Frankreich 2023 – Tag08 – 224km – Le Rozel

Der Pausentag ist rum, heute geht es wieder weiter. Wir wachen um ca. 8 Uhr auf und ich muss ausgesehen haben wie ein Zombie, als ich mich auf den Weg zum Sanitärgebäude gemacht habe. Als ich zurückkam hatte Anja die Matte schon ausgerollt und begann gerade mit Ihrer Yogasession. Ich dachte mir – jetzt bloß nicht stehen bleiben und packte langsam aber stetig im Zelt weiter Zeug zusammen. Irgendwann war Anja mit Yoga fertig und im Zelt gab es nichts mehr zu packen, also haben wir erstmal die Melone vernichtet, welche noch rumlag. Dann war der drive raus… wir mussten uns zwingen wieder loszulegen. Um ca. 10:30 rollten wir dann vom Platz und machten uns auf den Weg heute die 2.Weltkriegs D-Day Strände zu erkunden.

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Aber erstmal ging es in Richtung Park Naturel regional Marais du Contentin et Bessin. Wir waren uns einig dass die Fahrstrecken hier einfach unspektakulär sind. Das doofe ist dass wir die superlativen Gegenden Frankreichs bereits kennen (für uns: Pyrenäen, Route de Grande Alps, Auvergne,…) und das führt dazu dass der Anspruch ans Land einfach hoch ist im Kopf… das muss man sich extra bewusst machen. Hier in der Normandie ist es flach und es gibt viele Dörfer. Das führt jetzt nicht unbedingt zu Fahrspaß pur. Das bedeutet aber nicht dass es nicht schön ist. In Isigny sur mer stoppen wir an der Creperie Le Central und Frühstücken so richtig. Zur Vorspeise eine Platte Wurstaufschnitt und Brot, dann für jeden ein Galette (für mich mit Camembert, für Anja mit Parmesan). So gestärkt geht es dann an den Utah Beach. Wir drehen eine Runde um das Denkmal, gucken einen alten Panzer an, dann geht es weiter. Der Omaha Beach fällt uns im vorbeifahren gar nicht mehr auf. Nach den Landungsstränden geht es kerzengerade auf zügigen Straßen dahin bis Cherbourg. Hier halten wir an einer Boulangerie und gönnen uns die tägliche Dosis Tartelettes (Citron und Nougat) dazu noch ein Pain au Chocolat und ein Baguette Traditional zum Abendessen. (TZ = Tartelettezähler = 16)

In Cherbourg gehen wir noch in einem Supermarkt einkaufen fürs Abendessen. Es gibt ein riesiges Camembert Kühlregal. Wir entscheiden uns für eine Sorte welche garantiert hier aus der Normandie kommt. Jetzt ist es weniger als eine Stunde bis zum Campingplatz. Obwohl wir heute gut vorangekommen sind ist es bereits 18 Uhr als wir auf den Platz rollen. Check-in und Aufbau dauern auch nochmal ein bisschen, aber dann geht es mit unserem Essen an den Strand und wir fläzen uns wieder in den von den Sonnenstrahlen des Tages warmen Sand und picknicken. Wir genießen die Sonne und das Rauschen der Brandung. Es sind einige Surfer im Wasser und zeigen kleine Akrobatikkunststücke. Der Camembert ist lecker und zusammen mit Tomaten und Baguette schnell verdrückt. Wir haben es heute nicht eilig vom Strand wegzukommen. Ich packe die Kamera und knipse noch ein bisschen die Surfer während Anja hier schon Ihr Reisetagebuch beginnt. Später laufen wir noch barfuß durchs eiskalte Wasser bevor wir zurück zum Zelt gehen. Hier ist das Meer ganz anders als am Ärmelkanal. Das Wasser ist trotz Sandstrand sauber und klar. Die Brandung ist rauer und man sieht links und rechts ein Ende, als ob man in einer Bucht ist. Das hat uns vorgestern und gestern gefehlt. Der Campingplatz ist dafür absolut trocken und der Boden knüppelhart, das war die letzten beiden Tage deutlich schöner. Morgen geht es nur eine kurze Etappe weiter nach Mont St. Michel.

Frankreich 2023 – Tag07 – Pause – Merville-Franceville-Plage

Erstmal lang schlafen. Das funktioniert auch super. Fast 10 Stunden haben wir geschlafen als wir um 9 Uhr aus dem Zelt krabbeln. Ich beschließe mein Knie zu testen, ob ihm Bewegung gut tut oder eher nicht und gehe laufen. Außerdem hat es den Benefit dass ich bei einer Epicerie und einer Boulangerie vorbeikommen könnte. Und genauso ist es auch. Erst ein Blick in den kleinen Tante Emma Laden ob es Marmelade gibt, ja gibt es. Also ab zum Bäcker erstmal Baguette, Croissant und Pain au Chocolat kaufen. Beim Bäcker sagt mir dann nach 2 km auch mein Knie dass es keine Gute Idee wäre 10km zu laufen, also ist hier auch der Wendepunkt. Die Strandpromenade entgeht mir somit leider. Auf dem Rückweg dann nochmal schnell in den anderen Laden und ein Glas Marmelade mitgenommen. Dunkle Früchte wenn ich das Französisch richtig deute. Ich hab ja sowas von keine Ahnung … liege aber richtig.

Am Campingplatz zurück stehen dann 4 km auf der Garminuhr und das Knie zickt so richtig, so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Nach dem Duschen erstmal Voltaren drauf und ne Ladung Wäsche in die Waschmaschine, dann gibt es Frühstück. Fazit – ein Glas Marmelade könnte grad so für ein Baguette reichen 🙂 Nach dem Essen ist die Maschine durch und wir haben wieder frische Klamotten. Wäscheleine plus alle Spanngurte zwischen den Moppeds verzurrt reicht dann auch um alles aufzuhängen. Fazit hierbei… wenn wir konsequent so weiter waschen dann hätten wir nicht einmal ein viertel der Klamotten gebraucht welche wir dabei haben. Wir gammeln noch ein bisschen rum und verdrücken das restliche Baguette – das Marmeladenglas wird dabei tatsächlich leer. Um halb zwei beschließen wir dann nochmal zum Bäcker zu spazieren um Tartelettes zu essen und auf dem Rückweg fürs Abendessen einzukaufen. Wir haben keine Lust Essen zu gehen.

Wir laufen erstmal an den Strand, beschließen dann aber doch die Straße zum Bäcker zu nehmen und nicht durch den Sand zu hatschen – mein Knie dankt es mir glaube ich. Bei der Boulangerie angekommen gibt es dann ein Tartelette Citron und ein Tartelette Normande, dazu einen Cappuccino und für Anja eine Orangina – die passt zwar net so richtig aber Anja mag halt keinen Kaffee. Für Abends nehmen wir noch ein Vollkornbaguette mit. In der kleinen Epicerie kaufen wir dann noch zwei Sorten Käse und beim Metzger gegenüber luftgetrockneten Schinken und Schweinezungen mit Pistazien. Zurück am Zelt spannen wir die Hängematte auf und lassen uns die Sonne auf den Pelz scheinen. Anja liest endlich mal bisschen was im Reiseführer und ich plane die Routen für die nächsten zwei Tage. Wir haben Vormittags noch eine Unterkunft in La Casere gebucht nachdem wir überrascht festgestellt haben dass an einem Samstag vielleicht noch ein paar andere Leute außer uns zum Mont St. Michel wollen. Bisher waren Unterkünfte oder Zeltplätze kein Problem, da wir noch völlig außerhalb der Saison sind, an so einem Hot Spot merkt man es dann an einem Samstag aber doch. Blödes Timing… is aber halt so.

Irgendwann erinnert uns unser Magen mit deutlichem knurren daran dass wir noch ein bisschen was im Rucksack haben und wir schnappen uns die Campingdecke und wandern die paar Meter ans Meer. Wir fläzen uns in die Dünen und genießen die Schweinezungen, den Schinken, die Käse und das Baguette. Fazit: Schweinezunge mit Pistazien mag eine Delikatesse sein… schmeckt aucht net schlecht… aber nochmal brauchen wir sie trotzdem nicht. Der Schinken erinnert uns mehr an Spanien als an Frankreich. Der Käse überzeugt uns viel viel mehr! Nach dem Essen schlendern wir noch ein bisschen durch die Brandung und genießen das Meeresrauschen und die sinkende Sonne. Irgendwann wird uns kalt und wir beschließen noch schnell unter die Dusche zu springen, bevor es ins kuschlige Zelt geht. Aufgeheizt von der Dusche schreib ich diese Zeilen dann doch noch vor dem Zelt und genieße die letzten Strahlen der Sonne. Als diese hinter den Mobilehomes verschwindet ziehe ich mich auch zurück ins Bett. Morgen geht es wieder weiter.

Frankreich 2023 – Tag06 – 147km – Merville-Franceville-Plage

Es war sauwarm im Zimmer, trotzdem haben wir gut geschlafen. Nur leider viel zu kurz. Da wir früh noch in die Markthalle wollen klingelt der Wecker um 6 Uhr. Um 7:30 Uhr nach einer Runde Yoga kommen wir dann auch los und laufen nochmal in die Stadt. Die Markthalle ist nicht sonderlich groß, hält aber alles bereit was man so braucht – Fisch, Fleisch, Käse, Feinkost, Obst, Gemüse, Blumen – halt der Bäcker fehlt, den gibt es aber im Umfeld der Markthalle. Wir drehen zwei Runden und kaufen fürs Mittagessen ein. Quiche Lorraine, Soufle Fromage und eine Tarte a Thon.

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Zwei Straßen weiter setzen wir uns in ein Cafe und „Frühstücken“ – Cappuccino und Croissant für mich, Tee für Anja. Wir genießen das Gewusel um uns und beobachten Leute. Hier herrscht ein munteres kommen und gehen. Manche Leute legen das Geld auf den Tisch und exen ihren Espresso, andere begrüßen den Wirt per Wangenküsschen und bleiben etwas länger. Nur wenige nehmen etwas zu Essen zu sich. Wenn, dann ein Stück Baguette mit Butter und Marmelade, das wars. Die Stimmung ist gelöst und nicht wie in der Deutschen Morgenrushhour kriegsähnlich. Nach einiger Zeit kaufen wir im Laden nebenan noch Wasser für die Trinkrucksäcke, dann laufen wir zurück zum Hotel. Wir holen noch das Bericht schreiben von gestern nach, dann packen wir und sind pünktlich um 10:30 Uhr aus dem Zimmer. Die Moppeds stehen auch noch an der Straße und das obwohl wir in einer Französischen Stadt sind… man sollte seine Bedenken einfach öfter mal sein lassen.

Jetzt noch unentdeckt aus der Umweltzone kommen dann ist alles gut. Zig Einbahnstrassen und 30 km/h Schilder später rollen wir dann wieder frei dahin und genießen das geile Wetter. Blauer Himmel und Sonnenschein, aber heute nicht mehr ganz so warm. Wir fahren an die Seine und lassen uns von Kurven durch den Park Naturel Regional Boucles de la Seine Normande tragen. An einer Fähre halten wir und machen ein paar Bilder, dann entdeckt Anja einen Wegweiser zu einer Abtei – wir biegen spontan ab und besichtigen diese. Im Laden nebenan gönne ich mir noch eine Pepsi Zero und dann geht es wieder weiter. Überhaupt steht ja in jedem französischen Dörfchen eine Kirche. Keine gleicht der anderen mal ist der Turm oben spitz mal nicht, mal dick, mal zierlich, mal modern, mal klassisch. Nur eines ist definitiv sicher: Keine gibt es zweimal!

Die Seine überqueren wir über die Pont de Brotonne – ein Meisterwerk der Brückenbaukunst, aber kein Vergleich zur Pont de Normandie welche weiter westlich noch die Seine überspannt. Diese passt aber nicht so recht zu unserer Route. In Touques tanken wir die Moppeds und drehen noch eine Runde durch die Altstadt um zu unseren heutigen Tartelettes zu kommen. Wir finden eine Boulangerie / Patisserie und schlagen zu. Tartelette Framboise und noch eins mit Karamel. Ein Traum! Und weil es noch nicht reicht gibt es noch ein Madeleine dazu. Dann geht es mal ans Meer und wieder weg davon. Wir stoppen kurz in Viller sur Mer und bestaunen die Strandpromenade. Am Sandstrand ist eine Gruppe Rollstühle zu sehen. Wir zählen insgesamt 9 Stück und es sind mehr Betreuer als zu Betreuende. Wenn man sich bei uns ganze Wohngruppen anschaut welche mit einem Betreuer auskommen müssen sind das schon perfekte Verhältnisse.

In Hougate schauen wir nach dem Campingplatz und sehen auf dem Weg ein Schild, dass dort keine Zelte erlaubt sind, also drehen wir gleich wieder ab. In Cabourg geht es dann noch schnell in einen Carrefour – Abendessen und Wasser kaufen. Dann noch flott die letzten km bis zum Campingplatz und einchecken. Wir werden hier 2 Nächte bleiben und einen Tag Pause machen. Unsere Popos werden es uns danken und die Köpfe auch. Wir bauen das Zelt auf, stellen die Helinox und den Tisch auf, dann gibt es Baguette, Comte, Brie, Gurke und Paprika zum Abendessen. Schnell noch abspülen und ab ans Meer. Wir sind immer noch auf Höhe vom Ärmelkanal. Irgendwie hatte ich den Atlantik viel früher erwartet. Aber in Erdkunde war ich noch nie gut. Wir spazieren barfuß durch den Sand und genießen es fast alleine hier auf dem Strand zu sein. Nur ganz vereinzelt sind andere Leute unterwegs. Hier liegen Unmengen Muscheln rum, sowas haben wir beide noch nirgends gesehen. Man muss nichts suchen, sondern könnte sie Eimerweise mit der Schaufel einfassen. Ein paar nehmen wir mit als Erinnerung. Zurück auf dem Campingplatz waschen wir noch unsere Füße, dann sitzen wir gemütlich vorm Zelt und lassen uns die letzten Sonnenstrahlen des Tages auf die Haut scheinen und saugen die Wärme auf. Im Mobilehome gegenüber unserer Parzelle sind 4 Personen, davon 1 im Rollstuhl und noch eine weitere Person welche Hilfsbedürftig ist. Wieder ein 1:1 Verhältnis zu den Betreuern. Bisher stellt sich Frankreich als wesentlich inklusiver dar als Deutschland. Mal sehen was wir morgen den ganzen Tag so machen. Wichtig dabei ist auf jeden Fall faul sein!

Frankreich 2023 – Tag05 – 247km – Rouen

Kissentest erfolgreich begonnen g wir haben ja noch ein paar Tage um das Verfahren zur Erprobung der Forclaz Kissen zu verfeinern. Anja beginnt den Tag mit Yoga, ich mit der Suche nach dem hupenden Bäcker. Ich finde ihn ein paar Parzellen weiter und kaufe ein Croissant und ein Pain au Chocolat. Trotz der guten Nacht kommen wir nicht so richtig in die Gänge, gestern hatten wir noch über einen Pausentag geredet und beide gesagt das hat noch Zeit. Heute sehen wir es beide anders. Hilft nix, der Plan für heute steht und die Unterkunft in Rouen ist gebucht. Apropos Unterkunft in Rouen, das Hotel hat eine Nachricht geschrieben dass Ihre Garage voll ist… na toll. Die Garage war der Grund warum wir uns für dieses Hotel entschieden haben.

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Wir starten heute auf der D940 am Meer entlang. Im Parc Naturel regional des Caps et Marais d’Opale zieht sich die Straße an der schönen Küstenlinie entlang und es gibt immer wieder Haltemöglichkeiten. Relativ schnell stoppen wir auch an einer und ich besichtige kurz eine der Deutschen Stellungsanlagen und einen Obelisken. Anja will lieber bei den Moppeds bleiben und wartet geduldig auf mich. In Etaples haben wir so Hunger, dass wir trotz der erst kurzen Fahrtzeit beschließen in einer Brasserie in der Stadt zu „Frühstücken/Mittagzuessen“. Anja gönnt sich Fish & Chips und ich mir einen Salat mit Chevre, dazu gibt es eiskalte Cola. Zucker + Koffein und bisschen mehr im Magen lässt uns förmlich aufblühen und wir starten energiegeladen mit ziemlicher Verspätung so richtig in den Tag.

Mit dem Verlassen des Naturparks verlassen wir auch die Küstenlinie. Zumindest sehen wir nichts mehr davon. Die Streckenführung heute ist nicht vergleichbar mit dem Dörfergegurke des letzten Tages. Wir fahren mal wieder durch Äcker, Wälder und kleine Dörfer, aber genau in der richtigen Abwechslung. Es macht Laune hier zu cruisen. Die Straßen sind von kleinster Kategorie – wenn Gegenverkehr kommt muss man bremsen und die Autos müssen mit einem Reifen auf den Fahrbahnrand ausweichen.

Die Bucht Baie de la Somme wo der Fluss Somme ins Meer mündet soll den einzigen Südstrand Frankreichs am Atlantik haben – wir sehen nicht einmal das Meer als wir an der Bucht entlang fahren. Laut Garmin Karte fahren wir 10 Meter neben dem Meer, aber alles ist Grün. Scheinbar kommt das Meer hierher maximal bei Fluthöchststand. Nach der Bucht ziehen wir ein bisschen weiter ins Landesinnere und genießen auch hier die kleinsten Sträßchen und das geniale Wetter. Heute ist es zwar immer noch sehr Warm (29 Grad) aber eben keine 35 Grad mehr. Das spürt man schon deutlich. Nachmittags finden wir mal wieder eine kleine Patisserie und erhöhen den Tartelette Zähler an Tag 5 auf 10 gegessene mini Törtchen. Das Zeug ist aber auch lecker! Heute gab es Framboise (Himbeere) und Citron (Zitrone). Vor allem die Tartelette Citron sind mit dem frischen säuerlichen Geschmack einfach der Hammer bei den warmen Temperaturen. Ich gönne mir vorneweg noch eine belegte Semmel, da der Salat von heute Mittag nicht sonderlich lange nachgehalten hat.

Als wir in den Dunstkreis von Rouen kommen folgt eine Erkenntnis welche nicht ganz so dolle ist. Elli hat eine Crit Air Plakette der Kategorie 4 – ich hatte vorher noch die Zonen in der „Greenzones App“ geprüft und Rouen war grün dargestellt. Zu Beginn der Zone steht nun aber ein Schild dass mindestens Kategorie 3 nötig ist für die Einfahrt. Können wir jetzt auch nix ändern das Hotel ist gebucht und bezahlt. Hoffentlich erwischen sie mich nicht. Am Hotel angekommen finden wir direkt vor dem Hotel einen Parkplatz an der Straße (doppelt blöd dass die Garage voll ist – jetzt steht die Crit Air Plakette 4 offen an der Straße). Im Hotel haben wir unser Zimmer im 3. Stock (warum kriegen wir immer das oberste Stockwerk?) und schleppen unser Zeugs zügig hoch. Schnell unter die Dusche und dann ab in die Stadt.

Wir schauen uns Kirchen, Parlament, Justizpalast und noch ein paar andere alte Gebäude an. Der Justizpalast wurde im Krieg fast vollständig zerstört und man hat beim Wiederaufbau bewusst einen Teil der Fassade mit den Beschädigungen gelassen – das finde ich deutlich eindrücklicher als jedes Denkmal welches man extra aufstellt. Erstaunlicherweise haben sowohl die Jean d’Arc Kirche als auch die Kathedrale noch geöffnet und wir können sie sogar von innen besichtigen. In der Kathedrale findet gerade ein Konzert statt – ein Orchester gibt Pirates of the Caribean zum Besten und fesselt uns mit der Akkustik völlig. Als der Chor dazu kommt und ein Gedicht von Goethe singt verlassen wir die Kathedrale wieder und schlendern weiter durch die Stadt.

Spontan setzen wir uns in ein Restaurant und verlassen dieses wieder nachdem uns die Karte mal so gar nicht zugesagt hat. Ein paar Straßen weiter finden wir etwas weniger touristisches und lernen wieder die Lässigkeit der Franzosen kennen. Man lässt sich Zeit. Wir sitzen 30 Minuten bis wir etwas zu trinken haben und nochmal 20 Minuten bis wir Essen. Aber es ist gut so. Das entschleunigt! Anja hat ein Flanksteak mit Pommes und ich Tartar und Pommes. Der Hammer! Dazu gibt es Aperol Spritz und Wasser. Wir genießen den lauen Abend, schlendern gemütlich zum Hotel zurück und stellen fest dass wir nicht nur viele Treppen zum Zimmer haben sondern auch unter dem Dach sind und das Zimmer voll aufgeheizt ist vom Tag. Trotzdem schlafen wir zügig ein mit vielen tollen Erinnerungen an den heutigen Tag.

Hotel Celine Rouen – nicht mehr auf Booking.com verfügbar

Frankreich 2023 – Tag04 – 236km – Sangatte (bei Calais)

Eigentlich wollte ich heute früh ein paar km joggen gehen… eigentlich. Zum einen bin ich noch hundssteinemüde und zum anderen zickt mein Knie – ist es jetzt gut fürs Knie wenn ich laufen gehe und der statischen Haltung auf dem Motorrad entgegenwirke, oder hau ich dem Knie damit nochmal eine drauf? Egal, ich hab genügend Ausreden, also drehe ich mich einfach nochmal rum. Um 8 Uhr sind wir dann beim Frühstück – Baguette, Butter, Marmelade, Croissants und selbstgemachter Joghurt. Typisch französisch und einfach gut! Um 9:30 haben wir fertig gepackt und machen uns auf den Weg zu einem Decathlon um unsere kaputten Kissen zu ersetzen. Noch ist die Luft angenehm kühl und das Fahren bei weitem nicht so anstrengend wie bei den 35 Grad die letzten beiden Tage. Vielleicht sollten wir generell früher in den Tag starten?!

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Die Landschaft hier ist „unscheinbar“ – einfach nichts besonderes. Hier und da ein Wäldchen, Ackerbau und unzählige Dörfer. Nach nicht ganz einer Stunde sind wir bei dem Decathlon angekommen und vergleichen noch zwei Kissen bevor wir zuschlagen. Die nächsten Nächte im Zelt sind somit wieder gesichert. Als nächstes kommt EIN Dorf und das dauert 2 Stunden! So kommt es uns zumindest vor. Maximal 500meter außerhalb einer Ortschaft bewegen wir uns in den nächsten 2 Stunden. Das ist echt mühselig und außerdem kommen wir quasi nicht voran. Klassische Straßendörfer ziehen sich einfach ewig dahin und sind auch nicht sonderlich reizvoll anzusehen. Wenigstens ist nicht viel Verkehr. Die Sonne brennt und irgendwer hat Stoppschilder und 30km/h Schilder im Sonderangebot bekommen und inflationär verteilt. Achja… wenn man an eine Kreuzung kommt und alle 4 Fahrbahnen haben ein Stoppschild… wer hat dann Vorfahrt? Ich glaub dann gilt rechts vor links… das Stoppschild regelt ja nur dass man anhalten muss, keine Vorfahrt. Um ca. 13 Uhr kommen wir endlich am „Ring“ an. Einem Denkmal anlässlich der Gefallenen des 1. Weltkrieges. Direkt gegenüber ist noch der größte Nationale Friedhof Frankreichs mit ca. 40.000 Gefallenengräbern.

Wir essen selbstgebackenes Knäckebrot und legen uns ein wenig in den Schatten eines Baumes. Die Hitze zehrt an den Kräften. Die Pause hat uns gut getan und es geht jetzt auch ab und an mal nicht durch ein Dorf, sondern auch mal bisschen zügiger voran. Je näher wir der Küste kommen, umso weniger heiß ist die Luft. Wir halten nochmal an und gönnen uns zwei Tartelettes (Apfel und Erdbeer). In Calais gehen wir dann noch Einkaufen fürs Abendessen – Baguette, Käse, Zucchini, Paprika und Tomaten. Das Gemüse verarbeiten wir auf dem Kocher zu einer Art Ratatouille und essen es zu unserem Käse, einem Sable Wissant. Die Planung für morgen lässt uns hadern ob wir nach Amiens oder Rouen fahren wollen. In Amiens steht die größte Kathedrale der Welt – dafür hat Rouens insgesamt mehr zu bieten und macht damit das Rennen. In der Stadt gibt es keinen sinnigen Campingplatz, also suchen wir uns auf booking.com ein Hotel in Zentrumsnähe mit Parkplatz.

Inzwischen ist es ganz schön abgekühlt, Anja hat schon ihre Softshelljacke an und ich such mir Socken. Wir laufen noch an den Strand. Der erste Kontakt zum Meer auf einer Reise ist immer etwas besonderes und heute kommt noch der Ausblick nach Westen und der Sonnenuntergang dazu. Wir ziehen die Schuhe aus und schlendern Barfuß durch den Sand und das sich zurückziehende Wasser. Man merkt deutlich die Ebbe und wenn man sich nach 2-3 Minuten anschaut wie weit die Fußspuren gehen, dann sieht man auch um wieviel sich das Meer schon wieder zurückgezogen hat. Wir machen ein paar Bilder und genießen die Zeit. Egal wo auf der Welt – das Meer hat für uns immer etwas beruhigendes und magisches an sich. Wir sind glücklich und zufrieden hier zu sein, uns beide zu haben und gesund zu sein! Mit Sand an den Füssen laufen wir barfuß zurück zum Campingplatz. Schnell noch die Füße gewaschen und dann ab ins Zelt die neuen Kissen testen.

Frankreich 2023 – Tag03 – 220km – Pont Sur Sambre

Autsch – warum tut mir beim aufwachen der Nacken so weh? Und Anja hat das gleiche… komisch… aber da war was heute Nacht. Unsere 7 Jahre alten aufblasbaren Exped Kopfkissen haben beide an der gleichen Stelle einen Schweißnahtschwachpunkt. Sprich die Dinger haben ein 1cm großes Loch. Wenn man nun Seitenschläfer ist dann hängt der Kopf doof. Für kommende Nacht spielt das keine Rolle, wir haben ein Hotel im Blick und die sollten Kissen haben. Um kurz nach 8 Uhr hole ich unser bestelltes Croissant und das Pain au Chocolat und gönn mir noch einen Cappuccino dazu. Beim Morgenyoga kackt Anja zur Feier ihres heutigen Geburtstages eine Taube auf die Schulter. Ich bin amüsiert – starte aber natürlich sofort mit absolut ernsthaftem Gesichtsausdruck die Reinigungsmaßnahmen. Anja ist kein bisschen amüsiert, sie wünscht sich ihr Luftgewehr. Frisch gereinigt genießen wir dann das Gebäck und kommen (wie fast immer) nicht so richtig in die Gänge. Das Pack-Feng-Shui passt erstaunlicherweise schon, aber wir laufen einfach langsam. Um kurz nach 11 Uhr fahren wir vom Platz und starten bereits wieder bei knapp unter 30 Grad.

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Die Straßen heute sind schön klein und machen echt Laune. Große Felder und immer wieder Kühe säumen unseren Weg. In Sedan stoppen wir an einer ersten Patisserie – heute ist Sonntag, ich habe Angst zu späterer Zeit keine geöffnete mehr zu finden. Die Tartelettes sprechen uns aber nicht an. Also gönnen wir uns ein Blätterteiggebäck mit Apfel. Die Fahrt über die Grenze nach Belgien bemerke ich nicht einmal. Die EU / der Schengenraum ist schon praktisch. Wir rollen in ein kleines Dorf, Anja merkt noch an dass der Kirchturm schön ist und schon stehen wir vor einem Bierzelt. Hier scheint ein Motto-Dorffest zu sein. Viele Leute laufen in Hippieklamotten rum. Wir beschließen spontan uns hier noch was herzhaftes zum Essen zu gönnen. Es gibt laut Verkäufer die „best grilled sausages of Belgium“. Wir können auf jeden Fall bestätigen dass sie lecker waren.

Den Grenzübertritt zurück nach Frankreich bekomme ich diesmal mit und wir fahren direkt in den Park Naturel regional des Ardennes. Es geht an einem Fluss (Le Semoy) entlang, was Kurven garantiert. Uns kommen lustige knallbunte Autos entgegen mit Blinklichtern, Dachboxen und melodienabspielenden Hupen. Sie haben alle eine Kennzeichnung von einer „Rally“ – leider habe ich die Beschriftung vergessen. Sie sind auf jeden Fall witzig anzusehen. Immer wieder legen wir Fotostopps ein und genießen die Landschaft. In Hirson stoppen wir dann doch nochmal an einer Patisserie und jagen uns ein Birnen- und ein Erdbeertartellette. Zu Anjas Geburtstag gibt es immer Erdbeerkuchen!

Gleichzeitig wechseln wir auch den Naturpark, jetzt geht es in den Parc Naturel regional del Avesnois. In Trèlon stolpern wir nochmal über ein Fest, diesmal stoppen wir allerdings nicht und Essen lassen wir auch aus. Um kurz nach 17 Uhr rollen wir dann in den Hof unserer heutigen Unterkunft in Pont sur Sambre. Wir scheinen die einzigen Gäste im Hotel zu sein. Das Restaurant ist geschlossen. Die Gastgeberin weist allerdings gleich auf die Restaurants in der gleichen Straße hin. Drei Burgerläden und eine Pizzabude g – das einzige Lokal mit französischer Küche hat heute geschlossen. Gut dass wir Lust auf Fritten haben. Wir packen unsere Sachen ins Zimmer und Duschen die 35 Grad des heutigen Tages ab. Dann laufen wir deutlich leichter bekleidet zur bestbewerteten Frittenbude. Hier ist die Hölle los und wir müssen schonmal 30 Minuten warten bis wir überhaupt bestellen können. Das Essen kommt dann erstaunlich zügig und ist nicht mal schlecht. Zwei Burger, Fritten und Mozzarellasticks später machen wir noch einen Spaziergang durch den Ort.

Uns fällt wieder einmal auf wieviel Leerstand in Frankreich herrscht. Hier im Norden ist es besonders deutlich. Zurück im Zimmer steht dann noch Routenideen für morgen entwickeln und Bericht schreiben an bevor wir müde und glücklich ins Bett fallen.

Unterkunft: Aux Berges de Sambre

Frankreich 2023 – Tag02 – 216 km – Buzancy

Für die erste Nacht im Zelt seit langem wars richtig gut. Die Temperaturen beim aufwachen waren auch angenehm. Ich zeige Anja den Routenvorschlag, welchen ich noch vor dem schlafen kurz in Basecamp zusammengeklickert hatte. Sie segnet ihn ab und macht erstmal ne Runde Yoga während ich lese. Dann ziehen wir uns an und laufen nochmal in die Stadt um die Markthalle zu durchstöbern. Wir wollen was zum vespern für Mittags mitnehmen und ich möchte nen Cafe au lait und ein Croissant. Zwischen Unmengen Metzgern und Obst/Gemüsehändlern werden wir fündig und ich bekomme mein Croissant. Für Anja gibt es Madeleines und noch ne andere Kleinigkeit. Die Stadt selbst wirkt im Vergleich zu gestern Abend wie ausgestorben, dafür ist die Markthalle wuselig wie ein Ameisenhaufen. Wir genießen diese Lebendigkeit und schlendern 2 entspannte Runden durch die Lebensmittelstände. Baguette, Gurke und eine Wildschweinwurst werden unser Proviant für später. Eine Schale Erdbeeren vertilgen wir gleich noch. Den Kleider- und Haushaltswarenmarkt vor der Halle lassen wir aus.

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Das mit dem Timing war ja gestern nicht so unser Ding – die Kathedrale hatte abends bereits geschlossen, aber dafür hat sie jetzt geöffnet und so besuchen wir auch diese noch. Die Mittagssonne lässt die bunten Fenster wie Scheinwerfer leuchten. So eine gotische Kathedrale in Kreuzform ist einfach ein Klassiker. Das fühlt sich von vorne bis hinten an wie eine Kirche! Mir schießt spontan Ken Follet durch den Kopf und seine Romane über den Kathedralenbau. Um kurz vor 11 Uhr sind wir dann wieder auf dem Campingplatz und reißen das Zelt ab. Kurz vor 12 geht es dann los und wir rollen erstmal in der Mittagshitze aus der Stadt.

Die Fahrerei heute ist anfänglich recht öde. Die Straßen haben wenig Kurven und die Ortschaften drängend sich dicht an dicht. Wir fahren in den Parc Naturelle de Lorraine. Irgendwie hatte ich bei der Planung gestern Abend die Auvergne im Kopf als ich Parc Naturelle gelesen habe… nicht vergleichbar! Trotzdem ist es auch hier schön. Wir sind im Urlaub, wir haben keinen Zeitdruck und wir rollen so dahin. Am Lac de Madine packen wir unsere Picknickplane aus und fläzen uns am Seeufer unter Bäumen in die Wiese. Das Baguette, die Gurke und die Wurst schmecken hervorragend und der Ausblick auf den See und den blauen Himmel ist grandios! Das Leben ist schön!

Nach einer ausgiebigen Pause geht es weiter und wir beschäftigen uns heute mal ein bisschen mit der Vergangenheit. Verdun ist leider ein sehr trauriger Ort. Hier mussten unglaublich viele Menschen im 1. Weltkrieg ihr Leben lassen. Wir besuchen mehrere Friedhöfe und nehmen die immer noch bedrückende Stimmung in uns auf. Unsere Generation ist zwar unbeteiligt an der Vergangenheit, aber unsere Aufgabe ist es dafür Sorge zu tragen dass es nie wieder zu derartigen Gräueltaten durch uns kommt.

Nach Verdun ziehen wir in Richtung Ardennen. Dieser Parc Naturelle soll morgen unsere Routenführung bereichern. Heute bräuchten wir so langsam aber sicher mal eine Tankstelle… aber wie das immer so ist wenn man eine braucht, dann kommt keine. Achja in Verdun hatten wir noch eine Tarte Flan und ein Tartelette Fromboise. Wenn die Franzosen eines können, dann ist es Kuchen! Naja und Käse und Wein… und ach eigentlich ist alles hier lecker. Eine Tankstelle finden wir tatsächlich erst in Buzancy unserem heutigen Zielort. Ich hatte noch einen knappen Liter Sprit im Tank. Weit hätte das nicht mehr gereicht. Beim Tartellete essen haben wir gleich noch ein Baguette mitgenommen, welches wir jetzt im örtlichen Proxy (französische Supermarktkette) mit zwei Sorten Käse und Cornichons ergänzen, dann geht es auf den Campingplatz. Die Besitzer sind Holländer und sprechen perfekt Englisch, da kann ich mich beim Checkin voll ausleben. Unsere Parzelle ist schnuckelig in der Ecke und bevor wir das Zelt aufstellen holen wir uns noch ein Eis.

Meine Faulheit die Moppedunterwäsche mit der Hand zu waschen führt zu einem Maschinenwaschgang während wir unser Baguette mit Käse verdrücken. Warum soll ich schrubben wenn das die Maschine viel effektiver kann als ich? Morgen wollen wir eine feste Unterkunft was sich als gar nicht so einfach herausstellt. Irgendwie ist bei der Suche auf Booking.com heute der Wurm drin. Wir brauchen ewig bis wir uns auf eine Unterkunft einlassen können. Jetzt noch schnell den Tagesbericht getippt, unter die Dusche und dann ab ins Zelt. Die Temperaturen heute sind um 21 Uhr deutlich angenehmer als gestern um 22:30.

Frankreich 2023 – Tag01 – 426 km – Metz

Fronleichnam – Tag 0 unseres Urlaubes, den Feiertag nutzen wir um auszuschlafen und daheim noch ein bisschen aufzuholen. Das macht den Kopf freier fürs Reisen, wenn man dann losfährt und ein gutes Gewissen hat, weil man noch etwas geschafft hat. Den Abend verbringen wir dann spontan noch auf dem Ansbacher Altstadtfest und genießen das tolle Wetter und die Ausgelassenheit der Leute bei verschiedensten Musikdarbietungen. Am Freitag den 09.06. soll es dann losgehen. Kann man noch weniger vorbereiten als auf vorherigen Reisen? Ja kann man… das einzige was wir getan haben ist Wäsche waschen, so dass wir uns aus dem vollen Schrank bedienen können. Ansonsten heißt es_ Suchen. Unsere Wohnung ist immer noch im Renovierungschaos und so dauert das seine Zeit. Außerdem sind wir total gechillt unterwegs. Das merkt man dann auch beim Blick auf die Uhr. Als wir beginnen die Moppeds zu beladen ist es bereits 11 Uhr. Wir wollten heute nicht ganz so spät los – hahahaha.

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Um kurz nach 12 Uhr sind wir dann soweit und hieven die Packesel von den Ständern um zu starten. Die Fahrt heute war dann unspektakulär. Es hat knapp über 30 Grad, die A6 ist frei und wir kommen gut voran. In Heilsbronn haben wir uns schnell noch was zu Essen gekauft bevor es auf die Autobahn ging. Der nächste Stopp war dann an irgendeinem Rasthof um mal kurz auszutreten und die andere Hälfte des Bäckerzeugs zu essen. Kurz vor Saarlouis dann noch schnell die Tanks vollgemacht bevor es über die Grenze ging. In Frankreich dann keine Autobahn mehr weil diese Maut kostet und wir außerdem ja was vom Land sehen wollen und heute außerdem noch den Fokus auf dem zügigen (HAHAHA) ankommen in Metz haben.

Durch die Stadt wurde es dann nochmal so richtig warm, bevor wir mit hoffenden Augen am städtischen Campingplatz in Metz fragen ob noch ein Platz für unser Zelt ist. Der Herr vor uns mit einem Caddy hatte eine Absage bekommen. Warum auch immer wir mit dem Zelt eine Zusage bekommen verstehe ich nicht. Als wir dann den Platz befahren kommt ein bisschen Klarheit in meine Gedanken. Es gibt Stellplätze und eine „Zeltwiese“ – Unterschied… die Straßenseite und der Stromanschluss. Wir bauen das Zelt direkt am Ufer der Mosel auf und um 19 Uhr laufen wir in die Stadt. Die Kathedrale ist bereits geschlossen aber auch von außen imposant. Es ist unglaublich wie viele Menschen hier draußen sitzen und lachen. Verglichen mit einer deutschen Stadt ist das hier pure Freude und Lebenslust. Wenn man bei uns daheim rausgeht spüre ich diese Art der Freude über allem bei weitem nicht so intensiv.

Wir schlendern über Plätze und durch kleine Gassen, linsen in Cafes, Restaurants und Bistros. Ich will weder Pizza, noch Burger noch Pasta. Und vor allem will ich nicht auf Google oder Tripadvisor nach was zum Essen gucken. Ich will mit Augen, Nase und Ohren schauen. Anja nimmt dann den Reiseführer und schaut ob es da eine Empfehlung gibt … Cheater. Wir laufen direkt an einem der Tipps vorbei und es spricht auch meine Sinne an. Leider ist außen kein Tisch mehr frei und so sitzen wir innen und lassen uns ein volles Menü (4-Gänge) schmecken. Nach dem als 3. Gang gereichtem Käse unterhalten wir uns mit der Bedienung und sie sagt dass Ausländer immer keinen Käse wollen oder nicht begeistert davon sind weil dieser ein bisschen streng/intensiv schmeckt. Es waren 4 Sorten Käse und alle waren ein purer Genuss für den Gaumen. Wir können Ihre Worte nicht nachvollziehen, sind wir doch genau wegen der Käsevielfalt so gerne in Frankreich.

Gut gestärkt und dem Fresskoma nahe schlendern wir durch die Gassen zurück in Richtung Campingplatz. Wir erleben die intensivste Blaue Stunde seit langem und fallen glücklich und zufrieden in unser Zelt. Einschlafen dürfte allerdings schwer werden da es noch sehr warm im Zelt ist… dachten wir. 3 Minuten später waren wir im Land der Träume.

Slowenien 2023 – Tag11/12 – 319km/368km – Mittersil/Daheim

Unser kleines kuscheliges Zimmer mit dem französischen Bett hat einen enormen Kuschelfaktor – wir haben super geschlafen und wollen nicht wirklich rauskrabbeln. Hilft aber nix, erstmal unter die Dusche, Anja macht noch ne kurze Yogaimsitzensession (mehr Platz ist nicht) dann geht es um 9 Uhr zum letzten slowenischen Frühstück. Grobe geräucherte Wurst, Schinken, Käse, Eier, Brot alles da, was man braucht. Ich checke auf dem Handy die Grossglocknerhochalpenstraße – sie ist für Motorräder gesperrt – schade. Grundsätzlich wurde sie vor 3 Tagen geöffnet, allerdings noch nicht für Motorräder und Fahrräder. Also bleibt der Plan erstmal Felbertauerntunnel. Als wir fertig gegessen haben und gepackt haben schaue ich nochmal auf die Homepage -> 4xgrün -> offen für Moppeds! Sieht also doch ganz gut aus. So wie wir geplant haben müssen wir uns erst in Lienz entscheiden was wir machen, aber vielleicht geht es sich ja aus. Um 10:30 rollen wir vom Hof und fahren nochmal zur Kirche von gestern Abend. Der Himmel ist heute strahlend blau und wir machen nochmal ein paar Bilder aus anderen und auch aus gleichen Perspektiven.

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Nach der Fotosession rollen wir in Richtung Bled und dann wieder in Richtung Kranjska Gora. Die Strasse ist unspektakulär, der Ausblick dafür umso geiler. Schneebedeckte Gipfel begleiten uns auf dem Weg aus Slowenien raus. Kurz vorm Wurzenpass tanken wir nochmal für 1,41 €/L voll. Während unseres kompletten Aufenthaltes gab es keine Preisänderung beim Sprit – komischer Markt den wir da in Deutschland haben der stündliche Preisanpassungen bedingt… wer es glaubt! Über den Wurzenpass geht es dann zurück nach Österreich und ziemlich unspektakulär am Fluss Gail entlang in Richtung Lienz. Irgendwo halten wir an einer Bäckerei trinken einen Cappuccino und einen Almdudler. Dazu gibt es zwei Stücke Kuchen die garnetmal soooo gut waren. Ziemlich zuckerig süß und trocken.

Die Berge welche das Tal einrahmen sind toll, die Fahrtstrecke relativ öde. Immer wenn wir halten schau ich auf die Homepage vom Grossglockner – immer noch offen. In Lienz entschließen wir uns dann abzubiegen und die Digitalanzeige verheißt auch 2m Schneewände neben der Fahrbahn für 60 EUR Gebühr… Anja pfopfert ob des Preises und stichelt dass sie einen Rabatt will wenn die Schneewände net hoch genug sind. Wir fahren über den Iselsbergpass nach Heiligenblut. Diese Strecke macht wieder richtig Laune und lässt schon Vorfreude auf die Grossglocknerhochalpenstrasse aufkommen.

An der Mautstation ist das Häuschen leer – ein Dejavu zur Tauernschleuse auf dem Hinweg – Nein der Mitarbeiter kommt gelaufen, er war zum ratschen draußen bei einem Kollegen weil hier nix los is. Das Telefon klingelt und er geht noch ran bevor er uns bedient. Ich höre nicht was er bespricht. Als er aufgelegt hat schaut er uns ernst an und teilt uns mit dass die Straße für heute geschlossen werden muss da eine Lawine abgegangen ist und die Straße blockiert. 1. Gedanke -> Na toll warum passiert das uns? Etz kömmer da net fahren! 2. Gedanke -> Na toll, Gott sei dank waren wir net in der Lawine! 3. Gedanke -> Toll, dann fahren wir eben den Felbertauern, das bedeutet wir können die schöne Strecke über den Iselsbergpass nochmal fahren. Unsere Routenplanung war ja bewusst so flexibel gehalten, weil man sich in den Bergen einfach an den Berg, das Wetter und um diese Jahreszeit erst recht dem Schnee anpassen muss. Wir wünschen dem Herrn an der Mautstelle noch einen schönen Tag und drehen um. Er wirkt überrascht wie locker wir das ganze nehmen. Wir haben keinerlei Nachteil aus der Situation also freuen wir uns über die Möglichkeiten welche sie uns bietet.

In Lienz stehen wir dann ein bisschen im Feierabendverkehr, aber auch das entspannt sich ziemlich schnell wieder. Der Weg zum Felbertauerntunnel ist schön und flott zu fahren. Es ist wenig Verkehr und so finden wir auch einen angenehmen Flow. Vor der Mautstelle gehen wir noch schnell aufs WC, warten bis das HOG (Harley Davidson Owner Group) Chapter einen ordentlichen Vorsprung hat und machen uns dann selbst auf den Weg durch den Tunnel. Auf der Nordseite sind wir knapp unter Schneehöhe und haben nur noch gut 10km bis zur heutigen Unterkunft. Diese rollen wir entspannt den Berg hinab und checken im Haidbachhof ein. Um 18 Uhr sitzen wir bei Kaspressknödelsuppe, Cordonbleu (mit Speck, Mozzi und Champignons gefüllt), Rehragout mit Semmelknödel und Blaukraut. Das Essen ist solide und wir machen danach noch einen kleinen Verdauungsspaziergang bevor es aufs Zimmer geht, den Tag ausklingen lassen. Bilder sichern, Bericht schreiben und noch bissl rumgammeln. Heute ist Vollmond, mal sehen wie gut ich schlafen kann.

P.S: Die Wirtin im Haidbachhof wies uns noch auf die Naturpark Tauern Sommercard hin welche Gäste des Hauses kostenlos bekommen. Diese bietet viele Inklusivleistungen und Rabatte. Für Motorradfahrer interessant ist die kostenlose Tageskarte für die Grossglocknerhochalpenstrasse und den Gerlospass. Beim Glockner spart man somit 30 EUR pro Motorrad!

Unterkunft: Gasthof Haidbachhof

Slowenien 2023 – Tag12 – 368km – Daheim

Tja, was schrreibt man über den letzten Tag einer Reise im Mai 2023 wenn einem im Januar 2025 auffällt dass man sich keine Notizen dazu gemacht hat? Richtig man guckt ins Reisetagebuch von Anja -> was lächelt mich an? Zwei leere Seiten… auch sie hat sich keine Notizen gemacht. Also muss ich ganz tief in meiner Erinnerung kramen. Hilfreich dabei ist zum einen das lesen des kompletten Berichtes und die paar Bilder welche ich gemacht habe. Das Frühstück im Haidbachhof war solide, ein Buffet was nichts vermissen ließ. Wir sind laut GPS Logs um 9:23 Uhr losgekommen und die Bilder zeigen gutes Wetter.

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Ab der Grenze ging es dann auf die Autobahn und in München haben wir noch einen Abstecher in die Touratech Filiale gemacht. Ich wollte mir neue Handschuhe kaufen da meine leichte Verschleißspuren zeigen… Ich habe selten so einen arroganten Verkäufer erlebt! Eure Klim Kombis sind Müll! Was anderes als Teuertech geht garnet. Zu Anja … tja Mädchen wenn du komische Hände hast dann kann Touratech da ja nichts für. Ich überlege mir den kompletten Heimweg warum ich Geld in dem Laden gelassen habe! Und zuhause angekommen bin ich dann auch noch überzeugt dass die Handschuhe ein kompletter Fehlkauf waren. Sie passen einfach nicht richtig und bereiten mir nach 1,5 Stunden fahrt Schmerzen. Ich verkaufe sie direkt über Kleinanzeigen weiter. Hätte ich kein Foto der Touratech Filiale, so hätte ich dieses Ereignis der Reise komplett verdrängt. Um kurz nach 15 Uhr waren wir laut GPS daheim.

Slowenien 2023 – Tag10 – 218km – Dolenja Vas

Ich hab gut geschlafen (fast 10 Stunden), Anja hat Rückenschmerzen – meistens sind wir nicht Matratzenkompatibel. Für Anja gibt es eine ausführliche Yogasession zum Start in den Tag, danach ist der Rücken besser. Wir gehen um 9 Uhr zum Frühstücken in den Gastraum. Die Unterkunft ist quasi frisch renoviert, sowohl die Zimmer als auch der große Gastraum sehen toll aus. Die alten Fachwerkbalken wurden bei der Renovierung gekonnt in Szene gesetzt. Schade dass gestern das Restaurant geschlossen war – aber das ist halt mal so wenn man so außerhalb der Saison unterwegs ist. Ich gönn den Gastleuten auch Ihre Pause. Zum Frühstück gibt es Rühreier, eine Schinken-Käseplatte, Marmelade, selbstgebackenes Brot, Cappuccino und Tee. Saulecker und wir sind mal wieder pappsatt. Schnell noch den Check-in gemacht bevor wir auschecken – gestern Abend war nur die Oma da welche uns den Zimmerschlüssel gegeben hat. Um 10:30 haben wir dann fertig aufgepackt und bugsieren die Moppeds aus dem Innenhof wieder auf die Straße.

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Die Sonne scheint, der Himmel ist blau, die Temperaturen sind noch angenehm kühl – perfektes Moppedwetter. Um 12 Uhr fahren wir einen Hang hinab welcher einem Waldbrand zum Opfer fiel, alles verkokelt um uns herum. Die Ortschaft unterhalb des Hanges scheint verschont geblieben zu sein. Wir fahren auf einen Hügel um ein Kloster und eine Kirche anzuschauen. Die Kirche ist total schlicht und in ein schön warmes Licht getaucht. Die Nonnen des Klosters haben hier schon seit mehreren Hundert Jahren so eine Art Retreat angeboten. Von wegen modernes Hipster Zeugs… das gibt es schon länger nur unter anderen Begriffen. Damals hieß das noch Klausur.

Ich steuere langsam auf ein Mittagstief zu und wir suchen uns ein Cafe und gönnen uns zu Cappuccino und Cockta noch ein Stück Vanillecreme Kuchen. Dann schrauben wir uns langsam einen Berg hinauf und laut Garmin geht es auf immer kleinere Strässchen. Mehrfach passieren wir Baustellenhinweisschilder mit viel Text welche wir nicht verstehen. Irgendwann halte ich neben einem und lass es per Google Translate übersetzen – Strasse im Bau für die nächsten 3km. Die Strasse ist nagelneu und lediglich die Markierungen fehlen. Nach den 3km ist die Strasse einfach zu Ende. Es geht auf Schotter weiter. Ein Sperrschild ist weggedreht und somit sehen wir keinen Grund nicht weiter zu fahren. Der Schotterweg ist aufgewühlt von Kettenfahrzeugen und überall liegen frisch gefällte Bäume und Äste rum. Wir fahren weiter und treffen irgendwann auf einen Bagger – ich frage den Fahrer ob es okay ist weiter zu fahren, er bejaht und sagt was von noch 1km. Zwei Kurven später liegt ein Baum quer überm Weg und in einiger Entfernung noch einer. Zwei Arbeiter beginnen hektisch zu laufen und ein Harvester kommt um die zwei Bäume wegzuräumen. Wir können weiter. Kurz danach endet der Schotter und wir rollen wieder über Asphalt. Ein paar Minuten später halten wir an einem Bomben Aussichtspunkt. Ich sammel hier den ganzen Plastemüll (Kaubonbonverpackungen) und ne Getränkedose ein und werf sie in den Mülleimer welcher nur wenige Meter weiter steht. Eine nagelneu gebaute Straße mit nagelneuem Rastplatz und schon müssen die Menschen ihren Dreck in die Landschaft werfen… WARUM???

Wir machen noch ein paar Bilder, dann fahren wir weiter – nach ein paar 100m ist der Asphalt wieder zu Ende und es geht auf Schotter die restlichen km bis ins Tal. Unten angekommen überlegen wir wie wohl die restliche Route aussieht, da kommt eine BMW Straßenmaschine vorbei mit slowenischem Kennzeichen – der kennt sich hier aus und fährt garantiert keinen Schotter, also keine Gedanken mehr verschwenden solang der in unsere Richtung fährt. Wir folgen ihm durch sanfte Kurven, Spitzkehren, rauf und runter für gute 30km – es ist eine Freude ihm hinterher zu bollern. Der Flow passt zusammen. Nachdem sich unsere Wege getrennt haben steuere ich eine Tankstelle an und mach Elli nochmal voll da sie schon geblinkt hat. Kurz vor unserer Unterkunft fahren wir noch einen kleinen Umweg zur kleinen Kirche bei Jamnik. Sie zieht immer wieder Fotografen an mit ihrer äußerst fotogenen Lage auf einem Hügelkamm direkt vor schneebedeckten Gipfeln. Wir verbringen fast eine Stunde an zwei Fotopunkten und Anja läuft bis ganz an die Kirche, leider ist sie versperrt so dass man nicht reinschauen kann.

Noch 10km haben wir bis zu unserer Unterkunft, diese spulen wir zügig ab und dürfen die Moppeds hinterm Haus im Carport abstellen. Schnell die Sachen aufs Zimmer gebracht und direkt zum Essen. Vorspeise: Pilzsuppe mit Brot, Hauptgang: Gnocchi mit Steinpilzsosse & gemischter Salat, Rinderfilet mit gebratenen Steinpilzen und getrüffeltem Reis, Dessert: Cheesecake und Espresso. Deliziös! Ein Lob an die Dame in der Küche! Wir gehen noch eine Runde spazieren um die Gliedmaßen ein wenig durchzubewegen bevor wir uns aufs Zimmer begeben um den morgigen Tag zu planen, die Bilder zu sichten und diesen Bericht zu schreiben.

Unterkunft: Guesthouse Pri Zalogarju