir verlassen den Verdon um uns in Richtung Küste zu begeben. Ein Ziel des heutigen Tages ist der Parc naturel régional de Camargue. Hier setzen wir auch mal wieder mit einer Fähre über wobei Anja unfreiwillig das Motorrad gehalten wird. Der Fährmann traut ihr scheinbar nicht zu die V-Strom selbst zu halten. Bei mir sorgt dies für Erheiterung, bei ihr nicht so ganz. Hier gibt es Salzseen und eine Sumpflandschaft. Wie gewohnt von den Parks sind auch hier schöne kleine kurvige Straßen zu finden. Der Fahrbahnbelag ist nicht immer der beste, aber das spielt für uns keine Rolle. Das Klima spielt dafür mehr eine Rolle. Es wird so richtig dämpfig und schwül. Das ist echt unangenehm auf dem Motorrad. Plötzlich erblicke ich eine Kolonie von wilden Flamingos, einer der Gründe warum man hier mal vorbeischauen sollte. Schnell am Fahrbahnrand gestoppt, die Nikon D5500 mit dem Tamron 70-200 verschraubt und ein paar Schüsse gemacht. Sie sind zwar auch mit dieser Kombi noch weit weg, aber wir haben sie gesehen! Been there, done that! Naja vielleicht haben wir ja noch Glück und sehen noch welche die Näher an der Strasse sind. Einen längeren Aufenthalt mit Laufen wollen wir aufgrund des Klimas nicht in Kauf nehmen. Kurz vor dem verlassen der Carmargue sehen wir auch noch ein paar Wildpferde die interessiert näher kommen als wir anhalten.

Hab ich schon erwähnt dass mir das Klima heuer  bisher mindestens so auf den Zeiger geht wie Anja letztes Jahr in Norwegen? Wir waren ja schon einige male im Balkan unterwegs. Juli in Kroatien ist uns auf dem Motorrad auch nicht unbekannt. Aber hier ist es ganz anders! Die Hitze ermüdet deutlich mehr. Die Sonne brennt unerbittlich. Und im ganzen Körper macht sich einfach nur Erschöpfung breit. Nachdem wir die Carmargue verlassen haben heisst es an der Küste entlang einfach nur gen Süden. Den Einstieg in die Ost – West Route wollen wir in Argeles Sur Mer nehmen. Auf Höhe von Narbonne finden wir einen Campingplatz welcher für heute unser Tagesziel sein soll. Zum ersten Mal in unserer Reisehistorie nächtigen wir auf einem 4-Sterne Platz auf dem jede Parzelle ein eigenes Sanitärhäuschen hat. Dekadenz ist heute angesagt. Den Pool des Platzes nutzen wir um unsere Körper etwas runterzukühlen und die verspannten Muskeln zu lockern. Um ca. 21 Uhr liegen wir erschöpft und auf der Flucht vor kleinen Stechmücken im unangenehm warmen Zelt und schließen die Augen.

Wir sind gespannt wie morgen der Einstieg in die Pyrenäen werden wird und was die Küste vorher noch zu bieten hat. Der Teil Küste den wir heute gesehen haben hat uns nicht begeistern können. Endlose Parkplatz Reihen vor einem windigen Sandstrand wechseln sich ab mit Vergnügungsparks welche aktuell noch leer sind da hier noch keine Saison ist.