Motorradstrasse Deutschland Westroute Tag 1 – 389km

Der Entzug hat ein Ende! Endlich wieder auf Tour. Die erste längere Tour diesen Jahres führt uns wieder auf die Motorradstraße Deutschlands. Wir hatten 2013 bereits die Ostroute erkundet. Jetzt nehmen wir die Westroute (bzw. eine Anlehnung daran) unter die Räder. Die Daten sind ins GPS gehackt, die Koffer ungewöhnlicherweise am Vortag fertig gepackt. Wir können ausschlafen, keinerlei Hektik am Abreisetag. Ganz in Ruhe frühstücken wir und hängen danach die Koffer an die Motorräder.

Um kurz nach 9 geht es los. Wir begeben uns auf den Weg zum Einstieg in die MSD. Richtung Würzburg sind wir schon oft gefahren, daher wählen wir erstmal einen Weg der uns auf unübliche Routen führt. Über Cadolzburg fahren wir auf die B8. Wir wollen halbwegs zügig vorankommen.
Neustadt Aisch zieht an uns vorbei, Moment wo ist eigentlich der angekündigte Regen? Idealerweise nicht hier! Soviel vorweg. Das Wetter heute war bestens! Die kommenden Tage können sich also durchaus ein Beispiel am Starttag nehmen. Über Kitzingen geht es bis Würzburg weiterhin zügig voran. Der 6. Gang ist unser Freund, der Spritverbrauch dankt es uns. Die großen Straßen sind wenig reizvoll, aber führen uns zügig voran. Auch Würzburg lassen wir schneller als Gedacht hinter uns. Im Spessart freuen wir uns, endlich wieder auf Kurven zu stoßen. Wir haben es nicht mehr so eilig, das Tempo sinkt ein wenig, dafür schweift der Blick mehr in die Gegend. Der Main begleitet uns zur linken und gibt die Straßenführung vor. In Gemünden trennen wir uns von dem Fluss. In Schotten wäre der offizielle Einstige in die MSD, wir lassen es links liegen und stoßen erst ein Stück weiter Nordwestlich von Marburg auf die MSD. Ich kämpfe mal wieder mit der neuen Technik. Das Garmin 590LM ist wunderbar abzulesen, das Navigieren funktioniert tadellos, ich stelle aber erst jetzt am Laptop fest, dass wir teilweise nicht die geplante Route gefahren sind. Ich bin gespannt, wann ich die Garmingeräte endlich vollständig in den Griff bekomme, so dass sie mich auch genau dorthin lotsen wo ich geplant habe.


Ein Straßenstück bei Eifa fahren wir doppelt. Die Planung für den ersten Tag sah vor, dass wir ca. 330 km fahren wollten. Da wir aber super voran gekommen waren, beschlossen wir heute noch ein wenig dranzuhängen. Durch die Abweichung von der geplanten Route für den ersten Tag ergibt sich nun diese Doppelung. Das Rothaargebirge hat es uns angetan. Ewige Wälder, Kurven Satt, traditionsreiche Fachwerkhäuser und Schieferdächer prägen diese Gegend. Wir beschließen uns langsam nach einer Unterkunft für heute umzusehen. Bisher hatte ich immer mehrere Möglichkeiten vorab geprüft und wir haben dann je nach Lust selektiert. Diesmal fahren wir komplett ins Blaue. Das erste angesteuerte Hotel entpuppt sich als Schicki-Micki Schuppen und wir drehen ab um weiter zu suchen. In Oberhundem werden wir fündig, der Gasthof Zu den Linden sagt uns zu. Leider ist hier kein Zimmer mehr frei, wir werden aber an ein Nachbarhaus vermittelt und nutzen das Angebot in der Pension Tillmann.
Zimmer abchecken, Sachen rein bringen, umziehen und dann erstmal ne kleine Runde spazieren gehen und den Ort erkunden. Wir würden gerne einen genaueren Blick auf bzw. auch in Schloss Adolfsburg werfen, dies ist allerdings nicht möglich da deutliche PRIVAT Schilder uns den Zugang verwehren. So entscheiden wir uns umzukehren und begeben uns zum Abendessen in den Gasthof Zu den Linden.

 

Der Rheinische Sauerbraten mit Klößen, Apfelkompott und Preiselbeeren verführt Anja zu einem wundervollen Geschmackserlebnis. Ich bleibe bodenständig bei einem Schnitzel mit Bratkartoffeln. Solltet Ihr mal hier vorbeikommen, können wir den Gasthof definitiv empfehlen. Schneller als Gedacht ist nun schon wieder der erste Tage vergangen. 389 km sind gut 60 km mehr als wir ursprünglich geplant hatten. Aber das Wetter war heute einfach zu gut um früher eine Unterkunft zu suchen. Morgen geht es dann weiter durchs Ruhrgebiet um die großen Städte herum.

Ancampen 2015 – Fortuna Camping Binau am Neckar

Traditionen muss man pflegen. Mit diesem Motto ging es auch heuer wieder über die Ostertage mit Freunden zum Ancampen. Vorrangig Autos mit Wohnwagen und dann noch wir mit Motorrädern und Zelt. Unser Ziel war heuer ein Campingplatz am Neckar: Fortuna Camping, ein familiengeführter Platz in schön sonniger Lage direkt am Ufer des Flusses.

Wir starteten am Karfreitag recht gemütlich in die Tag. Erstmal alles zusammen suchen, feststellen dass wir eigentlich für 4 Tage Camping viel zu viel Platz auf den Motorrädern haben und deshalb mal wieder lauter unnötige Sachen mitnehmen würden. Insgesamt habe ich auf der DL 1000 3 Koffer à 45 Liter + Tankrucksack 22Liter + 2 Ortlieb Taschen à 3,2 Liter also in Summe 163,4 Liter Packvolumen. Anja hat auf der Dl 650 immerhin auch noch 134 Liter Volumen, welche sich aus 3 Koffern (45l, 37l und 38l) und Tankrucksack 14l zusammensetzen. Aufgrund der Campingausrüstung entschied ich mich allerdings anstelle des Topcase eine Ortlieb Rack Pack zu nehmen. Geplant waren für die Anfahrt ca. 190km welche wir in ca. 3 Stunden bewältigen sollten. Eine Einfahrt auf dem Campingplatz ist bis 13 Uhr bzw dann wieder ab 15 Uhr möglich. Wir entschieden uns für die Anreise nach der Mittagsruhe.

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Unser Weg führte uns auf gut bekannten Straßen nach Rothenburg. Das Wetter meinte es gut und versüßte uns mit Sonne und blauem Himmel den Weg. Die erste größere Tour nach dem Winter stellt auch immer gleich einen Test der Neuanschaffungen des Winters dar. Dieses Jahr waren dies besonders viele. Neuer Anzug (Rev`it Poseidon), Stiefel (Alpinestars Toucan), Navi (Garmin Zumo 590LM), Schalthebel (Sw Motech), Trinkrucksack (Camelbak Classic), kurze Brems- und Kupplungshebel und die neuen Reifen (Mitas E07) mussten zeigen ob sie in der Praxis das hielten was sie in der Theorie versprachen. Das Zusammenspiel mit dem neuen Navi lief noch nicht ganz reibungslos. Irgendwie wollte es nicht die Tour fahren welche ich laut meiner Erinnerung geplant hatte. Bad Mergentheim schwirrte mir im Kopf herum, das ließen wir aber völlig abseits liegen. Egal, das Wetter war zu gut um sich zu ärgern. Im Nachhinein erschloss sich mir auch was ich falsch gemacht hatte. So fuhren wir nicht die geplante Route sondern eine welche sich das Navi selbstständig ausgedacht hatte. Wir streiften die Jagst und freuten uns schon auf Kurven entlang dieser, aber den Plan hatten wir ohne Garmin gemacht. Man kann aber auch nicht behaupten dass die gewählte Route keinen Spass gemacht hätte. Das Fazit war lediglich dass wir uns zeitlich verschätzt hatten und eine Stunde zu früh am Campingplatz ankamen.

Was soll’s, gleich die Gelegenheit genutzt und die Funktion für eine Rundtour getestet. Also schnell ins Navi gehackt: Rundtour 1 Stunde Dauer und los. Tatsächlich waren wir nach einer kurzweiligen und kurvigen Runde um kurz nach 15 Uhr wieder am Eingang des Platzes. Also ab zum Check In und nach großem “Hallo” erstmal das Zelt aufgestellt. Die ganzen Wohnwagenfahrer waren mal wieder erstaunt was man so alles auf dem Motorrad unterbringt und wir erkannten wie erwartet wie viele unnötige Sachen wir dabei hatten. Den Karfreitag ließen wir bei Fischsemmeln gemütlich im Freien ausklingen und legten uns relativ früh schlafen. 

Der Samstag begann mit Regen. Aber egal, wir wollten heute eh nur alle Fünfe gerade sein lassen und fürs abendliche Grillen ins Einkaufen fahren. Genau so verlief der Tag dann auch. Spät aufstehen, ausgiebiges Frühstück, kurze Runde zum Lidl und dann wieder alle Fünfe strecken. Spontan wurde Abends dann doch nicht gegrillt sondern der Tag mit einer anständigen Brotzeit und ein paar Spielen beendet. Der Regen verzog sich zum Ende des Tages auch wieder.

Sonntag morgen – Sitzbank gefroren – wie angenehm es doch ist zum Frühstücken in einem warmen Wohnwagen zu sitzen. Aber der Wetterbericht versprich für heute sehr viel, also das Garmin raus und eine kleine Runde geplant. Funktion Rundtour – Dauer ca. 3 Stunden. Das Gerät spuckt was aus und wir düsen los. Kleine Straßen, viele Kurven einmal Übersetzen mit der Fähre Neckarhausen – Neckarhäuserhof der letzten Gierfähre auf dem Neckar – das Garmin macht seinen Job sehr gut. Wir haben Spass kommen langsam aber sicher wieder in die Routine des Fahrens und lassen’s fliegen. Aber man sollte immer bedenken dass wir hier im Odenwald sind und das an einem Wochenende. Und schon ereilte uns eines der Probleme der Motorradfahrer. In Beerfelden war Schluss. Wir standen vor einer am Wochenende für Motorradfahrer gesperrten Strecke. Wir versuchen sie zu umgehen und landeten an einer zweiten gesperrten Strecke.

Ich muss hier kurz abschweifen. Ich war tatsächlich ein wenig erregt in dieser Situation. Man kommt als Tourist in die Region, bringt Geld, zahlt die gleichen Steuern wie jeder Autofahrer für den Unterhalt der Straßen und dann darf man sie nicht fahren. Ich muss gestehen ich kann auch jeden Anwohner an so einer Strecke – die meist nicht ohne Grund gesperrt ist – verstehen dass er ein Anrecht auf Ruhe haben möchte. Aber das Problem ist ja nicht derjenige welcher die Strecke einmalig entlangfährt. Das Problem sind die Brülltütenfahrer welche die Strecke immer und immer wieder fahren. Ich finde persönlich den Ansatz der Streckensperrungen falsch. Ich bin der Meinung dass hier massiv kontrolliert werden müsste und entsprechende Sanktionen verhängt werden müssten. Wer sein Kurvenkönnen durch stete Wiederholung verbessern will soll auf die Rennstrecke. Dort hat er die passenden Bedingungen und wird schnell lernen dass auch dort Brülltüten nicht geduldet werden. Soweit dazu.

Unser Fazit war erstmal frei der Nase nach einen legalen Weg gesucht ohne auf die Richtung zu achten. Zu einem späteren Zeitpunkt dann das Navi beauftragt den kurvigsten Rückweg zum Campingplatz zu finden. Wir wollten schließlich nicht zu spät zum Grillen kommen. Nach 165km in 3 Stunden rollten wir wieder zum Zelt, stellten die Bikes ab und verbrannten den Ärger über die Streckensperrungen auf dem Grill! Der Ausklang des Abends gestaltete sich wieder in Form von Brettspielen im Wohnwagen. 

Montag morgen wollten wir einfach nicht von Frühstückstisch aufstehen, war uns doch bewusst dass wir alles zusammenpacken mussten und am nächsten Tag wieder auf die Arbeit durften. Trotzdem verließen wir um 11 Uhr den Campingplatz und einmal mehr gab es staunende Blicke wie man das ganze Gepäck auf dem Motorrad unterbringt. Teile unserer Gruppe blieben noch den Rest der Woche am Platz und genossen die Ruhe welche nach den Feiertagen einkehrte. Insgesamt ist der Fortuna Campingplatz eine Empfehlung Wert. Günstige Lage zum Odenwald, eine angenehme Atmosphäre, saubere sanitäre Einrichtungen und ein sehr netter Betreiber laden zu einem weiteren Aufenthalt ein. Der Nachhause Weg war wieder geprägt von blauem Himmel und vielen Kurven. Wieder cruisten wir phasenweise an der Jagst entlang und doch lernten wir dank der kreativen Planung des Garmin neue Ecken in der schon oft befahrenen Gegend kennen. Diesmal ging es unterhalb Rothenburgs vorbei und das wohl flüssigste Stück Kurvengestöber lieferte uns eine Neubaustraße von Kirnberg in Richtung Leutershausen. Lange Kurven, auf bestem Belag, genial einsehbar luden dazu ein am Gashahn zu ziehen und kurzzeitig mit der Straße zu verschmelzen. Leider führte dies auch dazu dass wir umso zügiger dem Ziel näher kamen. 

Viel zu schnell waren die vier Tage mit Freunden vergangen. Ancampen an Ostern, eine schöne Tradition welche hoffentlich noch ein paar Jahre anhält.

Nicht alle neuen Anschaffungen haben den ersten Praxistest bestanden. So habe ich mich z.B. bereits wieder von den Alpinestars Toucan getrennt und mir wieder Daytonas angeschafft. In wenigen Wochen steht nun ein weiterer Teil der Motorradstrasse Deutschlands für uns an. Anfang Mai wollen wir die Westroute unter die Räder nehmen. Schaut doch mal wieder vorbei, dann gibt es hier auch darüber was neues zu lesen.

 

Neuer Helm – Die Qual der Wahl – Ergebnis: BMW und Thor

Mein Schuberth S1 war inzwischen deutlich in die Jahre gekommen. Immerhin trage ich ihn nun seit gut 8 Jahren. Zum damaligen Zeitpunkt war dieser Helm die obere Spitzenklasse und gewann alle Tests um längen. Bei einem Neuerwerb möchte man sich selten verschlechtern, daher haderte ich bereits seit einiger Zeit damit welche Modelle und Hersteller ich in die Auswahl nehmen sollte. Ich war mit dem Schuberth bis zum Kauf der V-Strom absolut zufrieden. Nachdem ich die Scheibe als Windabweiser hatte war mir der Helm im Sommer oftmals zu warm und zu „dicht“, daher liebäugelte ich mit einem Modell welches mehr in die Richtung Crosshelm geht, oder aber mit einem Klapphelm. Aber meist kommt es doch anders als man denkt.

Zufällig stolperte ich Mitte des Jahres bei Motorrad Taf in Nürnberg über den Thor Quadrant Pro Circuit.
Ein günstiger reiner Crosshelm aus Polycarbonat mit Doppel-D Verschluss. Haltbarkeit also so ca. 3-4 Jahre. Aufgrund des Preis-Leistungsverhältnisses schnappte ich mir diesen. Noch eine Scott Brille dazu und das Belüftungsproblem im Sommer war gelöst. Der Helm hat sich bisher bei warmem Wetter bewährt. Ich habe lediglich noch Gummidichtungen unter die Schrauben für das Sonnenvisier gelegt um dieses besser gegen verrutschen zu sichern. Somit hatte ich eine Lösung für 1-2 Tages Touren mit absehbarem Wetter gefunden. Was dieser Helm zweifellos nicht bietet für knapp unter 100 EUR sind Komfortfunktionen und Nässeschutz.

 

Nach unserer Kroatientour unterzog ich den alten S1 einer Komplettreinigung und machte eine Bestandsaufnahme welche Teile ich ersetzen müsste. Leider ergab ein Anruf bei Schuberth dass die benötigtne Teile (Backenpolster, Kopfpolster) nicht mehr alle verfügbar sind. Nun begann die große Suche. Diverse Recherchen führten mich zu Caberg Tourmax (Klapphelmkonzept mit Enduroform), Schuberth C3Pro (reiner Klapphelm) oder X-Lite X-551 (Endurohelm mit Visier). Eine ausführliche Anprobe bei Louis in Nürnberg viel leider nicht zufriedenstellend aus. Wenn ich schon bereit bin für einen Helm und vor allem für die Komforfunktionen über 500 Euro zu investieren dann muss auch alles passen. Der Caberg lies sich nicht schließen da mein Kinn im Weg war, der C3Pro hat keine Zulassung als Jethelm und klappt daher bei leichter Erschütterung direkt wieder zu und beim X-Lite überzeugte das Visier und die Passform nicht. Mit dem Anspruch Pinlock Visier, Sonnenblende und passen muss er, wanderte ich dann durch die meisten der vorrätigen Hersteller (Shoei, Nolan, Schuberth, X-Lite, Nishua, Caberg,…) nichts zu finden. Ich resignierte für diesen Tag.
Mein Fokus wurde ein paar Tage später durch einen Bekannten auf die BMW Helme gelenkt. Als nicht BMW Fahrer hatte ich diese bisher nicht wirklich wahrgenommen. Also auf zum BMW Händler. Freundliche Beratung im Hause Cloppenburg und sofort das Angebot eine Probefahrt mit dem BMW Systemhelm 6 Evo zu machen regten mein Interesse an.

Eigenschaften des BMW Systemhelm 6 EVO:
– Klapphelm mit Jethelm Zulassung
– Gewicht 1.595 Gramm
– Pinlock Visier
– Sonnenblende
– Kinnteil öffnet über Zetrale Taste welche in Bewegunsrichtung zu drücken ist (jeder der einen Klapphelm hat weiß was ich damit meine!)
– geniale Kopf und Visierbelüftung
– kein Verriegelungsmechanismus nötig um den hochgeklappten Kinnteil zu halten, aber er bleibt auch bei starker Erschütterung stabil in Position
– sehr leise für eine Klapphelm
– Raststeckschloss

Helme (8)

Nach einer Probefahrt waren ein Kumpel und ich uns einig, das wird unser neuer Helm. Nach kurzem Gespräch kam uns auch noch der Händler mit dem Preis entgegen und so hatte die Suche ein Ende.

Nach nun gut 5000 km mit den Helmen konnte ich noch keinen Makel entdecken und bin mit dem Kauf zu 100% zufrieden. Ich bin überzeugt ein Helm Duo für die nächsten Jahre und viele km gefunden zu haben.

Ortlieb Sturzbügeltaschen für die SW-Motech Sturzbügel an V-Strom

Für BMW bietet Touratech und Wunderlich ein breites Sortiment an Zubehör an, so auch passgenaue Taschen für die Sturzbügel. Für Suzuki sieht die Auswahl hier etwas beschränkter aus, wobei es auch hier mehrere Anbieter gibt.

– Macel Surab: www.marselus.com
– Trailmaster Adventure Gear: http://www.tmadvgear.com/v-strom-bags/

Leider baut weder Marselus noch Trailmaster Taschen für die SW-Motech (original Suzuki) Sturzbügel. Insofern musste ich mich nach dem Wechsel der Sturzbügel um eine andere Lösung bemühen. Bereits vor einiger Zeit stolperte ich über eine Idee zur Befestigung von Ortlieb Taschen im GS-Forum.eu.  Allerdings gefielen mir die Aluplatten zwischen den Rohren des Sturzbügels nicht so gut und ich hatte Bedenken dass die Abstände der Rohre zu eng sind.
Also im ersten Schritt die Bohrschablone für die Befestigung der Ortlieb Außentaschen von der Homepage des Herstellers geholt. Damit ab zum Motorrad und ein glücklicher Zufall, der Abstand der beiden Halter stimmt exakt mit dem Abstand der Rohre überein. Also müssen nur irgendwie die beiden Halteschienen an die Sturzbügel rangetüdelt werden. Frei nach Werner sollte das mit ein bisschen Draht schon machbar sein.
Ich wählte dann doch ein paar Befestigungsschellen 20mm Durchmesser welche ich mir bei Louis besorgte.

 

Insgesamt eine absolut einfach zu befestigende, aber genial robuste Lösung. Die Wasserdichtigkeit und Qualität der Ortlieb Taschen steht denke ich nicht zur Diskussion und benötigt keine Erläuterung. Anfänglich hatte ich aufgrund des Befestigungssystems noch Bedenken wie Geschwindigkeitsstabil diese Lösung wohl ist. Nach inzwischen über 3000km mit den Taschen sind diese völlig zerstreut. Außerdem gibt es eine einfache Möglichkeit die Taschen mit einem Stück Klettband oder einem Kabelbinder zu sichern. Man muss nur die am Motorrad verankerte Schiene und die an der Tasche befestigte Schiene damit umwickeln.

Nun noch einige Bilder der Taschen:

Warum die Drift Ghost-S die bessere Actioncam für Motorradfahrer ist

Ich hatte mir Anfang des Jahres eine gebrauchte GoPro Hero 2 für meine ersten Schritte mit einer Actioncam gekauft. Nun da ich den Verwendungszweck und mein Nutzungsprofil ausgetestet hatte war es Zeit ein passendes Top Modell anzuschaffen. Meine Entscheidung fiel hierbei nicht auf die Produktpalette von GoPro sondern auf die Drift Ghost-S. Nun nach über 3000 km möchte ich einige Worte zur Ghost-S verlieren.

Warum nicht den Markführer nehmen? Warum ein wesentlich unbekannteres Modell? Und das noch dazu kurz vor Veröffentlichung der GoPro Hero 4?

Ein erster Grund für mich ist Lieferumfang und Preis. Die Hero 3+ in der Black Edition kostet immerhin knapp über 400 EUR. Die Gopro 4 knapp unter 500 EUR. Drift bietet sein Top Modell für knapp über 300 EUR an. Hierbei wird quasi alles mitgeliefert was man benötigt.

Lieferumfang:
– Kamera inkl. Display und Wifi
– abgedichteter Deckel
– Deckel mit Kabeldurchführungen
– 2 Klebepads + Steckhalter
– Halterung für Motocrossbrille
– Fernbedienung inkl. Armband
– Akku

Ein zweiter Grund ist das System zur Befestigung und Ausrichtung. Der integrierte Monitor erleichtert das positionieren. Es sind keine Anschlussadapter für Stative nötig, da direkt an der Kamera ein Stativgewinde aus Metall vorhanden ist. Außerdem erleichtert die drehbare Linse die Ausrichtung enorm! Keine dreidimensional einstellbaren Haltearme mehr, welche erst zuverlässig gegen verstellen gesichert sind wenn man die Kontaktflächen mit Schleifpapier aufraut, oder die Schrauben so fest anzieht dass man Werkzeug hierfür braucht.

Ein dritter Grund ist die Ergonomie der Kamerabedienung. Die Menüführung ist wesentlich eingängiger als bei den GoPro Modellen und das Bedienkonzept mit 4 Tasten (Enter, Cancel, Vor, Zurück) erleichtert die Bedienung um ein vielfaches gegenüber der 2 Tasten Bedienung der GoPros.

Der absolut entscheidende Grund für mich war aber die Fernbedienung und die Akkulaufzeit. GoPro koppelt seine Fernbedienung via WLAN was zwar eine sehr hohe Reichweite hat (welche ich nicht auf dem Motorrad benötige) aber auch sehr viel Akku kostet. Drift nutzt für die Fernbedienung nicht die stromintensive WIFI Verbindung. Die Reichweite beschränkt sich daher auch auf nur ca. 10 Meter. Allerdings liegt die Akkulaufzeit der Fernbedineung bei 8 Stunden PLUS! Eines meiner Probleme mit der Gopro war die immer wieder nach spätestens einem halben Tag leere Fernbedienung mit einem sehr speziellen Ladekabel. Die Drift Remote wird einfach per Micro USB geladen. Über verschiene LED Farben gibt sie Rückmeldung was die Kamera gerade tut. Absolut perfekt und praktikabel! Noch dazu ist die Fernbedinung größer und dadurch wesentlich besser mit Handschuhen zu bedienen. Bei der GoPro ist eine Umschaltung zwischen Remote und APP nötig wenn man das Kamerabild via Handyprüfen möchte, bei der Drift kann die App via Wifi und die Fernbedienung gleichzeitig genutzt werden!
Im Internet gefundene Tests zur Akkulaufzeit der Ghost-S kann ich nur bestätigen. Zwischen 3 und 5 Stunden mit einem Akku ist je nach Nutzung möglich. Mit einer GoPro undenkbar!

Bild und Videoqualität nimmt sich zwischen Gopro 3+ Black und Ghost-S meiner Meinung nach nichts. Am häufgsten nutze ich den Timelapse Modus um während dem Motorradfahren Bilder über eine gefahrene Strecke verteilt zu machen. Inzwischen habe ich auch meine ersten Versuche mit Filmen gemacht.

Fazit:
Insgesamt war ich mit der GoPro nicht wirklich zufrieden. Die Ghost-S gleicht alle Schwächen welche mich gestört haben aus und übertrifft meine Erwartungen deutlich. Man muss aber auch dazu sagen dass ich die Kameras aus der Sicht eines Motorradfahrers betrachte. Das Wasserdichte aber nicht zum Tauchen geeignete Gehäuse der Drift ist ein Vorteil für mich, für andere ist es ein Nachteil. Die aufgrund des Mini-USB Anschlusses (Gummidichtung schützt bei Regen) nicht tauchfähige Fernbedienung stellt eventuell auch eine Einschränkung bei einem anderen Nutzungsprofil dar. Solltet ihr nun Blut geleckt haben und auch eine Drift Ghost-S kaufen wollen schaut doch mal bei Amazon vorbei, wenn ihr über diese Link (Amazon Affiliate Link) kauft unterstützt ihr mich ohne mehr für die Kamera zu bezahlen:

Zusätzliches Zubehör welches ich einsetze:
– Für die Befestigung am Motorrad nutze ich Klemmhalterungen der Firma Ram-Mount
– Zwei zustätzliche Akkus und ein externes Ladegerät der Firma Patona erhöhen die Laufzeit -> Amazon Link
– zusäztliche Klebepads um meine beiden Helme auszustatten -> Amazon Link
– Joby Gorillapod als flexible Kleinstativ Lösung -> Amazon Link

Links zu anderen Tests und Berichten:
http://www.helmkamera-test.de/index.php/helmkamera-tests/75-drift-ghost-s-besser-als-gopro-black-edition-und-actionpro-x7
http://actioncam-freestyle.de/drift-ghost-s-vs-gopro-hero3-black-edition-vergleichstest/
http://freiheitenwelt.de/drift-ghost-s-im-test-beste-kamera-fuer-motorradfahrer/

Hier nun noch ein paar Bilder welche mit der Ghost entstanden sind und ein Video:

[vimeo http://vimeo.com/109762306]

Tessintour 2014 – Tag 4 – Heimweg – 585 km

Aufrgund der Wetterlage in den Bergen haben wir gestern beschlossen heute bereits den Heimweg anzutreten. Wenn man zum Fenster rausschaut kann man schwer glauben dass in wenigen Kilometern Distanz bereits Schnee liegen soll. Stahlend blauer Himmel und Sonnenschein. Kaum geht man um die Hausecke und schaut in Richtung Norden sieht man Schneebedeckte Berge, und die Schneegrenze ist erschreckend tief. Wir haben uns den Wecker auf 6:30 gestellt um möglichst bald los zu kommen. Wir wollen unterwegs entscheiden ob wir in einem Rutsch durchfahren oder noch eine Übernachtung einlegen. Soviel vorweg, wir sind durchgefahren.

Für den Anfang starten wir in Richtung Süden am Lago di Como entlang. Der Weg heute führt uns wieder nach Lugano, allerdings queren wir weiter nördlich als gestern. Wir fahren den Lago di Lugano von oben an. Der Plan ist in Lugano zu tanken und Vignetten zu erwerben und dann auf die Autobahn zu fahren. Der San Bernardino und der Gotthard Pass sind aufgrund des Schneefalls geschlossen. Die Tunnel allerdings sind offen. Wir entscheiden uns für den Bernardino. Die Anfahrt gestaltet sich äußerst windig. Die Schneegrenze nähert sich unausweichlich, so langsam sieht es neben der Straße aus wie gezuckert. Nur der Bernardino Tunnel verbirgt noch vor uns wie es wohl auf der Nordseite aussehen mag?

Wir durchqueren ihn und genießen das warme Klima im Tunnel in dem Wissen dass es am Ende der Röhre deutlich kühler sein wird. Am Tunnelausgang angekommen tauchen wir ein ins Winterwonderland. Die Bäume ächzen unter der Schneelast. Eine Traumumgebung für Weihnachten. Aber was tun wir gleich nochmal hier? Motorradfahren!!! Gott sei dank sind die Strassen frei. Wir cruisen lässig die Autobahn hinab. Wobei Autobahn hier nicht mit einer 6-spurigen Deutschen Autobahn verwechselt werden darf. Wir bewegen uns auf einer eher mit einer Bundesstraße vergleichbaren Route. Dementsprechend hoch ist eigentlich der Fahrspass. Die Höhenmeter purzeln und der Schnee lässt langsam, ganz langsam nach. Nachdem wir unterhalb der Schneegrenze sind legen wir einen Stopp ein und ich darf mir erstmal anhören dass wir nie mehr in die Berge fahren! Und dass die Schweiz wettermäßig (wir erinnern uns an unseren Kurztrip 2013) einfach nicht für Aufenthalte mit dem Motorrad geeignet wäre.

Eine Tasse Tee und ein wenig Nougat später fahren wir gen Grenze. Um in Österreich die Autobahnmaut zu vermeiden quälen wir uns mal wieder durch Bregenz, nehmen noch eine günstige Tankstelle in Anspruch und fahren in Lindau auf die Deutsche Autobahn. Es regnet gerade was runtergeht, lässt aber erfreulicherweise nach. Ein paar Kilometer weiter wird es endlich trocken und wir beschließen keine Übernachtung mehr einzulegen. Wir ziehen es durch, noch ein kleiner Stopp an einem Subway um den knurrenden Magen zu besänftigen. Einige Baustellen später zieht Anja vor mir in Aurach von der Autobahn runter. Wir drehen noch eine kleine Abschlussrunde um die eckigen Reifen wieder ein wenig in Form zu bringen. Ein wundervoller Sonnenuntergang schließt diesen Tag und damit den Ausflug ins Tessin (ohne längeren Aufenthalt im Tessin) ab.

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Fazit der Tour: Wir wohnen auf der falschen Seite der Alpen! Macht aber nix in 1,5 Wochen sind wir wieder im Süden, dann allerdings ohne Motorräder.

Daten zur Tour: 1.520km in 4 Tagen, Tiefster Punkt: 188m, Höchster Punkt: 2.737m, Anstieg/Abstieg je 15.890m

P.S. Anja findet meine Sicht des heutigen Tages sehr beschönigend, sie fand die Wetterlage am Bernardino eher nervenaufreibend und wollte mich kurzzeitig für diese Tour auf einem Scheiterhaufen abfackeln!

Tessintour 2014 – Tag 3 – Drei Seen Tour – 276 km

Der Tag heute begann am Laptop. Wetter checken, Webcams checken. Der San Bernardino ist schneebedeckt, damit fällt die Tour nach Bellinzona flach und wir fahren die Tour über die Seen Lago di Como, Lago di Lugano und Lago Maggiore. Die Gedanken an den Heimweg lassen sich auch nicht mehr verdrängen, einen Pass wie den Flüelapass bei Schnee fahren, ob das so eine gute Idee ist? Naja erstmal ist heute wieder blauer Himmel angesagt. Zumindest wenn man gen Süden schaut. Im Norden sieht das ganz anders aus. Gestern Abend wütete hier noch ein Sturm dessen Spuren zu sehen sind. Die Bäume haben alle Blätter verloren.

Wir gehen erstmal frühstücken und freuen uns über reginalen Käse und luftgetrocknete Salami. Nach dem Frühstück ab in die Klamotten und auf die Moppeds. Wir fahren am Ufer des Lago die Como entlang nach Süden. Wie erwartet ist der Weg geprägt von vielen Ortschaften und Begrenzungen auf 50 km/h. Ein paar Fotostopps und einige Tunnel (um das vorankommen etwas zu beschleunigen, man könnte auch komplett am Ufer entlangfahren) später geht es schon nach rechts weg in Richtung Lugano.

Auf dem Weg in die Schweiz erreichen wir den heutigen höchsten Punkt mit fast 900 Höhenmetern. Einige Kehren versüßen uns den Weg. Die Grenzer sind entspannt und winken uns durch. Der Abstieg zum See gestaltet sich als wahre Freude, wird aber jäh eingebremst durch eine Vollsperrung welche von zwei Polizisten durchgesetzt wird. Wir müssen einen anderen Weg wählen, was sich allerdings nicht als Nachteil herausstellt. Kleinste Gassen und einige Serpentinen später kommt der Lago Lugano in Sicht. Schnell überquert und in die Großstadt gestürzt. Unsere Tanks verlangen zwar noch nicht nach Füllung, aber in der Schweiz ist das Benzin deutlich günstiger als in Italien. Wir legen einen kurzen Stop ein um dies auszunutzen.

Hier ein erster Versuch eines Videos:

Beim verlassen von Lugano biege ich falsch ab und wir drehen eine Ehrenrunde um den Laghetto di Muzzano. Nachdem wir den richtigen Weg wieder gefunden haben bewegen wir uns an der Landesgrenze entlang in Richtung Lago Maggiore. Das Ufer des selbigen lässt unseren Weg gen Süden schwenken und das Drama nimmt seinen Lauf. Was heisst Drama, schlimm ist es eigentlich nicht, aber unsere Vorstellung war ein wenig anders. Wir hatten viele bewohnte Gebiete erwartet, und somit ein langsames vorankommen, aber nicht soviele! Es ist eher eine Plage als eine Freude am Lago Maggiore entlang zu schleichen. Die Verkehrsdichte ist relativ hoch und das höchste der Gefühle sind einige wenige Passagen mit 70km/h für wenige hundert Meter. Den Weg um den Lago di Garda habe ich da wesentlich schöner in Erinnerung. Es zieht sich auf jeden Fall ewiglich bis wir am Südende des Lago Maggiore endlich wieder abdrehen und zurück zum Lago di Como streben.

Aber auch dieser Weg hat es in sich. Haben wir letztes Jahr noch über die Schweiz geflucht, so schlägt diese Gegend Italiens die Erinnerungen haushoch. Eine einzige nicht enden wollende Ortschaft. Wir halten Ausschau nach etwas essbarem und werden endlich auch in einer Gelateria fündig. Hier essen wir zwei Panini mit Schinken, Mozarella und Feldsalat – ein Genuss. Durch den Feierabendverkehr der Stadt Como kämpfen wir uns wieder ans Seeufer zurück. Ums mit Obelix worten zu sagen: Die spinnen die Italiener! Zweispurige Kreisverkehre welche vierspurig befahren werden. Jeder fährt wie er will. Rote Ampeln werden komplett ignoriert. Wir Deutschen sind da sehr verwöhnt von unseren strikten Regeln und Ihrer akribischen Einhaltung (bis auf wenige Ausnahmen).

Das Ostufer des linken Ausläufers des Sees hingegen erfreut uns mit einer anspruchsvollen und sehenswerten Straßenführung. Wir wollen nach Bellagio um per Fähre nach Varenna überzusetzen. Die Straße ist schmal und kurvenreich. Der Verkehr ist quasi plötzlich versiegt und wir stoßen nur hin und wieder auf ein Auto. 50km/h sind eine angenehme Geschwindigkeit, die V2 Motoren ziehen im dritten Gang sauber aus den Kurven raus und wir genießen die Strahlen der untergehenden Sonne. In Bellagio an der Fähre sprechen uns zwei ältere Kölner Pärchen an. Die Frauen sind begeistert dass Anja so ein schweres Motorrad so weit durch die Gegend bugsiert. Die Herren interessieren sich für den Touratech GPS Halter und die LED Tagfahrlichter. Um 17:30 befahren wir die Fähre und starten mit der 15 minütigen Überfahrt. Es war den ganzen Tag schon sehr windig, aber hier auf dem See erreicht die Brise ihren Höhepunkt. Wir stehen mit Helm auf dem Kopf und geschlossenem Visier neben den Motorrädern um sie zu sichern.

In Varenna angekommen sind es nicht mehr ganz 30km bis zum Hotel Maloia. Wir erfahren die letzten Kurven des Tages und blicken Sorgenvoll gen Norden in die Berge. Die dunklen Wolken haben sich noch nicht verzogen. So schön das Wetter auf der heutigen Tour war, so schlecht ist das Wetter auf den Pässen. Direkt nach der Ankunft im Hotel und kurzer Recherche der aktuellen Webcambilder und des Wetterberichtes im Internet beschließen wir morgen den Heimweg anzutreten. Wir wollen versuchen von Lugano aus per Autobahn durch die Berge zu kommen. Ob wir dann direkt durch fahren oder nochmal einen Zwischenstop einlegen, werden wir spontan entscheiden.

Tessintour 2014 – Tag 2 – Lago di Como – 235 km

Nach einer ruhigen Nacht freuten wir uns beim ersten Blick aus dem Fenster über den blauen Himmel. Wir trödelten ein wenig herum da wir im Hinterkopf hatten dass heute nur gute 200 km geplant sind.

Das Frühstück begeisterte uns mit geräuchertem Schinken und frischen Vinschgauern. Der erneute Blick aus dem Fenster offenbarte uns dicke Regentropfen. Egal wir trödelten weiter und so kam es dass der Regen über uns hinweg war als wir endlich die Motorräder beluden um zu starten. Ich wollte nochmal einen kurzen Stop am Kirchturm einlegen um den dortigen Cache zu heben. Nach diesem Stop ging es dann endlich richtig los. Den Reschenpass runter und ab in Richtung Passo di Stelvio (Stilfserjoch).

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Die Nordrampe des Stilfserjochs ist bekannt für Ihre engen Kehren und so kommen wir auch nicht sonderlich schnell vorwärts. Ein Erlebnis ist die Auffahrt allerdings definitiv und dies nicht nur aufgrund des gesichteten Erlkönigs auf Testfahrt. Am Pass angekommen folgt der obligatorische Fotostopp und ein Tässchen Tee. Hier oben sind wir ziemlich froh unsere Mützen mitgenommen zu haben. Ohne Helm ist es ganz schön kalt an den Ohren.

Die Südseite hinab ist wesentlich flüssiger und vor lauter Fahrfreude verpasse ich den Abzweig in Richtung Passo di Foscagno. Mir war bei der Planung gar nicht bewusst dass die Gegend um Livigno ein Zollfreies Gebiet ist. An der ersten Tankstelle haue ich dementsprechend kurzfristig den Blocker rein – Super 1,09 EUR!!! Erstmal Volltanken, wenn nicht der rein italienische Kassenautomat wäre. Dank der Hilfe einer Italienerin konnte auch dieses Problem gelöst werden. Es folgt der Passo Eira und dann gehts ab nach Livigno. Über den Forcola di Livigno machen wir nochmal einen Abstecher in die Schweiz. Hier begleitet uns beim konstanten Höhenmeter Verlust der Bernina Express,eine der Rhätischen Bahnen. Irgendwann müssen wir diese auch einmal in Anspruch nehmen und diese andere Art des Reisens testen. Ein besonderer Augenschmauß ist das Kreisviadukt Brusio. Wir ziehen langsam vorbei und nähern uns dem nächsten Länderwechsel um endgültig in den Süden einzutauchen. Der Verkehr wird dichter, die Temperaturen steigen (26° Grad um 17 Uhr).

Das Tagesziel rückt in greifbare Nähe, ein Highlight sollte aber noch kommen. In Sondrio verlassen wir die Hauptstrasse und folgen Serpentinen den Berg hinauf um auf der Höhe ein wenig parallel zur Hauptstrasse zu fahren. Aber nur ein wenig, der Abstieg folgt sehr schnell wieder und führt uns durch typische Italienische Gassen mit engen Kehren. Ein Genuss ist diese Straßenführung. Allerdings ist sie nicht geeignet um zügig voranzukommen.

Trotz der kilometertechnisch relativ kurzen Tagesstrecke ist es inzwischen kurz nach 16 Uhr und wir müssen uns noch eine Unterkunft als Basislager für die nächsten Tage suchen. Der Anspruch ist also ein wenig höher als bei einer einzelnen Übernachtung. Enige vorab im Internet recherchierte Adressen sollen uns dies erleichtern. Das auffinden des ersten Hotels gestaltet sich nicht ganz trivial, dafür ist dieses bereits ein Volltreffer. Wir checken im Hotel Maloia in Dubino für die nächsten Tage ein. Ein kleiner Pizzaimbiss nebenan sorgt mit Holzofen für unser Abendessen.

Noch sind wir unentschlossen wie es weitergehen soll. Der Wetterbericht sieht nicht wirklich gut aus. Eine Tour um die oberitalienischen Seen wollen wir drehen und einen Abstecher ins Tessin (das eigentliche Ziel unserer Reise) nach Bellinzona steht auch noch auf dem Programm. Der Weg dorthin ist eigentlich über den San Bernadino angedacht, dort aber soll es morgen schneien. Nunja erstmal eine Nacht drüber schlafen, dann sehen wir was wir machen.

Tessintour 2014 – Tag 1 – Reschenpass – 425 km

Der letzte längere Trip ist schon wieder 1,5 Wochen her, der Entzug steigt. Um uns auf den langen Urlaub einzustimmen starteten wir am Samstag mit den Motorradfreunden zur Herbstparty des MC Hüttenberg. Mal schnell Samstag und Sonntag 600 km runtergerissen, eine Nacht im Zelt verbracht und viele Freunde getroffen. Nach dieser kurzen Aufwärmrunde sollte es nun wieder etwas weiter weg gehen. Die Grobe Richtung: Tessin – Bellinzona. Aber da der Weg das Ziel ist dachten wir uns es muss doch irgendwann auch endlich mal mit dem Reschen klappen. Anja wollte schon immer den Kirchturm im Wasser sehen. In Dänemark hatten wir immerhin schon eine Kirche in einer Wanderdüne gesehen. Die grobe Planung stand und so konnten wir Montag morgen um 9:30 in Richtung Reschenpass starten.

Der Wetterbericht sagte uns blendenden Sonnenschein voraus, aber erst wenn wir ein Stück weg wären. Und so kam es wie es kommen musste. Auf den ersten Metern regnete es ein wenig. Die Strecke bis Gunzenhausen war schnell abgesessen. Viele bekannte Strassen ließen noch kein Reisegefühl aufkommen. Als wir dann durch Oettingen (bekannt durch seine Brauerei) in Richtung Nördlingen fuhren stellte sich das Gefühl des „Wegfahrens“ so langsam ein. In Höchstädt an der Donau legten wir einen ersten kurzen Stopp ein als wir das verhüllte Schloss (keine Aktion von Christo, sondern nur Renovierungsarbeiten) entdeckten.

Das Wetter war uns wohlgesonnen, inzwischen blendete die Sonne und der Himmel erstrahlte in sattem Blau. Die Umleitungen hielten sich in Grenzen und so hoffte ich mit dem angebrochenen Tank bis über die Grenze nach Österreich zu kommen. Schnell an Augsburg vorbei in Richtung Kaufbeuren. Das Allgäu erstrahlte in sattem Grün, die Bauern brachten das letzte Gras nach hause und die Polizei laserte fröhlich, gut dass wir im Blümchenpflückermodus unterwegs waren. Trotzdem ging es flott vorwärts und als wir das Ziel vor Augen hatten – bei Füssen über die Grenze um zu tanken – holten uns auch wieder die Umleitungen ein. Von diesen gequält mussten wir dann doch noch einen Stopp innerhalb Deutschlands einlegen.

k-Tessin_T1 (3)

Danach schnell über die Grenze und ab in Richtung Reutte. Die Straßen hier waren uns von früheren Aufenthalten wieder gut bekannt und bald lachte uns der erste MPreis an. Das besondere hier ist dass es RINGO zu kaufen gibt. Ein Oreo ähnlicher Keks, nur besser! Ich ignorierte diesen sehr zu Anjas Leidwesen und wir bogen nicht ins wohl bekannte Lechtal ab sondern orientierten uns in Richtung Fernpass. Am Blindsee kurz unterhalb von eben diesem Pass legten wir eine kurze Mittagspause mit Schokobananenpudding ein. Man konnte von hier aus einen wunderbaren Blick auf die Zugspitze werfen. Ein leichtes Lächeln umspielte unsere Lippen als wir viele Menschen aus Fernost mit Handys auf Selfiestativen erblickten. Aber mal ehrlich? Sind wir anders? Nein, also schnell die Ghost gekrallt und ein Selfie geschossen.

Ein großer Teil des heutigen Planes war nun schon geschafft. Also ab über den Pass und ab in Richtung Reschen. Wir wollten schließlich noch Pizza essen und da wir gut in der Zeit lagen heute noch einen Blick auf den berühmten Kirchturm werfen. An den Temperaturen merkte man langsam dass wir an Höhenmetern gewannen. Allerdings zeigten auch die in allen Farben leuchtenden Bäume dass es erst Herbst ist und so durften wir immer noch 16 Grad genießen. Am Reschenpass kurzer Stopp fürs Obligatorische Foto und dann ab zum Pizza essen… verdammt… warum hat die Pizzeria geschlossen? Naja dann eben keine Pizza. Als ab zum Turm, kurzer Fotostopp und weiter ins Hotel (Garni Wallnhöfer – eigentlich auch geschlossen, aber ein Zimmer für uns haben sie schon… Das nenn ich Service).

Zimmer bezogen, umgezogen und auf die Jagd nach Abendessen einen kleinen Spaziergang durch den Ort gemacht. Wir fanden ein Restaurant mit angeschlossener Konditorei. Die Kuchenauswahl überzeugte uns dass wir hier richtig sind. Nach dem Essen fanden wir noch einen Verdauungsschnaps und die Wlan Zugänge am Hoteltresen vor. Und nun ist es wieder soweit. Ich sitze hier und beginne einen Bericht über eine kurze Reise. 6 Tage soll es diesmal dauern und wir wollen doch so einiges sehen. Deutschland, Österreich und Italien haben wir heute befahren. Morgen geht es weiter in Richtung Tessin, wobei wir auf der Italienischen Seite bleiben wollen, nahe am Lago di Como. Aber dazu in den nächsten Tagen mehr.

Heimweg Erzgebirge 2014 – Tag 5 – 359km

Nun stand also schon wieder der Nachhauseweg an. Wie schnell doch 5 Tage vergehen. Der erste Blick aus dem Fenster hielt heute einen Atemberaubenden Sonnenaufgang für uns bereit. Der Versuch schnell in die Schuhe und mit dem Foto auf den Aussichtsturm zu sprinten scheiterte an der Drehtür des Turmes mangels eines 50 Cent Stückes. Es gibt diese Momente im Leben, in denen hast du die Kamera in der Hand und könntest…ja wenn du könntest…

Für heute war die Wegstrecke bereits durch drei Punkte festgelegt. Das Hotel, Bürglein und wir wollten unbedingt noch an der Göltzschtalbrücke vorbeischauen. Das ganze ergab dann eine geplante Strecke von ca. 340 km. Dank der wieder zahlreich vorhanden Umleitungen wurde es auch heute wieder etwas mehr. Die erste halbe Stunde verloren wir direkt durch die erste Umleitung ab Marienberg und mussten nochmal eine Schleife am Hotel vorbei fahren.

Der Weg bis zur Brücke war noch geprägt von Chemnitz, Zwickau, einem blauen Himmel und strahlendem Sonnenschein. An der Brücke machten wir einen Fotostop und staunten über die unglaublichen Zahlen, welche diesem Bauwerk zugrunde liegen.

Kaum unter der Brücke durch, genießen wir wieder kleine Straßen entlang von Flussläufen in Tälern. Wir gleiten durchs Vogtland und müssen leider feststellen dass der Himmel uns heute wohl nicht den ganzen Tag so wohlgesonnen sein wird. Es wird zunehmend dunkler, der Wind wird stärker und es beginnt zu regnen. Irgendwo im Nirgendwo legen wir noch einen Tankstop ein. Die letzten Tage stecken uns in den Knochen und die zunehmend kühleren Temperaturen fördern die Freude am fahren nicht wirklich. In Schesslitz legen wir den dritten Stopp des Tages ein um in einer kleinen Bäckerei etwas warmes zu trinken und etwas zu essen. Bei der Fahrt durch Bamberg kommen Erinnerungen an das Buch (und den Film) Resturlaub von Tommy Jaud in uns hoch. Auf dem Weg nach Höchstadt an der Aisch fällt uns die Veränderung in der Landwirtschaftlichen Nutzung der Flächen auf. Die Felder werden kleiner und bunter. Das ganze sieht etwas mehr nach Patchwork aus. Mir kommt in den Sinn, dass die Landwirtschaft in unserer fränkischen Heimat nicht halb so effektiv sein kann wie weiter im Norden. Die Landschaft hingegen ist viel Abwechslungsreicher und ansprechender für den Betrachter. Auf den letzten Kilometern bemerkt man an der sich leicht steigernden Geschwindigkeit das Bedürfnis endlich anzukommen. Raus aus den feuchten Klamotten, rein ins Warme.

Wir sind in 5 Tagen 1537 km in zwei Ländern gefahren. Haben völlig verschiedene Landschaften gesehen, sind ein wenig wandern gewesen, haben eine vorzügliche Küche genießen dürfen und konnten ein wenig vom Alltag abschalten. Trotzdem freuen wir uns schon wieder auf den nächsten Urlaub.