Sardinien 2017 – Tag 8 – Fluminimaggiore – 230 km

Kennt ihr das, wenn ihr 10 Minuten bevor der Wecker klingelt nochmal vom WC zurück ins Bett geht und versucht schnell nochmal einzuschlafen? So ging es mir heute morgen. Die Betten im Agriturismo Santa Barbara waren der Hammer. Memoryfoam Matratzen sorgten für totale Entspannung – zumindest bei mir. Anja hatte Rückenschmerzen. Nicht umsonst haben wir völlig unterschiedliche Matratzen in unserem Bett daheim. Das Packen erledigten wir heute weitestgehend vor dem Frühstück. Die Motorräder standen ja auch direkt vor der Tür und wir hatten somit extrem kurze Wege. Um 8 Uhr setzten wir uns dann in die Küche und der Cheffe zauberte auf. Saft, Kaffee, Milch, Semmeln, Zwieback, Gebäck, Kekse, Marmelade, Nutella, Honig, Obst, Butter – kurz gesagt es blieb kein Wunsch offen. Und zum Frühstück lief der TV mit DMAX – Thema Amischlittentuning. Gut gestärkt saßen wir dann schon um 9:05 Uhr auf den Motorrädern und starteten gut gelaunt in den Tag.

Unser erster Anlaufpunkt heute war das Capo Sportivento, der südlichste Punkt von Sardinien. Okay, wir sind nicht ganz an den südlichsten Punkt gegangen sondern nur in die Nähe davon. Der Strand den wir hinter ein paar Dünen fanden war auf jeden Fall noch nahezu leer. Kein Wunder um die Zeit. Wir packten mal wieder die Kameras aus und ließen uns alle Zeit der Welt. Auf dem weiteren Weg stach mir direkt ein Sarazenenturm (histroischer Steinturm) ins Auge und der dazugehörige Weg dorthin. Wir bogen von der Strasse ab und schon ging es auf einer Sandpiste weiter. ca. 500 Meter vor dem Turm wurde der Weg dann so steil dass wir abbrechen mussten. Zum einen ist Anja mit Michelin Pilot Road 4 Straßenreifen unterwegs und zum anderen sind wir komplett aufgepackt mit Essen, Getränken und Campingausrüstung unterwegs. Da überlegt man sich dann schon zweimal ob eine Passage abseits der Strasse sein muss. Zum Laufen war es uns jedenfalls auch zu steil und zu warm, also kehrten wir um. Einige Kilometer weiter ergab sich die die nächste Gelegenheit zu so einem Turm zu fahren. Diesmal endete der Versuch an einem Zaun. Wir geben nicht auf, sollte nochmal so ein Turm ins Blickfeld kommen werden wir es wieder versuchen.

Am Porto Pino wollten wir die Aussicht genießen und eventuell mal kurz ins Meer springen. Als wir uns gerade um die Ecke von den Motorrädern entfernt hatten sah ich im Augenwinkel zwei Gestalten aus dem Gebüsch direkt auf unsere Fahrzeuge zugehen. Ich drehte um und stach auf die Moppeds zu, die beiden erschraken als sie mich sahen und drehten hektisch ab und setzen sich in einen in der prallen Sonne stehenden Fiat und warteten ab was passieren würde. Wir hatten nun ein mulmiges Gefühl in der Magengegend und beschlossen das Baden bleiben zu lassen. Ein paar Fotos vom Porto Pino machten wir abwechselnd, so dass immer einer bei den Motorrädern blieb. Auf dem Rückweg vom Porto Pino kamen wir noch an einer Kolonie wilder wilder Flamingos vorbei welche natürlich als Fotomotiv herhalten mussten.

Nun ging es wieder weg von der Küste. Bei Domusnovas gibt es eine Tropfsteinhöhle, durch welche bis 1999 eine öffentliche Straße führte. Heute ist die Grotta di S. Giovanni für den Verkehr gesperrt. Wir parkten direkt am Höhleneingang und wechselten uns auch hier mit der Besichtigung ab. Am Eingang der Höhle versuchten ein paar Kletterer ihr Geschick an dem Überhang welchen die Höhle bildet. Echt imposant was uns die Natur hier zu bieten hat. Und dem Menschen ist damals nichts besseres eingefallen als eine Asphaltierte Straße durchzuziehen. Gut dass die Grotte inzwischen geschützt ist.

Der Rückweg an die Küste führt uns an Iglesias vorbei. Hier waren früher florierende Bergbaubetriebe von den denen heute nur noch Industrieruinen zeugen. Imposante Anlagen mit zerbrochenen Fenstern und offen stehenden Türen in denen so gar keine Geschäftigkeit mehr herrscht fristen ihr stilles Dasein. Wieder an der Küste geht es angenehm kurvig nach Masua. Hier ist heute ein Museum für Bergbaumaschinen und auch ein riesiger stillgelegter Betrieb zu sehen. Den Zugang verwehrt allerdings ein Zaun. Auf Museum haben wir nicht so recht Lust, also machen wir ein paar Bilder und fahren die letzten Kilometer über Buggerru nach Fluminimaggiore. Am Campingplatz sind wir einfach vorbeigefahren da wir erstmal einen Supermercato brauchen um unsere Vorräte aufzufüllen. Nach dem Shoppen geht es 6 km zurück und auf einen kleinen Campingplatz welcher nur 20 Plätze hat. Bei unserer Ankunft ist dieser fast leer. Als wir um 19 Uhr Essen kochen ist der Platz gut gefüllt. Fast nur Deutsche und Schweizer sind hier zu sehen und zu hören. Irgendwie ist uns das zu heimisch für Urlaub…

Heute wird mal wieder gekocht. Zucchini, Paprika, weiße Aubergine und Tomaten mit Reis. Ein riesen Topf für den großen Hunger ist schnell verdrückt. Man merkt mal wieder deutlich dass es 12 Stunden her ist seit es was zu Essen gab. Wir diskutieren heute mal die nächsten Tage und was wir noch so anschauen wollen. Wenn wir weiterhin so zügig vorankommen werden wir noch einen Badetag einzulegen bevor wir die Insel am Donnerstag Abend mit der Fähre wieder verlassen. Um 22:30 ist auf dem Platz immer noch nicht so richtig Ruhe eingekehrt. Ich bin gespannt wann wir heute einschlafen werden.

Sardinien 2017 – Tag 7 – Sarroch – 254 km

Die Nacht im Zelt war bis auf ein paar wilde Hunde und eine Kröte welche Lärm im Laub machte ruhig. Das verscheuchen der Hunde nutzten wir gleich für einen Toilettengang und dann waren wir wach! Gefühlt war es 7 Uhr morgens, real war es 2 Uhr. Wir brauchten ca. eine halbe Stunde bis wir wieder eingeschlafen waren. Den Wecker um 7:30 Uhr ignorierte ich bewusst und auch Anja träumte wohl noch zu schön um schon aufzuwachen. Genauso ging es dann auch weiter als wir uns dann irgendwann aus den Schlafsäcken gequält hatten. Wir kamen nur sehr langsam in die Gänge. Zum Frühstück gab es nochmal Käse, Salsicia und Ciabatta. Diesmal hatten wir auch tatsächlich Orangensaft gekauft, nicht wie am ersten Tag auf der Insel Pompelmo (Grapefruit)-saft. Ich war nur nach dem Bild auf der Packung gegangen und wunderte mich noch beim einschenken über die Farbe. Mein erster Schluck hatte dann bei Anja für unbändiges Gelächter gesorgt. Mir ist wohl total das Gesicht entglitten. Um kurz nach 11 Uhr waren wir dann endlich soweit und starteten in den Tag.

Zügig ließen wir die Küste hinter uns und fuhren wieder durch bewaldete Täler ins Hinterland. Gestern waren mir schon einige Solarstromanlagen aufgefallen. Heute erblickten wir unzählige Windräder als wir einen Bergkamm erklommen. Die Energiewende scheint hier in Sardinien auch angekommen zu sein. Die Landschaft hier im Hinterland ist total nach unserem Geschmack. Endlose Täler, grün bewaldete Hügel, immer wieder schroffe Felsen und zwischendrin sieht man immer wieder von Menschen angebautes. Olivenbäume, Kakteen und ein bisschen Wein begleitet uns über die Insel. Die kleinen Dörfer welche an den Berghängen zu kleben scheinen sind kunterbunt. Die Straßen sind immer wieder geschmückt mit Girlanden und überall blicken wir in freundliche Gesichter. Die Kinder lachen uns an und jauchzen wenn wir Gas geben, gestern platzierte sich eine Gruppe von Jungs sogar extra mit ausgetreckten Händen um abzuklatschen, ein Spass den wir gerne mitmachten.

Am Fluss Flumendosa legen wir eine Pause ein. Kurz vor der Ortschaft Ballao bildet er ein Becken aus neben welchem Tische und Bänke stehen um einen Picknickplatz zu schaffen. Wir sind völlig alleine hier. Die Stille legt sich förmlich um uns. Wir machen ein paar Fotos und genießen die Sonne und das Gezwitscher der Vögel. Nach dieser Pause geht es wieder in Richtung Küste. Die Straßen heute sind viel größer und besser ausgebaut als gestern. Wir kommen zügig voran und ich habe schon bedenken dass wir uns zu wenig vorgenommen haben für heute…da war er wieder der Plan. Das hatte heuer irgendwie noch nie funktioniert mit dem Planen.

Die Küste erreichen wir am Capo Ferrato. Auf dem Weg direkt ans Meer übersehe ich ein Schlagloch und krache voll mit dem Motorschutz auf einen Stein. Dank diesem ist nichts passiert außer dass er jetzt etwas krumm ist. Wir stehen mit den Motorrädern direkt am Sandstrand, lassen die Jacken und Helme liegen und fotografieren ein wenig. Nach der Pause geht es weiter in Richtung Süden. Die Küste wird schroffer und gefällt uns immer besser. Unser Favorit ist nach wie vor die Kroatische Küste. Wer einmal die Jadranska Magistrale gefahren ist wird diese nie wieder vergessen und immer versuchen Vergleiche zu ziehen. Wir stoppen nochmal hoch über dem Meer und genießen den Ausblick und unterhalten uns. Wir vergessen beinahe die Zeit.

Der Campingplatz Pini e Mare in Capitana ist eigentlich unser heutiges Tagesziel… eigentlich. Der Platz war komplett leer. Kein einziger Gast. Auch an der Rezeption war keiner zu finden, nur ein Schild dass in 15 Minuten wieder jemand da ist. Wir nutzen die Gelegenheit um uns die Sanitären Einrichtungen anzusehen und beschließen sofort weiterzufahren. Kein Wunder warum hier niemand ist. Nun liegt Cagliari die größte Stadt Sardiniens, Hauptstadt der Autonomen Region Sardinien in Italien sowie Hauptstadt der Metropolitanstadt Cagliari vor uns. Wir überlegen ein B&B im Umfeld der Stadt zu nehmen und fahren zwei auf Booking.com gefundene an, nur um festzustellen dass keiner die Tür aufmacht. Na gut dann doch weiter zum nächsten Campingplatz, bevor wir hier noch lange rumsuchen. Wir versuchen die Stadt weitestgehend zu umfahren und stellen fest dass sie sehr industriell geprägt ist. An der Küste westlich von Cagliari hat sich Petrochemie breit gemacht. Endlose Anlagen reihen sich aneinander. Es ist dreckig, es stinkt und der Verkehr ist reinstes Chaos. Wir stoppen an einem Supermarkt um unsere Essens- und Geränkevorräte aufzufüllen. Während Anja einkaufen ist recherchiere ich nochmal die kommenden Campingplätze und finde nichts gutes über diese. Aber in 10 km Entfernung finde ich noch zwei B&Bs welche super Bewertungen haben. Wir beschließen kurzerhand nochmal einen Versuch zu starten und fahren zum Agriturismo Santa Barbara.

Der Besitzer spricht leider nur Italienisch und so beschränkt sich die Kommunikation aufs nötigste. Wir werden uns binnen 2 Minuten einige dass wir „una Notte“ + Handzeichen für Schlafen und einmal auf mich deuten und zwei Finger hochhalten wollen. Er zeigt mir ein Zimmer, ich zeige ihm Daumen hoch und schon haben wir eingecheckt. Um 8 Uhr soll es morgen Frühstück geben. Auch das wurde per Handzeichen geklärt. Das Wort Wifi führte zu einem Lte Router von dem ich mir das Passwort abfotografierte. Ich liebe diese einfache Kommunikation. Wenn beide wollen dann klappt das wunderbar. Die Zimmer scheinen nagelneu gemacht zu sein und sind sehr geräumig. Noch einmal vespern wir Käse, Salsicia, Ciabatta und einen einfachen Salat. Die Route für morgen noch kurz abgesprochen und schon geht es nach einer heißen Dusche ab ins Bett.

Heute morgen hatte ich mir noch Gedanken gemacht dass wir uns für heute zu wenig vorgenommen haben. Nach 254 km und einer nicht ganz reibungslosen Suche nach einer Unterkunft ist es nun 22 Uhr und der Tag war gut ausgefüllt so dass wir die schönen Betten genießen. Trotzdem freuen wir uns darauf morgen wieder das Zelt aufzubauen und draußen zu schlafen.

Sardinien 2017 – Tag 6 – Bari Sardo – 181 km

Heute konnten wir ziemlich lange schlafen da unser Frühstück erst um 9 Uhr parat stand. In der Küche des B&B Orgosolo haben nur 4 Personen platz, daher kriegt jeder sein eigenes Zeitfenster. Die Hausherrin spricht kein Wort Englisch – Wir sprechen kein Wort italienisch – aber händisch und füßisch sprechen wir alle und ein Handy mit Google Translate half uns für den Rest. Es war witzig und es war kommunikativ. Fast schon langweilig wurde es als zwei andere Gäste dazu kamen von denen einer Englisch sprach und anfing zu übersetzen.

Um ca. 10:30 starteten wir um die kleinen, steilen und verwinkelten Gassen von Orgosolo zu verlassen. Noch einmal waren wir verblüfft über den riesigen Parkplatz inmitten der engen Gassen. Wir blieben erstmal fern der Küste und bewegten uns heute immer wieder um die 1000 Höhenmeter. Eine Hochebene erfreute uns mit vielen Kurven und nahezu keinem Verkehr. So muss das sein. Hier hat Sardinien mich abgeholt! Hier macht Mopped fahren Spass und die Landschaft war auch schön anzuschauen. Viele Fotostopps zeugen davon dass es was zu sehen gab. Ein nahezu leerer Stausee zeigt deutlich dass es in 8 Monaten nur einen Tag geregnet hat. Auf den Straßen begegnen uns erst wilde Schweine, dann Esel, Pferde, Kühe, Schafe und Ziegen. Allesamt überhaupt nicht scheu. Die Straßenverhältnisse werden schlechter und unsere Laune besser. Warum auch immer, aber wenn die Schlaglochdichte zunimmt und die Strasse fast schon zu schmal für ein Auto wird, dann fühlen wir uns am wohlsten. Der Ausblick in die Täler ist im Wechsel geprägt von Wäldern und von kargem Ackerbau. Ein Wunder dass hier überhaupt etwas wächst. Die Wälder sehen allerdings richtig schön grün aus, das liegt wahrscheinlich an dem ausgiebigen Regen vorgestern.

Ein besonderes Ziel haben wir heute auf der Liste – bzw. hab ich auf meinen kleinen Zettel für den Tankrucksack bekommen. In dem Örtchen Tonara gibt es eine süße Spezialität die sich Torrones nennt. Ein Eiweißgebäck mit Nüssen und Honig. Bretthart und echt schwer zu kauen, aber schmeckt nichtmal schlecht. Wir irrten durch den Ort und fanden mehr durch Zufall einen Wegweiser zu einem Laden. Dieser sah allerdings nicht nach Laden aus sondern nach Privathaus. Anja klingelte einfach und verschwand im Haus. 5 Minuten später kam sie lächelnd und mampfend zurück. Wieder eine Frau glücklich gemacht *g*

Unser Tagesziel heute ist ein Campingplatz direkt am Meer. Kurz bevor wir auf den Platz rollten stoppten wir noch an einem Supermarkt um uns mit Abendessen, Getränken und Frühstück einzudecken. Die Parzelle für unser Zelt wählten wir anhand des Bodenbelages aus. Der Platz welcher am wenigstens steinig aussah wurde unserer. In vierter Reihe zum Meer. Schnell das Zelt hingestellt und in die Badeklamotten gestiegen. Das Erlebnis Schwimmen wurde durch die Stärke der Strömung und der Wellen schnell gedämpft. So ließen wir uns ziemlich zügig wieder ans Ufer spülen und machten uns nach dem Duschen direkt über die frisch gekauften Köstlichkeiten. Salsicia und irgendein lokaler Käse mit Ciabatta, dazu Salat aus Gurken, Tomaten, Paprika und Mozzarella. Anja hatte es mit der Menge leicht übertrieben, aber was solls, es war saulecker!

Nach dem Essen nochmal ein kurzer Gang zum Meer und das Rauschen der Brandung genießen, dann ging es auch schon ab in die Schlafsäcke. Morgen wollen wir den Süden Sardiniens erkunden. Mal sehen wie die Strände dort so aussehen.

Sardinien 2017 – Tag 5 – Orgosolo – 176 km

Ausgeschlafen aufwachen ist toll. So soll Urlaub sein. Wir sehen durchs Fenster schon den blauen Himmel und springen förmlich aus dem Bett – NEIN! Wir sind natürlich müde wie immer und wer will früh schon aufstehen? Erst recht wenn er in einem saubequemen Bett mit Panoramafenster und Blick aufs Meer aufwacht. Naja wir haben ja keinen Stress die Tagesdistanzen sind eher kurz. Wir machen uns erstmal Rühreier und frühstücken gemütlich – irgendwie hab ich beim einkaufen gestern Pompelmo Saft erwischt statt Orangensaft… Grapefruitsaft am Morgen, das ist echt übel!!! Dann wird gepackt, die Moppeds aus der Garage geholt und verzurrt. Um 10:25 starten wir dann endlich das Abenteuer Sardinien.

Die SS125 an der Küste entlang soll sehr schön sein und bei Motorradfahrern beliebt… soll? Naja der Funke springt nicht so recht über. Die SS125 ist auf jeden Fall viel befahren und die Kurven sind überschaubar. Besser wird das heute erst als wir sie verlassen und die SS129 ins Landesinnere nehmen. Hier herrscht weniger Verkehr und die Kurven machen schon mehr Laune. Landschaftlich merkt man deutlich dass es bis gestern 8 Monate lang keinen Regen gab. Alles ist vertrocknet und staubig. Wir verlassen die SS129 um zu einer besonderen Quelle zu fahren. Die Quelle liegt am Nordhang des bis zu 1463 m hohen Supramontemassivs. Sie ist der Ausgang eines riesigen, bis zu einer Tiefe von 135 Metern erforschten Karsthöhlensystems. Das Wasser entspringt einem bläulich schimmernden Quelltopf, an dessen Grund sich die Austrittstelle, eine Spalte im Kalkfelsen, befindet. Der dort entspringende Bach mündet schon nach wenigen Metern in den Fluss Cedrino, der in das Mittelmeer fließt. Die Karstquelle ist mit einer mittleren Schüttung von 300 Liter pro Sekunde die wichtigste Quelle Sardiniens und wurde als Naturdenkmal ausgewiesen. Die Schüttung kann in Spitzenzeiten auf über 50.000 l/s ansteigen. Hier begegnen wir einem anderen Pärchen aus Würzburg (die Franken sind aber auch überall) welche Sardinien mit dem Mietwagen erkunden.

Der Nächste Stopp ist auf dem Monte Ortobene, dem Hausberg von Nuoro, geplant. Der Weg dorthin zaubert ein Lächeln auf unsere Gesichter und wir genießen die Kurven und den nicht vorhandenen Verkehr. Der Ausblick vom 900 Meter hohen Berg kann sich sehen lassen. Wir beobachten ein wenig die Wolken beim ziehen bevor wir die letzten km des Tages unter die Räder nehmen. Wieder erfreut uns die kurvige Strecke, allerdings ist sehr viel Sand durch den gestrigen Regen auf die Fahrbahn geschwemmt worden, was unseren Fluss beim Fahren etwas einschränkt. In Orgosolo angekommen suchen wir das Bed and Breakfast welches wir gestern auf Booking.com reserviert haben. Ohne Navi wäre das echt knifflig geworden. Kleinste Gässchen, nahezu alle Einbahnstrassen und das ganze an einem Hang gelegen. Als wir es endlich gefunden haben wird uns sofort der Privatparkplatz aufgesperrt. Inmitten der eng an eng stehenden Häuser tut sich ein Innenhof von der Größe eines halben Fussballplatzes auf. Wir staunen nicht schlecht und stauchen die Moppeds rein und verschließen nach dem Abpacken das Tor hinter uns.

Mit den Kameras bewaffnet ziehen wir los um Orgosolo zu Fuss zu erkunden. Die Stadt ist berühmt für ihre „Murales“ genannten Wandgemälde.

Die Wandmalereien in Orgosolo drückten zunächst den Protest gegen den geplanten NATO-Truppenübungsplatz auf dem Pratobello aus. Auch gegen die Mailänder Konzern-Chefs, die Gelder des Aufbauplans für Sardinien veruntreut haben, richtet sich der Protest. Neuere Bildnisse kommentieren z. B. die Weltpolitik – so wird Helmut Schmidt wegen Stammheim als „Experte in Sachen Staatsmord“ bezeichnet, ein Sieg der kambodschanischen und vietnamesischen Kämpfer gegen die USA am 25. April 1978 gefeiert und die Zahl der unschuldigen Opfer für den Sturz Saddam Husseins wird hinterfragt. Andere Bilder stellen das einfache Hirten- und Dorfleben dar, setzen sich für die Erhaltung der Sardischen Sprache ein. Viele der ca. 120 Murales orientieren sich stilistisch am Kubismus in der Art von Picassos Guernica, aber auch realistischere Gemälde sind darunter. Trotz einiger Beschädigungen etwa durch Umbauten von Häusern oder Witterung sind alle Murales weitgehend sehr gut erhalten. Leider verstehen wir aufgrund der Sprachbarriere viele der Murales nicht. Andere sind aufgrund der Bilder eindeutig. Nachdem wir gute 2 Stunden durch die Stadt gewandert sind suchen wir uns ein Restaurant um Abend zu essen. Ausschließlich lokale Gerichte lassen wir uns servieren und sind begeistert. Vor allem von der Nachspeise: Seadas mit warmem Honig. So gestärkt treten wir den Rückweg zu unserer Unterkunft an und lassen den Tag bei der Routenplanung für morgen und dem Sichern der Bilder ausklingen.

Sardinien 2017 – Tag 3 & 4 – Genua & Capo Coda Cavallo – 242 km & 26 km

Wir starten äußerst gemütlich in den Tag. Die Nacht im Zelt war erholsam, obwohl sie relativ unruhig war. Direkt neben dem Campingplatz verläuft eine große Strasse und eine Bahnlinie, welche für einen gewissen Lärmpegel sorgen. Bis 11 Uhr sollten wir den Campingplatz verlassen und das wollen wir auch vollständig ausreizen. Erstmal gibt es Frühstück, dann lungern wir noch ein wenig herum, bevor wir so langsam beginnen unsere Sachen zusammenzupacken. Immerhin haben wir heute nur 230 km vor uns und die Fähre in Genua läuft erst um 21:30 Uhr aus.

Tatsächlich haben wir es geschafft den Platz erst um 11:10 Uhr zu verlassen. Wir fahren erstmal wieder auf einer relativ großen Strasse kerzengerade dahin. Die Strecke bis Piacenza lässt sich mit einem Wort beschreiben: Laaaaaaangweilig!!! Wenn wir nicht extrem viel geschlafen hätten, wäre ich unterm Fahren einfach weggepennt. Landschaftlich war auch nicht viel geboten. Lediglich was mir immer wieder auffällt, ist wieviele Ruinen von augenscheinlich früher großen Betrieben es in anderen Ländern gibt. In Deutschland sieht man viel weniger verfallene Gebäude. Auf der Umfahrung von Piacenza legen wir eine Kaffeepause an einer Tankstelle ein. Anja trinkt puddingartige heiße Schokolade und kommt aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus. Ich genieße meinen Cappuccino und freue mich darüber wieder etwas wacher zu werden.

Was nun folgt hätte ich nicht im Traum erwartet. Eingestellt war ich auf weitere 100 langweilige Kilometer. Aber so ist das wenn man nicht viel vorbereitet hat und Basecamp die Routenplanung überlässt – man wird auch mal positiv überrascht. Die Strecke von Piacenza nach Genua sollte man definitiv mal gefahren sein. Wenig bis garkein Verkehr. Kurve an Kurve und landschaftlich einfach nur geil! Da macht das fahren auch wieder Laune! Um kurz vor 16 Uhr nach 3 Stunden und 50 Minuten Fahrtzeit passieren wir das Ortsschild von Genua und stoppen erstmal an einer Repsol Tankstelle. Die Motorräder nochmal volltanken und kurz innehalten bevor es in den Stadtverkehr geht.

Nach einer halben Stunde starten wir das Abenteuer einmal quer durch eine italienische Hafenstadt. An Hässlichkeit ist Genua wohl nur schwer zu überbieten. Ich muss mich tatsächlich auch mal schlau machen, ob es hier etwas Sehenswertes gibt. Hochhaus reiht sich an Hochhaus und die Kampfgeschwader bestehend aus Rollern attackieren uns heftig. Unsere Mission: Etwas zu Essen und zu Trinken kaufen und dann zur Fähre. Um 16:50 stoppen wir an einem Supermarkt neben dem ein Dönerladen liegt. Die Motorräder auf dem Gehweg abgestellt gehe ich Wasser kaufen und bestelle uns zwei Döner, welche wir direkt vor dem Laden verspeisen. Dann noch eine Pide zum mitnehmen. Diese wird frisch für uns gemacht. Das kenne ich aus den Dönerbuden in Deutschland so nicht. Die wärmen eine Pide immer nur auf. Nach knapp 45 Minuten satteln wir wieder auf und begeben uns aufs Hafengelände. Der Checkin verläuft reibungslos und wir stellen uns als erste Motorräder neben die Schlangen von Autos, welche schon warten.

Nach einer Stunde Wartezeit beginnt um 18:30 Uhr das verladen. Wir stellen die Motorräder an den zugewiesenen Positionen ab, packen das nötigste in den Rucksack und machen uns auf den Weg zur Kabine. Eng sind diese ja schon, vor allem wenn man nicht der kleinste und schlankste ist – so wie ich. Irgendwie halte ich es nie lange in diesen Kabinen aus. Nach einer Dusche suchen wir das Deck auf und führen die Kameras nochmal aus. Die blaue Stunde bietet einige schöne Motive im Hafen. Nur die Stative gehen uns ein wenig ab, würden auf dem Schiff aber keinen Sinn machen.

Pünktlich um 21:30 Uhr legen wir ab und verlassen den Hafen von Genua. Wir ziehen uns zurück auf unsere Kabine und beginnen doch noch mit ein wenig Routenplanung für Sardinien. Insgesamt erscheinen uns die Distanzen als relativ kurz und eine Inselumrundung sollte in den uns zur Verfügung stehenden 10 Tagen locker zu schaffen sein. Der eine oder andere Abstecher ins Landesinnere sollte dabei auch drin sein. Die Tagesstrecken werden sich dabei an verfügbaren Campingplätzen orientieren. Müde und voller Vorfreude fallen wir in einen tiefen Schlaf.

Um 6:20 Uhr klingelt der Wecker. Wir wollen unter den ersten beim Frühstück sein. Bei der Buchung konnte ich leider nur ein Frühstück auswählen. Ein zweites war nicht mehr buchbar. An der Theke ist dies dann kein Problem, allerdings trifft uns an der Kasse fast der Schlag. Insgesamt haben wir nun 30 Eur für Rühreier mit Speck, zwei Croissants, zwei Semmeln, 4 Scheiben Wurst& Käse, einen Kaffee, eine heiße Schokolade und zweimal Orangensaft bezahlt. Echt heftig für die Qualität welche hier geliefert wird. Nach dem Frühstück heisst es packen und warten dass die Fähre anlegt und wir aufs Parkdeck dürfen. Die Motorräder stehen so dass wir ziemlich als letzte die Fähre verlassen werden, insofern haben wir keine Eile. Andere Biker zwängen sich schonmal in Ihre Regenkombi, was bei uns erstmal für Verwunderung sorgt. Wir hatten schon lange keinen Blick mehr nach draußen geworfen.

Als wir die Fähre verlassen sehen wir uns dunklen Wolken gegenüber, aber noch ist es trocken. Als wir Olbia verlassen fängt es dann an zu regnen. Ein paar Kilometer weiter stoppen wir an einer Tankstelle um uns unterzustellen. Ein kurzer Blick aufs Handy – okay, das Wetter soll die nächsten Tage perfekt sein, aber heute nur Regen bis ca. 18 Uhr. Regen an sich stört uns nicht, aber der Ausblick ist durch die Wolken stark eingeschränkt. Wir öffnen kurzerhand booking.com und sehen uns nach einem Zimmer um, schließlich haben wir ja Urlaub also warum nicht einfach faul sein? In 5 km Distanz finden wir freie Zimmer im Cala Paradiso Residence Wir fahren kurzentschlossen hin und checken ein. Die Motorräder bekommen einen Platz in der Garage neben einer ansehnlichen Sammlung von alten BMWs. Den Tag verbringen wir damit zu schlafen, den ersten Bericht online zu stellen, einkaufen zu gehen und gegen Abend gehen wir an den Strand und machen ein paar Langzeitbelichtungen.

Nach dem Abendessen (Ravioli mit Ricotta an gebratenem Gemüse) werfen wir noch einen sehnsüchtigen Blick gen Himnmel. Für Milchstraßenbilder ist es aber leider zu bewölkt, obwohl es ab 17 Uhr aufgehört hatte zu regnen und aufgerissen ist. Wir haben auch unsere Planung nochmal abgestimmt und wollen morgen bis Orgosolo fahren, wo wir spontan nochmal ein Bed and Breakfast gebucht haben um Abends die Straßen der Stadt mit ihren Murales (Wandbilder) zu erkunden.

Sardinien 2017 – Tag 1 & 2 – Reschenpass & Lago d’Iseo – 678 km

Urlaubsplanung, das ist normalerweise ein Thema in dem wir fast schon Weltmeister sind. Anja liest Reiseführer, ich lese Foren und tüftle Routen aus. Wochen vor einem Trip haben wir dann meistens ziemlich genaue Vorstellungen was wir im Zielgebiet sehen wollen und wie die geplante Route grob aussehen soll. Hat das heuer in den Pyrenäen gerade noch so ganz gut geklappt, so ist es diesmal für unseren geplanten Sardinien Trip ganz anders. Anja hat den Reiseführer zwar gelesen, wir haben aber noch nicht ein Wort darüber gesprochen. Wir haben Fährtickets ab Genua nach Olbia und auch wieder zurück. Eine Route um nach Genua zu kommen war mit Basecamp schnell gestrickt. Augenmerk auf nicht zu hohe Pässe. Das Stilfser Joch z. B. liegt schon im Schnee. Ein obligatorischer Halt im Garni Wallnöfer am Reschensee bei Elisabeth bietet sich an. Also dort noch ein Zimmer für den ersten Abend klar gemacht. Und das war es dann auch schon. Weiter sind wir nicht mehr gekommen. Wir sind beide aktuell jobtechnisch so eingebunden dass wir abends (wenn wir mal daheim sind) einfach völlig platt umfallen. Gut, dann agieren wir diesmal eben spontaner.

Pünktlich zum Start am 23.09.2017 hat Anja sich noch eine Grippe eingefangen und schnieft nur so vor sich hin. Die Motorräder packen wir Freitag Abends um 22 Uhr – früher hat das einfach nicht geklappt – und den Rest am Samstag morgen. Wir lassen es langsam angehen. Das Zimmer für den Abend ist gebucht und die 400km bis zum Reschen sitzen wir normalerweise auf einer Arschbacke ab. So läuft es dann auch. Um kurz vor 11 starten wir nachdem wir in einem Anflug von Aktionismus noch die Wohnung geputzt hatten. Die Strecke durch Deutschland und Österreich langweilt uns. Wir kennen sie quasi auswendig und der dichte Verkehr in Österreich trägt nicht dazu bei dass wir sie ansprechender finden. Über Füssen und den Fernpass geht es dem Tagesziel – Pizzaessen entgegen.

Kurz nach 18 Uhr rollen wir direkt in die Garage bei Elisabeth – dies führt direkt zu Verwirrung bei der Gruppe BMW Fahrer welche erstmal ein Ankunftsbier getrunken hat und nun die Motorräder nach uns in die Garage sortieren darf. Kurz umgezogen und schon sind wir dank Taxiservice auf dem Weg in die Pizzeria Hans direkt am Pass. Eine Suppe, Pizza für mich und Gnocchi für Anja später warten wir wieder auf den Fahrservice welcher um 20 Uhr die BMW Fahrer bringen sollte und uns mit zurück nehmen soll. Die Gruppe hatte wohl aber ein oder zwei Bierchen mehr und war 20 Minuten zu spät dran. Egal, wir sind im Urlaub und auf uns wartet heute eh nur noch das Bett. Anja kann den Schlaf gut gebrauchen um gegen die Grippe anzukämpfen.

Um 7 Uhr klingelt der Wecker und schickt uns unter die Dusche. Gemütlich frühstücken und die paar Sachen welche wir ausgepackt hatten wieder verstauen. Um kurz nach 9 Uhr sitzen wir wieder im Sattel und starten in Richtung Meran. Endlose Apfelplantagen im Val Venosta und wieder sehr dichter Verkehr heben die Stimmung immer noch nicht wirklich an. Anjas Nase läuft schneller als wir fahren können. Ab Lana wird die Verkehrsdichte dann endlich besser. Wir fahren über den Passo delle Palade und den Passo del Tonale. Auf 1800 Meter kommen wir der Schneegrenze schon ziemlich nahe. Die Strecke wird jetzt noch langweiliger und die Straßen größer. Die letzten 50km bis zum Lage d’Iseo sind schon fast autobahnähnlich. Ich habe heute massive Probleme zu erkennen, wie schnell ich eigentlich fahren darf. Die Beschilderung ist sehr lückenhaft, nur aufs Garmin Navi will ich mich nicht verlassen und nach den Italienern kann man sich nicht mal ansatzweise richten. Der eine krabbelt mit 30 km/h dahin während der andere bei jeder Gelegenheit mit 100 km/h überholt. Wir sind froh als wir heute nach knapp 280 km auf den Campingplatz Covelo am Lago d’Iseo rollen.

Anja ist der Meinung dass die Temperaturen okay sind um mit Grippe die Nacht im Zelt zu verbringen. Ich kann auf dem Campingplatz irgendwie nix mit mir anfangen. Wir sind es nicht gewohnt um 15 Uhr schon Zelt aufzubauen und quasi noch den halben Tag Zeit zu haben. Meist nutzen wir die Tage um vorwärts zu kommen. Diesmal haben wir uns aber bewusst 3 Tage Zeit genommen für den Weg nach Genua, da wir nicht abschätzen konnten welche Wege uns eventuell der Schnee madig macht. Zum Sonnenuntergang bekommen wir noch die Gelegenheit die Kameras zum Einsatz zu bringen. Direkt danach legen wir uns ab.

Morgen haben wir nur 230km bis nach Genua, das sollte in guten 4 Stunden erledigt sein. Das heisst wir lassen uns früh auf jeden Fall viel Zeit. Unsere Fähre geht um 21:30 Uhr, so dass wir in diesem Urlaub definitiv entschleunigt unterwegs sein können. Wie wir nun Sardinien erkunden, lassen wir auf uns zukommen. Vielleicht haben wir ja auf der Fähre noch Lust auf ein wenig Routenplanung, sonst gehts einfach der Nase nach.

Pyrenäentour 2017 – Tag 20 – 22 – 596 km – Geroldsau, Baden Baden und der Heimweg

Tag 20 unserer Tour begann total entspannt im Zelt. Es ist einfach geil schön eingemummelt im Schlafsack mit dem Zelt im Schatten aufzuwachen, aber bereits durch die Zeltplane zu sehen dass die Sonne scheint. Du weisst das Zelt wird trocken sein wenn du es in 2 Stunden einpackst, du kannst dich zum Frühstücken in die Sonne oder in den Schatten setzen und es folgt ein Tag mit Motorradfahren. Was kann es besseres geben? Richtig, Rühreier am Morgen! Wenn der Drecks Primus Omnilite Ti Kocher denn mal mag… Warum das Ding bei uns mit Reinbenzin immer so schnell verrusst das weiß der Teufel. Düse raus und reinigen, Spindel raus und reinigen – alles wieder zusammen und schon brennt das Ding wieder wie das ewige Höllenfeuer. Ist ja kein großes Ding, aber eigentlich will ich das nicht in 3 Wochen 4 mal machen müssen. Naja die Eier waren trotzdem super und so kann der Tag losgehen.

Prio hat das zügige vorankommen. Heute Abend haben wir ein Hotel in Geroldsau bei Baden Baden reserviert. Hier bleiben wir zum Abschluss nochmal zwei Nächte. Die Straßenwahl von Basecamp ist heute wieder besser als gestern. Zügig, kurvig geht es voran. Allerdings nicht weit, dann sticht mir eine Mühle an einem Fluss ins Auge. Eine traumhafte Spiegelung, also Warnblinker rein, wenden, parken, Stativ und Filter raus. Anja mag irgendwie noch nicht so recht, das Motiv sagt ihr nicht so zu. Ich bin voll in meinem Element. Soviel zum Thema zügig vorankommen. Es sollte einer von zwei Fotostopps am heutigen Tag sein. Also kann man den schonmal ausdehnen.

Wir fliegen heute erstmal an Flüssen entlang. Das bietet zum einen viele Kurven und zum anderen einen schönen Ausblick. Und so geht die Zeit schnell dahin. Den zweiten Fotostopp legen wir in Clerval ein, auch hier bietet sich eine glasklare Spiegelung im Fluss direkt an. Durch Belfort zieht es sich verkehrsmäßig ein wenig und die steigenden Temperaturen machen es nicht besser. Bald darauf kommen wir an den Rhein. Hier geht es schnurgerade entlang bis wir auf eine Fähre stoßen welche wir zum Übersetzen nach Deutschland nutzen. Endlich wieder 100km/h auf der Landstrasse…denkste. Feierabendverkehr in Richtung Offenburg, das zieht sich. Wir beschließen auf die A5 zu fahren um das ganze zu beschleunigen. Ob wir jetzt B3 oder A5 fahren ist auch schon egal. Die letzten 13km geht es dann nochmal auf kleinen Straßen bis nach Geroldsau. Hier checken wir im Schwarzwaldhotel Sonne ein welches uns schon 2015 als Basis für eine Woche Schwarzwald/Frankreich gedient hatte.

Schnell geduscht und angezogen und zum uns gut bekannten Landgasthof Hirsch zum Abendessen gelaufen. Wir hatten die Hoffnung auf das badische Grillbuffet, dieses findet aber leider immer Freitags und Sonntags statt. Heute ist Dienstag. Also gabs erstmal Carpaccio und dann für mich Lende mit Pfifferlingen und Spätzle vom Brett. Anja hatte eine Perlhuhnbrust auf einer Mango Zwiebel Soße mit Kroketten. Ein Schokotörtchen und eine Käseplatte später waren wir dann endgültig bewegungsunfähig. Der Rückweg gestaltete sich mühsam.

Den folgenden Pausentag am Mittwoch nutzten wir für zweierlei Dinge. Zum einen fuhren wir mit dem Bus zum Friedrichsbad nach Baden Baden. Dieses römisch-irische Bad zeichnet sich durch 17 Stationen von Heißluft über Dampf, eine Seifenbürstenmassage, Warmwasserbecken, Sprudelbad, kühles Bewegungsbecken, Kaltwasserbecken, eine Crememassage bis hin zum Ruheraum und einem Lesebereich aus. Wenn man hier 4 Stunden gechillt hat dann ist man danach auch noch grundgereinigt wie es die antiken Römer schon in den Caracalla Thermen getan hatten. Wer mal hier in der Gegend ist sollte sich das definitv gönnen! Erst recht nach gut 5000km auf dem Motorrad.

Wieder mit dem Bus zurück haben wir den Fotorucksack gepackt, die Five Fingers angezogen und uns auf den Weg zum Geroldsauer Wasserfall gemacht. Hier waren wir auch schon 2015, damals allerdings noch mit ganz anderer Kameraausstattung und vor allem anderem Wissensstand. Wir laufen direkt zum Wasserfall und fotografieren uns dann den Weg zurück. Die Five Fingers (Zehenschuhe) ermöglichen es uns ganz unbedarft  bis zu den Knien im Bach rumzulaufen. Einen anderen Fotografen beobachten wir dabei wie er tunlichst versucht von Stein zu Stein zu kommen und ja keine nassen Füsse zu kriegen. Uns ist das Egal. Was tut man nicht alles für die richtige Perspektive. 3 Stunden und 45 Minuten später ist es 20 Uhr und wir sitzen auf dem Balkon und essen Abend. Die Stative und unsere Schuhe trocknen hinter uns.

Die letzte Nacht auswärts ist nochmal sehr erholsam. Das lange Baden und der Spaziergang an der frischen Luft lassen uns tief und fest schlafen. Das Frühstücksbuffet im Hotel ist wie schon bei unserem letzten Aufenthalt genial und so genießen wir es nochmal in Ruhe zu schlemmen. Die letzten ca. 250 km Landstrasse sind auch ganz schön, können uns aber keine AAAhs und OOOhs entlocken. Zu oft sind wir diese Strecken bereits gefahren. Fotostopps gibt es keine mehr. Wenn man so am Ende einer Reise ist will man dann auch mal ankommen. So geht es zumindest uns immer wieder, wenn man mal im Umkreis von 300km um das heimische Bett ist und es unvermeidlich ist dass man die Reise beendet dann werden wir zielstrebig.

Zuhause angekommen freuen sich alle dass wir wieder gut zurück sind… was hätte uns denn passieren sollen? Die Reiseutensilien sind schnell überall verstreut. Die Waschmaschinen gefüllt und so klingt dieser Urlaub aus wie es so jeder Motorradurlaub tut. Erstmal erzählen und dann die Ausrüstung wieder auf Vordermann bringen. Ein Haufen Bilder wartet darauf gesichtet zu werden, die Berichte wollen veröffentlicht werden und ich hoffe sie haben auch ein wenig Anklang bei euch gefunden.

Die Pyrenäen sind auf jeden Fall einen oder auch mehrere ausgiebige Touren mit dem Motorrad wert und ich glaube auch wir werden irgendwann noch einmal eine Tour dorthin fahren um noch ein paar mehr kleine Strässchen und den einen oder anderen Schotterweg zu erkunden.

Pyrenäentour 2017 – Tag 19 – 319 km – Ounans

Heute Nacht hat es geregnet. Dafür scheint nun die Sonne und wir sitzen im angenehm warmen Sonnenlicht beim Frühstück. Anja ermahnt mich immer wieder mit dem Reifen schön vorsichtig zu fahren. Um 10:45 haben wir aufgepackt und sind startbereit. Angedacht sind ca. 320km bis zu einem drei Sterne ACSI Campingplatz. Mal sehen ob das alles so klappt.

Die ersten paar km sind wieder so wie gestern, angenehm flott aber trotzdem schön kurvig. Dann ändert sich das Streckenprofil. Leider zum negativen. Es geht kerzengerade auf bundeststraßenartigen Strecken dahin immer wieder ausgebremst durch die zahlreichen Kreisverkehre. Das sollte heute den größten Teil des Tages so bleiben. Einfach öde und langweilig, aber gut für meinen Reifen – in der Mitte hat er ja noch Profil. Erst gegen Spätnachmittag kommen wir wieder auf kleinere und kurvigere Straßen. Die letzten 50 km sind nochmal richtig schön. Der Campingplatz ist super und so geht zumindest dieser Teil des Planes auf, wenn schon die Strecken heute nix waren. Zum Abendessen gibt es heute nur Vesper. Zum kochen sind die Temperaturen heute zu hoch, Anja wanzt noch bisschen in der Hängematte rum während ich Bilder sichere und mich über den Bericht mache.

Ziemlich unspektakulärer Tag… da hat man Zeit bisschen Dinge zu beobachten und darüber zu grübeln. In allen Ländern die wir bisher so befahren haben ist mir immer aufgefallen wie die Stromversorgung so aussieht. In Deutschland z.B. schießen Biogasanlagen, Windräder und Solarflächen wie die Pilze aus dem Boden. In Spanien – welches ja wesentlich sonnenreicher als Deutschland ist – hab ich nicht eine Solarplatte gesehen. In Frankreich exakt ein Privathaus mit Solar auf dem Dach und in der Provence eine Solaranlage auf freiem Feld. Windräder hab ich in Spanien auch keine gesehen. In Frankreich gab es mehrere Anlagen mit einer großen Anzahl an Windrädern. Aber keine vereinzelt stehenden wie in Deutschland. Was im Bereich der Pyrenäen viel zu sehen ist sind Wasserkraftwerke. Es gibt sehr viele Stauseen und gefühlt hat jedes dritte Dorf sein eigenes Wasserkraftwerk. Ich findes es gut dass der Strom dort produziert wird wo er gebraucht wird.
Aber warum kommen in so sonnenreichen Ländern nicht mehr Photovoltaik Anlagen zum Einsatz? Genauso sind keine Platten zur Warmwassererzeugung zu sehen. Diese Technik z.B. ist im Balkan sehr verbreitet. Warmwasser wird in Frankreich z.B. nahezu überall wo ich geschaut habe mit Strom erzeugt. Durchlauferhitzer oder Boiler sind hier im Einsatz.
Ich finde es immer wieder Interessant hier einen Vergleich zu unserer Heimat zu ziehen.

Gegen Ende des heutigen Tages haben wir viel Ackerbau und Viehwirtschaft gesehen und das wieder in einer schönen Mischlandschaft. Dies macht den Eindruck dass es hier ausgewogen und natürlich zu geht. Mal sehen was uns der morgige Tag und die Etappe bis nach Baden Baden so zu bieten hat.

Pyrenäentour 2017 – Tag 18 – 350 km – Saint Paulien

Im Hotel aufzuwachen bedeutet immer etwas schneller auf dem Mopped zu sitzen als wenn man noch Zelt abbauen muss. Und genau so läuft es heute bei uns auch. Um 9:14 sitzen wir auf den Motorrädern und sind abfahrtbereit – naja fast. Tanken und Frühstück fehlt noch. Eine Tankstelle ist gleich um die Ecke. Einen Bäcker finden wir nach 5 Minuten. Wir kaufen uns was herzhaftes und was süßes und setzen uns erstmal hin zum Essen. Leute beobachten die währenddessen beim Bäcker einkaufen ist auch lustig. Um 10 Uhr starten wir dann wirklich.

Das umplanen der Route macht sich gleich mal bemerkbar. Wir fahren konstant 90km/h und kommen gefühlt wie im Düsenjet voran. Wir haben uns heute aber auch ca. 350 km vorgenommen. Der Himmel ist bewölkt und erste Regentropfen appelieren an unsere Vernunft gleich noch was überzuziehen bevor alles nass ist. Landschaftlich ist erstmal nichts besonderes und das Navi zählt munter die km runter. Um kurz nach 11 geht es dann in den Parc naturel regional du Haut Languedoc und von dort direkt in den Parc naturel regional des Grands Causses die Straßen werden zwar wieder ein wenig kleiner, es lässt sich aber nach wie vor deutlich flotter als in den letzten Tage fahren. Wir nehmen der Zeitberechnung des Navis sogar vereinzelt Minuten ab. Als wir noch einen Zipfel des Park national des Cevennes anschneiden ist es soweit und ich ertrage die Regenklamotten nicht mehr. Inzwischen ist es aufgeklart und auch deutlich wärmer geworden.

An einem Imbiss ziehen wir die Sachen aus und füllen unsere Trinkrucksäcke auf. Das war es nun erstmal mit Nationalparks in Frankreich. Wer nun meint dass die Landschaft jetzt nicht mehr so schön ist der täuscht sich gewaltig. Wir bewegen uns weiterhin zwischen 800 und 1500 Höhenmetern dahin und es ist wunderschön. Hier in der Gegend sieht man auch kaum Tourismus im Gegensatz zu den Nationalparks wo jeder hin will. Wir sind froh die Route geändert zu haben. Es tut einfach gut mal wieder so richtig dahinzufliegen. Die Straßen sind aber immer noch angenehm verkehrsarm und nicht zu groß. Die Kurvenradien sind aber deutlich weiter.

Irgendwo, ich erinnere mich nicht mehr genau daran wo halten wir an einem Straßenstand und kaufen Auberginen, Zwiebeln, Zucchini, Paprika, Gurke, Champignons und eine Melone. Das Abendessen und das Frühstück sind somit gesichert. Heute ist der erste Tag während der kompletten Reise an dem wir trotz einer ordentlichen km Leistung auch zeitlich einigermaßen rumkommen. Um kurz nach 17 Uhr rollen wir auf den angepeilten Campingplatz und haben heute mal alle Zeit der Welt zum Aufbauen und Kochen. Das ganze Gemüse schneiden wir klein, braten es an und werfen es dann zusammen mit ein paar Tortellini in den Topf. Einfach lecker.

Beim Essen fällt mein Blick auf meinen Hinterreifen und irgendetwas sieht daran komisch aus. Es dauert ein wenig bis ich es realisiere. Der Reifen ist ziemlich am Ende. Nach ca. 4500km hat er nur noch in der Mitte ein wenig Profil. An beiden Rändern hat sich ein Streifen gebildet auf dem das komplette Profil fehlt. Anjas Reifen sieht trotz ca 1500km mehr Laufleistung noch deutlich besser aus. Die 1000er erzeugt halt doch einiges mehr an Verschleiß als die 650er. Nunja, ca. 1000km muss der Reifen noch halten. Die neuen liegen bereits daheim und warten nur auf die Montage.

Unsere Entscheidung umzuplanen haben wir nicht bereut. Und so geht es morgen hoffentlich genauso flott weiter. Wir peilen so ca. 320km an und haben auch schon wieder einen Campingplatz im Blick.

Pyrenäentour 2017 – Tag 17 – 175 km – Carcassonne

Kann man als Motorradfahrer Kurven irgendwann satt haben? Mit dieser Frage bin ich eingeschlafen und sie beschäftigt mich direkt nach dem Aufwachen auch wieder. Also ich bin ja nun schon ein klein wenig Motorrad gefahren in meinem Leben und ich hab auch schon einige schöne Gegenden gesehen. Aber das was man hier so erfahren kann das sucht seines Gleichen. Das letzte Stück gestern im Regen hat mir nicht mehr wirklich Spass bereitet. Immer wieder das Motorrad über den Scheitelpunkt ziehen und in die nächste Kurve rein. Blick richtig setzen, Geschwindigkeit einschätzen und dann wieder die Linie versemmelt weil einfach die Energie nicht mehr da ist. Ich bin satt! Nunja, dann gibt es eben Eier zum Frühstück und keine Kurven, die kommen erst danach.

Da wir wieder an der Küste sind ist das eigentliche Thema des Urlaubs durch. Jetzt beginnt mehr oder weniger der Heimweg. Heute wollen wir allerdings ein paar Kilometer weniger machen und dafür noch ein bisschen laufen gehen. Wir wollen mal sehen ob Carcassonne tatsächlich so aussieht wie eine der Varianten die man im Gesellschaftsspiel so basteln kann. Noch sind wir in den Ausläufern der Pyrenäen und noch hat der Reiseführer was dazu zu sagen. Wir entdecken das aber erst als wir schon ein Stück gefahren sind und uns irgendwelche Finger ähnlichen Steinformationen anschauen an denen wir zufällig gehalten haben. Anja liest schnell mal nach und ich krieg wieder meinen kleinen Zettel für den Tankrucksack.

Die heutige Route war überhaupt nicht ausgearbeitet sondern einfach kurvenreiche Straße nach Carcassonne in Basecamp – und sie war kurvenreich … hatte ich nicht gesagt ich bin satt? Ja ich bin es wirklich. Aber heute hat das mit der Linie wenigstens wieder geklappt. Als nächstes kommen wir an Ansignan vorbei. Hier steht ein aktuell noch in Betrieb befindliches römisches Aquädukt in den Weinbergen. Wir hätten es fast nicht gesehen … so im vorbeifahren.

Dann kommt die Gorges de Galamus, eine 5 km lange Schlucht die echt imposant anzusehen ist. Es ist hier übelst windig und fast hätte ich meine SW-Motech Cap für immer verloren. Ein Busch hat sie gerade noch so gefangen. Wir beobachten wie sich zwei Gruppen fertig machen zum Canyoning. Das würde uns auch mal interessieren. Anja isst noch einen Crepe und wir machen noch ein paar Fotos von der Eremitage die hier in den Felsen gebaut ist.

Auf dem restlichen Weg nach Carcassonne fehlt uns irgendwie der Blick fürs Besondere – da ist er wieder der Begriff „SATT“. Irgendwann ist einfach Schluss mit aufnehmen. Dann muss der Kopf erstmal verarbeiten. Mit einem Regenschauer rollen wir nach Carcassonne rein und checken erstmal im Hotel ein. Wir bekommen einen Garagenstellplatz was uns hocherfreut da wir so nicht die kompletten Moppeds abpacken müssen. Kurz frisch gemacht, den Fotorucksack gepackt und dann geht es zu Fuss weiter. Wir sehen uns das mittelalterliche Carcassone an. Mitten im Touritrubel (der für Anfang Juli und einen Samstag echt überraschend gering ist) entscheiden wir uns etwas zu essen. Ich gönne mir ein Cassoulet Fait Maison (Bohnen mit Wurst, Schweinefleisch und zwei Entenkeulen), Anja gönnt sich Entenbrust mit Pommes. Beides lecker und überraschend günstig dafür dass wir mitten in der Altstadt sitzen. Dann schlendern wir noch ein wenig durch die inzwischen leeren Gassen bevor es anfängt zu Regnen und wir uns auf den Rückweg zum Hotel machen. Die 5 km laufen haben uns echt gut getan nach dem tagelangen sitzen auf dem Mopped.

Im Hotel überlegen wir wie wir nun den Heimweg gestalten und beschließen alles über den Haufen zu werfen. Wir wollen etwas flotter vorankommen und planen daher eine neue Route. Mal sehen wie uns das gelungen ist. Morgen Abend sind wir schlauer. Und nun noch ein paar Bilder aus Carcassonne: